Catharina de Gara

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Catharina de Gara (auch Catharina von Gara, Katharina von Gara, Katharina Garai) (* um 1418; † um 1472 [1]) war die zweite Ehefrau von Graf Heinrich IV. von Görz-Tirol[2] und Mutter seiner Söhne Johann II. und Leonhard von Görz-Tirol, die ihm als Herrscher der Grafschaft Görz nachfolgten. Bekannt ist sie durch die Grünburger Fehde, die nach ihr auch als Frauenfehde bezeichnet wird.

Herkunft

Catharina de Gara entstammte einer einflussreichen ungarischen Magnatenfamilie. Nikolaus de Gara der Ältere († 25. Juli 1386), Palatin des ungarischen Königreiches, war unter König Ludwig I. der Aufstieg in den ungarischen Hochadel gelungen. Dessen Sohn Nikolaus de Gara der Jüngere (* um 1367; † 1433) heiratete um 1402 Anna von Cilli (* um 1384, † 1439) eine Tochter des Grafen Hermann II. von Cilli. Ihre jüngere Schwester Barbara wurde die zweite Ehefrau des späteren Kaisers Siegmund, somit war er dessen Schwager. Nikolaus de Gara der Jüngere oder sein Sohn Ladislaus de Gara dürfte Catharinas Vater gewesen sein.

Catharina de Gara heiratete um 1438[3] Heinrich IV. von Görz-Tirol (* um 1376 / 1380; † nach dem 18. März 1454 und vor dem 8. Juni 1454, in Toblach[4]), gefürsteter Graf von Görz. Aus dieser Ehe sind drei Söhne belegt:

  • Johann II. von Görz-Tirol (* zw. 1438 und 1444[5]; † 22. Mai 1462, in Lienz), von 1454 bis 1462 gefürsteter Graf von Görz.
  • Leonhard von Görz-Tirol (* 1444, in Lienz; † 12. April 1500, Lienz), bis 1500 gefürsteter Graf von Görz, mit ihm starb die Dynastie aus.
  • Ludwig von Görz-Tirol (* zw. 1438 und 1444[6]; † um 1457)

Heinrich IV. von Görz

1385 bzw. 1394 hatte Heinrich IV. von Görz-Tirol die Nachfolge seines Vaters als Graf von Lienz und Görz und als Pfalzgraf in Kärnten angetreten. Nach dem Tod seines Bruders Johann Meinhard (* um 1380; † 22. Mai 1430) erbte er die Grafschaft Kirchberg, die er um 1433 an Graf Johann von Öttingen, dem Ehemann seiner Tochter Elisabeth aus seiner ersten Ehe, verpfändete[7]. Außerdem führte er die Titel Statthalter von Belluno und Feltre sowie Landeshauptmann von Krain. Unter ihm verlegten die Grafen von Görz ihre Hauptresidenz von Görz nach Lienz[8]Heinrich stammte aus der "Albertinischen Linie" der Grafen von Görz-Tirol. (Die "Meinhartinische Linie" war bereits mit Heinrich (VI.) von Görz-Tirol, Herzog von Kärnten und Graf von Tirol bzw. dessen Tochter Margarethe ausgestorben, ohne dass es Heinrichs Familie gelungen war, sie zu beerben.)

Unter Heinrich IV. bzw. nach dem Tod seines Vaters Meinhard VI. († 1385)[9] begann der endgültige Abstieg der Grafen von Görz-Tirol, vermutlich eine Ursache für Heinrichs schlechten Leumund. Dass Heinrich Opfer eines "Rufmordes" ist, kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.[10] Zu berücksichtigen ist, dass Heinrich ein sehr schwieriges Erbe antrat. Seine Position aufgrund der geographischen Lage seiner Länder wurde sowohl von den Habsburgern bedroht, als auch von der Republik Venedig und den Grafen von Cilli, die wiederum vom ungarischen König Siegmund gefördert wurden, der gleichzeitig der König des Heiligen Römischen Reiches war. Hinzu kamen noch verwandtschaftliche Beziehungen zu den Herzögen von Bayern, die ebenfalls politisch Einfluss zu nehmen versuchten, und das Erzbistum Salzburg. Auch wenn Heinrichs Politik insgesamt relativ glücklos war, spricht für ihn, dass er sich wenigstens zu behaupten versuchte und dass ihm dies trotz widriger Umstände doch halbwegs gelungen sein muss, wie gerade der Umstand zeigt, dass seine Söhne letztlich seine Nachfolge antreten konnten.

Heinrich war seit dem 14. Oktober 1382 mit der Herzogin Elisabeth von Österreich († 1392) verlobt, einer Tochter von Herzog Leopold III. von Österreich[11]. Seit ca. 1402 / 1407 war er in erster Ehe mit Elisabeth von Cilli († zwischen dem Jänner 1436 und vor dem 14. März 1437[12]), einer weiteren Tochter von Graf Hermann II. von Cilli, verheiratet, und somit ein Schwager von König Sigismund. Da Catharina de Gara vermutlich eine Tochter oder Enkelin von Anna von Cilli, einer Schwester von Elisabeth und Barbara war, war sie somit eine Nichte oder Großnichte ihres Ehemannes. Obwohl es über Catharina in der Literatur heißt, dass sie eine Parteigängerin der Habsburger war, was auch als Grund für ehelichen Konflikte mit Heinrich gesehen wird, dürfte die Ehe mit ihm ursprünglich Teil einer Allianz gegen die Habsburger bzw. deren "leopoldinischen" Familienzweig gewesen sein[13].

Catharina als Gräfin von Görz

Erste Ehejahre

Heinrich IV. hatte am 26. Dezember 1436 in St. Veit an der Glan mit Herzog Friedrich V. von Österreich, dem späteren Kaiser Friedrich III., den Erbvertrag mit den Habsburgern vom 7. Juli 1394 erneuert. Am 14. März 1437 schloss er in Oberdrauburg einen Erbvertrag mit den Grafen Friedrich II. und Ulrich II. von Cilli, mit dem der Vertrag von St. Veit de facto aufgehoben wurde.[14] Seine neue Ehe, durch die er doch noch Erben hatte, dürfte somit weder dem späteren Kaiser noch dem Grafen von Cilli zugesagt haben.

1443 wurde der Erbvertrag mit Friedrich III. erneut bestätigt, als Gegenleistung anerkannte dieser die Reichsunmittelbarkeit der Grafen von Görz. In diesem Jahr kam es außerdem zum ersten Ehekonflikt zwischen Catharina und Heinrich. Da er ihr angeblich eine standesgemäße Ausstattung verweigerte, ließ sie ihn auf Schloss Bruck gefangen nehmen. Nach seiner Befreiung durch Graf Ulrich II. von Cilli und unter dessen Vermittlung und der des Bischofs von Brixen kam es am 21. Oktober 1443 zu einer Vereinbarung, nach der Catharina die Grünburg im Gailtal als Residenz erhielt. Am 11. Dezember 1443 verlobte Heinrich außerdem seinen Sohn Johann mit Elisabeth, einer Tochter von Graf Ulrich, wobei er diesem auch die Vormundschaft über seine Söhne abtreten musste.[15] Nach ergebnislosen Verhandlungen am Hof von Friedrich III. in St. Veit an der Glan, die Heinrich IV. am 12. Jänner 1444 mit seiner Abreise beendet, blieb Catharina zunächst am Hof des Königs, um dort ihre Sache zu vertreten, ehe sie sich auf die Grünburg im Gailtal zurückzog. Als Heinrich sie in der Folge mehrmals aufforderte, die Ehegemeinschaft mit ihm wieder aufzunehmen, weigerte sie sich.[16]

Die "Grünburger Fehde"

Am 23. Dezember 1444 sagte Catharina ihrem Mann von der Grünburg aus die Fehde an. Es scheint, dass sie mit dieser beabsichtigte, eine eigene Herrschaft in Oberkärnten zu errichten. Zu Beginn des Jahres 1445 ließ sie die Burg Priessenegg bei Hermagor besetzten. Dabei handelte es sich um eine frühere Besitzung der Grafen von Görz, die nach 1385 von Graf Friedrich von Ortenburg besetzt worden war. Nach dem Aussterben der Ortenburger war ihre Grafschaft und somit auch Priessenegg in den Besitz der Grafen von Cilli übergegangen. Nachdem sich Heinrich bereits an ihm um Hilfe gewandt hatte, hatte Graf Ulrich II. so zum Eingreifen einen weiteren Grund. Catharina besetzte am 21. Februar 1445 mit der Weidenburg im Gailtal eine für die Kontrolle von diesem Tal wichtige Schlüsselposition. Dann versuchte sie die Burg Pittersberg bei Kötschach zu besetzen, was ihr jedoch nicht gelang. Inzwischen eroberte Ulrich II. die Weidenburg und übertrug ihre Pflege Andreas von Graben. Heinrich hatte inzwischen auch den späteren Kaiser Friedrich III. um Hilfe ersucht, der den Grafen Ulrich am 26. März 1445 von Salzburg aus zur Rückgabe der Weidenburg an Heinrich aufforderte. Obwohl Catharina noch im Mai 1445 weitere Fehdebriefe an Heinrich schickte, konnte er seine Herrschaft in Oberkärnten letztlich zurückgewinnen.[17]

Die letzten Lebensjahre

1452 wurde Heinrich von seiner Frau auf Schloss Karstberg erneut gefangen genommen. Sie soll ihn im Einvernehmen mit Friedrich III. zur Abdankung zugunsten seines Sohnes Johann gezwungen haben. Um Ostern 1454 starb Heinrich, angeblich im Gewahrsam seiner Frau.[18] In seinem Testament vom 22. Jänner 1453 übertrug Heinrich IV. jedoch unter Übergehung seiner Ehefrau die Regierung für seine Söhne den Landständen[19]. Am 8. Juni 1454 übernahm Catharina als Regentin für ihren Sohn Johann offiziell die Herrschaft, konnte sich aber nicht behaupten. Bereits zu Beginn des Jahres, als Heinrich noch am Leben war, dürfte es zwischen ihr und diesem Sohn zu einem Konflikt gekommen zu sein. In der Folge zog sich Catharina mit ihrem anderen Sohn Leonhard nach Görz in die sogenannte "innere" Grafschaft zurück, wo sie eine Art Gegenregierung zu errichten versuchte. Ein Jahr später versuchte sie mit der Unterstützung der Republik Venedig nochmals die Herrschaft zu übernehmen und wurde daraufhin auf der Burg Heinfels interniert. Nachdem ihre Witweneinkünfte geklärt waren, kam sie nach einer Vermittlung durch die Republik Venedig, Herzog Siegmund den Münzreichen und Graf Ulrich wieder frei. Danach hatte sie als Altgräfin ihren Sitz auf den Burgen Moosburg und Grünburg.[20]

Persönlichkeit der Catharina de Gara und Einschätzung ihrer Ehe

Die Ehe mit Catharina de Gara bewahrte Heinrichs Familie vor dem Aussterben, dürfte aber nicht gerade glücklich gewesen sein. Inwieweit hier die Propaganda gewisse Geschehnisse aufgebauscht hat, lässt sich heute nicht mehr überprüfen. So verlockend es auch ist, die Schwierigkeiten dieser Ehe auf den großen Altersunterschied (zum Zeitpunkt der Eheschließung war Catharina ungefähr 20 Jahre und somit mindestens 40 Jahre jünger als ihr Ehemann) und die unterschiedlichen (negativen) Charaktere des Paares zurückzuführen, wie dies bereits bei Enea Silvio Piccolomini der Fall war, sind politische Gründe doch wahrscheinlicher. Dass Catharina gewöhnlich sehr negativ gesehen wird (machtgierig, zänkisch und Ähnliches), dürfte mit ihrer Rolle als "widerspenstiger" Ehefrau zu tun haben. Hinzu kommt, dass über ihre tatsächlichen Beweggründe nichts Relevantes überliefert ist, sodass offenbleiben muss, inwieweit Catharina in eigener Sache agierte oder von anderen Personen gegen Heinrich benutzt wurde beziehungsweise welche Ziele sie mit ihren Aktivitäten wie eben der "Frauenfehde" tatsächlich verfolgt hat.

Catharina de Gara in der bildnerischen Kunst

Ein Bild aus dem 15. Jahrhundert zeigt Catharina gemeinsam mit Heinrich IV. bei der Anbetung der Muttergottes. Es befand sich ursprünglich in der von Heinrich gestifteten Kirche Santa Maria di Bevazzana an der Mündung des Tagliamento, die 1967 nach Livorno übertragen wurde.[21] In der Pfarrkirche St. Andrä in Lienz aus dem Jahr 1450 / 1454 findet sich ein Gewölbe-Schlussstein mit dem Schlangenwappen der Familie Gara.[22]

Literatur

  • Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Klagenfurt: Kitab, 2000 (Bisher die einzige deutschsprachige wissenschaftliche Monographie zu den Grafen von Görz, quellenfundiert, aber in Bezug auf Sachlichkeit und Objektivität sind Abstriche zu machen.)

Weblinks

http://meilensteine.woergl.at/index.php/de/meilenstein/detail/133, eingesehen am 3. Juni 2017

Einzelnachweise

  1. Bei Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 251, wird ein Brief Catharinas vom Mai 1462 angeführt
  2. Numerierung nach Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 224-240 und Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien 2001, S. 250
  3. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 233
  4. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 240
  5. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 230
  6. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 230
  7. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 225
  8. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 230
  9. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 220ff.
  10. Die Hauptquelle zu seiner Person war bis in die Gegenwart die Beschreibung, die sein Zeitgenosse Enea Silvio Piccolomini überliefert hat und die sehr negativ ist. Es lag vermutlich an dem Respekt vor dem großen Denker und Humanisten Piccolomini, dass seine Beschreibung von Heinrich (und auch von anderen Personen) in der späteren Geschichtsschreibung für "bare Münze" genommen und nicht kritisch hinterfragt wurde. Da Enea Silvio Piccolomini jedoch viele Jahre im Dienst des späteren Kaisers Friedrich III. stand, der zu den politischen Gegnern Heinrichs zählte, ist er für Heinrich von Görz-Tirol sicher kein unvoreingenommener Zeitzeuge. Seine Beschreibung von Graf Heinrich dürfte außerdem als politische Propaganda einzustufen sein. Vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 233f.
  11. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 220 und 223
  12. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 232
  13. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 232f.
  14. Vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 224 und S. 233f.
  15. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 234
  16. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 235
  17. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 235ff.
  18. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 240
  19. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 239
  20. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 240, S. 241 und S. 248
  21. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 240
  22. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 241