Maria Regina Sünnin

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Maria Regina Synnin (* 1689 in Kaisersteinbruch, Westungarn, heute Burgenland). Maria Regina Trumlerin, Witwe nach Steinmetzmeister Hans Georg Haresleben, Ehefrau des Leopold Synn, Kornschreiber der Gräflich Fuxischen Herrschaft in Sommerein. Nach den Regeln der Zunft als Witwe handlungsberechtigte Steinmetzmeisterin.

Eine selbstbewusste Frau kämpft um ihr Recht

Maria Regina Trumlerin

Maria Regina, Tochter des Steinmetzmeisters Martin Trumler und der Maria Elisabetha Ferrethin, somit eine Enkelin des kaiserlichen Hofsteinmetzmeisters und Richters Ambrosius Ferrethi. 1696 nach dem Tod des Großvaters hatte seine Witwe, Frau Meisterin Catharina, wie jede Handwerkerswitwe auch, folgenden Vertrag zu beachten.

Witwen-Vertrag von 1682

Es war der Witwe anheimgestellt, das Gewerbe weiterzuführen, oder es aufzugeben. Mit dem Tag, an dem sie einen berufsfremden Mann heiratete, verlor sie das Recht zur Gewerbeausübung. Es solle einer Wittib dieses von Handwerks wegen zugelassen sein, daß wann sie wieder Lust hätte, zu dem Handwerk sich zu erheiraten, und ein guter Gesell vorhanden wäre, zu dem sie zuheiraten ein Gefallen hätte, so solle solcher zuvor eine gute Zeit allhier bei einem Meister gearbeitet haben, und nicht gleich einem so ungefähr daher gelaufenen und niemalen allhier in der Arbeit gewesen, sondern einen solchen Gesellen, der allhier bei einem Meister gearbeitet und sich wohl verhalten, sollte solches ihme wegen der Wittib und ihren Kindern zugelassen sein zu heiraten. Nach Jahr und Tag mußte die Witwe im Falle, daß eine Verehelichung mit einem Steinmetzmeister, oder wenigstens mit einem tauglichen Gesellen ausblieb, die Ausübung des Gewerbes einstellen.

Catharina Ferrethin heiratete am 18. November 1696 den Gesellen Hans Georg Haresleben, aus einer bedeutenden Eggenburger Steinmetzfamilie. Durch diese Regelung bestand zwischen den Eheleuten oft ein beachtlicher Altersunterschied, sie war 56, er 25 Jahre alt.

Dann starb 1705 Maria Reginas Vater. Ihre Mutter Maria Elisabetha, jetzt die Steinmetzmeisterin, hatte sich nach der Zunftordnung wieder zu verheiraten. Sie wählte den Gesellen Elias Hügel, der aus Gemünden am Main im Frankenland zugewandert war. Am 14. November 1706 wurde geheiratet.

Maria Regina Hareslebin

Martin Trumler, ihr Vater, Epitaph-Detail, Kartusche mit Steinmetzzeichen, 1705
Karlskirche, letzter Auftrag ihres Ehemannes Haresleben

Ein entscheidendes Ereignis für Maria Regina Trumlerin war der Tod der Großmutter Catharina Hareslebin im August 1707. Der Witwer, Meister Haresleben, 37 Jahre alt und auf dem besten Wege, der Erste im Kaisersteinbruch zu werden, erwählte sie, 19jährig, zu seiner neuen Ehefrau. Am 1. Mai 1708 wurde in der Kaisersteinbrucher Kirche, geheiratet. Beim Schloss Schönbrunn, beim Palais Schönborn-Batthyány, Palais Daun-Kinsky, der Pfarrkirche von Pottendorf, usw. zuletzt bei der Wiener Karlskirche war er tätig. Es waren große Aufträge, so dass einige Meister der Bruderschaft miteinander arbeiteten. Diese Meister waren ihre nächsten Verwandten, Elias Hügel er wird ihr Stiefvater, Simon Sasslaber ihr Vetter und Franz Trumler ihr Bruder. Im Taufregister sind drei Kinder eingetragen, Maria Barbara, Ambrosius und Maria Anna. Am 24. Juli 1716 starb ihr Ehemann und im Jahr darauf Sohn Ambrosius im 4. Lebensjahr. Jedes Kind erbte 6.000 Gulden bis zur Großjährigkeit, darauf hatten die Meister Thomas Haresleben und Sebastian Regondi als Vormund zu achten.

Nach der angemessenen Trauerzeit plante manch ein Meister oder Geselle sich mit der wohlhabenden Hareslebin zu verheiraten, die war 27 Jahre alt, besaß einen ganzen und halben Steinbruch, eine Steinmetzschmiede, drei Häuser mit Garten, war zur Zeit die beste Partie im kaiserlichen Steinbruch. Aber sie hatte andere Absichten.

Die Witwe soll Wirtschaft und Steinbruch zurücklegen, dann erst heiraten

1718 Schreiben der Steinmetzbruderschaft an Abt Gerardus Weixelberger vom Stift Heiligenkreuz, ... dass die Meisterswitwe Maria Regina Hareslebin sich außer der Steinmetz-Profession zu verehelichen, und dennoch in dem Steinbruch bei ihrer Wirtschaft zu verbleiben gesinnet. In der Handwerksordnung sei klar geregelt, alle Privilegien und Freiheiten lauten einzig auf die eigene Profession. Herr Abt möge die schon zur Ehe versprochene Witwe solange nicht verheiraten, bevor sie nicht gänzlich abstiftet.

Maria Regina Synnin

Am 6. November 1718 wurde in der Kaisersteinbrucher Kirche geheiratet. Die Zisterzienser zogen sich in dieser Angelegenheit zurück und überließen Pater Alano von den P.P. Karmelitern der Mannersdorfer Einsiedelei das Feld. Maria Regina erwählte den Junggesellen Leopold Synn, von Schweinbarth in Transdanubien stammend, Kornschreiber (Mühlenaufseher) in Sommerein am Leithaberg der Graf Fuxischen Herrschaft. Trauzeugen waren ihr älterer Bruder, der Steinmetzmeister Franz Trumler und der Fleischhauer im Steinbruch Valentin Baumann.

Die Synnin blieb weiterhin Steinbruchpächterin

Im herrschaftlichen Dienstbuch blieb sie - trotz dieser Heirat und den Forderungen der Bruderschaft - weiter mit ihrem Besitz angeschrieben. Allerdings sie alleine, ihr Ehemann wurde nicht ins Grundbuch eingetragen. Maria Regina verlegte ihren Wohnsitz nach Himberg, NÖ.

Wir können vermuten, dass ihre Kontakte zu den Meistern (ihrer engeren Familie) sehr gestört waren, deren Ehre durch dieses Ereignis tief verletzt war. Aber ebenso logisch ist es, dass deren Frauen, vor allem ihre Mutter Maria Elisabetha Hügelin voll hinter ihr standen. Zu keiner Zeit hatten diese Meister die mit Haresleben gemeinsam ausgeführten Steinmetzarbeiten mit ihr abgerechnet. In dieser Situation wandte sie sich an Dr. Franz Ignatius Baumeister, Hofrichter des Stiftes Heiligenkreuz. Termin für alle Beteiligten war der 9. April 1727 vormittag um 8 Uhr in seinem Wohnzimmer im Graf Gatterburgischen Haus in der Bäckerstrasse in Wien.

1727 - Jetzt werden alte Rechnungen bezahlt

Jetzt wurde jeder bearbeitete Stein abgerechnet und Maria Regina erhielt endlich, viele Jahre später die ausständigen Gelder. Für den Historiker ein wahres Glück, so erhalten wir Kenntnis über Steinmetzarbeiten der Kaisersteinbrucher Bruderschaft.

Zum Beispiel - Was mir Herr Hügel zu bezahlen rückständig, Selber hat nach meines Mannes sel. Hinscheiden also vom 22. Juli 1716, die Kirchenarbeit vom Kaiserlichen Kirchenbau alleine übernommen, welche sie zuvor miteinander angefangen. In der Specification des Haresleben über die gelieferte Steinmetzarbeit des Jahres 1716 sind angeführt – Haupttor, Stiegen, Sockelplatten, Gesimse, die großen Postamente für die beiden Säulen, u.a. aus Kaiserstein im Ausmaß von 1.344 Gulden.

1761 - Der Steinbruch wird verkauft

Die letzte Nachricht von Maria Regina stammt vom 17. September 1761, in ihrem 72. Lebensjahr. Sie verkaufte ihren Steinbruch dem aus Salzburg nach Kaisersteinbruch zugewanderten Steinmetzmeister Johann Gehmacher und Theresia, seiner Ehefrau. Sicher hat die Synnin in ihrem Steinbruch keine eigene Steinmetzhütte betrieben, sondern diesen intern einem Meister weiter verpachtet.

Literatur

  • Stift Heiligenkreuzer Archiv, Kaisersteinbruch, Hans Georg Haresleben, Franz Trumler ... wegen seiner Excellenc Graf Starhembergischen Pottendorfer Arbeith ..., Rubrik 51/VII/2b. Kirchenbücher, Register, Steinmetz
  • Helmuth Furch, Hans Georg Haresleben, Heiligenkreuzer Untertan und Steinmetzmeister in Steinbruch und Jetzt werden alte Rechnungen bezahlt, ... was mir Elias Hügel usw. zu bezahlen rückständig, in Mitteilungen des Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch Nr. 36, S 10-40, Februar 1995.
  • Helmuth Furch: Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, 2 Bde. 2002-2004.
  • Helmuth Furch: Die Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister, eine Aufzählung 1650-1730, 2007.