Petersfreithof
Der Petersfreithof war der Friedhof der alten Wiener Peterkirche. Er gilt als einer der ältesten Friedhöfe der Stadt Wien, die belegt sind.
Lage
Der Petersfreithof befand sich im 1. Wiener Gemeindebezirk, in etwa dort, wo sich heute der Petersplatz befindet. Seine Anlage war unregelmäßig, er reichte bis zum damaligen Hubhaus (heute: Wien 1, Petersplatz 7). Angaben zu seiner ungefähren Lage und seinen Verlauf ergeben sich aus der Straßenkarte von Augustin Hirschvogel, der ältesten topographischen Karte der Stadt Wien. Benannt war der Petersfreithof nach der Kirche St. Peter, neben welcher er angelegt worden war.[1]
Geschichte
Wann mit der Anlage des Petersfreithof genau begonnen wurde, ist unbekannt. Er wird erstmals 1276 genannt, dürfte aber bereits im 13. Jahrhundert aufgelassen worden sein. Da er auf der Straßenkarte von Augustin Hirschvogel eingezeichnet ist, dürften er noch im 16. Jahrhundert vorhanden gewesen sein. Die letzten Reste von ihm wurden 1783 abgetragen.[1]
Um den Petersfreithof
- Ende des 13. Jahrhunderts befand sich an der Westseite des Petersfreithofes der Milchmarkt (heute: Wien 1, im Bereich Petersplatz / Tuchlauben). Die Gegend wurde deshalb 1295-1304 auch "an dem Milchgraben" genannt. 1363 befand sich hier das "Milchgässlein". Neben dem Milchmarkt ist seit 1389 ein "Airmarcht" (Eiermarkt) nachgewiesen. Später entstand hier außerdem ein Geflügel- und Grünmarkt.[1]
- Direkt bei der Kirche und somit im Bereich des Petersfreithofs befand sich bereits im Mittelalter eine Wachstube, die spätere "Peterswache", in der zwei Fähnlein der Wiener Bürgerschaft postiert waren. Diese wurde 1701 als Folge der Planung des barocken Umbaus der Peterskirche in das Eisgrübel (heute: Wien 1, Petersplatz 11) verlegt.[1]
- Nach dem "Schottenurbar" aus dem Jahr 1314 befanden sich beim Petersfreithof die Verkaufsstände der Ölerinnen und Öler[A 1], zum Teil in dem rückwärts gegen St. Peter reichenden Freisinger Hof und zum Teil gegenüber an dem "Eisgrübel". Im 14. Jahrhundert befand sich hier der Schneckenmarkt, an den später noch für lange Zeit das Wirtshaus "Zur Schnecke" erinnerte.[1]
- Um die Kirche und somit den Petersfreithof befanden sich verschiedene Kram- und Verkaufsläden, die zumeist in Besitz von Marktfrauen waren, welchen mit der Marktordnung des 14. Jahrhunderts die Stände angewiesen wurden. Im Gültenbuch von 1418 sind mehrere Krämerinnen und Käserinnen belegt, außerdem auch Honig- oder Metsieder, deren "Siedhaus" vor 1388 "unter den Schlossern" lag. (Dieses war vor 1418 bereits abgebrannt.)[1]
- An einer Seitenmauer der alten Peterskirche befand sich ein unterirdisches Gewölbe, in welches durch eine schmale Fensteröffnung alte, abgetragene Leinwand hineingeworfen wurde. Sie diente den Wiener Spitälern zum Verbinden von Verletzungen und Wunden.[1]
- 1538 wurde auf dem Petersfreithof eine Säule zur Abstrafung der Delinquenten errichtet, die später aber wieder entfernt wurde.[1]
Häuser mit historischer Bedeutung um den Petersfreithof
In der Nähe des Petersfreithofs befanden sich der spätere "Rauchfangkehrerkeller", der vor 1700 nach seinem damaligen Besitzer Samuel Oppenheimer das "Oppenheimersche Haus" genannt wurde. Weitere Häuser waren der "Peterspfarrhof" sowie die Häuser "Zum Bauerndantz", "Zu den vier Jahreszeiten" (heute: Wien 1, Petersplatz 9)[A 2] und "Zum Hund im Korb".[1]
Der Petersfreithof in Literatur und Kunst
Wolfgang Schmelzl, der in der Mitte des 16. Jahrhunderts als Schulmeister bei den Schotten wirkte, gibt in seinem Lobgedicht auf die Stadt Wien eine anschauliche Beschreibung des Petersfreithofes.[2]
Literatur
- Felix Czeike (Hrsg.): Petersfreithof. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 528., digital
- Ferdinand Opll - Peter Csendes (Hrsg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert) (= Ferdinand Opll - Peter Csendes (Hrsg.): Geschichte einer Stadt. Bd. 2). Böhlau Verlag, Wien, 2003. ISBN 978-3-205-99267-7
Weblinks
- Petersfreithof, WienWiki.AT
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Felix Czeike (Hrsg.): Petersfreithof. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 528.
- ↑ vgl. Der Petersfreithof als Lebensmittelmarkt, WienWiki.AT (mit Textwiedergabe)
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