Görtschacherhof
Der Görtschacherhof, auch Ertlhof genannt, war ein Adelssitz am Zugang ins Kärntner Glödnitztal. Heute ist er ein mächtiger Bauernhof und denkmalgeschützt.
Lage
Der Görtschacherhof befindet sich nordwestlich von Kleinglödnitz (die einstige Siedlung ist heute auf die Gemeinden Glödnitz und Weitensfeld im Gurktal aufgeteilt).[1]
Geschichte
Der Görtschacherhof ist erstmals im Jahr 1211 urkundlich genannt, im Zusammenhang mit einem "Perengerus de Gorsach" (Berengar von Görtschach), der als Ministerale des Bistums Gurk bezeichnet wird. Aufgrund seiner Lage beim Eingang ins Glödnitztal überrascht es nicht, dass der Görtschacherhof ursprünglich ein "Schützenlehen" des Bistums war.[A 1] Bis 1318 sind als Lehensinhaber des Görtschacherhofs alternierend zwei Familien genannt, die Herren von Görtschach und eine Ministerialienfamilie, deren Angehörige die "Gurker" genannt wurden. 1318 veräußerte Konrad von Freidorf, genannt "der Gurker", den Hof. 1373 kam der Hof aus dem Besitz von Feidl von Görtschach an einen Teichentaler.[2]
Mitte des 15. Jahrhunderts kam der Görtschacherhof in den Besitz der Familie Seidenschwanz.[3] Später gehörte er der Familie Stichhaller, im 16. Jahrhundert, den Herren von Feistritz, und um 1729 Johann Wilhelm von Keller. Danach kam es zu häufigen Besitzerwechseln. Seit dem Spätmittelalter besaßen die Lehensnehmer auch die eigene Burgfriedensgerechtigkeit[A 2].[4]
Die Umgebung des Görtschacherhofes
In der Umgebung des Görtschacherhofes befindet sich zwei Wegkreuzes, das Görtschacher Kreuz und das Ertl-Kreuz.
- Das Görtschacher Kreuz befindet sich hinter dem Görtschacherhof, dort wo das Glödnitztal beginnt. Es handelt sich um ein altes Holzkreuz mit einer stark verwitterten Tafel. Ihr oberer Teil zeigt ein Mädchen, dem eine Frau erschienen ist, im unteren Teil findet sich die Inschrift "Die Erscheinung - Görtschacher Kreuz".[4]
- Das Ertl-Kreuz, das oft auch als Görtschacher Kreuz bezeichnet wird, befindet auf dem Weg, der den Görtschacherhof mit dem Hardggerhof verbindet.[5] Es ist ein breiter Kapellenstock mit einem schindelgedeckten Walmdach und einer hohen rundbogigen Flachnische, in der ein lebensgroßes Kruzifix hängt. Nach Hinweisen in der Glödnitzer Pfarrchronik dürfte es im 18. Jahrhundert erbaut worden sein, 1843 wurde es renoviert. Heute wird das Kreuz wird links und rechts von den beiden Schächern flankiert, die der Künstler Rudolf Haidutschek († 2010) vermutlich in den 1970er oder 1980er Jahren dazugemalt hat. Früher war es üblich an den Bitt-Tagen beim Ertl-Kreuz einen Rosenkranz zu beten. Bis heute findet am Bitt-Montag eine Prozession statt, die von der Pfarrkirche Glödnitz "zur Heiligen Margareta" zum Ertl-Kreuz führt.[6]
Der Görtschacherhof in Legende und Sage
Das in der Nähe des Görtschacherhofes befindliche Ertl-Kreuz ist Schauplatz mehrere Sagen, bei denen es stets um Begegnungen mit Toten geht.
- Eine dieser Sagen erzählt, dass beim Ertl-Kreuz eine "arme Seele" einem jungen Mädchen erschien. Sie bat das Mädchen eine Wallfahrt auf den "Heiligen Berg" zu machen und versprach ihr als Gegenleistung einen Schatz, zu welchen sie ihr den Weg zeigen wolle. Die Sage lässt offen, ob das Mädchen tatsächlich diese Wallfahrt gemacht hat. Hier heißt es nur, dass das Mädchen wenig später zurückkehrte und im Wald hinter dem Görtschacherhof eine Truhe mit Goldmünzen fand. Wenig später heiratete sie einen armen Bauernsohn, ein Jahr darauf starb sie auf jener Weide, wo ihr die "arme Seele" erscheinen war.[4]
- Nach einer anderen Sagen wollen die Bauersleute vom Görtschacherhof in der Nacht nach Glödnitz gehen. Als sie auf dem Weg dorthin jedoch einen Schimmel[A 3] erblicken, der im Mondlicht beim Ertl-Kreuz friedlich weidet, sind sie von dieser Erscheinung so erschreckt, dass sie wieder umkehren.[6]
Literatur
- Werner Sabitzer: Land der Hemma. Das Gurktal. Geschichte und Geschichten. Styria, Wien / Graz / Klagenfurt, 2013, ISBN 978-3-70120-100-6
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Werner Sabitzer: Land der Hemma, 2013, S. 45
- ↑ vgl. Werner Sabitzer: Land der Hemma, 2013, S. 46
- ↑ vgl. Werner Sabitzer: Land der Hemma, 2013, S. 46f.
- ↑ 4,0 4,1 4,2 vgl. Werner Sabitzer: Land der Hemma, 2013, S. 47
- ↑ vgl. Werner Sabitzer: Land der Hemma, 2013, S. 38 und S. 46
- ↑ 6,0 6,1 vgl. Goertschacherkreuz, Kleindenkmaeler.AT, abgerufen am 18. Jänner 2020
Anmerkungen
- ↑ Die Einstufung als "Schützenlehen" bedeutet, dass die Belehnten dem Lehensherrn auch zur Waffenhilfe verpflichtet waren.
- ↑ Die Burgfriedensgerechtigkeit berechtigte zur Ausübung der "niederen Gerichtsbarkeit". Es bezeichnete im Mittelalter einen rechtlichen Sonderstatus für ummauerte Stätten, das waren Städte oder Burgen, in deren Bereich das Hausrecht und Strafgewalt des Burg- oder Stadtherren galten. Fehden und Friedensbruch waren verboten und wurden mit rigorosen Strafen geahndet.
- ↑ Der Schimmel ist in dieser Sage der Geist eines Toten.