Regina Hofstätter
Regina Hofstätter (geb. Winkler, * 18. März 1879 in Kaisersteinbruch, bis 1921 Ungarn, dann Burgenland[1]; † 7. Dezember 1965 in Ried am Riederberg, Bezirk Tulln, Niederösterreich[2]) war eine privilegierte Meisterstochter, die noch die letzten Ausläufer einer großen Steinmetzzeit erlebte. Am späteren Wohnort hat sie ihre teils sehr berührenden Erinnerungen aufgeschrieben, diese wurden bei Festlichkeiten vorgetragen.
In der Zeitschrift „Volk und Heimat“ 1962 [3] erschien folgender Bericht: Den Magistrat der Freistadt Eisenstadt erreichte ein Brief, aus dem wir wörtlich zitieren:
„Bin eine fast 84jährige Frau, die letzte einer Generation, die an diesem Fleck, wo meine Heimat ist, noch mit allen Fasern ihres Herzens hängt. Wenn dieser Aufsatz vielleicht noch Wert für eine burgenländische Zeitung hat, diese Erinnerungen noch Menschen froh machen können, so bitte ich Sie, selben weiterzuleiten.“
Familie Winkler
Nach dem Türkenkrieg 1529 lud Kaiser Karl V. (HRR) italienische Steinmetzen und Bildhauer ein, in den damals „neuen Steinbruch am Leithaberg“ mit dem sehr harten, marmornen Kalkstein zu arbeiten. Viele Tessiner und Lombarden nahmen das Angebot an, sodass eine einzigartige Künstlerkolonie entstand. Um 1700 arbeiteten vor allem Österreicher, Deutsche am harten Stein, so auch Joseph Winkler († 1748) als Steinmetzmeister und Richter. Er heiratete 1719 Christina Regondin, Witwe des Steinmetzmeisters Sebastian Regondi, die Regondis waren einst aus dem Mailänder Raum zugewandert, und kam mit zwei Steinbrüchen ins Grundbuch. Sohn Franz Leopold Winkler wurde Steinmetzmeister († 1784), und verwaltete die St. Rochus und Sebastian Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Kirche.
Ihm folgte Sohn Joseph Winkler († 1853), er ist als Obervorsteher des ehrsamen Handwerks der Steinmetzen und Maurer in Kaisersteinbruch dokumentiert. Sein Sohn Franz Winkler († 1873), Steinmetzmeister, amtierte als Richter. Sohn Franz wurde 1846 geboren.
Steinbrüche-Pachtung 1866
Durch die Ringstraßenbauten war der Kaiserstein groß im Geschäft.
Brief vom 14. Feber 1866 an Herrn Abt Edmund Komáromy vom Stift Heiligenkreuz[4]
„... alle stimmten mir bei, dass die besten und einträglichsten Brüche des Franz Winkler, der Theresia Krasny, des Franz Pansipp und Johann Amelin sind, sonach diesen Vieren nicht unrecht geschehen wäre, wenn es bei der Pachtsteigerung geblieben wäre.“
Reginas Eltern
Franz Winkler, Steinmetzmeister und Catharina Heischmann. Taufe in der Pfarrkirche Kaisersteinbruch: 18. März 1879, Taufpaten: Johann Konheiser,[5] Wiener Steinmetzmeister und Frau Regina.
Erinnerungen an das Verschwundene
Eine kleinste Auswahl:
„Inmitten des Ortes stand die Kirche mit kunstvollem Vorhof und prächtigen Steinaltären, von den Steinmetzen selbst erbaut. Die innere Ausstattung zeugte vom hohen Kunstverständnis der Siedler. Kanzel und Stühle waren geschnitzt, an den Fenstern herrliche Glasmalereien. Die Altäre schmückten Kopien aus dem Vatikan, von der Hand berühmter italienischer Künstler. Mächtige Glocken verkündeten weithin die Ehre Gottes und den Dank der Menschen an ihren Schöpfer. Neben der Kirche stand ein großer Ziehbrunnen mit kunstvoll geschnitztem Dach und von einer Steinmauer umgeben.“
„Zu Weihnachten gingen nach alter Sitte die Eltern in den Stall. Vater trug einen Weihrauchkessel und segnete die Tiere. Keine Krippe blieb leer. Die ganze Familie zog mit von Stall zu Stall. Dann kamen unsere Hirten, klopften mit den Peitschenstielen an die Tür um kundzutun, dass Christus geboren wurde. Vor Mitternacht fingen die Glocken an zu läuten und wir zogen alle mit unseren Laternen zu einer uralten Feldkapelle, um von dort, gesammelt, in die durch unzählige Kerzen erhellte Kirche einzuziehen, die erfüllt war vom Gebraus der Orgel und vom Chorgesang. Nach diesem Einzug hörten wir gemeinsam die Weihnachtsmette.“
Das war KStb. in meinen Jugendjahren, in den Jahren seiner höchsten Blüte u. des Wohlstandes. Der erste Schicksalsschlag war die Erfindung des Zementes, der unseren Baustoff stark verdrängte. Langsam wurden sie Steinbrüche stillgelegt. Die jungen Steinmetzmeister und Gesellen wanderten mit ihren Familien ab, neuen Erwerbsquellen entgegen. Nach unserem Stein wurde nicht mehr gefragt. Dann kam der Erste Weltkrieg und mit ihm die endlose Not u. Verarmung, der Zusammenbruch der Monarchie und die Abtrennung meiner Heimat vom Stammlande Österreich. In Ungarn regierte Kuhn Bela und seine Freischärler zogen gegen Kaisersteinbruch. Sie wurden jedoch unter schweren Kämpfen wieder aus der Gegend vertrieben. Verstärkt konnten die Freischärler später den Ort besetzen und verfügten als Rache die Erschießung jedes zehnten Ortsbewohners. Um dieses Schicksal abzuwenden, vereinigten sich die Meister, sammelten alles Hab und Gut, das noch aufzufinden war und lieferten es an den Freischärlerhauptmann ab, welcher darauf von der geplanten Erschießung absah, und mit seinen Truppen die Gegend verließ. Somit war die gänzliche Verarmung des Ortes eingetreten. (> Ferdinand Amelin, Karl Malinka) Als Kinder sangen wir Gut u. Blut für Vaterland u. jetzt mußten wir, als gereifte Menschen, unsere Treue zu Ö. durch die Tat beweisen.
Weblinks
- Helmuth Furch 2002, Historisches Lexikon Kaisersteinbruch Band 1
- Helmuth Furch 2004, Historisches Lexikon Kaisersteinbruch Band 2
Einzelnachweise
- ↑ Archiv Stift Heiligenkreuz, Kaisersteinbrucher Pfarrmatriken
- ↑ Auskunft des zuständigen Pfarramtes Ried am Riederberg, Ollern: Geburtsdatum von Regina Hofstätter, damit konnte in den Kaisersteinbrucher Taufbüchern der Mädchenname Regina Winkler eindeutig festgelegt werden.
- ↑ "Volk und Heimat" (jetzt "Kultur und Bildung") Zeitschrift des Burgenländischen Volksbildungswerkes
- ↑ Archiv Stift Heiligenkreuz Rubr. 51/X/5
- ↑ Verwaltungsarchiv, Stadterweiterungsfonds H.B.C. 26713