Alte Schmiede in Heiligenkreuz

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Alte Schmiede in Heiligenkreuz um 1900

Die Alte Schmiede in Heiligenkreuz mit dem markanten Mansardendach ist einer der ältesten erhaltenen Bauwerke unweit des Stiftes Heiligenkreuz gelegen und wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts nach der Beschädigung durch die Türken wieder aufgebaut.

Alte Schmiede

Die ehemalige Klosterschmiede, ein zweigeschossiger barocker Bau aus dem 17. / 18. Jahrhundert wurde um 1670 erbaut und nur ein paar Jahre später, anno1683 von Osmanischen Vandalen während des zweiten Türkeneinfalls stark beschädigt. Nach 1684 wieder aufgebaut ging die Schmiede von Kloster- in den Privatbesitz über, worauf vermutlich die Wetterfahne aus dem Jahr 1733 hinweist. Die Liegenschaft findet sich jedenfalls 1819 auf dem Grundstück mit der Grundstücksnummer 27 im Franziszeischen Kataster wieder verzeichnet.

Im Jahre 1829 findet man im Grundbuch den Heiligenkreuzer Schmiedemeister Johann Gill[1] mit seiner Ehefrau als Eigentümer der Schmiede verzeichnet und als dieser 1878 verstarb, erwarb anno 1879 die aus dem damals ungarischen Mattersdorf stammende Theresia Kainz geb. Lorenz[2] das Anwesen. Betrieben wurde die Schmiede nun vom Ehemann ihrer Nichte Theresia Janeček geb. Lorenz[3], die 1880 den aus Bikowitz in Böhmen stammenden Kurschmied Josef Janeček[4] geehelicht hatte.

Aus dieser Verbindung entstammten unter anderen der spätere Bahnbeamte und Schriftsteller Ottokar Janetschek, Anna Meyer geb. Janeček[5], die spätere Gattin des Stiftsarztes Dr. Otto Meyer[6] sowie Ludmilla Klenert geb. Janeček[7], Ehegattin des Daniel Klenert[8] und Mutter von Martha Rössler geb. Klenert[9]. Zum Andenken an den Schriftsteller Ottokar Janetschek, eingedeutscht von Janeček, wurde eine Gedenktafel an der Hauswand angebracht, ebenso für den Arbeiterdichter Alfons Maria Petzold, der 1915 in diesem Haus für einige Zeit Quartier bezogen hatte und in der Stiftspfarre seine Gattin ehelichte.

Nachdem der Kurschmied Josef Janeček im Jahre 1915 verstarb, arbeiteten von da an bis ungefähr in die 1940er-Jahre Anton Neupärtl und später Johann Tömböl von 1949 bis 1955 in der Schmiede, welche danach stillgelegt wurde. Im Jahre 1956 bzw. 1958 erbte Margarethe Seitschek geb. Meyer[10] das Gebäude von ihren Eltern Anna und Dr. Josef Meyer und nutzte es als Privathaus. Auch ihre Cousine Martha Rössler, die die Greißlerei Klenert im Nebengebäude betrieb, bewohnte eine Zeit lang einen Teil des Gebäudes. Nach dem Ableben von Margareta Seitschek im Jahr 2001 kam das Anwesen in Besitz einer unbekannten Familie. Danach kaufte nach zwei Jahrhunderten das Stift Heiligenkreuz um 2015 das Anwesen wieder zurück und stellte die Räumlichkeiten den Theologiestudenten der Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI. zu Wohnzwecken zur Verfügung.

Kaffeehaus zur Schmiede

Kaffeehaus zur Schmiede um 1900

Theresia Janeček[3], die Gattin des Kurschmiedes Josef Janeček, richtete um 1890 im kleinen Häuschen neben der Schmiede das „Kaffeehaus zur Schmiede“ ein und betrieb dieses bis 1921. Gewerblicher Nachfolger wurde ihr Schwiegersohn Daniel Klenert, der ihre Tochter Ludmilla[7] 1909 in zweiter Ehe geheiratet hatte und betrieb das Kaffeehaus bis 1938. Danach übernahm seine Ehefrau Ludmilla Klenert bis 1963 den Gastronomiebetrieb. Im Laufe der Zeit wurde aus dem Kaffeehaus eine Greißlerei, die die Tochter Gerda Klenert[11] bis zu ihrem Tod 1970 führte und die danach an ihre Schwester Martha Rössler geb. Klenert überging. Nach der Schließung der Greißlerei Anfang der 1980er Jahre wurde das Häuschen, in dem die Greißlerei eingerichtet war Anfang der 2000er-Jahre demoliert um einen modernen und nicht dazupassenden neuen Anbau am Hauptgebäude Platz zu machen.

Grundbücherliche Eigentümer

Jahr Eigentümer Anteil Durch
vor 1829 Anton Gill sen. 1/2
Eva Gill geb. Steiner 1/2
1829 Johann Gill 1/2 Besitz
Regina Gill 1/2 Heirat
1879 Theresia Kainz geb. Lorenz[2] 1/1 Kauf
1905 Theresia Janeček geb. Lorenz[3] 1/2 Erbe
Josef Janeček[4] 1/2 Erbe
1915 Theresia Janeček geb. Lorenz 1/1 Erbe
1924 Theresia Janeček geb. Lorenz 2/3 Besitz
Theresia Lorenz geb. Janeček (1892-1978) 1/3 Schenkung
1931 Theresia Janeček geb. Lorenz 2/3 Besitz
Dr. Otto Meyer[6] 1/3 Kauf
1932 Anna Meyer geb. Janeček[5] 2/3 Erbe
1932 Dr. Otto Meyer 1/3 Besitz
1956 Margareta Seitschek geb. Meyer[10] 1/3 Erbe
1958 Margareta Seitschek geb. Meyer 1/1 Übergabe
um 2001 unbekannter Besitzer
um 2015 Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz 1/1 Kauf

Literatur

Einzelnachweise

  1. Johann Gill, Schmiedemeister in Heiligenkreuz Nr. 22 (* 20. Jänner 1805 in Heiligenkreuz Nr. 27; ∞ 3. Februar 1829 mit Regina Zuber in Heiligenkreuz; † 25. Februar 1878 in Heiligenkreuz Nr. 22)
  2. 2,0 2,1 Theresia Kainz geb. Lorenz, Eigentümerin der Schmiede in Heiligenkreuz Nr. 22 (* 1824; † 18. Jänner 1905 in Heiligenkreuz Nr. 22)
  3. 3,0 3,1 3,2 Theresia Janeček geb. Lorenz, Schmiedmeistersgattin und Besitzerin des "Kaffeehauses zur Schmiede" in Heiligenkreuz Nr. 22 (* 1860 in Mattersdorf; ∞ 1880 in der Pfarre Mattersdor; † 2. Jänner 1931 in Wien XXI., Anton Boschgasse Nr. 20)
  4. 4,0 4,1 Josef Janeček, Kurschmied in Heiligenkreuz Nr. 22 (* 18. Februar 1845 in Bikowitz in Böhmen; ∞ 1880 in der Pfarre Mattersdorf; † 16. Jänner 1915 in Heiligenkreuz Nr. 22)
  5. 5,0 5,1 Anna Meyer geb. Janeček, Arztgattin in Heiligenkreuz Nr. 22 (* 7. Juni 1887 in Heiligenkreuz Nr. 22; ∞ 31. Juli 1907 in Heiligenkreuz mit Dr. Otto Meyer; )
  6. 6,0 6,1 Dr. Otto Meyer, Gemeinde- und Stiftsarzt in Heiligenkreuz Nr. 22 (* 31. Juli 1876 in Innsbruck; ∞ 31. Juli 1907 mit Anna Janeček in Heiligenkreuz; † 1955)
  7. 7,0 7,1 Ludmilla Klenert geb. Janeček, Kaffeehauswirtin und Greißlerin in Heiligenkreuz Nr. 22 (* 5. März 1890 in Heiligenkreuz Nr. 22; ∞ 31. Juli 1909 mit Daniel Klenert in Heiligenkreuz; † 6. Juni 1972 im Krankenhaus Baden)
  8. Daniel Klenert, Kaffeehauswirt und Greißler in Heiligenkreuz Nr. 22 (* 26. März 1876 in Joslowitz Bezirk Znaim in Mähren; ∞ 31. Juli 1909 mit Ludmilla Janeček in Heiligenkreuz; † 1961)
  9. Martha Rössler geb. Klenert, Greißlerin in Heiligenkreuz Nr. 22 (* 23. Oktober 1919 in Heiligenkreuz Nr. 10 (Haus Roschmann); ∞ 6. Februar 1955 mit Werner Rössler in Heiligenkreuz; † 2012 in Mayerling)
  10. 10,0 10,1 Margareta Seitschek geb. Meyer, Private und Eigentümerin der Schmiede in Heiligenkreuz Nr. 22 (* 28. August 1908 in Heiligenkreuz N r. 15; ∞ 4. Juli 1938 mit Otto Seitschek in Heiligenkreuz; † 6. Jänner 2001 im Krankenhaus Baden)
  11. Gertrude Klenert, Kaffeehauswirtin und Greißlerin in Heiligenkreuz Nr. 22 (* 7. Juni 1910 in Heiligenkreuz Nr. 10 (Haus Roschmann); ledig; † 7. Juli 1970)

Weblinks

48.05570616.127831Koordinaten: 48° 3′ 21″ N, 16° 7′ 40″ O