Johann von Liechtenstein

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Graf Johann von Liechtenstein zu Nikolsburg (* im 14. Jahrhundert; † um 1398[1]), auch Hans von Liechtenstein, war einer der Räte von Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe").

Herkunft und Familie

Johann von Liechtenstein zu Nikolsburg stammte aus einer bedeutenden Adelsfamilie. Einer seiner Vorfahren war Heinrich (I.) von Liechtenstein († 1265), dem der böhmische König Ottokar (II.) die Herrschaft Nikolsburg als freies Eigentum geschenkt hatte. Sein Sohn Heinrich (II.) wechselte auf die Seite von König Rudolf I. Auch in den nächsten Jahrhunderten standen die Liechtensteiner meistens auf der Seite der Habsburger. Johann von Liechtenstein dürfte ein Enkel von Heinrich (II.) gewesen sein.

Karriere

Johann von Liechtenstein gehörte zu den Räten von Herzog Albrecht und war mehr als 30 Jahre einer seiner engsten Mitarbeiter. Als solcher war er an vielen politischen Verhandlungen beteiligt, wie die Kanzleivermerke auf den Urkunden des Herzogs belegen. Er war außerdem ein wichtiger Kreditgeber von Herzog Albrecht, der ihm zahlreiche Pfandschaften überließ. 1385 kaufte er eine adlige Herrschaft. Sein Sturz erfolgte recht überraschend im Jahr 1394, nachdem er sich zuvor bei einem Konflikt zwischen dem Herzog von Österreich (Haus Habsburg) und dem König von Böhmen (Haus Luxemburg) auffallend zurückgehalten hatte. Wenig später wurde bekannt, dass er auch als Rat für König Wenzel ("Wenzel dem Faulen") tätig gewesen war und von diesem ein Haus in Kleinseite (heute Teil von Prag) geschenkt bekommen hatte. Im Februar 1395 wurde Johann von Liechtenstein in Gmunden gefangen genommen und einige Zeit auf der Burg Bernstein bei Kirchdorf eingekerkert. Er wurde zwar nach einem Prozess, der ein Schauprozess gewesen sein dürfte, wieder freigelassen, doch verlor er alle seine Besitzungen im Herzogtum Österreich.[2] Dass er auf Befehl des Herzogs ertränkt wurde, gilt in der neueren Forschungen als wiederlegt. Die Hintergründe für seinen Sturz, der nach der Überlieferung sehr plötzlich erfolgte, sind allerdings bisher nicht wirklich geklärt.[1]

Vermögensverhältnisse

Johann von Liechtenstein kaufte 1393 gemeinsam mit seinem Bruder Hartneid von Liechtenstein die Burg und Herrschaft Tulbing von den Zelkingern. Nach seinem Sturz kam sie in den Besitz von Herzog Albrecht mit dem Zopfe, der sie seiner Ehefrau hinterließ.[3]

Literatur

  • Christian Lackner: Aufstieg und Fall des Hans von Liechtenstein zu Nikolsburg im 14. Jahrhundert. In: Jan Hirschbiegel - Werner Paravicini (Hrsg.): Der Fall des Günstlings. Hofparteien in Europa vom 13. bis zum 17. Jahrhundert. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, veranstaltet in Zusammenabeit mit der Stadt Neuburg an der Donau, der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und dem Deutschen Historischen Institut Paris. Neuburg an der Donau, 21. - 24. September 2002. Thorbecke, Ostfildern, 2004. ISBN 3799545174. S. 251-262

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 102
  2. vgl. Der Fall des Günstlings, eingesehen am 6. Mai 2018
  3. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld. (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9, S. 327