Burgruine Röthelstein

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Die Burgruine Röthelstein heute

Die Burgruine Röthelstein, auch Rotenstein, Rothenstein beziehungsweise Rottenstein, im Volksmund auch Wilhelmschloss, Edenschloss und Templerburg genannt, ist eine im Gebiet der Hainburger Pforte gelegene frühere Höhenburg. Sie sicherte im Hochmittelalter die Donau bei der Stadt Hainburg gegen das ungarische Königreich. Röthelstein ist eine jener seltenen Burgen, die sich als Ruine erhalten hat, obwohl sie das bereits im Spätmittelalter wurde.

Lage

Die Burgruine Röthelstein ist heute Teil der Gemeinde Hainburg an der Donau. Sie befindet sich in der Nähe der Stadtpfarrkirche von Hainburg am Nordhang des Braunsberges auf einem Felssprung über der Donau.[1] Die Ruine Röthelstein liegt befindet sich direkt gegenüber der am Arpadfelsen in der Slowakei gelegenen Burgruine Theben.[2]

Das Bauwerk

Die Burg Röthelstein sicherte im Mittelalter einige Zeit die Donau auf der Seite des Herzogtums Österreich.[3] Die Burganlage bestand ursprünglich aus einem inneren Bering mit einem innen gelegenen romanischen Saalbau. An diesen wurde später ein äußerer, von einem Graben umschlossener Bering angebaut, vermutlich aus der Spätromanik oder der Frühgotik. In einer dritten relativ späten Bauphase wurde eine durch einen weiteren Quergraben zweigeteilte "Befestigungsanlage" erbaut.[4] Bergseits war die Anlage von einem Halsgraben umgeben, der heute noch erkennbar ist. Bei Untersuchungen 1994-1995 wurden Hinweise dafür entdeckt, dass sich im Bereich der nördlichen Steilwand einst ein Bergfried befunden hatte. Hinweise für eine vormittelalterliche Besiedelung wurden bisher nicht entdeckt.[5] Heute sind nur mehr wenige Mauerreste sichtbar, in denen sich allerdings relativ viele Steinquader aus römischer Zeit befinden.[6]

Historische Eckdaten

Über die Burg gibt es kaum gesicherte Fakten. Sie dürfte vor 1170 erbaut worden sein, wurde Anfang des 15. Jahrhunderts zerstört und blieb danach eine Ruine. 1318 war sie von Ulrich von Dachsberg an die Landesfürsten des Herzogtums Österreich verkauft worden. 1459 hielt sich Kaiser Friedrich III. hier vorübergehend auf. Aufgrund einer Rechnung für Abbrucharbeiten und den Transport des Abbruchsmaterials nach Wien aus dem Jahr 1467 wird in der Geschichtsforschung ausgegangen, dass die Ruine zu dieser Zeit als Wehr- und Wohnanlage endgültig aufgegeben worden war. 1511 schenkte die Grafenfamilie von Pösing und St. Georgen die Ruine (ein "zerprochen gschloss") der Stadt Hainburg, welche sie mehrmals verpfändete.[6]

Die "Familie" der Röthelsteiner

Eine Familie der Röthelsteiner ist urkundlich belegt, ihre Mitglieder gelten als Ministeriale[A 1] der Markgrafenfamilie von Cham-Vohburg handeln.[1]

  • 1175 ist ein "Irinfrit de Routelensteine" urkundlich genannt.[1]
  • 1177 ist ein "Irmfrit de Routelensteine" urkundlich genannt, wenig später ein "Dominus Irmvridus de Roetilnstein" und sein Sohn Liutwin, 1203 ein weiterer "Hainricus de Routelnstain" urkundlich genannt.[6] Dieser Liutwin war Chorherr des Stiftes Klosterneuburg. Er gilt als letzte bekannte Röthelsteiner.[3]
  • 1188 ist ein Heinrich von Röthelstein ("Heinricus de Rotelnsteine") urkundlich genannt, 1209 ein weiterer Heinrich ("Heinricus de Rotelensteine et Irnfridus frater eius").[7]
  • 1285 benannte sich ein "Otto der Jüngere" aus dem benachbarten Haslau nach der Burg Röthelstein, die sich zu dieser Zeit in seinem Besitz befunden haben dürfte. Er dürfte allerdings nicht zur Familie der Röthelsteiner gehört haben.[3]

Die Familie der Röthelsteiner war auch im Besitz des in Hainburg gelegenen Götzenturm.[3]

Die Burgruine Röthelstein in Sage und Legende

Ein Blick auf Röthelstein

Röthelstein gilt als eine der niederösterreichischen "Templerburgen", die hier gewöhnlich als "Raubritter" ihr Unwesen treiben, wobei sie in der Sage meistens rote Kopfbedeckungen tragen oder rot gewandet sind. Gerade diese Gewandung, die auf den Namen der Burg anspielen dürfte, steht im Widerspruch zur tatsächlichen Ordenstracht der Templer und deutet an, dass hier mehrere Vorstellungen über mittelalterliche Bösewichte miteinander verschmolzen sein dürften. Dass hier jemals tatsächlich Templer ihr Unwesen getrieben hätten, gilt heute als widerlegt.[8] Was ihr "Raubritterverhalten" betrifft, haben diese Sagen jedoch einen wahren Kern. Röthelstein wurde im 15. Jahrhundert zeitweise von Söldnern und ihren meist adeligen Anführer bewohnt, welche auf der Suche nach Beute (Geld, Lebensmitteln) die Umgebung durchstreiften und die Bevölkerung erpressten. Zu diesen zählte zum Beispiel Wilhelm von Enzersdorf, der um 1411 von Röthelstein aus, die Bürgerschaft der Stadt Hainburg bedrohte. In den 1450er-Jahren errichtete Wenko von Ruckenau, besser bekannt als "Ledwenko" mit seinen Leuten an beiden Donauufern zwei Sperren (Tabore), mit denen er von den Reisenden "Abgaben" erpresste. Die Absperrungen wurden um 1458 zerstört.[5]

Ruine Rotenstein

Nach einer Überlieferung soll Röthelstein von den Templern erbaut worden sein, die als "Rotkappler" Schiffe plünderten und in der Geisterstunde noch heute auf der Ruine ihr Unwesen treiben.[9]

Die Rotkappler

Es geht um mehrere bekannte Wandersagen, die hier auf Röthelstein spielen und in denen Rotkappler, gewöhnlich Templer, in einer Version auch als Geistliche, die einst als Raubritter tätig waren, bezeichnet, sich dem Volk zeigen.

  • Eine arme Frau, die bei der Ruine Gras sammelt und dabei eine Handvoll Streusand an sich nimmt, wird wenig später von einem Rotkappler erschreckt, der sich eine Handvoll Gras aus ihrem Korb herausholt Zu Hause ist der Korb, abgesehen von einem Klümpchen Gold völlig leer.[8]
  • Ein Bursche aus Hainburg, der auf einem Spaziergang in den Trümmern der einstigen Burg von einem Rotkappler in die Schatzkammer verschleppt und mit Diamanten, Rubinen und Perlen beschenkt wird, macht am Rückweg die Entdeckung, dass sich diese in wertlose Steinbrocken verwandelt haben. Wieder in Hainburg entdeckt er, dass inzwischen hundert Jahre vergangen sind.[10]
  • Mönche, Nonnen, Rotkappler, die noch immer auf Burg Röthelstein spuken müssen, können gewöhnlich nur von Menschen wahrgenommen werden, die an einem Neusonntag[A 2] geboren sind. In dieser Sage wird empfohlen, Ruhe zu bewahren und an den Gespenster vorbeizugehen, denn dann lassen einen die Geister in Ruhe. Läuft man jedoch ängstlich davon, verfolgen sie einen, und man hat Glück, wenn man nur zu Boden geschlagen und nicht gleich von einem steilen Felsen in die Donau gestürzt wird.[11]

Das Fest in Rotenstein

Die Herren von Röthelstein, Ritter und Damen aus längst vergangener Zeit, feiern im Burghof an einem Sonntagnachmittag ein Fest, in das zufällig ein Mann aus Hainburg gerät. Er genießt die Gastfreundschaft der Menschen, deren Sprache er allerdings nicht versteht und bezahlt dem Wirt auch die Zeche mit einem Gulden, ehe er aufbricht, worauf ihm dieser mehrere Silbermünzen herausgibt. Als er auf dem Heimweg entdeckt, dass mit diesen Münzen etwas nicht stimmen kann und daher zurückkehrt, um den Wirt auf seinen Fehler aufmerksam zu machen, liegt über dem Burghof eine sommerliche Stille und kein Mensch ist dort zu finden. Eine ähnliche Sage wird auch über die Burgruine Lichtenfels erzählt.[8]

Der Schatz in Rotenstein

Es handelt sich um eine sogenannte Schatzsage. Wie auch bei den Sagen um die in der Nähe gelegene Burgruine Hainburg spielt hier der Fronleichnamstag eine Rolle. Nur während der Prozession spaltet sich der Felsen, auf dem Ruine liegt und gibt den Zugang zu einer Eisentüre frei, hinter der sich die Schatzkammer befindet. Diese öffnet sich und bleibt solange offen, bis die Prozession vorüber ist. Zwar zeigen sich auch gespenstige Gestalten, so zum Beispiel ein Gerippe mit einem Helm und einem blauen Mantel, doch hindern die Geister niemanden daran, während der Prozession die Schatzkammer zu betreten und Schätze mitzunehmen. Wenn sich allerdings die Schatzkammer schließt, ehe es den Schatzsuchenden gelungen ist, sie wieder zu verlassen, sind sie den Geistern hilflos ausgeliefert, nur Unschuldigen können sie nichts anhaben. In dieser Sage ist es die arme Witwe, welche rechtzeitig aus der Schatzkammer flüchten kann, dabei aber ihr Kind vergisst, dass sie auf den Boden gesetzt hatte, um die Hände zum Schatz sammeln frei zu haben. Als sie ein Jahr später verzweifelt am Fronleichnamstag in die Schatzkammer zurückkehrt, findet sie jedoch ihr Kind unversehrt dort wieder.[12]

Der Schimmelreiter

Hier ist es der Schimmelreiter der einen armen Holzhacker erlaubt, sich in der Schatzkammer regelmäßig unter der Erfüllung bestimmter Auflagen einen Edelstein mitnehmen zu dürfen. Als er jedoch zwei dieser Auflagen nicht einhält, er vertraut sich seinem Bruder an und nimmt diesen mit zur Schatzhöhle, jagt ihn der Schimmelreiter davon.<ref name ="schöndorfer242">vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 245f.</ref

Siehe auch: Kategorie:Sage aus Niederösterreich

Literatur

  • Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0

Weblinks

 Burgruine Röthelstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 239
  2. vgl. Ruine Röthelstein, Donau.COM, abgerufen am 11. August 2020
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 vgl. Ruine Röthelstein, Burgenkunde.AT, abgerufen am 11. August 2020
  4. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 240f.
  5. 5,0 5,1 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 241
  6. 6,0 6,1 6,2 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 240
  7. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 239f.
  8. 8,0 8,1 8,2 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 242
  9. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 242f.
  10. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 243f.
  11. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 244
  12. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 244f.

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  2. In den Sagen haben Menschen, die an einem Neusonntag geboren sind, gewöhnlich die Fähigkeit, auch das zu sehen, was unsichtbar ist. Als Neusonntag werden Sonntage bezeichnet, die auf eine Neumondnacht fallen. Die Bezeichnung findet sich auch für einen Neujahrstag, der auf einen Sonntag fällt.