Otto II. von Maissau

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Die Burg Maissau, nach der sich Ottos Familie benannte, heute

Otto (II.) von Maissau (* im 13. Jahrhundert; † 1265, auf der Burg Aichhorn bei Brno, heute Tschechien, damals Markgrafschaft Mähren[1]) war ein Adeliger des Herzogtums Österreich und wirkte im heutigen Bundesland Niederösterreich. Unter ihm begann der Aufstieg der Familie der Maissauer.

Herkunft

Otto (II.) von Maissau stammte aus einer Ministerialenfamilie[A 1] des Herzogtums Österreich, die sich nach dem Ort beziehungsweise der Burg Maissau im Waldviertel benannte. Sie zählte im Spätmittelalter zu den angesehensten und mächtigsten Adelsfamilien des Herzogtums. Otto (II.) von Maissau führte seit ca. 1240 als Wappen ein schwarzes Einhorn in Gold, welches später auch als Wappen der Familie belegt ist.[2]

Verheiratet war Otto (II.) von Maissau mit Elisabeth von Sonnberg († nach 1265), der Witwe von Ulrich von Staatz, die aus einer im Weinviertel in der Nachbarschaft der Maissauer begüterten Ministerialenfamilie stammte.[3] Sie war eine Schwester von Hadmar von Sonnberg und die Tante von Hugo und Hadmar von Liechtenfels.[4] Aus dieser Ehe sind Kinder belegt:

  • Stephan (I.) von Maissau.[1]
  • Sophie von Maissau, sie besaß ein eigenes Siegel und war due Ehefrau von Heinrich von Haunfeld[5]
  • Tochter, Nonne im Kloster Oslawan, damals Markgrafschaft Mähren[6]
  • Tochter, Ehefrau von Hadmar von Schönberg, Mutter von Alber von Schönberg und Hadmar von Schönberg[6]
  • Tochter, Ehefrau eines Adeligen aus der Markgrafschaft Mähren aus der Familie Wartenberg, Mutter von Benesch von Wartenberg[6]

Belegt ist außerdem eine weitere Tochter: Berta, die mit Dietrich von Hohenberg verheiratet war. Diese dürfte allerdings nur eine Stieftochter von Otto von Maissau gewesen sein und stammte wohl aus der ersten Ehe von Elisabeth von Sonnberg.[6]

Otto (II.) von Maissau war ein Onkel von Pilgrim und Heinrich von Schwarzenau.[5]

Leben

Nach der deutschsprachigen Reimchronik war es Otto (II.) von Maissau, der im Wesentlichen den Aufstieg seiner Familie zu einer der angesehensten und mächtigsten Adelsfamilien des Herzogtums Österreich zu verantworten hatte. Er soll jene vier Herrschaften erworben haben, die diesen begründeten, die Herrschaften Pöggstall, Horn, Ottenschlag und Staatz.[7]

Mitte des 13. Jahrhunderts gelang es Otto (II.) von Maissau seine Besitzungen im Waldviertel wesentlich zu vergrößern. In der Forschung ist bisher nicht geklärt, ob ihm dies durch Usurpation oder durch die (vorübergehende) Gunst des "Böhmenkönigs" König Ottokar[A 2] gelang.[8] Bereits unter Herzog Friedrich (II.) "dem Streitbaren" war er einer der oberen Landrichter des Herzogtums Österreich[A 3][9] Diese Position konnte er zunächst auch unter König Ottokar halten.[8] Als oberer Landrichter wirkte Otto von Maissau an verschiedenen Orten im Herzogtum Österreich und später auch in der Markgrafschaft Mähren, so in Wien, Linz, Ybbs oder Krems.[10]

Otto von Maissau schloss sich nach dem Tod von Herzog Friedrich "dem Streitbaren" dem Kaiser an und unterstützte daher zunächst dessen Statthalter Otto von Eberstein, dem es trotz geringer finanzieller Mittel zunächst gelang, die Mehrheit der Grundherren im Herzogtum Österreich für sich zu gewinnen. 1247 wird er gemeinsam mit Otto von Haslau, dem Schenken von Kreuzenstein und Witigo ("scriba Austrie et Stirie") von diesem als Bürgen gegenüber dem Bischof von Freising urkundlich genannt.[11] Er dürfte zu jenen Adeligen gezählt haben, die sich Anfang der 1250er-Jahre dem Böhmenkönig anschlossen. Am 2. Februar 1251 ist er erstmals urkundlich im Umfeld von diesem belegt.[12]

König Ottokar dürfte ihn 1255 mit der Herrschaft Staatz und 1259 mit dem "Passauer Zehent" in Weiten, der zuvor Rudolf von Pottendorf gehört hatte, belehnt haben. Nach einer Urkunde von 1263 war Otto von Maissau damals an der Beilegung einer Streitsache im Weitental beteiligt.[7] Im Dezember 1256 vertrat er zusammen mit Konrad von Zagging König Ottokar bei seiner Einigung mit dem Bischof von Bamberg in Krems. Er führte am 7. März 1259 den Vorsitz im Landgericht zu Mautern, auf dem Heinrich von Kuenring verurteilt wurde, die Burg Rappottenstein und das Patronatsrecht der Kirche von Rappottenstein und Meilan an Berta von Eggenburg und ihre Söhne zurückzugeben.[13] 1260 bekleidete er das Amt des Oberstmarschall für das Herzogtum Österreich.[8] Noch 1263 bestätigte Otto von Maissau zusammen mit Otto von Haslau anlässlich des Landgerichtes in Korneuburg am 25. November eine Schenkung von Friedrich von Weikersdorf an das Stift Klosterneuburg, wobei ihn Heinrich von Seefeld, der damals selbst einer der "oberen Landrichter" war, ersuchte, Besitzungen, die dieser gemeinsam mit Albero von Feldsberg dem Stift Heiligenkreuz geschenkt hatten, gegen Übergriffe des Ritters Friedrich von Moosbrunn zu schützen.[14]

Dass König Ottokar seit Anfang der 1260er-Jahre kontinuierlich versuchte, den Einfluss der Landherren zu verringern, dürfte letztlich zum Konflikt Ottos mit ihm geführt haben, zudem dadurch auch seine Beratertätigkeit an Bedeutung verlor.[15] Bald nach 1260 fiel Otto bei König Ottokar in Ungnade. 1265 wurde er diesem in der Markgrafschaft Mähren gefangen gesetzt und dort getötet.[7]

Orte mit Bezug zu Otto von Maissau im heutigen Niederösterreich

  • Krems: Otto von Maissau gilt als Wohltäter des dortigen Dominikanerklosters.[16]

Otto von Maissau in Legende und Sage

Ottos tragisches Ende, über das kaum etwas Konkretes bekannt ist, wurde in späteren Quellen wesentlich ausgeschmückt. Nach dem Prolog des Stifterbuches des Klosters St. Bernhard wurde er hingerichtet, eine Information, die sich allerdings in keiner zeitgenössischen Quellen bfindet. In der "Reimchronik", die Ottokar aus der Gaal zugeschrieben wird und ca. eine Generation nach ihm entstanden ist, wird sein Tod auf Verrat zurückgeführt.[17]

Otto von Maissau in zeitgenössischen Quellen

Otto von Maissau dürfte jener "herr Otto von Mîssouwe" sein, über den Ulrich von Liechtenstein als Teilnehmer des Turniers in Wiener Neustadt (1240) im "Frauendienst" ausführlich berichtet. Ulrich berichtet außerdem, dass er bei diesem Turnier persönlich gegen Otto von Maissau angetreten war und gibt eine ausführliche Beschreibung von dessen Wappen.[18] Eine weitere Beschreibung von ihm findet sich bei Seifried Helbling.[19] Er kommt außerdem in der "Reimchronik" des Ottokar aus der Gaal vor, die allerdings erst eine Generation später entstanden ist.[7] Hier wird sein Fall als warnendes Beispiel einem Ulrich von Taufers berichtet.[20]

Literatur

  • Peter Trawnicek: Pöggstall und die Grabdenkmäler in der Kirche St. Anna im Felde. In: Sbornik Praci filozoficke fakulty brnenske univerzity studia facultatis philosophicae universitatis brunensis C 49, 2002. S. 271-291 digital
  • Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990
  • Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, Fürstendiener und Hochverräter - Bausteine zur einer Nutzergeschichte von Schloss und Herrschaft Pöggstall. In: Peter Aichinger-Rosenberger - Andreas Zajic (Hrsg.): Menschen und Denkmale. Schloss Pöggstall. Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof (= Katalog des Landesmuseums. Neue Folge. Nr. 537). Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2017. ISBN 978-3-99028-710-1. S. 13-51

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Peter Trawnicek: Pöggstall und die Grabdenkmäler, 2002, S. 275
  2. vgl. Otto IV. von Maissau (der letzte Maissauer), GedächtnisDesLandes.AT, abgerufen am 18. April 2020
  3. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 53
  4. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 55 und S. 56
  5. 5,0 5,1 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 55
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 56
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 14
  8. 8,0 8,1 8,2 vgl. Peter Trawnicek: Pöggstall und die Grabdenkmäler, 2002, S. 274
  9. vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 13f.
  10. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 39
  11. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 27
  12. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 30
  13. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 37
  14. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 38f.
  15. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 36
  16. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 54
  17. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 51
  18. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 24f.
  19. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 24
  20. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 52

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  2. Für König Přemysl Otakar II. (Przemysl Ottokar II., Ottokar II. Przemysl) finden sich in der Sekundärliteratur verschiedene Namensbezeichnungen. In Österreich war und ist er als Ottokar II. bekannt. Da es in diesem Artikel um die Geschichte jener Gebiete geht, die heute zur Republik beziehungsweise zum "EU-Land" Österreich gehören, wird hier durchgehend die Bezeichnung Ottokar verwendet.
  3. Neben ihm sind zu dieser Zeit als "obere Landrichter" bekannt: Otto von Haslau, Heinrich von Liechtenstein, Heinrich von Hardegg, Konrad von Zagging, Albero von Feldsberg und Heinrich von Haßbach. Vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer, 1990, S. 39