BvS 10-AUT

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Frontseite. Oberhalb um das Maschinengewehr sind die Nebelwerfer, links die Wärmebildkamera
Seitenansicht
Heckschütze im hinteren Wagen. Ganz links der Landeshauptmann von Vorarlberg, Markus Wallner

Der BvS 10-AUT ist ein lufttransport- und schwimmfähiges Mehrzweckfahrzeug und wurden im Zuge der zukünftigen Ausrichtung des österreichischen Bundesheeres (ÖBH) zur Gewährleistung der Landesverteidigung (Artikel 79 Abs. 1 BV-G) als Gefechtsfahrzeug für die Gebirgstruppe angeschafft.[1]

Im Zuge der Katastrophenhilfe (§ 2 Wehrgesetz) können die BvS 10-AUT auch als geländegängige Transportfahrzeuge für Hilfs- und Rettungsmannschaften eingesetzt werden. Im Zusammenhang mit dem Einsatz gegen terroristische Bedrohungen ist auch ein Einsatz im Inland mit der Exekutive vorgesehen.[2]

Name

BvS 10-AUT ist eine Abkürzung und bedeutet:[1]

  • BV = schwed.: Bandvagn (Band für Kette und Vagn für Wagen, dt.: Kettenfahrzeug).
  • S = schwed.: Skydad = dt.: geschützt, eine Kurzbezeichnung für die gepanzerte Ausführung des Fahrzeuges.
  • 10 bezeichnet die Modellreihe.
  • AUT steht für die speziell für das österreichische Bundesheer hergestellte Version des Fahrzeuges.

Geschichte

Die schwedischen Streitkräfte beauftragten das Unternehmen Volvo Mitte der 1950er-Jahre ein extrem geländegängiges, schwimmfähiges und schneetaugliches Transportfahrzeug zu entwickeln. Das Ergebnis war der Bandvagn 202, der ab 1961 von Volvo produziert wurde. Ab 1970 suchte das schwedische Beschaffungsamt (Försvarets materielverk - FMV) ein Nachfolgemodell und schrieb 1971 einen Entwicklungsvertrag für ein All Terrain Vehicle mit amphibischen Eigenschaften für schwieriges, mooriges, vereistes und gebirgiges Gelände aus. Nach einem dreijährigen Auswahlverfahren wurde 1974 das Unternehmen Hägglund & Söner mit der Entwicklung beauftragt. Der von Hägglund & Söner entwickelte Prototyp des Bandvagn 206 wurde in einem vierjährigen Truppenversuch überprüft und ab 1979 gab das FMV vorerst 3500 Fahrzeugen mit einem Auftragsvolumen von 800 Millionen schwedischer Kronen in Auftrag.[3]

Der Unterschied zwischen dem Bandvagn 206 (BV206) und dem Bv 10 bzw. BvS 10 ist auch vom Laien leicht an der sechsten Laufrolle in jedem Kettenlaufwerk erkennbar (der BV206 hat fünf Alu-Laufrollen).

Das Bundesheer beschaffte 1994 erstmals das Vorläufermodell des BvS 10, einen Bv206D, für Erprobungszwecke. Das Fahrzeug wurde mit dem 6-Zylinder-Dieselmotor von Steyr ausgestattet. Es wurde am 5. Dezember 1997 in Dienst gestellt und blieb ein Einzelstück (Gebirgskampfzentrum Saalfelden).[4]

Im Juli 2016 wurde bekannt gegeben, dass das Bundesheer eine Bestellung von 32 Fahrzeugen des BvS 10 aufgeben wird mit einem Kostenvolumen von rund 85 Millionen Euro (einschließlich Bewaffnung und Zusatzausrüstung).[5][6] Der BvS 10 wurde erstmals am 4. Juni 2018 der Öffentlichkeit in Österreich in der Rossauer Kaserne vorgestellt.[1]

Hersteller des BvS 10-AUT

Der BvS 10-AUT wird vom schwedischen Hersteller Hägglunds, welcher seit 2004 um britischen Rüstungskonzern BAE Systems gehört, hergestellt. Das Fahrzeug wird in zivilen und militärischen Varianten angeboten und wurde über 11.700-mal gebaut.[7]

Aufbau BvS 10-AUT

Der BvS 10-AUT ist ein lufttransportfähiges militärisches All Terrain Vehicle mit amphibischen Eigenschaften (schwimmfähig) für schwieriges, mooriges, vereistes und gebirgiges Gelände und besteht aus zwei gelenkig verbundenen Einheiten (hydraulische Knicklenkung) mit vier Raupenketten. Das Fahrzeug kann in der maximalen Variante bis zu 17 Personen transportieren (6 im vorderen und 11 im hinteren Fahrzeug). In der österreichischen Variante (AUT) neun bis maximal elf Personen.

Die Lenkung mit der hydraulischen Knicklenkung wird die Stellung des Vorder- und Hinterwagen zueinander verändert und ermöglicht so ein Lenken des Fahrzeuggespanns (ähnlich wie bei einem Radlader). Andere Kettenfahrzeuge, wie z. B. Bagger, Panzer, Pistenraupen etc. verändern hingegen die Fahrtrichtung über unterschiedliche Umfangsgeschwindigkeiten der zwei vorhandenen Ketten.[8]

Der Hinterwagen ist fester Bestandteil des Fahrzeuges mit Antrieb und kein Anhänger. Der Antriebsmotor im Vorderwagens wirkt auch auf die Ketten des Hinterwagens. Ein spezieller (schwimmfähiger) 2-Achs-Anhänger bis 3000 Kilogramm Gesamtgewicht und 4,8 Meter Länge und 2,178 Meter Breite kann bei der österreichischen Ausführung des BvS 10-AUT am hinteren Wagen noch zusätzlich angehängt werden.[9]

Ausführung AUT des BvS 10

Allgemein

Die österreichische Version (AUT) des BvS 10 verfügt über folgende Ausstattung:[6]

Bewaffnung

Aktiver Schutz

Die BvS 10-AUT sind mit einer elektronisch fernbedienbaren Waffenstation mit einem 12,7 mm überschweren Maschinengewehr ausgestattet. Mit diesem Maschinengewehr können bis zu 1000 Meter entfernte Ziele getroffen werden. Sekundärbewaffnung ist ein 7,62 mm Maschinengewehr auf einer Drehringlafette zur Rundumverteidigung bis zu 600 Meter Schußweite.[11]

Der BvS 10-AUT kann auch theoretisch mit anderen Waffen ausgestattet werden. In anderen Ländern sind leichte bis schwere Infanteriewaffen, Panzerabwehrwaffen bis hin zu einem rückstoßfreien Geschütz aufgebaut.

Zwei von sechs Beobachtungskameras am BvS 10-AUT. Hinter den Kameras ist einer der Lasthaken für die Luftverladung sichtbar

Passiver Schutz

Als passiver Schutz verfügen die BvS 10-AUT über einen Minenschutz und Schutz gegen Infanteriemunition[12] sowie eine Nebelmittelwurfanlage. Der Schutz gegen Infanteriemunition soll Schutz gegen Hartkernmunition mit Kaliber 7,62 × 54 mm R und Artilleriesplitter gewähren.

Rundumbeobachtung

Die BvS 10-AUT sind frontseitig mit einer Wärmebildkamera mit einer Erfassungsweite bis 12 Kilometer und Erkennungsweite von 4,5 Kilometer ausgestattet. Rund um das Fahrzeug sind sechs Kameras angebracht zur Erfassung des Nahbereichs mit Tageslicht und Wärmebildkameras sowie Bewegungssensoren.[11]

Fahrzeugdaten

Tragbahre im hinteren Wagen des BvS 10-AUT. Oberhalb der Soldaten, das Heckgeschütz
  • Raupenantrieb: vier Ketten (Gummiraupen),
  • Motor: 285 kW Turbodiesel.[12]
  • Sperrgetriebe: Torsen-Ausgleichsgetriebe,
  • Länge: 8,04 Meter (mit Räumschild/Schneepflug: 9,41 Meter),
  • Breite: 2,25 Meter,
  • Höhe: 3 Meter,
  • Leergewicht: 13,57 Tonnen,
  • maximales Gesamtgewicht: 15,9 Tonnen,
  • Höchstgeschwindigkeit: 65 km/h (asphaltierte Straße),
  • maximale Steigfähigkeit: 31° bei festem Untergrund,
  • maximale Schrägfahrtmöglichkeit: 33° bei festem Untergrund,
  • Überwindung von festen Hindernissen: Vorwärtsfahrt 0,6 Meter Höhe, Rückwärtsfahrt 0,4 Meter Höhe,
  • maximale Böschungsneigung beim Ein- und Ausfahren aus Gewässern: 23°.[13]
  • Besatzung/Personentransportkapazität: Minimum drei Personen (im militärischen Einsatz), maximal 11 Personen.[9][14] Im Hinterwagen kann auch eine Tragbahre transportiert werden.

Gegen tiefhängende Äste könnten die BvS 10-AUT mit einem Astabweiser an der Fahrzeugfront ausgestattet werden.

Lufttransport

Die BvS 10-AUT sind lufttransportfähig. Entweder als Innenlast in einem Transportflugzeug oder als Außenlast an Transporthubschrauber. Übersteigt das Gewicht bei Hubschraubern die transportierbare Masse, können die BvS 10-AUT geteilt und die Fahrzeugteile einzeln geflogen werden.

Literatur

  •  Jürgen Plate, Lutz-Reiner Gau, Jörg Siegert: Deutsche Militärfahrzeuge. 2 Auflage. Motorbuch, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02152-8.
  •  Bv206 Husky. Hägglunds Mehrzweckgeländefahrzeug im Dienste der Bundeswehr und anderer Armeen (= Militärfahrzeuge Spezial). Tankograd.

Quelle

Weblinks

 BvS 10-AUT – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Pressehandbuch BvS10 vom 3. September 2020 des Hochgebirgs-Jägerbataillons 23, S. 18.
  2. Ausführungen verantwortlicher militärischer Führer bei der Pressekonferenz am 3. September 2020 in der Walgaukaserne. Siehe auch Pressehandbuch BvS10 vom 3. September 2020 des Hochgebirgs-Jägerbataillons 23, S. 31.
  3. Bv206 Husky – Hägglunds Mehrzweckgeländefahrzeug im Dienste der Bundeswehr und anderer Armeen, Tankograd – Militärfahrzeuge Spezial No 5015 S. 10–11 Die Entwicklung – Vom Bv202 zum Bv206
  4. Das Alvis Hägglunds Bv206 All Terrain Vehicle beim Bundesheer
  5. Bundesheer kauft 32 Geländefahrzeuge "Hägglund". Die Presse, 1. Juli 2016, abgerufen am 27. Juli 2016.
  6. 6,0 6,1 Pressehandbuch BvS10 vom 3. September 2020 des Hochgebirgs-Jägerbataillons 23, S. 19.
  7. Bv206 Husky – Hägglunds Mehrzweckgeländefahrzeug im Dienste der Bundeswehr und anderer Armeen, Tankograd – Militärfahrzeuge Spezial No 5015, S. 41
  8. Pressehandbuch BvS10 vom 3. September 2020 des Hochgebirgs-Jägerbataillons 23, S. 21.
  9. 9,0 9,1 Pressehandbuch BvS10 vom 3. September 2020 des Hochgebirgs-Jägerbataillons 23, S. 25.
  10. Pressehandbuch BvS10 vom 3. September 2020 des Hochgebirgs-Jägerbataillons 23, S. 31.
  11. 11,0 11,1 Pressehandbuch BvS10 vom 3. September 2020 des Hochgebirgs-Jägerbataillons 23, S. 22.
  12. 12,0 12,1 Pressehandbuch BvS10 vom 3. September 2020 des Hochgebirgs-Jägerbataillons 23, S. 23.
  13. Pressehandbuch BvS10 vom 3. September 2020 des Hochgebirgs-Jägerbataillons 23, S. 24.
  14. Pressehandbuch BvS10 vom 3. September 2020 des Hochgebirgs-Jägerbataillons 23, S. 34.