Missingdorfer (Adelsfamilie)

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Die Familie der Missingdorfer war eine einflussreiche Adelsfamilie, die im heutigen Niederösterreich ansässig war.

Anfänge

Die Familie der Missingdorfer ist seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts urkundlich belegt. Es handelt sich um eine alte und angesehene Ministerialenfamilie[A 1] , die im 13. Jahrhundert als Dienstleute der Grafenfamilie von Hardegg belegt sind. Später waren sie Lehensträger der Familie der Maissauer, von deren Aussterben sie besitzgeschichtlich wesentlich profitierten. Im 15. Jahrhundert zählten sie zu den einflussreichen Familien des Herzogtums Österreich.[1] Bis 1469 waren sie im Besitz von Schloss Missingdorf (heute Teil der Gemeinde Sigmundsherberg), die nach ihnen benannt sein dürfte.[2] Die Familie spaltete sich in mehrere Linien auf, die sich nach ihren Sitzen benannten: Missingdorf, Steinabrunn, Dobra und Goggitsch.[3]

Ihr Wappen erinnert von der Optik an den österreichischen Bindeschild. Dieses zeigt ein grünes Feld, das durch einen goldener Querbalken unterbrochen ist. Das Schild des Wappens zeigt einen offenen Helm, über diesem sind Adlerflügel dargestellt.[3]

Mitglieder der Familie der Missingdorfer

  • Heinrich (I.) von Missingdorf ("Heinrich von Mizzendorf") († vermutlich 1207) wird 1156 und 1192 in einer Urkunde der Grafen Chunrad und Heinrich Playen und Hardegg angeführt ist. 1172 ist er unter den Ministerialen von Österreich neben Hardegg, Kattau, Therasburg, Oberhöflein u. a. genannt. Heinrichs Nachkommen hatten u. a. Besitzungen im 14. Wiener Gemeindebezirk und in Sievering (heute Teil des 19. Wiener Gemeindebezirks sowie in Rassingdorf, Nonnersdorf, Heiligenberg, Neusiedel, Grafensulz, Glaubendorf, Gugging, Dobra, Rottenstein, Naglern, Tiefenbach, Sachsendorf, Roggendorf, Goggendorf. Ihnen gehörten außerdem Zehente in verschiedenen Orten, darunter auch der Zehent von Kainreith.[3]
  • Heinrich (III.) von Missingdorf ist 1280 einer der Zeugen, als das Stift Geras sein Bergrecht bei Rafing dem in dieser Gegend schon lang begüterten Stift Zwettl verkauft. Er bezeugte außerdem die Kaufverträge vom 25. Jänner 1282 und am 25. Dezember 1287 sowie einen Kaufvertrag im Jahr 1293. 1292 kaufte er von Albero von Hohenstein einen Wald bei Pulkau.[3]
  • Michael von Missingdorf und seine Ehefrau Magrete(sic!) sind durch Hausverkäufe in Wien mehrmals belegt. Am 20. September 1369 verkauften sie ihr Haus in der Raifstraße, am 15. Oktober 1379 ein Haus bei der Himmelpfortgasse, am 26. März 1380 ein Haus in der Krugerstraße und am 21. Jänner 1381 ein Haus in der Johannesgasse.[3]
  • Seybot von Missingdorf verkaufte am 28. Mai 1372 in Wien sein Haus am Schweinemarkt (heute der Lobkowitzplatz) dem herzoglichen Kammermeister Hans dem Suefner. Am 20. Februar 1383 kaufte er von Agnes von Missingdorf drei Lehen zu Missingdorf (heute Teil der Gemeinde Sigmundsherberg).[3]
  • Ulrich von Missingdorf, der als Ritter bezeichnet wird, verzichtete am 11. Oktober 1390 auf Besitzungen zu Hetzmannsdorf (heute Teil der Gemeinde Harmannsdorf) zugunsten des Niklas Floyht zu Starrein und der Brüder Georg und Otto von Pultendorf.[3]
  • Hans von Missingdorf († 1428), auch Hans Missindorf geschrieben, erwarb 1415 die in der heutigen Stadt Wien gelegene Herrschaft Breitensee. Diese gehörte seit 1423 Stephan von Missingdorf (auch Stefan Missindorf) und seit 1445 Wolfgang von Missingdorf (auch Wolfgang Missindorf), der sie 1462 Erasmus Feuchtner verkaufte. Hans von Missingdorf dürfte mit Johann von Missingdorf ident sein, der bereits 1399 neben Stephan von Missingdorf als dessen Cousin urkundlich genannt ist. Dieser Johann von Missingdorf verpfändete am 25. April 1403 dem Wiener Schottenstift den Drittelzehent in Missingdorf und Rafing, den Hans der Ameiser und Stephan von Alanzpeckh an ihn abgetreten hatten.[3]
  • Stefan (II.) der Missingdorfer war 1406 Burggraf von Maissau.[3]
  • Peter Missingdorfer war 1415 Burggraf von Maissau.[3]
  • Ein namentlich nicht genannter Ritter von Missingdorf stiftete 1434 dem Wiener Schottenstift eine Messe mit Gülten zu Dallein und Purgstall.[3]
  • Wolfgang von Missingdorf, auch Wolfgang Missingdorfer, schloss sich 1451 dem Mailberger Bund an. 1459 war er Besitzer von Therasburg und nannte sich Herr zu Missingdorf, Steinabrunn und Therasburg. 1459 lieh er Sigmund Stockharner 400 Pfund. Am 5. März 1459 beschuldigte ihn der "Böhmenkönig" Georg, dass er gemeinsam mit einem Rosenharts einige seiner Untertanen bei Wien gefangen genommen hätte und ersuchte um deren Freilassung. 1458 und 1459, als die Einfälle aus dem Königreich Böhmen und der Markgrafschaft Mähren im damaligen Herzogtum Österreich immer heftiger wurden, nennen Chronisten Wolfgang Missingdorfer als denjenigen, der im ununterbrochenen Kampf mit den Angreifern lag.[3] 1462 tritt er als Anhänger von Erzherzog Albrecht (VI.) von Österreich ("Albrecht dem Freigiebigen") auf.
  • Wilhelm von Missingdorf zu Dobra schloss sich 1473 mit anderen Rittern dem Pernsteiner zu Therasburg und den eingefallenen "böhmischen Söldnern" an und plünderte im Waldviertel.[3]
  • Johann (II.) von Missingdorf († 1513.) gilt als der letzte Missingdorfer. Nach seinem Tod kamen seine Besitzungen über seine Schwester Marta, eine verehelichte Volkhra, an die Freiherren und Grafen von Volkhra, Greilenstein und Dorna.[3]

Einer der Bedeutendsten aus diesem Geschlechte war Georg Andreas Volkhra, Graf von Greilenstein, Freiherr zu Steinabrunn und Streitdorf und Herr zu Missingdorf. Er war kaiserlicher Kämmerer und Oberfalkmeister. Gestorben ist er am 6.4.1711.

Im 14. Wiener Gemeindebezirk gibt es jetzt noch eine Missindorfstraße.

Besitzungen der Familie der Missingdorfer

  • 1415 - 1462 gehörte die Herrschaft Penzing (heute Teil des 14. Wiener Gemeindebezirk) Mitgliedern der Familie der Missingdorfer.

Erinnerungen an die Familie der Missingdorfer

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990. S. 123, Fußnote 283
  2. vgl. Evelyn Benesch et al. (Hrsg.): Dehio-Handbuch'. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau. Verlag Berger, Wien, 1990. ISBN 3-7031-0652-2. S. 37
  3. 3,00 3,01 3,02 3,03 3,04 3,05 3,06 3,07 3,08 3,09 3,10 3,11 3,12 3,13 vgl. Chronik, Wir-Missingdorfer-AT, abgerufen am 9. November 2020

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.