Adalbert der Siegreiche
Markgraf Adalbert "der Siegreiche"[A 1] (* im 10. Jahrhundert; † 1055), auch Markgraf Adalbert von Österreich, herrschte über Gebiete in der heutigen Republik Österreich.
Ehe und Nachkommen
Markgraf Adalbert der Siegreiche entstammte einer Herrscherfamilie, die heute als die Babenberger bezeichnet wird. Er war einer der Söhne des Markgrafen Leopold (I.) "des Erlauchten" aus dessen Ehe mit Richwara und ein jüngerer Bruder des Markgrafen Heinrich (I.) "des Starken", dem er als Markgraf von Österreich nachfolgte.[1] Als gesichert gilt seine Ehe mit Frowiza, einer Tochter von Ottone Orseolo, dem Dogen von Venedig. Durch diese Ehe war er später der Schwager des ungarischen Königs Peter Orseolo.[1]
Markgraf Adalbert hatte mindestens zwei Söhne:
- Markgraf Leopold (Luitpold, Lippold) (II.) (* um 1025; † Dezember 1043), Markgraf der Ungarnmark[A 2]
- ∞ mit Ida, Tochter von Graf Ludolf von Braunschweig[1]
Während Ernst als Sohn von Adalbert und Frowiza gilt, ist die Mutter von Leopold nicht eindeutig gesichert. Die neuere Forschung hält ihn inzwischen für einen Sohn aus einer früheren Ehe von Adalbert. Neben einer Glismod, der Schwester von Bischof Meinwerk von Paderborn[2], wird auch eine Mathilde als erste Ehefrau des Markgrafen vermutet.[3]
Herrschaften
Adalbert der Siegreiche herrschte nach dem Tod seines Bruders Heinrich 1018-1055 als Graf über die Mark Österreich[A 3]. Unter Kaiser Heinrich III. kann er die Markgrafschaft bis zur Leitha und zur March ausdehnen. Die nördliche Grenze bildet nun im Wesentlichen die Thaya, die südliche Grenze die Piesting.[4]
Orte mit Bezug im heutigen Niederösterreich und Wien
- Unter seiner Herrschaft wird 1030 Wien als "Viennis" urkundlich genannt.[4] Nach dem 21. Juni 1030 wurde die Stadt Wien nach einem missglückten Feldzug von Kaiser Konrad II. wird Wien, das 881 erstmals im Zusammenhang mit einem Kampf gegen die Magyaren genannt wurde[A 4], von diesen eingenommen. Im August 1043 hält König Heinrich III. einen Hoftag in Wien und lässt dort eine Heerfahrt gegen die Ungarn beschwören, die angetreten wird.[5]
- Gars am Kamp: Adalbert der Siegreiche gilt als der Erbauer der Burg Gars.[6]*
Erinnerungsstätten im heutigen Österreich
- Heiligenkreuz: Adalbert der Siegreiche ist im sogenannten "Babenberger-Fenster" des Stiftes Heiligenkreuz dargestellt.
- Klosterneuburg: Im Stift Klosterneuburg befindet sich der bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, auf dem Adalbert "der Siegreiche" dargestellt ist.
- Melk: Adalbert "der Siegreiche" wurde im Stift Melk beigesetzt, wo sich auch seine Hauptresidenz befand. Seine Gebeine konnten bei der Öffnung der "Babenberer"-Grablege im Jahr 1968 ziemlich eindeutig identifiziert werden.[2] Ein Historienbild von ihm befindet sich in der "Babenberger-Galerie" des Stifts.
Literatur
- Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978
- Walther Krenn: Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955
- Karl Lechner: Adalbert, Markgraf von Österreich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Verlag Duncker & Humblot, Berlin, 1953. ISBN 3-428-00182-6. Band 1, S. 45 digital
- Karl Lechner: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976–1246. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 6. Auflage 1996. ISBN 3-205-98569-9
- Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6
Weblinks
Adalbert der Siegreiche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Literatur von und über Adalbert der Siegreiche im Katalog des Österreichischen Bibliothekenverbundes
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 vgl. Walter Kleindel: ‚Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Wien / Heidelberg: Ueberreuter 1978, Stammtafel der Babenberger (im Anhang)
- ↑ 2,0 2,1 vgl. Adalbert der Siegreiche, GedaechtnisDesLandes, abgerufen am 7. September 2020
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 214f.
- ↑ 4,0 4,1 Walther Krenn: Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens, 1955, S. 133
- ↑ vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 17
- ↑ vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0. S. 88
Anmerkungen
- ↑ In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.
- ↑ Dieser Leopold wird manchmal in Stammbäumen und Ahnengalerien der Babenberger als Leopold II. gezählt, was zur Folge hat, dass Leopold der Schöne als Leopold III. gezählt wird und sich die Zählung der Leopolde verändert. Dies ist zum Beispiel in der "Babenberger"-Galerie, die in Stift Melk besichtigt werden kann, der Fall.
- ↑ Aus dieser Markgrafschaft, die ursprünglich zum Stammesherzogtum Baiern gehörte, entstand 1156 das eigenständige Herzogtum Österreich, aus dem später Staaten und Staatenteile mit Namen Österreich hervorgingen. Die Mark umfasste damals aber nur Teile im heutigen Bundesland Niederösterreich, wobei sie unter den Markgrafen aus der Familie der Babenbergern wesentlich vergrößert wurde.
- ↑ Bei dieser Nennung ist allerdings unklar, ob mit Wien eine Siedlung mit diesem Namen oder der gleichnamige Fluss gemeint ist.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Markgraf Heinrich (I.) der Starke | Herrscher über die Markgrafschaft Österreich 1018-1055 | Markgraf Ernst (I.) der Tapfere |
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