Gelbe Wand (Breitenberg)
Als Gelbe Wand (auch gelber Fels bzw. gelber Felspfeiler) wird ein Bergsturzabriss aus der Schrattenkalk-Felswand des Breitenberg in der Gemeinde Hohenems in Vorarlberg, genannt. Der Breitenberg ist ein bis zu 1105 m ü. A. hohes Bergmassiv im äußersten Westen des Bregenzerwaldgebirges, welches einen Teil der Abgrenzung des Vorarlberger Rheintals bildet.
Lage und Geologie
Der Breitenberg liegt am nördlichsten Ende des Hohenemser Gemeindegebiets und zum Teil auf Dornbirner Gemeindegebiet und dominiert, zusammen mit dem Staufen, dem Firstmassiv, das Gemeindegebiet von Dornbirn und das Alpenrheintal in diesem Bereich auf der Vorarlberger Seite. Die höchste Erhebung liegt etwa 2900 m Luftlinie vom Zentrum der Stadt Dornbirn und etwa 1700 m, durch die Furche des Fallbaches getrennt, von der Bergstation der Karrenseilbahn entfernt.
Hinter dem Breitenberg (von Dornbirn aus gesehen) direkt anschließend, zwischen Staufen, Bocksberg und Schönem Mann, liegt auf einer Hochfläche die Alpe Schuttannen (1148 m ü. A.).
Die Gelbe Wand ist ein Felsabriss aus Schrattenkalk, der sich am obersten Ende des Breitenbergs, etwa 600 Meter über dem Talboden, befindet (siehe Bild). In diesem Bereich hat sich bereits 1654 und 1760 gewaltige Felsmassen gelöst. Der Felspfeiler Gelbe Wand hat sich von den dahinterliegenden Felsen bereits weitgehend gelöst und es wird davon ausgegangen, dass etwa 140.000 bis 150.000 m³ Gestein abgehen könnten. Der Felspfeiler selbst steht auf einer 30 bis 50° talwärts fallenden mergeligen Schichtfläche, welche jedoch an gegenläufigen – in die Wand gerichtete – stabile Kalkschichten ansteht.[2]
Eine Sprengung der Gelben Wand wurde angedacht aber verworfen. Über die Gefährlichkeit und Wahrscheinlichkeit eines Abganges bestehen unter Geologen unterschiedliche Auffassungen. Derzeit wird davon ausgegangen, dass vor einem Abgang der Gelben Wand zumindest einige Wochen zuvor Warnhinweise bemerkbar sein werden.[3][4][5]
Geschichte und Nutzung des Breitenbergs
Der Breitenberg besteht im Wesentlichen aus Kalkgestein und weist im Gesamten über 600 m aufragende Steilabbrüche auf. Das Gestein ist teilweise sehr instabil und es ereigneten sich in der Vergangenheit große Felsstürze: 1654, 1760, 1943, 1971.[6] Der Originalbericht über die Felsstürze am Breitenberg im Frühjahr 1760 wurde vom Historiker Manfred Tschaikner 2013 wieder aufgefunden.[7] Die beiden Felsstürze von 1654 und 1760 waren bisher die größten und es wurden beim Felssturz 1760 Felsbrocken bis zu 600 Meter von der Wand (Hangfuß) weggeschleudert, als etwa 500.000 bis eine Million Kubikmeter Gestein abging. Am 5. Juli 1971 sind etwa 250.000 m³ abgegangen, weil am Hangfuß Material für den Bau der Rheintalautobahn entnommen wurde.[2] Es kam bei den Felsstürzen 1654 und 1760 zu Grundbrüchen, die Bodenwellen bis zu sieben Meter Höhe aufwarfen und teilweise noch heute sichtbar sind Die Felsmassen von damals sind inzwischen jedoch überwiegend im torfig-schluffig-tonigen Untergrund eingesunken.[4][2]
Der Breitenberg wurde vor allem im Bereich des Bergfußes im Laufe der Jahrhunderte zur Gewinnung von Schotter, Blocksteinen, Mühlsteinen, Wetzsteinen und zu anderen Zwecken genutzt. Zwischen Dornbirn und Hohenems bestanden bis zu sieben Abbaustellen für das Kalkgestein. Ein Teil des nordwestlichen Massives wird bis heute zur Gewinnung von Schotter genutzt. Die bis in die 1990er Jahre üblichen Großsprengungen wurden zwischenzeitlich eingestellt.[8] Dieser Gesteinsabbau soll nunmehr aber ausgedehnt werden, was jedoch bislang von den Behörden und Verwaltungsgerichten in Österreich abgelehnt wurde. Im Sommer 2018 wurde von der Rhomberg Steinbruch GmbH & Co OG wiederum beim Amt der Landesregierung ein Antrag auf Durchführung eines Vorverfahrens nach dem Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz (UVP-Gesetz) betreffend die Erweiterung des Steinbruchs Hohenems-Unterklien eingebracht.[9]
Überwachung der Gelben Wand
1999 wurde ein vollautomatisches Warn- und Informationssystem installiert (Geophone, Ankerkraftmessdosen, Extensometer, Fissurometer), welches vom Amt der Stadt Dornbirn sowie einem beauftragten Geologen überwacht wird. Zusätzlich wurde unterhalb des Breitenbergs 2001 bis 2004 ein Damm und Auffangbecken und besondere Schutz- und Bauverbotszonen geschaffen, um die Felsmassen soweit wie möglich gefahrlos abgehen lassen zu können.[2][10]
Seither steht die Gelbe Wand unter andauernder Überwachung. Bislang konnten keine relevanten Veränderungen festgestellt werden. Es wird von Geologen davon ausgegangen, dass der Felspfeiler die nächsten 150 bis 200 Jahre stabil steht.[2]
Sagen
Die Felsstürze haben in der Vergangenheit auch zu Sagenbildung Anlass gegeben, in denen die Bevölkerung die gewaltigen Felsstürze und deren Auswirkungen überlieferte.[11]
Literatur
- J. Georg Friebe: Geologie der österreichischen Bundesländer : Vorarlberg, Wien 2007, ISBN 978-3-85316-037-4, S. 117 f.
Weblinks
Gelbe Wand (Breitenberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Rudolf Oberhauser: Zur Geologie der Staufenspitz-Gruppe südlich Dornbirn (PDF)
Einzelnachweise
- ↑ Rudolf Oberhauser: Zur Geologie der Staufenspitz-Gruppe südlich Dornbirn, S. 138.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 J. Georg Friebe: Geologie der österreichischen Bundesländer : Vorarlberg, S. 118.
- ↑ Berg seit 15 Jahren unter Dauerbeobachtung, Webseite: orf.at vom 31. August 2017.
- ↑ 4,0 4,1 Josef Hagen: Messdaten am Breitenberg zeigen der mächtige Fels steht felsenfest, Vorarlberger Nachrichten vom 10. August 2015.
- ↑ Breitenberg in Dornbirn - Ein Fels unter jahrelanger Beobachtung, Webseite: vol.at vom 31. August 2017.
- ↑ Siehe auch Der Breitenberg steht unter Beobachtung, Vorarlberger Nachrichten vom 24. Oktober 2013.
- ↑ Manfred Tschaikner: "", Webseite: dornbirner-geschichtswerkstatt.at.
- ↑ Chronik des Steinbruchs Hohenems-Unterklien. Rhomberg Steinbruch Gesellschaft m.b.H. & Co OG, S. 14, 18, archiviert vom Original am 27. September 2015, abgerufen am 12. April 2020 (PDF).
- ↑ Bürgerinitiative in Hohenems Oberklien, Webseite: bistu.at.
- ↑ Siehe: Geologisches Warnsystem – Steilabbruch Breitenberg (Version vom 23. Juni 2015 im Internet Archive)
- ↑ Der Felssturz am Breitenberg.