Adelheid von Tirol-Görz

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Gräfin Adelheid von Tirol (* um 1214; † nach 20. Oktober 1278[1]) war eine der beiden Erbtöchter des Grafen Albert (III.) von Tirol und durch ihre Ehe eine Gräfin von Görz. Aus ihrer Erbschaft entstand im Wesentlichen die spätere (gefürstetete) Grafschaft Tirol.

Herkunft und Familie

Gräfin Adelheid von Tirol war eine der beiden Töchter des Grafen Graf Albert (III.) von Tirol († 1253) aus dessen Ehe mit Ute († um 1254), Tochter des Grafen Heinrich (II.) von Frontenhausen-Lechsgemünd († um 1208). Verheiratet (Eheschließung zwischen nach 1230 und vor dem September 1237) war sie mit dem Grafen Meinhard III. von Görz (als Graf von Tirol: Meinhard I.). Aus ihrer Ehe sind folgende Kinder belegt:

Leben

Gräfin Adelheid von Tirol gilt als Gründerin des Dominikanerinnenklosters Maria Steinach in Algund bei Meran, das auch von ihren Nachfolgerinnen Anna von Böhmen und Adelheid von Braunschweig entsprechend gefordert wurde.[6]

Nachdem Tod ihres Vaters, der in der Exkommunikation verstarb, erbten sie und ihr Ehemann nach dem Teilungsvertrag vom 10. November 1254 den südlichen Teil dessen Tiroler Besitzungen mit dem Inntal bis Landeck und die "Tiroler" Besitzungen im heutigen Bundesland Kärnten und Friaul, einschließlich der Grafschaft im Pustertal und der Vogtei über das Gebiet des Hochstiftes Freising zu Innichen, und einen Teil der Vogtei über das Hochstift Brixen. Ihr Ehemann erlangte in den Folgejahren durch das Hochstift Trient die Belehnung mit dem Trienter Lehen der Grafen von Ulten (1254) und den Trienter Kirchenlehen (1256), die bereits ihr Vater zu Lehen gehabt hatte.[7]

Im März 1254 verlangte Papst Innozenz IV. die Ausgrabung des gebannten Grafen Albert III. aus der geweihten Erde. Weiter sollten seine Erbinnen (Adelheid und Elisabeth) unter Androhung des Kirchenbanns der Freisinger Kirche Genugtuung für deren Schädigung durch ihren Vater leisten.[8] Nach der Urkunde einer Schenkung für das Kloster Maria Steinach vom 17. März 1257 war Adelheid im Kirchenbann.[9] Nach dem Tod ihres Ehemannes (Anfang des Jahres 1258) führte Adelheid vorübergehend in Tirol die Regentschaft für ihren Sohn Meinhard bis zu dessen Entlassung aus seiner Haft auf Hohenwerfen (um die Jahreswende 1258/1259), eine Folge des Friedens zu Lieserhofen (1252). Während dieser Regentschaft verwendete Adelheid ein eigenes Siegel mit einem Adler und der Umschrift "+S.A(delheidis) Comi(t)iss(a) de Tirol et Goriz(ie)". Im September 1258 wurde sie auf der Zenoburg bei Meran gemeinsam mit ihren Söhnen Meinhard und Albert mit den Churer Lehen belehnt, wobei ausdrücklich festgelegt war, dass sie bis zu deren Freilassung die Geschäftsführung handhaben würde.[10] Am 23. Oktober 1258 widerrief Bischof Egno von Trient die oben angeführte Vergabe der Lehen der Trienter Kirche an die Görzer Grafen und Adelheid, wegen Vergabe unter Zwang. Adelheids Sohn Meinhard II. von Tirol (Görz IV.) forderte die Lehen sofort nach seiner Entlassung aus der Geiselhaft auf Hohenwerfen von Bischof Egno wieder heraus.[11] Den mit engsten Bezug zu einer geistigen Einrichtung pflegte Gräfin Adelheid mit dem Benediktinerinnenkloster Müstair (Münstertal, Bistum Chur). Ab Juni 1255 erhält das Kloster mehrere Schenkungen. Müstair ist die einzige kirchliche Einrichtung im damaligen Tiroler Bereich, in deren Nekrolog Graf Albert III. und seiner wohl ebenfalls gebannten Tochter Adelheid gedacht wird.[12] Die Jahresdatierungen der Einträge für die beiden Exkommunizierten sind lange vor den Kirchenbann gelegt, bei Adelheid mit 1212 gar vor ihre Geburt. Das Kloster wollte vermutlich Probleme mit dem Papst vermeiden.

Gräfin Adelheid von Tirol, die allerdings auch als Witwe nie in Dominikanerinnenorden oder einen anderen Orden eingetreten war, wurde nach ihrem Tod wahrscheinlich in ihrer Klostergründung Maria Steinach beigesetzt.[13]

Forschungslage

Mit Adelheids Testament hat sich eine wichtige Quelle für die Geschichtsforschung erhalten.[14]

Diverses

Dass Adelheid um 1240 das Dominikanerinnenkloster in Lienz gegründet hat beziehungsweise dass zwischen ihr und dem Kloster ein Zusammenhang besteht[15], ist anhand der bisherigen Quellen nicht verifizierbar. Der Historiker Wilhelm Baum gibt dafür keinen konkreten Beleg an. In den aus der Lebenszeit von Adelheid erhaltenen Urkunden aus dem Archiv des Klosters ist Adelheid nicht genannt, nur ihr Ehemann Meinhard wird mehrfach erwähnt.[16] In der Chronik des Klosters, die Gertrud Dengel 1957 aus den Klosterunterlagen erstellt hat, wird Adelheid ebenfalls nicht erwähnt.[17]

Literatur

  • Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Kitab, Klagenfurt, 2000. ISBN 978-3902005045[A 2]
  • Julia Hörmann-Thurn und Taxis: "Nos Alhaidis comitissa Tyrol(is) … fecimus testamentum". Das Testament einer Gräfin von Tirol. In: Der Schlern 86, 2012, S. 42-57
  • Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen? Das Stiftungsverhalten der Tiroler Landesfürstinnen(13. und 14. Jahrhundert)- Weibliche Präsenz Habsburgs im Südwesten des Reiches. In: Claudia Zey (Hrsg.): Mächtige Frauen? Königinnen und Fürstinnen im Europäischen Mittelalter (11.-14. Jahrhundert) (= Vorträge und Forschungen. Hrsg. vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte. Bd. 81). Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern, 2015. ISBN 978-3-7995-6881-4, S. 365-410
  • Philipp Jedelhauser: Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth von Graf Albert III. von Tirol bei der territorialen Zusammenführung des Landes. In: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik 30, April / September 2020, Heft 6-7, S. 281-312

Einzelnachweise

  1. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 372
  2. Heiratsabrede: Wiessner Hermann, Monumenta historica ducatus Carinthiae, Bd. 5, Klagenfurt 1956, Nr. 173, S.117-119, Schloss Sommereck, 1275 Mai 29 (in dieser Urkunde wird Euphemia Gräfin von Harteck genannt und Friedrich I. von Ortenburg als ihr Bruder bezeichnet).
  3. MGH Necr. Germ. 2, Kloster Raitenhaslach, S. 278, 10. Oktober: "Elisabeth coma de Tyrol"; Jahresdatierung: Philipp Jedelhauser, Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth von Tirol...., S. 301 (Literatur)
  4. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 41
  5. Franz Huter, Tiroler Urkundenbuch I/3, Innsbruck 1957, Nr. 1127, S. 167-170, Brixen, 1241 März 20.
  6. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 380f.
  7. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 50
  8. Joseph Zahn, Codex Diplomaticus Austriaco-Frisingensis, in: Fontes rerum Austriacarum, 2. Abt. Bd. 31, Wien 1870, Nr. 170, S. 168, Lateran, 1254 März 15.
  9. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 381
  10. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 53.
  11. Hermann Wiesflecker, Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Pfalzgrafen in Kärnten, Bd. 1, Innsbruck 1949, Nr. 662, S. 174, Trient, 1258 Oktober 23 und Nr. 663, S.175, Trient, 1259 Februar 19
  12. Philipp Jedelhauser, Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth von Graf Albert III. ...., S. 289f., S. 294f. (Literatur). MGH Necr. Germ. 1, Diocesis Churiense, Necr. Monasteriense, S. 649; Klosterarchiv Mustair Sign. 1/77
  13. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 389
  14. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?, 2015, S. 377
  15. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 43f.
  16. vgl. Emil von Ottenthal - Oswald Redlich: Archivberichte aus Tirol. IV. Band, Wien 1912, Lienz, Regesten Nr. 119-149, S. 31-35
  17. vgl. Gertrud Dengel: Das Kloster Maria Heimsuchung in Lienz. 1957

Anmerkungen

  1. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  2. Bisher die einzige deutschsprachige wissenschaftliche Monographie zu den Grafen von Görz, quellenfundiert, aber in Bezug auf Sachlichkeit und Objektivität sind leider Abstriche zu machen.