Puchheimer (Adelsgeschlecht)

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Beschädigter Epitaph eines Puchheimers im neugotischen Arkadengang an der Südseite in der Minoritenkirche in Wien

Die Familie von Puchheimer zählten im Mittelalter zu den bedeutendsten Herrengeschlechtern im heutigen Ober- und Niederösterreich. 1718 erlosch ihre letzte Linie.

Herkunft

Die Familie von Puchheim dürfte ursprünglich zu den freien Adelsfamilien gezählt haben. Später gehörten sie zur Spitze des Herrenstandes im Herzogtum Österreich (ob und unter der Enns).[1]

Herkunft und Familie

Die Herkunft der Familie wird auf den Adeligen "Udalrich de Wenige" zurückgeführt (genannt um 1070). Die Familie war in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts im Rebgau (in der Nähe der späteren Stadt Vöcklabruck) ansässig, der damals Herrschaftsgebiet des Erzstiftes Salzburg war. Im 12. Jahrhundert benannte sich die Familie nach der Burg Puchheim (heute Teil der Gemeinde Attnang-Puchheim). 1136 wird erstmals Pilgrim von Puchheim ("Pilgrimus nobilis de Puchaimen") urkundlich genannt. Die Familie von Puchheim dürfte ursprünglich eine "hochfreie"[A 1] Adelsfamilie gewesen sein, die später in die landesfürstliche Ministerialität[A 2] geriet.[2]

Geschichte

Unter dem "Böhmenkönig" Ottokar gelang der Familie der Puchheimer ein beachtlicher Aufstieg. 1276 wurde Albero (I.) von Puchheim mit dem Amt des Oberst-Erbtruchsess des Herzogtums Österreich belehnt, das bisher die Herren von Feldsberg ausgeübt hatten. Er konnte die Stellung seiner Familie auch unter König Rudolf I. halten. Die Puchheimer zählten zu den "geschworenen" Räten von Herzog Albrecht (I.) von Österreich, dem späteren König Albrecht II. Nachdem sie schon in den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts einige Besitzungen im heutigen Niederösterreich erworben hatten, verlegten Albero (III.) von Puchheim und seine Brüder um die Mitte des Jahrhunderts ihren Sitz dauerhaft dorthin und gaben ihre im heutigen Oberösterreich gelegenen Besitzungen auf.[3] 1348 überließen sie die Stammburg Herzog Albrecht II. von Österreich und erhielten dafür die Herrschaften Litschau und Heidenreichstein. In der Folge weiteten sie ihre Besitzungen aus, vor allem im niederösterreichischen Waldviertel.[4]

Im 17. Jahrhundert (1613 beziehungsweise 1633 und 1634) spaltete sich die Familie der Puchheimer in mehrere Zweige auf, die alle später aus dem Freiherren- in den Grafenstand erhoben wurden[4]:

  • die Herren von Puchheim auf Horn, 1622 als Protestanten enteignet und vertrieben
  • die Herren von Puchheim auf Raabs-Heidenreichstein, 1629 ausgestorben[4]
  • die Herren von Puchheim auf Göllersdorf, 1657 ausgestorben[4]
  • die Herren von Puchheim auf Krumbach, 1718 ausgestorben[4]

Mitglieder der Familie von Puchheim

Literatur

Weblinks

 Puchheim Familie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Claudia Feller: Auf großem Fuße?. Zum Haushaltsumfang der Herren von Schlandersberg im Spätmittelalter unter besonderer Berücksichtigung des Frauenanteils. In: S. Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 69f.
  2. vgl. Karl Gutkas: Ein österreichischer Staatsmann des 14. Jahrhunderts, 1957, S. 62f.
  3. vgl. Karl Gutkas: Ein österreichischer Staatsmann des 14. Jahrhunderts, 1957, S. 63
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Puchheim. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 613.
  5. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. Eine Spurensuche. Melk, 2016, S.97
  6. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. Eine Spurensuche. Melk, 2016, S. 101
  7. 7,0 7,1 7,2 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493). Hof, Regierung, Politik (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 17). 3 Bände, Böhlau, Köln 1997, ISBN 3-412-15595-0 (Zugleich: Gießen, Universität, Habilitations-Schrift, 1993), Bd. 1, S. 256
  8. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493). Hof, Regierung, Politik (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 17). 3 Bände, Böhlau, Köln 1997, ISBN 3-412-15595-0 (Zugleich: Gießen, Universität, Habilitations-Schrift, 1993), Bd. 1, S. 256 und Fußnote 466

Anmerkungen

  1. Die Edelfreien oder Hochfreien waren innerhalb des Adels ein eigener landrechtlicher Stand. Als Edelfreie oder Hochfreie galten im Mittelalter Personen, die eine dynastische Herkunft aufweisen konnten und ihren Besitz als "freies Eigen" besaßen. Die Edel- und Hochfreien waren dem fürstenmäßigen hohen Adel gleichgestellt, rechtlich hatten sie eine Zwischenstellung zwischen den Personen, welche im Besitz der "wirklichen" alten Gaugrafschaften und Stammesherzogtümern waren und den nur ritterbürtigen Mittelfreien. Im Unterschied zu den Ministerialen verdankten sie ihren Adel nicht einem Dienst- oder Lehnsverhältnisses und waren somit keiner anderen Dynastien untergeordnet. Sie unterstanden nur dem König beziehungsweise dem Kaiser. Seit dem 11. Jahrhundert galten ihre Territorien daher als "reichsfrei", "königsfrei" oder "reichsunmittelbar". Sie führten gewöhnlich den Titel Herr oder Freiherr, im Spätmittelalter oder in der frühen Neuzeit gelang einigen der Aufstieg in den Grafenstand, während sich die meisten, nicht immer gegen ihren Willen, in die Lehensabhängigkeit mächtigerer Adelsfamilien gerieten.
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
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