Frowiza von Babenberg
Frowiza von Babenberg[A 1] (* im 10. Jahrhundert, um 985; † im 11. Jahrhundert, um 1065) beziehungsweise Frowiza Orseolo, auch Markgräfin Frowiza von Österreich, war eine Ehefrau des Markgrafen Adalbert "des Siegreichen", der über Gebiete in der heutigen Republik Österreich herrschte. Sie war seine letzte Ehefrau und ist auch als seine Witwe urkundlich belegt. Außerdem ist sie die einzige von seinen Ehefrauen, die namentlich eindeutig gesichert ist.
Herkunft und Familie
Frowiza von Babenberg, deren Herkunft nicht unumstritten ist, gilt gewöhnlich als eine Enkelin des Dogen Vitale Candiano († 979) und die Tochter des Dogen Ottone Orseolo († 1032) aus dessen Ehe mit Maria, einer Schwester des ungarischen Königs Stephan I. ("Stephan des Heiligen") († 1038). Als ihr Bruder gilt Peter Orseolo († 1046), der 1038-1041 und 1044-1046 ebenfalls ungarischer König war. Um 1026[A 2] heiratete sie den Markgrafen Adalbert den Siegreichen.[1] Aus dieser Ehe hatte sie einen Sohn: Ernst "den Tapferen", der später ihrem Ehemann als Markgraf von Österreich nachfolgte.[2] In älteren Forschungsarbeiten gilt sie auch als die Mutter von Adalberts älterem Sohn Leopold († Dezember 1043), der als Graf der "Ungarnmark" belegt ist.
Leben
Da das genaue Datum der Eheschließung unbekannt ist, sind die Hintergründe dieser Eheschließung bisher nicht eindeutig geklärt. Frowizas Vater bekleidete 1009–1026 das Amt des Dogen von Venedig, nach seinem Sturz fand ihre Mutter Aufnahme bei ihrem Bruder, dem ungarischen König.[2] Daraus folgt, dass ihre Ehe mit Markgraf Adalbert frühestens zu diesem Zeitpunkt stattgefunden haben kann. Tatsächliche Bedeutung hätte die Ehe aber erst seit 1031 gehabt, als Frowizas Bruder Peter vom ungarischen König Stefan zu seinem Nachfolger bestimmt wurde.[3] Es spricht einiges dafür, dass die Ehe die Beziehungen zum ungarischen Königshaus verbessern sollte. Langfristig hatte sie aber zur Folge, dass Markgraf Adalbert nach dem Tod von König Stephan in die ungarischen Thronfolgestreitigkeiten verwickelt wurde.[2]
Nach dem Skelett aus der "Babenberger"-Grablege von Melk, welches Frowiza zugeordnet wurde, starb sie mit etwa 55 Jahren. Sie dürfte eine sehr robuste Natur gehabt und nicht dem damaligen Schönheitsideal entsprochen haben.[2] Der ihr zugeordnete Unterkiefer soll ungewöhnlich derb wirken, zudem dürfte sie ca. 1,62 Meter für ihre Zeit ziemlich groß gewesen sein und eine gedungene Gestalt gehabt haben. Zum Zeitpunkt ihres Todes war sie körperlich in einer sehr guten Verfassung, ihre Zähne befanden sich in einem sehr guten Zustand und waren fast vollständig erhalten.[4]
Frowiza wird in zwei Urkunden aus den Jahren 1048 und 1051 genannt, die Rätsel aufgeben, da dort ihr Name einen anderen Namen ersetzt, der zuvor "ausradiert" wurde. Da die ursprünglichen Namen bisher nicht mit Sicherheit eruiert werden konnten, sind die Hintergründe für diese Namensänderung nicht geklärt. Vermutet wird, dass Frowiza ursprünglich einen anderen Namen hatte oder die Urkunden zunächst auf eine frühere Ehefrau von Adalbert ausgestellt waren.[5] Im Oktober 1058 ist sie außerdem urkundlich als Empfängerin einer Königsschenkung genannt.[6] In der Urkunde aus dem Jahr 1051 ist sie eindeutig als Witwe des Markgrafen belegt.[7]
Erinnerungsstätten im heutigen Österreich
- Klosterneuburg: Im Stift Klosterneuburg befindet sich der bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, auf dem Richwara von Babenberg dargestellt ist.
- Melk: Nach ihrem Tod wurde Frowiza in der "Babenberger"-Grablege im Stift Melk beigesetzt.
Literatur
- Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6
- Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 215
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 216
- ↑ vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1. S. 97
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 51
- ↑ vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 216f.
- ↑ vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010., S. 119
- ↑ vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1. S. 99
Anmerkungen
- ↑ Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Zwar ist der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt, doch ergibt sich ihre Aufnahme in die RegioWiki.AT über ihre Zugehörigkeit zu dieser Dynastie, weshalb eine Benennung nach dieser Familie Sinn macht. Auch für den Vornamen finden sich unterschiedliche Schreibungen: neben Frowiza Froiza oder auch Frovvila
- ↑ Georg Scheibelreiter nennt allerdings das Jahr 1041 als frühesten Zeitpunkt für die Eheschließung, weswegen er auch ausschließt, dass sie die Mutter von Markgraf Ernst "dem Tapferen" war. Vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010., S. 119f.
Vorgängerin | Amt | Nachfolgerin |
---|---|---|
Mathilde vom Schweinachgau | Ehefrau eines Herrschers über die Markgrafschaft Österreich | Adelheid von Wettin |
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