Leopold (Bayern)

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Leopold (IV.)"der Freigiebige" auf dem Glasfenster im Stift Heiligenkreuz
Leopold (IV.)"der Freigiebige" bei der Belagerung der Stadt Regensburg, Ausschnitt aus dem Babenberger Stammbaum im Stift Klosterneuburg, geschaffen zwischen 1489 und 1492

Herzog Leopold (IV.) "der Freigiebige"[A 1] (* im 12. Jahrhundert; † 18. Oktober 1141, in Niederaltaich[1]), auch Markgraf Leopold (IV.) von Österreich oder Herzog Leopold von Baiern[A 2], herrschte über Gebiete im heutigen Bundesland Niederösterreich. Obwohl seine tatsächliche Herrschaftszeit sehr kurz war, erfolgten in dieser entscheidende Schritte bei der Errichtung eines endgültigen Machtmittelpunktes für seine Familie[2].

Herkunft und Familie

Leopold der Freigiebige entstammte einer Herrscherfamilie, die heute als die Babenberger bezeichnet wird. Er war einer der Söhne von Markgraf Leopold "dem Heiligen" aus dessen Ehe mit Agnes, der Tochter von Kaiser Heinrich IV. Er war der jüngere Bruder von Herzog Heinrich "Jasomirgott" und mit Maria, der Tochter des böhmischen Herzogs Sobieslaw (I.) verheiratet.[3] Durch die erste Ehe seiner Mutter Agnes war Leopold ein Halbbruder von König Konrad III., der am Zustandekommen von Leopolds (IV.) wesentlichen Anteil hatte.[4]

Herrschaften

Leopold der Freigiebige herrschte 1136-1141 über die Markgrafschaft Österreich.[3] Nach der Ächtung von Herzog Heinrich "dem Stolzen" wurde er im Frühjahr 1139 von König Konrad III. mit dem Herzogtum Baiern belehnt[5], über das er 1139-1141 ebenfalls herrschte.[3] Nachdem er Herzog von Baiern geworden war, verwendete Leopold in seinen Urkunden selbst ausschließlich diesen Titel. Es hat den Anschein, dass er nun selbst seine Markgrafschaft Österreich ausschließlich als Teil seiner Herrschaft über das bairische Herzogtums wahrnahm. Erst anlässlich seines frühen Todes wird er in einigen Klosterannalen nicht nur als Herzog von Baiern, sondern auch als Herzog von Baiern und Markgraf bezeichnet.[6] Es hat den Anschein, dass die Politik Leopolds, die offensichtlich auf ein Aufgehen der Markgrafschaft im Herzogtum abzielte, von dem im bairischen Raum ansässigen Grafen und Edelfreien unterstützt wurde, da sie sich selbst davon Vorteile versprachen. Bei den Ministerialen aus der Markgrafschaft fand der Herzog dagegen keine Unterstützung.[7]

1137, noch als Markgraf von Österreich, schloss Leopold (IV.) mit Bischof Reginmar von Passau den für die Entwicklung der Stadt Wien folgenreichen Tauschvertrag von Mautern.[8][9] Durch diesen Vertrag sicherte sich der Markgraf beachtlichen Grundbesitz auf dem Areal des heutigen Wiens. Es handelt sich um das erste Dokument eines Babenbergers, mit dem dieser beziehungsweise seine Familie im Wiener Raum nachgewiesen ist.[10]

1141 erkrankte Herzog Leopold, allem Anschein nach ziemlich plötzlich, auf einer Reise. Seine letzten Tage verbrachte er im bairischen Kloster Niederaltaich.[1]

Erinnerungsstätten im heutigen Niederösterreich

  • Melk: Ein Historienbild von Herzog Leopold dem Freigiebigen befindet sich in der "Babenberger-Galerie" in Stift Melk.
  • Heiligenkreuz: Leopold der Freigiebige wurde nach seinem Tod im Stift Heiligenkreuz beigesetzt.[11]
  • Zwettl: Unter der Herrschaft von Herzog Leopold dem Freigiebige wurde 1138 das Zisterzienserstift Zwettl gegründet.[5] Der Herzog war ein wichtiger Förderer dieses Stiftes.[12] Als Rückzahlung für ein gewährtes Darlehen schenkte er dem Stift unmittelbar vor seinem Tod das Gut Krumau am Kamp, nachdem er es von seinem Ministerialen[A 3]Anshalm († um 1137) zurückerhalten hatte.[1]

Leopold (IV.) "der Freigiebige" in zeitgenössischen Quellen

Nachrufe für Leopold sind keine überliefert. Die Kaiserchronik, eine zeitgenössische Quelle, welche in der Stadt Regensburg verfasst wurde, mit welcher Leopold (IV.) während seiner Herrschaft als Herzog von Baiern mehrmals im Konflikt war, nimmt Partei für die Welfen, doch wird er dort keineswegs nur negativ dargestellt.[13]

Literatur

  • Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978
  • Karl Lechner: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976–1246 (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Band 23). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 6. Auflage 1996. ISBN 978-3205982296
  • Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6

Weblinks

 Leopold IV., Duke of Austria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 193
  2. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 185
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur, 1978, Stammtafel (im Anhang)
  4. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 188
  5. 5,0 5,1 vgl. Walther Krenn: Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955, S. 133
  6. vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1 S. 254ff.
  7. vgl. Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1 S. 257
  8. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Tauschvertrag von Mautern. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 420.
  9. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 185f,
  10. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 186
  11. vgl. Leopold der Freigiebige, GedaechtnisDesLandes, abgerufen am 7. September 2020
  12. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 188f.
  13. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 193f.

Anmerkungen

  1. In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.
  2. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um hier um das Stammesherzogtum geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  3. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
VorgängerAmtNachfolger
Markgraf Leopold (III.) der HeiligeHerrscher über die Markgrafschaft Österreich
Altösterreich Adalbert Babenberger Stammbaum.svg
1136-1141
Markgraf, dann Herzog Heinrich (II.) Jasomirgott
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