Grafen von Heunburg
Die Grafenfamilie der Heunburger, zeitweise auch als Grafenfamilie von Malta bekannt, war eine im heutigen Unterkärnten einflussreiche Adelsfamilie.
Herkunft und Anfänge
Die Grafenfamilie der Heunburger benannten sich nach der Heunburg ("Hunnenburg") oder Heimburg (heute Teil von Völkermarkt) oder wurde nach dieser benannt. Ihre Herkunft ist nicht eindeutig geklärt, aufgrund des Namens des ersten bekannten Heunburgers, Gero, wird eine Herkunft aus Sachsen und eine nahe Verwandtschaft mit den im Herzogtum Österreich begüterten Grafenfamilien von Gleiß und Seeburg angenommen. Verwandtschaftliche Beziehungen dürften außerdem mit der "älteren" Grafenfamilie des Pustertals und der Stifterfamilie des Klosters in St. Georgen am Längsee bestanden haben. Die wichtigsten Besitzungen der Familie der Heunburger befanden sich in Unterkärnten, später erwarben sie auch in Friaul (heute Teil des Staates Italien), in der Krain und in der Untersteiermark (heute beide Teil des Staates Slowenien) bedeutenden Besitz. Im 12. Jahrhundert stellten sie einen Mundschenk des Patriarchats von Aquileia und den letzten Markgrafen des Sanntals.[1]
Die Grafenfamilie der Heunburger besaß umfangreiche Hochgerichtsrechte im Jauntal. Ihre bedeutendste Herrschaft war das im heutigen Kärnten gelegene Bleiburg. Dort errichteten sie die namensgebende Burg und legten den Markt an. Außerdem waren sie im Besitz der Feste Malta (heute Teil von Gmünd), nach der sie zeitweise auch als Grafen von Malta benannt waren, und besaßen die im heutigen Bundesland Salzburg gelegene Herrschaft Lessach (heute Teil von Tamsweg), die sie allerdings 1239 an die Grafenfamilie der Ortenburger verkauften.[1] Als wichtigster Hauptsitz der Familie galt die damals dem Herzogtum Steier zugehörige Burg Cilli mit Markt und Herrschaft im heutigen Slowenien sowie die Burg und Herrschaft Laas mit einem Landesgericht, das sie als Lehen des Patriarchats Aquileia besaßen.[2]
Obwohl die Grafenfamilie der Heunburger nicht reichsunmittelbar war, sondern als Lehensträger des Herzöge von Kärnten galt, war sie für diese eine gefährliche Konkurrenz, da ihre Machtbasis nicht nur auf das Herzogtum Kärnten begrenzt war.[2]
Durch die Ehe des Grafen Ulrich (II.) von Heunburg mit Markgräfin Agnes von Baden, die als die "letzte" Babenbergerin gilt und zuvor mit Herzog Ulrich (III.) von Kärnten verheiratet gewesen war, erwarben die Heunberger reiche Besitzungen aus dem Erbe der Spanheimer. Graf Ulrich war 1270 unter dem "Böhmenkönig" Ottokar Landeshauptmann des Herzogtums Kärnten.[2] Seine Ansprüche auf das Erbe der Spanheimer, die vor König Ottokar über das Herzogtum Kärnten geherrscht hatten, wurden 1279 von König Rudolf I. anerkannt.[3] 1291 war er einer der Anführer des Adelsaufstandes gegen Herzog Meinhard von Kärnten, Graf von Tirol, und gegen dessen Schwiegersohn Herzog Albrecht I. von Österreich, den späteren König Albrecht I. Nach dem Scheitern dieses Aufstandes dürfte der Niedergang der Grafenfamilie der Heunburger eingesetzt haben. 1322 endete ihre "männliche" Linie.[2]
Bekannte Mitglieder der Grafenfamilie der Heunburger
- Gräfin Eufemia von Heunburg war mit dem Grafen Ulrich (II.) von Taufers verheiratet. Nach seinem Tod behauptete sie sich erfolgreich in einem Erbschaftsstreit gegen ihren Neffen Ulrich (IV.) von Taufers. Dabei wurde sie von ihrer Tochter Elisabeth von Schönberg-Taufers, ihrer Schwiegertochter Margarete von Truhendingen und ihrer Enkelin Agnes unterstützt. In ihrem Testament vom 16. Dezember 1312 bestimmte sie das Klarissenkloster von Meran zu ihrer letzten Ruhestätte.[4]
- Gräfin Elisabeth von Schönberg-Taufers († 3. Oktober 1325), die Tochter der Vorherigen und des Grafen Ulrich (II.) von Taufers, war eine enge Vertraute von Herzogin Euphemia von Kärnten, Gräfin von Tirol († 1347). Als junge und vermutlich kinderlose Witwe ließ sie sich um 1308 in der Nähe des Klarissenklosters zu Meran nieder, welche diese gegründet hatte. Elisabeth von Schönberg-Taufers, die 1320 die Äbtissin dieses Klosters wurde, investierte ihr Erbe in das Klarissenkloster. Nach ihrem Tod wurde sie bei den Meraner Klarissen beigesetzt.[5]
- Gunther von Heunburg, letzter Markgraf des Sanntals[1]
Literatur
- Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1
- Karlmann Tangl: Die Grafen von Heunburg. I. Abtheilung. Von 1103–1249. In: Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen 19, 1858, S. 49–115 digital[A 1]
- Karlmann Tangl: Die Grafen von Heunburg. II. Abtheilung. Von 1249–1322. In: Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen 26, 1860 S. 157-312 digital
Weblinks
- Heunburg, Höfe und Residenzen, ADW.GOE.DE
- Stammtafel der Grafenfamilie von Heunburg nach Landi, UIBK.AT
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 331
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 332
- ↑ vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 331f.
- ↑ vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Fundatrix - Die adelige Frau als Klostergründerin. Beispiele für weibliche Handlungsspielräume im Tiroler Mittelalter. In: Leo Andergassen - Lukas Madersbacher (Hrsg.): Geschichte als Gegenwart. Festschrift für Magdalena Hörmann-Weingartner (= Schlern-Schriften 352). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2010. ISBN 978-3-7030.0483-4. S. 149, mit Fußnote 114
- ↑ vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Fundatrix - Die adelige Frau als Klostergründerin. Beispiele für weibliche Handlungsspielräume im Tiroler Mittelalter. In: Leo Andergassen - Lukas Madersbacher (Hrsg.): Geschichte als Gegenwart. Festschrift für Magdalena Hörmann-Weingartner (= Schlern-Schriften 352). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2010. ISBN 978-3-7030.0483-4. S. 148f.
Anmerkungen
- ↑ Karlmann Tangls wissenschaftliche Arbeiten, für die Urkunden und andere Quellen vewendet wurden, sind zurzeit trotz ihres Alters noch immer die ausführlichste Darstellung zur Grafenfamilie von Ortenburg. Wenn beachtet wird, dass die Rahmenbedingungen, unter denen Tangl die Grafenfamilie agieren lässt, auf Vorstellungen des 19. Jahrhunderts aufbauen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Teil überzeugend widerlegt wurden, sind seine Arbeiten noch immer eine ausgezeichnete Materialgrundlage für künftige Forschungsarbeiten.