Klimaaktiv

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klimaaktiv ist eine breit angelegte Klimaschutzinitiative des Österreichischen Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.

Die klimaaktiv Programme haben alle ein gemeinsames Ziel: weniger CO2-Ausstoß und verstärkte Nutzung der erneuerbaren Energieträger. Zentrales Anliegen ist die nationale Umsetzung der Ziele des Kyoto-Protokolls (Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen UNFCCC, Zusatzprotokoll Konferenz Kyōto 1997), die Österreichische Klimastrategie. Die Initiative wurde 2004 gestartet, war anfangs bis 2012 (Ende der Kyoto-Vertragsperiode) befristet, und wird von der Österreichischen Energieagentur (Austrian Energy Agency) umgesetzt und koordiniert.

Anliegen und Methodik

Das Rahmenprogramm ergänzt die ordnungs- und steuerpolitischen Maßnahmen der Österreichischen Klimastrategie. Es soll Klimaschutz-Technologien und -Dienstleistungen einen besseren Marktzugang eröffnen, und deren rasche Einführung fördern, sowie Technologie mit Anwendungsgebieten vernetzten. Die Methodik ist „konsequent auf die Schaffung von Kooperationen ausgerichtet“, in der Form eines landesweiten Kompetenznetzwerks im Bereich des Gewerbes und dem Hochschulsektor, und Förderung der Kontakts dieses Netzwerks mit den klimarelevanten Bereichen der Nachfrage.[1] Dabei beschränkt sich der staatliche Anteil auf die Schaffung von Rahmenbedingungen, Information und Weiterbildung, ist also im Kern marktbildend angelegt, um einerseits die Anliegen der internationalen und nationalen Klimaschutzbestrebungen zu vermitteln, und andererseits deren Finanzierbarkeit sicherzustellen. Sie stellt einen „Brückenschlag von Politik und Wirtschaft“ dar,[2] und folgt dabei – ganz in der Tradition der österreichischen Sozialpartnerschaft – dem Klimabündnis-Gedanken als Leitbild, und den Methoden moderner Governance. Zielvorstellung ist eine grundsätzliche Entwicklung von Nachfrage und Angebot in Richtung Klimafreundlichkeit.[3] Politisch aus der rot-schwarzen großen Koalition kommend, folgt die Initiative der österreichischen Schule der Ökosozialen Marktwirtschaft.[4]

klimaaktiv bündelt alle „freiwilligen“ Maßnahmen, also die unternehmer- und (privaten, gewerblichen wie öffentlichen) konsumentenseitigen Eigeninitiativen zu Klimaschutz, unter einer Dachmarke.[5] Dabei übernimmt das BMLFUW die strategische Steuerung, die Austrian Energy Agency das Dachmanagement (Programmentwicklung, Monitoring und strategische Koordination der Programme, Bildungskoordination und Öffentlichkeitsarbeit), und einzelne Programm-Manager die projektförmige Steuerung.[6] Inzwischen haben neue Instrumente die anfangs hierarchische Struktur ergänzt, wie die Netzwerkkonferenzen als Eigendynamik des Programms.[7]

Zu den wichtigeren Errungenschaften des Programms gehören etliche Standards, teils rechtlich verankert, teils von der Wirtschaft gemeinsam erarbeitete Industrienormen (De-facto-Standards), sowie die österreichweite Schaffung von zahlreichen gewerblich-hochschulischen Kompetenzclustern zu Umwelttechnologien.[8]

Partnerschaftsnetzwerk

Die Anbieterseite klimarelevanter Wirtschaftsgüter wird auf Basis eines Netzwerkes zusammengefasst.[9] Die Teilnahme beruht auf einem klaren Bekenntnis zu den Anliegen der Klimastrategie und den Methoden von klimaaktiv.[10] Als „Säulen“ der Netzwerkarbeit werden Umsetzung von Maßnahmen der CO2-Reduktion, Multiplikation (Verbreitung der Anliegen) und Wissenstransfer genannt. Diese Leitbilder appellieren an die Eigenverantwortung der Unternehmer als selbst von Klimafolgen Betroffenen, und versuchen Konkurrenzdenken durch Marktvorteile aus regionalen Synergieeffekten zu ersetzen.[11]

Das Partnerschaftsnetzwerk[k:a 1] umfasste 2015 über 250 Wirtschaftspartner (Produktion), mehr als 5.000 Umsetzungspartner (Handel/Dienstleistung) und 2.500 Kompetenzpartner (Forschung und Entwicklung, Schulung und Weiterbildung).[12]

Inzwischen wurde auch ein Bündnisprogramm klimaaktiv pakt2020 für Großbetriebe geschaffen, in dem marktrelevante Leitbetriebe zusammengefasst werden.[13]

Programme von klimaaktiv

Nachfrageseitig wurden 15 Programme, jeweils für spezielle Zielgruppen, ins Leben gerufen.[14]

Themenbereich Erneuerbare Energie

Erneuerbare Energie als Anliegen:

  • erneuerbare wärme forciert den Einsatz erneuerbarer Energieträger beim Heizen, z. B. Sonnenenergie, Biomasse oder Wärmepumpen
  • biogas für mehr Energie, Treibstoff und Wärme aus Biogas
  • energieholz unterstützt bei der Erschließung bisher ungenutzter Holzressourcen aus unseren Wäldern
  • nawaro markt forciert die nachhaltige Nutzung nachwachsender Rohstoffe
  • qmheizwerke für noch effizientere Holzheizwerke

Themenbereich Bauen & Sanieren

Dem Thema Bauen und Sanieren[15] kommt bei klimaaktiv zentrale Bedeutung zu. Der klimaaktiv Gebäudestandard ist ein österreichweites, neutrales Qualitätszeichen für eine nachhaltige und klimaschonende Bauweise. Er ist für Wohnbauten und Dienstleistungsgebäude jeweils für Neubau und für Gebäudesanierung verfügbar. Er wurde 2005 als klima:aktiv haus zur Einführung von Nachhaltigkeitskriterien auf dem österreichischen Wohnungsmarkt gestartet. Neben Kriterien, die so auch im – heute bei Neubau und Verkauf verbindlichen - Energieausweis nach Energieausweis-Vorlage-Gesetz verankert sind, finden sich im klimaaktiv–Standard auch umfassendere Kriterien, etwa was die klimaschützerische Qualität des Standorts betrifft (unterstützend zum Themenbereich Mobilität), sowie Regelungen zur Barrierefreiheit.

Ziel der Maßnahmen ist „Steigerung des Marktanteils ökologischer Gebäude im Wohn- und Dienstleistungsgebäudebereich, Etablierung des klimaaktiv-Gebäudestandards, Weiterentwicklung der förderpolitischen und rechtlichen Rahmenbedingungen im Baubereich, und Anwendung markttauglicher Forschungsergebnisse“.[16]

Das Programm umfasst neben Standards auch umfangreiche Information und Beratung für Neubau und Sanierung sowohl bei Privatobjekten wie auch großvolumigen Wohn- und Dienstleistungsgebäuden, sowie Ausbildung von Professionisten des Bau- und Baunebengewerbes.
Erstellt wurde auch eine Datenbank mit beispielhaften Best-Practice-Bauvorhaben.[k:a 2] Sie umfasst bis jetzt 650 Objekte.

2009 wurde die Österreichische Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (ÖGNB) als Dachorganisation gegründet – die Österreichische Energieagentur gehörte zu den Gründungsmitgliedern.

Bisher (Stand 2014) wurden in Österreich 330 Gebäude nach klimaaktiv deklariert. Damit ist klimaaktiv das erfolgreichste Gebäudebewertungssystem im deutschsprachigen Raum.[17]

Themenbereich Energiesparen

Auf Energiesparen fokussieren sich:

  • energieeffiziente betriebe – hilft Betrieben ihren Energieeinsatz zu optimieren
  • topprodukte.at[k:a 3] – Internetplattform für energieeffiziente Geräte
E5 energieeffiziente gemeinden logo.svg
European energy award logo.svg

energieeffiziente betriebe ist ein Beratungs- und Weiterbildungsprogramm für Produktionsbetriebe und Energieberater. Zu jährlichen Technologieschwerpunkten werden Schulungen angeboten (wie Abwärmenutzung, Druckluft, Kälte-, Dampfsysteme, Beleuchtung, Pumpen und Ventilatoren),[18] Zusätzlich bietet das Programm Branchenleitfäden an, um Einsparpotenziale und geeignete Maßnahmen innerhalb einer bestimmten Branche aufzuzeigen (Tischler, Bäcker, KFZ-Betriebe, Friseure, Metallbau, Wäschereien etc.),[19]

Unter topprodukte.at wird den Produzenten und Händlern eine kontrollierte Plattform geboten, die energieeffizientesten Geräte im Angebot vorzustellen.
Das Programm e5 läuft schon seit 1998, und wurde in klimaaktiv mitaufgenommen. Es handelt sich um langfristige gemeindeeigene Projekte zur Energieautarkie auf kommunaler Ebene, die mit Audits unterstützt werden. Vergeben werden hier auch Auszeichnungen an Gemeinden,[20] das Programm ist in den European Energy Award (EEA)[21] eingebunden.

Themenbereich Mobilität

mm … Mobilitätsmanagement
  • mm betriebe, bauträger und verwaltungen für klimafreundliche Mobilität in Betrieben, bei Bauträgern und in öffentlichen Verwaltungen(m1)
  • mm kommunal-regional unterstützt Gemeinden, Städte und Regionen in Mobilitätsfragen
  • mm für kinder, eltern und schulen für sichere und umweltverträgliche Schul- und Kindergartenwege(m2)
  • mm tourismus, freizeit und jugend für klimafreundliche Mobilität im Freizeit- und Tourismusverkehr(m2)
  • spritsparinitiative für die Etablierung einer spritsparenden Fahrweise

Der Themenbereich Verkehr gehört – wegen des bekannten bedeutenden Beitrags zum Gesamt-CO2-Ausstoß – zu den zentralen Anliegen der klima:aktiv-Kampagne. Die Programme fokussieren hauptsächlich auf Beratung, etwa professionelles Mobilitätsmanagement für Betriebe, Bauträger und Flottenbetreiber,[k:a 4] Beiträge zum kommunalen e5-Programm[22] oder die Spritspar-Initiative,[k:a 5] einschließlich beruflicher Aus- und Weiterbildungsprogramme für Berater, Coaches und Verhaltenstrainer, etwa zusammen mit WKÖ und WIFI. Auch hier wurde eine Datenbank erstellt, die Mobilitätslandkarte,[k:a 6] die einen Überblick über Verbreitung und Vernetzung örtlicher Programme gibt.

(m1) ehem. mm betriebe, mm bauträger, mm verwaltung, dann zusammengelegt
(m2) bis 2009 wurden mm schule und jugend und mm freizeit-tourismus geführt, aber 2010 umstrukturiert

Siehe auch

Literatur

  • klimaaktiv Jahresberichte seit 2006 (Links auf pdfs, klimaaktiv.at/service/publikationen/klimaaktiv)
  •  Stephan Fickl, Alexander Rehbogen: Zwischen Hierarchie und Netzwerk. Steuerung und Bündelung von heterogenen Kooperationen. Die Österreichische Klimaschutzinitiative klima:aktiv als modernes Governance-Instrument. In: Gesundheits- und Sozialpolitik im Diskurs: Festschrift für Engelbert Theurl zum 60. Geburtstag. Springer Festschrift. Springer, 2011, ISBN 978-3-7091-0553-5, S. 287–308 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  •  Klima:bewusst - Klima:aktiv. Dokumentation; Internationale Klimatagung 2004; 6./7. Mai 2004, Österreichische Nationalbibliothek, Wien. Band 20 von Text.um / Text.um, Umweltdachverband, Wien 2004, ISBN 3-900711-79-8.
  •  Alexander Schmidt: klima:aktiv - Netzwerkbildung zwischen Politik und Wirtschaft. In: Netzwerkmanagement: Mit Kooperation zum Unternehmenserfolg (= SpringerLink Bücher). 3. Auflage. Springer, 2011, ISBN 978-3-642-19332-3, S. 87–102 (Webrepro pdf, osb-i.com).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Martina Schuster: klima:aktiv Netzwerk für den Wandel. In: klima:aktiv Jahresbericht 2011. S. 4 f.; Zitat ebenda
  2.  A. Schmidt: klima:aktiv - Netzwerkbildung zwischen Politik und Wirtschaft. 2011, ISBN 978-3-642-19332-3, S. 91.
  3. vergl.  Wolfgang Eichhammer, Jakob Edler: Überblick über nachfrageorientierte Politiken zur Stimulierung von nachhaltigen Energietechnologien. Kapitel 2.1. In: Bedürfnisse als Innovationsmotor: Konzepte und Instrumente nachfrageorientierter Innovationspolitik. Band 21 von Studien des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag. edition sigma, 2007, ISBN 978-3-89404-830-3, Abschnitt Ein besonders interessantes Programm […] ist das klima:aktiv-Programm, S. 195 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. vergl. dazu auch  Patrick Pfeifenberger: Ist Österreichs Umweltrecht nachhaltig? Eine ethische und rechtliche Untersuchung. Diplomica Verlag, 2011, ISBN 978-3-8428-6448-1, insb. 3. Ökonomie und Ökologie in der Nachhaltigkeitsdebatte, S. 29–34.
  5.  S. Fickl, A. Rehbogen: Zwischen Hierarchie und Netzwerk. Steuerung und Bündelung von heterogenen Kooperationen. 2011, 3 klima:aktiv – ein Governance-Programm im Klimaschutz, S. 209 f.
  6.  A. Schmidt: klima:aktiv - Netzwerkbildung zwischen Politik und Wirtschaft. 2011, Abb. 1: Struktur klima:aktiv in der Anfangsphase (2004), S. 89.
  7.  A. Schmidt: Netzwerkmanagement - Mit Kooperationen zum Unternehmenserfolg. 3 Auflage. Springer, 2011, klima:aktiv - Netzwerkbildung zwischen Politik und Wirtschaft, S. 96.
  8. vergl.  A. Schmidt: Erfolgsfaktoren für die Entwicklung und Steuerung von interorganisationalen Kooperationen in Unternehmensnetzwerken; Fallbeispiel Cluster. Dissertation am IFF der Universität Klagenfurt. 2006
  9.  A. Schmidt, S. Fickl: Forming networks in the tension zone between politics and the economy: Consultation and development of the klima:aktiv network. Tagungsskriptum Congress for Management Consulting and Development, „The Changing Paradigm of Consulting“, June 2009, Vienna.
  10. siehe Wie werde ich klima:aktiv Partner? (Version vom 12. Juli 2012 im Webarchiv Archive.is) klimaaktiv.at
  11. als ein Musterbeispiel gilt die Pellets-Heiztechnologie, in der Österreich mit Skandinavien europaweit führend ist. Dabei ist ein gutes Dutzend der weltweit wichtigsten Pelletheizungshersteller in einem Gebiet zwischen Wels und Salzburg auf 100 km ansässig, die die Pelletstechnologie und die Normen zur Qualität der Holzpellets gemeinsam etabliert haben. Zu Beginn der 2010er waren in Österreich etwa 45 % aller Haushaltsheizsysteme von Typ erneuerbarer Heizsysteme, davon 20 % Biomasseheizungen. Siehe bspw. Christian Rakos, proPellets Austria: Stand der Dinge am Pelletsmarkt: Entwicklungen und Herausforderungen in Österreich und International, 2009 (pdf, fabrikderzukunft.at, abgerufen 27. Dez. 2012; 184 kB).
  12. M. Schuster: klima:aktiv Netzwerk für den Wandel. In: klima:aktiv Jahresbericht 2011. S. 4, Sp. 1.
  13. klima:aktiv pakt2020, klimaaktiv.at
  14. Folgende Programme zitiert nach klimaaktiv: http://www.klimaaktiv.at/initiative/Ansprechpartner/programme0.html; abgerufen am 8. Juli 2016 um 12 Uhr
  15. Bauen & Sanieren, klimaaktiv.at
  16. Zitat klima:aktiv Jahresbericht 2011. S. 10.
  17. (http://www.klimaaktiv.at/bauen-sanieren/gebaeudedeklaration/vergl-konzepte-2014.html), Gebäudekonzepte im Vergleich.
  18. klimaaktiv.at, klimaaktiv.at Technologieschwerpunkte
  19. klimaaktiv.at, klimaaktiv.at Branchenkonzepte
  20. e5 in Europa – der European Energy Award, e5-gemeinden.at
  21. european-energy-award.org
  22. Klimaaktiv: e5 – Programm für Vorreiter in der Energie- und Klimapolitik