Burg Hardegg
Die Burg Hardegg , heute zum Teil eine Ruine, ist eine im Mittelalter erbaute Höhenburg des im Waldviertel gelegenen Nationalpark Thayatal.
Die Burg heute
Die Burg Hardegg befindet sich direkt an der österreichisch-tschechischen Grenze oberhalb der gleichnamigen Stadt. Sie erhebt sich über einer Felsschlucht, an deren Ende die Fugnitz in die Thaya mündet.[1]
Das Bauwerk
Die Burg Hardegg ist heute zum Teil eine Ruine. Ihre Anlage hatte die beachtlichen Länge von ca. 270 Meter und 8 Toranlagen. Mehrere Torzwinger bildeten nicht nur den Eingang in die Burganlage, sondern sicherten außerdem den Zugang zur gleichnamigen Stadt. Zur uförmigen Kernburg gehören neben dem Maximiliansaal der östliche Bergfried, eine Burgkapelle und die westliche ruinös ist. Anfang des 14. Jahrhunderts entstanden mehrere Vorburgen. Zu diesen gehört ein großer Portalbau mit einem dominanten "Dreieck-Überlager". Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Burg Hardegg zunächst durch Naturkatastrophen und dann durch den gezieltem Abbruch massiv zerstört. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde unter Leitung des Architekten Carl Gangolf Kayser († 1895) geplant, die zur Ruine verkommene Burg wiederaufzubauen. Dies wurde 1878–1906 nur teilweise realisiert. In diesem Zeitraum wurden der spätere Maximiliansaal und der Ostturm als Museum für Kaiser Maximilian von Mexiko teilweise rekonstruiert und die Waffenkammer wieder aufgebaut. In der Vorburg entstand ein romantisches Wohnhaus in altdeutschem Stil. 1906 wurden die Bauarbeiten eingestellt.[1]
Zur Burganlage gehört auch eine Burgkapelle, die den Heiligen Johannes dem Täufer und Georg geweiht ist. Das Patronat verweist auf jene Zeit, als die Burg im Besitz der Grafen von Plain und Hardegg war. Es handelt sich nämlich um dieselben Patrone, denen auch die Kirchen zu Reichenhall und Raschenberg unterstellt sind. Beide Kirchen gehörten im Mittelalter ebenfalls den Grafen von Plain.[2] Die Kapelle wurde in der Absicht sie als Familiengruft zu nutzen, während der Bauarbeiten 1878-1906 ebenfalls wieder aufgebaut.[1]
Geschichte
Mittelalter
Nach archäologischen Untersuchungen, die 1977-1982 auf dem Burgberg von Hardegg durchgeführt wurden, ergaben, dass dieser seit Mitte des 10. Jahrhunderts durchgehend besiedelt war und dass sich dort eine kleine Wehranlage befand. Diese wurde im 11. oder 12. Jahrhundert durch eine "ringförmige" Anlage mit "festem Haus" ersetzt und bis ins 14. Jahrhundert ständig erweitert.[2]
Als erste Besitzerfamilie sind Mitglieder der Grafenfamilie von Plain belegt, die in einer Urkunde von Herzog Leopold V. von Österreich († 1194) ausgestellten Urkunde aus dem Jahr 1187 erstmals auch als Grafen von Hardegg bezeichnet werden.[2] Sie dürften die Burg Hardegg als Lehen des Erzstiftes Salzburg erhalten haben.[3] Nachdem die Grafen Konrad und Otto von Plain und Hardegg bei Staatz (26. Juni 1260) getötet worden waren, kamen Burg und Herrschaft Hardegg schließlich durch Heirat an den thüringischen Grafen Berthold von Rabenswalde († 1312).[2] Dieser und seine Ehefrau Willbirg († 1314) Ehepaar wurden von der mit ihm verwandten Burggrafenfamilie von Maidburg (Magdeburg) beerbt. Unter ihnen wurden die Signaltürme auf dem in der Nähe der Burg gelegenen Reginafelsen errichtet, von denen heute nur mehr Mauerreste vorhanden sind. Das "Hardegger Herrschaftsurbar aus dem Jahr 1363 unterscheidet zwischen der Burg Hardegg und einer königlichen Burg ("castum regale"), ein Indiz dafür, dass es damals in Hardegg zwei Herrschaftssitze gab.[4]
Nachdem Aussterben der Grafenfamilie von Hardegg (Maidburger) wurden die Burg und die Grafschaft Hardegg von Kaiser Maximilian I. an die Brüder Heinrich († 1513) und Sigmund († um 1500) Prüschenk verliehen und diese zu Reichsgrafen erhoben.[5] Bis ins 17. Jahrhundert gehörte die Burg mit der Grafschaft den Nachfahren von Heinrich Prüeschenk. Unter ihnen wurde die Burg um 1620 und 1644/55 renoviert. Bereits um 1620 wurde sie aber auch als Sitz aufgegeben und danach nur mehr von einem Vogt bewohnt.[6]
Neuzeit
1656 verkauften die Grafen Prüeschenk von Hardegg die Burg Hardegg gemeinsam mit Riegersburg sowie Prutzendorf, Obermixnitz und Untermixnitz (heute alle drei Teile der Gemeinde Weitersfeld) an die Familie von St. Julien-Wallsee. Diese verkaufte Burg Hardegg 1730 an den Grafen Sigmund von Khevenhüller († 1742), der zuvor viele Jahre Statthalter von "Niederösterreich" gewesen war und 1725 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde. Unter ihm wurde die Verwaltung der "Herrschaft" Hardegg nach Fronsburg (heute ebenfalls Teil der Gemeinde Weitersfeld) verlegt. Danach gehörte Burg Hardegg seinem Sohn Johann Joseph († 1776). Nachdem dieser 1728 Karolina, die Tochter des Grafen Johann Adolf von Metsch († 1740), der Reichsvizekanzler des Heiligen Römischen Reiches gewesen war, geheiratet hatte, änderte er seinen Namen mit kaiserlicher Genehmigung Khevenhüller-Metsch. 1763 wurde er, wie zuvor sein Vater, ebenfalls in den Reichsfürstenstand erhoben.[6]
Um 1764 verkam die Burg Hardegg, die zuvor bereits durch einige Erdbeben und Brände beschädigt worden war, endgültig zur Ruine, nachdem die Stadt Hardegg 1764 von einem Großbrand heimgesucht worden war und die Burg als Steinbruch für den Wideraufbau der Stadt genutzt wurde. Fürst Johann Carl von Khevenhüller-Metsch († 1905)veranlasste 1878 den Wiederaufbau der Burg, welche er zur Grablege seiner Familie bestimmte. Nach seinem Tod wurden die noch nicht beendeten Bauarbeiten jedoch wieder eingestellt und der südwestliche Teil der Burganlage blieb eine Ruine. 1906 wurde noch der Ostturm erneuert.[6]
Seit 1945
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges (1945) wurde die Burg Hardegg, die 1937 unter Denkmalschutz gestellt worden war, devastiert und dann, zusammen mit restlichen Besitz der Familie Khevenhüller von der russischen Besatzungsmacht als "deutsches Eigentum" beschlagnahmt und "entsprechend" verwaltet. Nach Abschluss des Staatsvertrages (1955) erhielt die Familie Khevenhüller ihren Besitz und somit auch die Burg Hardegg zurück, die daraufhin teilweise wiederhergestellt wurde. 1974 fand hier eine Großausstellung zu Kaiser Maximilian von Mexiko († 1867) statt. Über die weibliche Nachfolge gelangte die Burg Hardegg durch Erbschaft in den Besitz der Familie Pilati-Thassul-Daxberg.[3]
Diverses
Der Status der Grafschaft Hardegg
Die Burg Hardegg war das Zentrum einer eigenen Herrschaft, die seit dem 12. Jahrhundert auch als Grafschaft[A 1] genannt ist. Nicht eindeutig geklärt ist bisher der tatsächliche Status dieser Grafschaft und ihrer Inhaber. Belegt ist in der neueren Forschung, dass die Grafschaft Hardegg in den Reichsmatrikeln angeführt ist. Nicht geklärt ist dagegen, ob die Inhaber der Grafschaft tatsächlich mit Sitz und Stimme im Reichstag des Heiligen Römischen Reich vertreten und daher keine Untertanen der österreichischen Landesfürsten, sondern diesen gleichgestellt waren.[7] In der neueren Forschung wird vermutet, dass die Vergabe der Grafschaft Hardegg als Reichslehen unter König Rudolf I. († 1291) stattfand, als dieser das Kammergut der Herzöge von Österreich und Steier aus dem Haus der Babenberger übernommen hatte. Mitte des 14. Jahrhunderts gehörten die Grafenfamilie von Hardegg jedenfalls zu den ranghöchsten Adligen des Herzogtums Österreich.[5] Am 27. Oktober 1495 erhob Kaiser Maximilian I. die Brüder Prüeschenk, denen er die Grafschaft Hardegg verliehen hatte, zu Reichsgrafen von Hardegg.[4]
Der Hardegger
In der "Mannessischen Liederhandschrift" aus dem 13. Jahrhundert findet sich ein Minnesänger und Spruchdichter, welcher "Der Hardegger" genannt ist. In der älteren Forschung wurde er für einen Burgkaplan von Hardegg gehalten, die neuere Forschung geht allerdings davon aus, dass er in der heutigen Schweiz beheimatet war.[2]
Burg Hardegg in Legende und Sage
Mehrere Sagen, die in der Stadt Hardegg oder deren Umgebung spielen, haben die Burg Hardegg als Schauplatz.
Die schwarze Frau von Hardegg
Am bekanntesten dürfte die Sage von der "Schwarzen Frau von Hardegg" sein, die es sogar zu einem Motiv für eine österreichische Briefmarke gebracht hat[8]. Es ist die Geschichte eines unschuldigen Mädchens aus Hardegg, die sich dem jungen Grafen von Hardegg, der sie verführen will, widersetzt und deshalb von ihm in eine Felswand im Umfeld der Burg Hardegg eingemauert wird. Als ruhelose Tote wird sie regelmäßig von Menschen gesehen, welche ihr Anblick zu Tode erschreckt, obwohl sie ihnen nie etwas antut.[9][10][11]
Raubritter Heinz und das Femgericht
Um die Burg Hardegg und die benachbarten Burgen Kaja und Vöttau (heute Teil der in Tschechien gelegenen gleichnamigen Gemeinde) gibt es die Sage um einen Ritter Heinz oder Heinrich aus der böhmischen Adelsfamilie von Leipa (Adelsgeschlecht), der von seiner Burg Neuhäusel (heute die Ruine Nový Hrádek im tschechischen Teil des Naturparks Thayatal) aus Raubzüge, Lösegeld-Erpressungen und andere Untaten unternimmt. Nachdem er den Grafen von Hardegg und dessen Tochter gefangen genommen hat, wird er nach Verurteilung durch das Femgericht vom Sohn eines seiner Opfer ausgeschaltet.[12][13]
- Siehe auch: Kategorie:Sage aus Niederösterreich
Burg Hardegg als Schauplatz für Film- und Fernsehproduktionen (Auswahl)
Auf der Burg Hardegg wurden im 21. Jahrhundert Szenen zu mehreren Film- und Fernsehproduktionen gedreht.[14]
- Isenhart - Die Jagd nach dem Seelenfänger, Abenteuerfilm (2011)
- Das Geheimnis der Hebamme, Fernsehzweiteiler (2016)
- Richard Löwenherz, Dokumentation (2019)
- Narziss und Goldmund, Literaturverfilmung nach Hermann Hesse (2020)
Literatur
- Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt. Jubiläumsfestschrift anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung Hardeggs als "Stadt". Eigenverlag, Hardegg, 1990
Weblinks
Burg Hardegg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Burg Hardegg, Instagram.COM (Bilder)
- Hardegg, Burgen-Austria.COM
- Hardegg, Ima.Real.SBG.AC.AT
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 vgl. Hardegg, Ima.Real.SBG.AC.AT, abgerufen am 19. Mai 2023
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 24
- ↑ 3,0 3,1 vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 28
- ↑ 4,0 4,1 vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 26
- ↑ 5,0 5,1 vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 25
- ↑ 6,0 6,1 6,2 vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 27
- ↑ vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 24f.
- ↑ vgl. Die schwarze Frau von Hardegg, OTS.AT, abgerufen am 8. April 2023
- ↑ vgl. Sigrid Enzenhofer: Sagen und Legenden aus Hardegg, 1968, S. 7-10
- ↑ vgl. Die schwarze Frau von Hardegg, Sagen.AT, abgerufen am 8. April 2023
- ↑ vgl. Die schwarze Frau, Sagen.AT, abgerufen am 8. April 2023
- ↑ vgl. Sigrid Enzenhofer: Sagen und Legenden aus Hardegg, 1968, . S. 11-14
- ↑ vgl. Das Femgericht, Sagen.AT, abgerufen am 8. April 2023
- ↑ vgl. Burg Hardegg, Website Burg Hardegg, abgerufen am 19. Mai 2023
Anmerkungen
- ↑ Wie das Beispiel der Herzoge von Mödling zeigt, wäre vorstellbar, dass es der gräfliche Stand der Grafen von Plain, die sich auch nach Hardegg benannten, zur Folge hatte, dass ihre Herrschaft zu Hardegg schließlich zur Grafschaft aufstieg.
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