Siegmund von Hardegg
Graf Siegmund zu Hardegg (* im 16. Jahrhundert, um 1539; † um 1599, vermutlich in Hardegg an der Thaya)[A 1], auch Freiherr Sigmund Prueschenk von Stettenberg, Graf von Hardegg und im Machlande, gilt als einer der bedeutendsten protestantischen Adliger des Herzogtums Österreich unter der Enns. Er war einer der tatsächlichen Besitzer der im heutigen Bundesland Niederösterreich gelegenen Grafschaft Hardegg und viele Jahre Oberhaupt der Familie der Grafen von Hardegg.
Herkunft und Familie
Graf Siegmund zu Hardegg stammte aus der Familie Prüschenk, die unter den Kaisern Friedrich III. und Maximilian I. der Aufstieg in den höheren Landesadel des Herzogtums Österreich unter der Enns geschafft hatte. Er war ein Enkel von Heinrich Prüschenk († um 1513) und ein Urenkel des Grafen Johann (II.) von Rosenberg († 1472).
Graf Siegmund zu Hardegg war einer der älteren Söhne des Grafen Julius (I.) zu Hardegg († 1561) aus dessen Ehe mit Gräfin Gertraud von Eberstein († 1551).[1] Er war zweimal verheiratet und hatte aus beiden Ehen Kinder, von denen aber mehrere namentlich nicht bekannt sind und vermutlich früh verstarben.[2]
- ∞ (1. Ehe seit 1565) mit Gräfin Eva von Castell (* um 1545; † 1570) aus einer edelfreien Familie, die seit dem 11. Jahrhundert in Unterfranken ansässig war[3]
- ∞ (2. Ehe, seit 1571) mit Gräfin Magdalena von Wied, Runkel und Eisenberg aus dem Lahngau[3]
- Graf Johann Wilhelm zu Hardegg (* um 1572; † um 1636).[4][3]
- Gräfin Magdalena von HardeggReferenzfehler: Ungültige Verwendung von
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: Der Parameter „name“ ist ungültig oder zu lang. Nach dem Tod seines Vaters erhielt er, als dessen Erbe am 23. Jänner 1567 zwischen ihm und seinen Brüdern Heinrich (II.) († um 1577), Ulrich (II.) († vermutlich um 1596), Julius (II.) († um 1593) und Ferdinand († 1595), geteilt wurde, gemeinsam mit dem zu diesem Zeitpunkt noch minderjährigen Bruder Ferdinand die Grafschaft Hardegg. Außerdem wurde er an der Vormundschaft über Ferdinand mitbeteiligt, welche seinem ältesten Bruder Bernhard († 1584) und seinem Schwager Veit Albrecht von Puchheim zu Horn († um 1584) anvertraut war. Am 16. April 1567 kaufte er mit ihrer Zustimmung den Anteil Ferdinands an der Grafschaft Hardegg. Als Ferdinand 1571 volljährig geworden war, versuchte er vergebens den Verkauf wieder rückgängig zu machen. Am 25. November 1573 wurde in Wien ein Vergleich geschlossen, nach welchem Siegmund die ganze Grafschaft behielt, seinem Bruder Ferdinand dafür aber noch weitere Geldsummen zu zahlen hatte.[1]
Protestantismus
Gemeinsam mit seinen Schwägern Veit Albrecht von Puchheim und Wilhelm (II.) von Rogendorf, der auch der Taufpate von seinem Sohn Johann Wilhelm war, spielte er eine führende Rolle bei den Verhandlungen um die Erstellung einer protestantischen Kirchenordnung, die sich äußerst schwierig gestalteten. 1575 organisierten sie in Horn einen ersten "Kongress" zur Behandlung von Religionsangelegenheiten. In den Jahren danach fanden weitere Zusammenkünfte der protestantischen Stände statt.[3] Da es im damaligen Herzogtum Österreich kaum Prädikanten gab, die gut ausgebildet waren, ersuchte er 1572 Herzog Ludwig von Württemberg um die Entsendung einiger fähiger Prediger. Dieser vermittelte ihm zunächst Magister Georg Schrecksmelius aus Tübingen und ein Jahr später vier weitere Prediger, zu denen der später berühmt gewordenen Magister Jakob Heilbrunner.[5]
Karriere am Hof
Graf Siegmund zu Hardegg machte als jüngere Sohn zunächst Karriere als Hofdiener, Truchsess und Panetier im Dienst von Kaiser Maximilian (II.) († 1576).[6] 1576- 1582 gehörte er dem Verordnetenkolleg des "niederösterreichischen" Herrenstandes an.[3] Nach dem Tod seines Bruders Bernhard wurde Siegmund um 1584 Oberhaupt der Familie.[1] Seine letzte Ruhestätte fand er in der Pfarrkirche in Hardegg.[6]
Erinnerungen an Siegmund von Hardegg
1983 waren noch zwei Testamente von Graf Siegmund zu Hardegg erhalten. Das erste verfasste Siegmund am 1. Jänner 1586 zu Hardegg, das zweite am 2. Jänner 1595.[1]
Literatur
- Friedrich Hausmann: Ferdinand Graf zu Hardegg und der Verlust der Festung Raab. In: Walter Höflechner - Helmut J. Mezler-Andelberg - Othmar Pickl (Hrsg,): Domus Austriae. Eine Festgabe Hermann Wiesflecker zum 70. Geburtstag. Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz, 1983. ISBN 3-201-01238-6. S. 184-209
- Konrad Jekl: Das Renaissancegrabmal in der Pfarrkirche von Hardegg. In: Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt. Jubiläumsfestschrift anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung Hardeggs als "Stadt". Eigenverlag, Hardegg, 1990, S. 71-86, besonders S. 77-81
- Constantin von Wurzbach: Hardegg, die Grafenfamilie, Genealogie. Nr. 191. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 7. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1861, S. 346–351 (Digitalisat). [A 2]
Weblinks
Siegmund Prüschenk von Hardegg, Website der Ludwig-Maximilians-Universität München
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Friedrich Hausmann: Ferdinand Graf zu Hardegg und der Verlust der Festung Raab, 1983, S. 184
- ↑ vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 79
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 78
- ↑ vgl. Johann Wilhelm Prüschenk von Hardegg, Website der Ludwig-Maximilians-Universität München, abgerufen am 28. Jänner 2023
- ↑ vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 78f.
- ↑ 6,0 6,1 Siegmund Prüschenk von Hardegg, Website der Ludwig-Maximilians-Universität München, abgerufen am 28. Jänner 2023
Anmerkungen
- ↑ Angabe zum Geburtsjahr, vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 77. Angaben zum Sterbedatum nach Friedrich Hausmann: Ferdinand Graf zu Hardegg und der Verlust der Festung Raab, 1983, S. 184, Ergänzung nach Siegmund Prüschenk von Hardegg, Website der Ludwig-Maximilians-Universität München, abgerufen am 28. Jänner 2023
- ↑ In Details ein wenig überaltet und in Ansätzen von der neueren Forschung überholt beziehungsweise ergänzt, aber zurzeit noch immer die einzige umfassende wissenschaftliche Sekundärliteratur zu Heinrich Prueschenk und seinen Nachfahren.
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