Johannes Georg Paur
Johannes Georg Paur (*um 1648 in Fuchsberg in der Oberpfalz; † 24. Jänner 1730 in der landesfürstlichen Stadt Baden, Erzherzogtum Österreich) war ein österreichischer Mühleninhaber.
Leben
Johann Georg Paur wurde gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges als Sohn des Hausbesitzers Johannes Paur und seiner Frau Kunigunde in Fuchsberg in der Oberpfalz im ehemaligen Kurfürstentum Bayern geboren.
Aufgrund der geografischen Lage zu Böhmen traf dieser Krieg die Oberpfalz sehr hart. Sowohl kaiserliche als auch schwedische Truppen plünderten und verwüsteten das Land auf ihren Durchzügen. Die Oberpfalz war danach weitgehend zerstört und hatte jegliche wirtschaftliche Bedeutung und Leistungsfähigkeit verloren. Nicht nur der Krieg, sondern auch Hunger und Pest hatten die Bevölkerung dezimiert. Die meisten oberpfälzischen Städte waren zu unbedeutenden Ackerbaugemeinden herabgesunken, das Land wurde somit für lange Zeit ein reines Agrarland und damit eine kaum beachtete bayerische Provinz.
Dies veranlasste Johannes Georg, seiner Heimat den Rücken zu kehren und sich im damaligen Erzherzogtum Österreich unter Kaiser Leopold I. von Habsburg eine neue Existenz aufzubauen. Bei seiner Heirat am 21. Juli 1686[1] in der Badener Stadtpfarrkirche St. Stephan, mit der 1669 in Tribuswinkel geborenen Hufschmiedstochter Rosina Stainl war er zunächst Bestandsmüller im niederösterreichischen Traiskirchen.
„heund dato den 21. July 1686 begeben sich im Stand der hl. Ehe der Ehrsambe und beschaidene Maister Johannes Paur Müllner zu Träßkirch ledigs Stands, weyl(and) deß wohlgeachtn Johannes Paur hausßäsßig Nachbar zu Fuchsberg und Kunigunde desßen Ehewürth beider Eheleibl. Sohn, verehlicht sich mit der Ehrentugendreich Jungfrau Roßina, weyl(and) des wohl Ehrengerechtn Maister Simon Stainl gewesten Hufschmits zu Tribuswinkhl und Sophiam desßen Eheliche Haußfrau beide Seel: Eheleibl: Tochter - Peystandt auf deß hern Präutigambs Seitte, der wohl Ehrengeachte Mayster Stephan Paul, der zeith Oberzechmaister der Löbl: Müllner Zunfft auf dem baadener bach und der Wohl Ehrengeachte Herr Maister Joseph Kramer Müllner Maister in Wörth auf der Jungfrau brauth Seitte der Ehrenrechte Herr Johannes Postl, Müllherr auf der Rormill und der Ehrengerechte ..... Hl: Michael Fux bürgl. bäkh alhier“
Laut Gewährbuch der Augustiner-Chorherren war Johann Georg Paur danach anno 1690 als Hofmüller in Tribuswinkel tätig und in den Jahren 1690 bis 1693 als Bestandsmüller auf der Schlossmühle in Gutenbrunn, wo auch seine ersten beiden Kinder zur Welt kamen. Die Ortschaften Gutenbrunn und Wörth waren damals kleine Vororte der „Landesfürstlichen Stadt Baden“. Beide Dörfer wurden in späterer Zeit eingemeindet und sind heute Stadtteile derselben.
1694 scheint Johann Georg gemeinsam mit seiner Frau Rosina als Besitzer der Schäfflermühle (auch Mühle im Unteren Wörth, später auch Winkelmühle genannt) auf. Die ursprünglichen Besitzer der Mühle, die Familie Schäffler, wurden von den Türken ermordet und fielen somit der Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 zum Opfer. 1695 brannte die Schäfflermühle ab (Die Mühle des Hans Paur inkl. Sätz und brandstatt, sojezo ein stadl hat einen Einheitsweret von 1800 Pfund, das Müllerhandwerk 32 Pfund.)[2], aber Johann Georg gelang es, diese wieder zu erheben.
In dieser Mühle wurden auch seine restlichen fünf Kinder mit Rosina geb. Stainl geboren, bevor sie am 1. Oktober 1704, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten, verstarb[3]. Sie wurde im Leichenhof, der sich damals bei der Stadtpfarrkirche St. Stephan befand und heute nicht mehr existiert, beerdigt. Der nunmehrige Witwer Johann Georg heiratete ein zweites Mal. Am 12. Mai 1705[4] gab er in der Pfarrkirche zu Pfaffstätten der ledigen Wirtschafterin des dortigen Lilienfelderhofes Eva Maria Strondl das Jawort. Eva Maria war eine Tochter des Schuhmachermeisters Johann Strondl und dessen Ehefrau Sophia, eine geborene Schäringer und erblickte am 19. Dezember 1679 in Stockerau das Licht der Welt. Das Ehepaar hatte zehn Kinder, die alle in der Schäfflermühle zur Welt kamen und von denen nur zwei im Kindesalter starben.
Nach einem arbeitsreichen und erfüllten Leben, er war Vater von insgesamt siebzehn Kindern, starb Johann Georg am 24. Jänner 1730[5] in seiner Mühle und wurde auf dem Friedhof St. Stephan in Baden beerdigt. Der Zusatztext im Sterbebuch besagt:
„ORIMUNDUS EX SUPERIONI PALATINATUS VIR PIUS ET JUSTUS - REQUIESCAT IN PACE (entstammend von der Oberpfalz, ein frommer und rechtschaffener Mann - Ruhe in Frieden).“
Nach seinem Tod führte seine Frau Eva Maria die Schäfflermühle weiter. Diese übergab die Mühle 1745 an ihre Tochter Maria Susanna (1714-1803) und deren Ehemann Jakob Grillmayr (1713-1759), ehe sie am 10. September 1749 ebenda verstarb. Johann Georg Paur war somit der Begründer der österreichischen Müllerdynastie „Paur“. Viele seiner Nachkommen waren in der Folge für einhundertfünfzig Jahre ebenfalls Müller bzw. Mühlenbesitzer, bevor sie im Zuge des allgemeinen Mühlensterbens im 19. Jahrhundert Bäcker und schließlich Kaufleute wurden. Auch der Erfinder der Wiener Hochmüllerei Ignaz Paur (1778-1842) war ein direkter Nachkomme von Johannes Leopold.
Mühlen, die von Johann Georg bzw. seine Nachkommen betrieben worden sind:
- Mühle Traiskirchen
- Hofmühle Tribuswinkel
- Schlossmühle Gutenbrunn, Baden
- Schäfflermühle, Baden
- Mühle Tattendorf
- Stiftsmühle in Heiligenkreuz
- Hofmannsche Mühle, Vöslau
- Kunstmühle Dornau bei Schönau an der Triesting
- Mühle Leobersdorf
- Mühle Lichtenwörth (heute Herzig-Mühle)
- Mühle Fischau
- Mühle Brunn
- Mühle Pernitz
- Mühle Birnzipf
- Trottmannmühle, Baden
- Mühle Untereggendorf
- Freimühle Unterlanzendorf
- Neumühle Mannswörth
- Laurenzmühle, Schwechat (Freimühle)
- Mühle Schwechat
- Kanzelmühle, Maria Lanzendorf
- Mühle Zwölfaxing
- Mühle Enzersdorf an der Fischa (heute "Vereinigte Walzmühlen Polsterer")
- Mühle Fischamend
- Mühle Rannersdorf
- Mühle Wienerherberg
- Mühle Mitterndorf an der Fischa
- Mühle Teesdorf
- Mühle Guntramsdorf (heute Assmann-Mühle)
Literatur
Rudolf Maurer: Bürger im Wörth - Geschichte einer Badener Vorstadt - Baden 2004 - Katalogblätter des Rollettmuseums Baden Nr. 50 - ISBN 3-901951-50-4
Einzelnachweise
- ↑ Baden Pfarre Sankt Stephan - Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1685-1687 auf Matrikula Online
- ↑ Rudolf Maurer: Bürger im Wörth - Geschichte einer Badener Vorstadt - Baden 2004 - Katalogblätter des Rollettmuseums Baden Nr. 50 - ISBN 3-901951-50-4
- ↑ Baden Pfarre St. Stephan - Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1688-1707 (fol.140) auf Matrikula Online
- ↑ Baden Pfarre St. Stephan - Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1686-1711 (fol.63) auf Matrikula Online
- ↑ Baden Pfarre St. Stephan - Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1726-1735 (fol.102) auf Matrikula Online