Bürgerhaus Schlossergasse 1 (Feldkirch)

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(2024)
vorderer Teil mit Fresko (2012)

Das denkmalgeschützte[1] Bürgerhaus Schlossergasse 1 in Feldkirch (Vorarlberg) wurde im 16. Jahrhundert errichtet und immer wieder erweitert, aus- und umgebaut.

Lage

Das Bürgerhaus Schlossergasse 1 ist ein Eckhaus an der Schlossergasse/Schmiedgasse und direkt angebaut an das Haus Schlossergasse 3 und Schmiedgasse 16. Vis-à-vis steht das Haus Schlossergasse 2.

Der Katzenturm seht im Norden rund 120 Meter entfernt. Das Rathaus der Stadt Feldkirch befindet sich nordöstlich rund 75 Meter entfernt, der Feldkircher Dom rund 130 Meter. Die Schattenburg befindet sich südöstlich rund 200 Meter Luftlinie entfernt, die Ill im Südwesten ebenfalls rund 200 Meter. Zum Veitskapf im Nordwesten sind es rund 480 Meter Luftlinie, zum Margarethenkapf rund 550 Meter. Das Landesgericht und die ehemalige Finanzlandesdirektion sind rund 275 Meter westlich gelegen.

Der Hauptbahnhof befindet sich nordwestlich rund 700 Meter Luftlinie entfernt, der Busbahnhof im Norden rund 150 Meter.

Geschichte

Die Altstadt von Feldkirch ist eine mit annährend viereckigem Grundriss geplante mittelalterliche Stadtsiedlung. Sie ist im Wesentlichen bis heute erhalten geblieben. Die Häuserblöcke wurde so gebaut, dass die Gassen rechtwinkelig zueinander verliefen. Die Häuserblöcke der Schlossergasse und jener der Marktgasse wurden etwa zur selben Zeit errichtet.[2]

Das Haus Schlossergasse 1 wurde im Kern im 16. Jahrhundert errichtet und beim Stadtbrand 1697 zerstört. Das Gebäude wurde von Michael Waibel wieder aufgebaut. Seine Initialen sind in das Portal eingemeißelt. Umbauten erfolgten im 18. und Ende des 19. Jahrhunderts.[3]

1811 gehörte das Haus der Familie Vidal.[4] Felix Vidal betrieb eine Apotheke und war Teilhaber des Handelshauses Ebenhoch & Vidal. Nach seinem Tod 1833 versuchte die Witwe das Unternehmen erfolglos weiterzuführen. Nach dem Konkurs wurde das Haus mit der Apotheke an den Apotheker Karl Klessin verkauft.

1850 bewarb sich die Stadt Feldkirch um den Sitz der Regierung des Kreises Vorarlberg (Landesregierung) und kaufte dafür dieses Gebäude. Schlussendlich wurde der Regierungssitz jedoch nach Bregenz verlegt. Im Haus fand bis 1857 die neugegründete Bezirkshauptmannschaft Feldkirch im ersten Stock den Amtssitz (im zweiten Stock war die Dienstwohnung des Bezirkshauptmannes). Zwischen 1862 und 1954 war hier die Handelskamme für Vorarlberg untergebracht. Das Fresko von A. Scheel (1926) an der Fassade mit den historischen Berufszweigen stammt aus dieser Zeit und erinnert noch daran. Zahlreiche Mieter fanden hier in weiterer Folge Unterkunft, darunter der Dichter Johann Georg Vonbank und der Arzt Dr. Hummel. Zwischen 1862 und 1869 befand sich Erdgeschoss eine Konditorei von Johann Michael Frey. Seit 1949 befand sich hier das Kaffeehaus Feurstein (umgangssprachlich „Feuerle“), das von Klaus Feurstein betrieben wurde.[5]

2021/2022 wurde das Café im Erdgeschoss saniert und an Waltraud Waldner verpachtet. Im Zuge der Straßensanierung Schlossergasse / Schmiedgasse 2023/2024 wurde das Straßenniveau wiederum um 40 Zentimeter angehoben.[6]

Gebäude

Das viergeschossige Haus auf etwa 465 m ü. A. hat einen polygonen Grundriss und etwa eine Länge von 27 Metern und eine Breite von 13,5 Metern und eine Höhe von rund 18 Meter. Ursprünglich befand sich das Straßenniveau rund zwei Meter tiefer.

Es ist eines der größten Häuser der heutigen Innenstadt von Feldkirch. Beim Stadtbrand 1697 wurde das Haus, das damals Johann Imgraben gehörte, zerstört.[5]

Das Haus hat ein steiles, geknicktes Satteldach. Im Dachgeschoss befinde sich drei Ochsenaugen. Zur Schmiedgasse hin befindet sich zwischen dem ersten und zweiten Stock ein Fresko aus dem 20. Jahrhundert, welches historische Berufszweige darstellt. Im Erdgeschoss befinden sich Arkaden und darin das Café Feurstein.

Im vorderen Bereich des Hauses zur Schmiedgasse befinden sich Korbbogenportale. Die Ecken des Gebäudes sind mit Pilastern versehen. Zur Schlossergasse befindet sich ein breiter Zwerchgiebel mit Tympanon.[3]

Café Feurstein

Renoviertes Hinweisschild (2024)

Das Café Feurstein im Wiener Stil wurde 1949 in dieser Form von Arthur Feurstein gegründet, als die 1933 gegründete Konditorei um zwei Kaffeehausräume erweitert und vom Architekten Fritz Ahammer aus Saarbrücken gestaltet wurde. Es finden etwa 40 Gäste Platz.[7] Zuvor bestand hier seit 1933 die Konditorei Feurstein. Es war viele Jahrzehnte ein kultureller Treffpunkt von Feldkirch. 1976 übernahm Klaus Feurstein das Lokal von seiner Mutter und eröffnete 1978 darin den Stone Club. Als der Eigentümer des Cafés, Klaus Feurstein (21. April 1952 - 3. Dezember 2020[8][9]) in Pension ging im Dezember 2019 das Lokal geschlossen hatte[10][11], wollte das Bundesdenkmalamt (BDA) die Cafehausausstattung des Café Feurstein als „einzigartiges Kaffeehaus“ unter Denkmalschutz stellen. Es wurde auch am 18. September 2020 eine Notunterschutzstellung[12][13][14] vorgenommen, weil die Stadt Feldkirch den ehemaligen Pächter und Eigentümer der Einrichtung, Klaus Feurstein, während des laufenden Unterschutzstellungsverfahrens (Ermittlungsverfahrens) aufgefordert hatte, das Café unverzüglich zu räumen. Die Stadtregierung von Feldkirch unter Bürgermeister Wolfgang Matt wehrte sich vehement gegen diese Unterschutzstellung, da einige Politiker wirtschaftliche Nachteile befürchteten. Der damalige Feldkircher Bürgermeister Wolfgang Matt von der ÖVP nannte dies eine „kalte Enteignung“ und kündigte an, dass er dafür sorgen werde, dass Fenster und Türen verbarrikadiert werden, sollte das Denkmalamt vor Gericht das Unterschutzstellungsverfahren gewinnen. Kurze Zeit später schlug er versöhnlichere Töne an.[15] Etwa 500 Feldkirchner haben sich in einer Petition für die Erhaltung des Traditionscafés ausgesprochen.[16][17][18][19] Die Stadt Feldkirch hat die Unterschutzstellung schlussendlich nicht verhindern können.[7]

Im Herbst 2021 wurde ein neuer Pachtvertrag für das Café Feurstein mit Waltraud Waldner abgeschlossen, die zuvor das Café Hecht betrieben hat.[3][7][20][21]

Literatur

  • DEHIO-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs: Vorarlberg. Bregenz. Amtsplatz 2. Bundesdenkmalamt (Hrsg.), Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1983, ISBN 3-7031-0585-2, S. 207 (ohne Café).
  • Reinhard Sessler: Die Schloßergasse in Feldkirch als Beispiel einer mittelalterlichen Gasse, Feldkirch 1980/81.

Weblinks

 Bürgerhaus Schlossergasse 1 (Feldkirch) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. HERIS-ID: 56201, Objekt-ID: 65279; GSt .199 (KG Feldkirch).
  2. Arbeitskreis Heimatkunde: Stadt Feldkirch (3500089), Webseite: vobs.at, abgerufen am 6. Oktober 2024.
  3. 3,0 3,1 3,2 Cafe Feurstein, Feldkirch (Vbg.): Stadt bekämpft Denkmalschutz vor Gericht, Webseite: initiative-denkmalschutz.at, vom 11. Februar 2021, abgerufen am 6. Oktober 2024.
  4. Die Söhne wanderten in die USA aus. Einer der bekannten Vertreter der Familie war der amerikanische Schriftsteller Gore Vidal (1925 – 2012).
  5. 5,0 5,1 Christoph Volaucnik: Die Schlossergasse – ein Blick auf Häuser mit Geschichte, Webseite: feldkirch.at, abgerufen am 6. Oktober 2024.
  6. Leon Linher: "Ältester Kanal Vorarlbergs wird saniert", Vorarlberger Nachrichten vom 7. Oktober 2024, S. B3.
  7. 7,0 7,1 7,2 Feldkirche Melange in „Leben & Wohnen“, Immobilienbeilage zu den Vorarlberger Nachrichten vom 5./6. Oktober 2024, S. 4 ff.
  8. Ein Meilenstein hat uns verlassen: Feldkirch trauert um Klaus Feurstein, Webseite: gsi-news.at, abgerufen am 6. Oktober 2024.
  9. Klaus Feurstein, todesanzeigen.vn.at, abgerufen am 6. Oktober 2024.
  10. Feldkirch verliert eine Institution, Webseite: epaper.neue.at vom 12. November 2019.
  11. Nach 41 Jahren: Schluss für den Stone Club in Feldkirch, Webseite: vol.at vom 11. November 2019.
  12. Gemäß § 57 Abs. 1 AVG.
  13. Café Feurstein soll unter Denkmalschutz, Webseite: epaper.neue.at vom 25. Februar 2020.
  14. Denkmalamt stellt Café Feurstein unter Schutz, Webseite: Neue Vorarlberger Tageszeitung vom 2. Oktober 2020.
  15. Zur Zukunft des Café Feurstein: Stellungnahme der Stadt Feldkirch, Webseite: feldkirch.at, Presseaussendung vom 5. Jänner 2021, abgerufen am 6. Oktober 2024.
  16. Möbelstreit in Feldkirch, Webseite: youtube.com vom 29.1.2021, ORF “Vorarlberg Heute”.
  17. Streit um Café Feurstein landet vor Gericht, Webseite: vorarlberg.orf.at vom 29. Jänner 2021.
  18. Laura Fetz, Markus Gächter: Schluss mit Leerstand:– Café Feurstein endlich wiedereröffnen!, Webseite: vorarlberg.gruene.at vom 14. Jänner 2021.
  19. Beim Café Feurstein dreht es sich ums Mobiliar, Webseite: vn.at vom 11. Jänner 2021.
  20. Mehr als nur Kaffee und Kuchen, Webseite: vn.at vom 12. Juni 2014.
  21. Frischer Wind hinter historischem Gemäuer, Webseite: vn.at vom 22. November 2021.

47.2374089.596849Koordinaten: 47° 14′ 15″ N, 9° 35′ 49″ O