Krainerhütte

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Die jetzige Krainerhütte ist ein Seminar- und Eventhotel im Helenental bei Baden auf dem Gemeindegebiet Heiligenkreuz im Wienerwald und war früher im Gegensatz zur "Alten Krainerhütte" welche heute den Namen "Franz-Schulz-Heim" trägt unter den Namen "Neue Krainerhütte" bzw. "Große Krainerhütte zur schönen Aussicht" auch über die Grenzen unseres wunderschönen Landes bekannt.

Die Krainer Hütten im Helenental um 1800

Krainer Hütten

Die Geschichte der Krainer Hütten[1] beginnt damit, dass Mitte des 18. Jhdt. Kaiserin Maria Theresia Holzfäller aus der Krain im Helenental bei Baden gegenüber dem Burgstall am rechten Ufer des Schwechatbaches ansiedelte. Diese erbauten dort einfache Holzhütten für sich und ihre Familien und daher leitet sich der Name Krainerhütte ab. Anfang der 1810er Jahre, so erzählt die Geschichte, lies Erzherzog Anton (1779-1835), ein großer Förderer von Baden, im Helenental Wege anlegen und die hohe Gesellschaft flanierte mit ihren Familien durch das herrliche wildromantische Tal. Um diese zu erfrischen, bewirtete ein gewisses Fräulein Henriette in einer dieser Krainer Hütten die Gäste mit frischer wohlschmeckender Milch und es entstand eine Milchschenke. Einer der Eigentümer der Krainer Hütten war der Kleinhäusler Leopold Enzmann jun. mit seiner Gattin Juliana, welche ihre Holzhütte 1884 an Ignaz Mössl verkauften.

Alte Krainerhütte

Josef Dietmann's Hotel "Alten Krainerhütte" 1912

Im Juli 1884 kaufen[2] Ignaz und Rosa Mössl vom Kleinhäusler Leopold Enzmann dessen Holzhütte - eines der Krainer Hütten - gegenüber dem Burgstall im Inneren Kaltenberger Forst am rechten Schwechatbachufer und jenseitig der "Neuen Krainerhütte" gelegen. Mössl lies die Holzhütte schleifen und durch den Badener Stadtbaumeister Josef Schmidt[3] auf diesem Areal ein neues Hotel mit 14 Gästezimmern bauen und gab dem Gebäude den Namen "Alte Krainerhütte".

Nach der Fertigstellung des Gebäudes pachtet 1885 der ehemaligen Restautrateur Karl Rauchberger mit seiner Gattin Anna das Hotel. Fünf Jahre später übernimmt der Eigentümer Ignaz Mössl die Leitung selber. Im September 1892 pachtet Ignaz Mössl auch das „Hotel Europe“ in Meran[4]und schließt ab 1893 über den Winter die „Alte Krainerhütte“.[5]

Wir schreiben das Datum 15. April 1899 und eine Meldung ergeht durch die Zeitungen: „Konkurs: "Über das Vermögen des bekannten Gastwirtes der „Alten Krainerhütte" im Helenental und Pächters des „Hotel Walder" in Schenna bei Meran, Herrn Ignaz Mössl, wurde dortselbst der Konkurs eröffnet"[6]. Josef Dietmann , der sich zu dieser Zeit dort aufhält, springt ein und pachtet im Mai desselben Jahres die „Alte Krainerhütte“ von diesen. Um den Konkurs abzuwenden, erwirbt Dietmann ein Jahr später von Ignaz Mössl das Anwesen im Eigentum[7].

Josef Dietmann führt nun die „Alte Krainerhütte“ ganzjährig und baut aus. Um einen allgemeinen Bedürfnis und den verwöhntesten Ansprüchen seiner Gäste Rechnung zu tragen, gesellt sich 1904 ein stattlicher Hotelneubau mit 20 komfortablen Gästezimmern zu dem bereits bestehenden Gebäudekomplex.

Gastgarten des Hotels "Alte Krainerhütte" um 1911

Die nächste Schreckensmeldung kommt im Juli 1908 – Brand der „Alten Krainerhütte“[8]. Durch die Unvorsichtigkeit eines Hotelgastes, der auf seinem Gästezimmer einen Spirituskocher anzündete, brach ein Feuer aus, welches die älteren Gebäudekomplexe des Hotels einäscherte. Der 1904 neu erbaute Hotelbau war durch den zu diesem Zeitpunkt vorherrschenden starken Ostwind, der die Flammen in die entgegen gesetzte Richtung züngeln lies, nicht betroffen. Ein Heustadel der gegenüberliegenden „Neuen Krainerhütte“ sowie zwei kleine Weghäuser brannten ebenfalls ab. An der Brandbekämpfung waren alle Feuerwehren aus der Umgebung beteiligt. An der „Alten Krainerhütte“ entstand ein Schaden von 100.000 Kronen. Da Josef Dietmann versichert war, lies dieser die abgebrannten Gebäude unverzüglich durch einen Neubau ersetzen und nach mehrmonatiger Bauzeit erstrahlte die „Alte Krainerhütte“ im neuen Glanz.

Nach dem Tod im Jänner 1945 von Kommerzialrat Josef Dietmann, erbt sein Sohn Josef Leopold Dietmann die beiden Krainerhütten[2] und verpachtet die "Alte Krainerhütte" an den Kriegsopferverband für Wien, Niederösterreich und Burgenland. Josef Leopold verstirbt 1952 an einem Verkehrsunfall und nun ging der gesamte Besitz auf dessen Sohn Franz Josef Dietmann (*1928) über[2]. Dieser verkaufte 1959 die "Alte Krainerhütte" an den Kriegsopferverband, der die Hotelanlage in "Franz Schulz-Heim" umbenannte und als Erholungsheim für Kriegsopfer verwendete.

Neue Krainerhütte

"Große Krainerhütte zur schönen Aussicht" um 1830
"Neue Krainerhütte zur schönen Aussicht" im Helenental um 1830

Der Wirt der „Gastwirtschaft Zur Weintraube“ in Gutenbrunn (heute Teil von Baden) Georg Hutterer (1775-1840) lies 1828 gegenüber der Krainer Hütten am linken Ufer des Schwechatbaches eine neue Gastwirtschaft unter dem Namen „die große Krainerhütte zur Aussicht“ erbauen und eröffnet diese im Juni 1829[9]. Die Gastwirtschaft war schnell beliebt, denn auch der spätere Kaiser Ferdinand I. von Österreich (1793-1875) von Österreich besuchte als junger König von Ungarn mit seiner Gemahlin Maria-Anna von Savoyen die „Neue Krainerhütte“ im Jahr 1832[10]. Im März 1839 erwirbt der Sohn von Georg Hutterer, Anton Hutterer mit seiner Frau Maria die Gastwirtschaft im Helenental von seinem Vater[11]. 1840 wurde zum Trauerjahr für die Familie - Anton verstirbt am 18. Februar[12], sein Vater Georg am 18. März[13] und die Ehegattin von Anton, Maria Hutterer am 21. Juni 1840[14]. Danach übernimmt die Witwe des verstorbenen Georg Hutterer, Anna die Gastwirtschaft und führt diese bis zu ihrem Ableben im Jahr 1848. Danach gelangte die "Neue Krainerhütte" durch Erbschaft an Frau Theresia Mazolly. Als nächste Eigentümerin scheint - 20 Jahre später - im Juni 1868 Anna Pexa im Grundbuch auf und nur ein Jahr später ging der Besitz im Mai 1870 auf Franz Teichmann über. Nach einem Zwischenbesitz von Mathias und Maria Schöpfleitner erwirbt die Stadtgemeinde Baden den Gasthof im Eigentum.

In den kommenden Jahren finden sich auf der "Neuen Krainerhütte" mehrere Pächter, so im Jänner 1890 wo Herr Karl Rauchberger (ehemals Pächter der Cholerakapelle im Helenental) mit seiner Gattin die Gastwirtschaft übernimmt[15]. Im Juni1894 scheint der Restaurateur Karl Wunsch als Pächter der „Neuen Krainerhütte“ auf und am 1. Oktober desselben Jahres kauft angeblich Johann Weinzinger sen., eine vermögender Holzhändler aus Wien, diese vom Schwechatbacher Wirtschaftsbesitzer Josef Hirschhofer um 15.000 Gulden[16] - beide Parteien sind aber im Grundbuch nicht eingetragen. Weinzinger hatte im Fall des Zustandekommens einer Bahnverbindung durchs Helenental vor, eine größere Hotelanlage und eine Kaltwasserheilanstalt an diesem Standort sowie ein Villenviertel in der Nähe des Hotels zu errichten. Daraus wurde aber nichts und es dauerte nicht sehr lange und die „Neue Krainerhütte“ bekam mit Jänner 1897 abermals neue Pächter in Person der Herren Josef Angerer und Julius Hueber, ehemaligen Restaurateure des Vöslauer Kursalon die ihr Glück versuchten[17]. Drei Jahre später scheint wiederum ein neuer Pächter auf, diesmal war es der Restaurateur Alois Bammer, der die P.T. Gäste zu Tisch in der "Neuen Krainerhütte" bat[18].

Am 12. Juli 1908 bricht in der "Alten Krainerhütte" ein verheerender Brand aus, der auch die "Neue Krainerhütte" am gegenüberliegenden Ufer des Schwechatbaches bedrohte. Durch Funkenflug brannte nur der nicht versicherte Heustadel der "Neuen Krainerhütte" ab und den Kameraden der Feuerwehren von Siegenfeld, Weikersdorf und Baden ist es zu verdanken, das das Hauptgebäude der letztgenannten Restauration, das schon an mehreren Stellen zu brennen begonnen hatte, gerettet werden konnte[19].

Anno 1910 pachtete Josef Dietmann der Eigentümer der "Alten Krainerhütte" die gegenüberliegende "Neue Krainerhütte" von der Stadtgemeinde Baden um darin selbst kleine Wohnungen preiswert zu vermieten und erwirbt diese 1931 auch im Eigentum - der ständige Pächterwechsel hatte somit ein Ende.

Nachdem Kommerzialrat Josef Dietmann im Jänner 1945 verstarb und die russische Besatzungsmacht - die am Ende des Krieges die Kurstadt Baden zu ihrem Hauptquartier erkoren hatte - die "Alte Krainerhütte" requirierte, siedelte die Familie Dietmann in die "Neue Krainerhütte" da zu dieser auch eine Landwirtschaft gehörte. Als Josef Leopold Dietmann (1903-1953), Sohn und Erbe des Kommerzialrates 1946 aus englischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte, übernahm er die beiden Krainerhütten. Leider verstarb dieser nur 7 Jahre später an einem Verkehrsunfall in der Badener Helenestraße.

Krainerhütte

Hotel Krainerhütte im Helenental 1958

Nach dem Tod von Josef Leopold Dietmann ging der Besitz auf dessen Sohn Franz Josef Dietmann (*1928) über und dieser lies um 1955 das alte 1829 erbaute Gebäude der „Neuen Krainerhütte“ schleifen und errichtete an dieser Stelle sein neues Hotel-Kaffee-Restaurant nunmehr nur mehr unter den Namen „Krainerhütte“. Um 1970 kam der große Hotelneubau mit ca. 50 Zimmern dazu und die "Krainerhütte" wurde wie schon seit einem Jahrhundert zum beliebten Ausflugshotel, welches zahlreiche prominente Gäste beherbergte. So war auch Anfang der 1970er-Jahre Mohammad Reza Pahlavi, der Schah von Persien mit seiner Gemahlin Farah Diba und Familie zu Gast sowie auch Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein.

Im Oktober 2002 übernahm Josef Michael Dietmann (*1974) der Sohn von Franz Josef Dietmann (*1928) die Krainerhütte von seinem Vater und verwandelte den Betrieb zu einem Seminar- und Eventhotel um. In den Jahren 2010/11 wurde das Gebäude komplett umgebaut und erhielt so seine heutige Gestalt.




Grundbuchseigentümer
Jahr Grundbücherlicher Eigentümer der "Neuen Krainerhütte" durch
1830 Georg und Anna Hutterer Lizitationskauf
1839 Anton Hutterer Kauf
1839 Anton und Maria Hutterer Heirat
1841 Anna Hutterer, Witwe Kauf
1848 Theresia Mazolly Erbe
1868 Anna Pexa
1870 Franz Teichmann Erbe
Mathias und Maria Schöpfleithner
1871 Stadtgemeinde Baden Kauf
1931 Josef Dietmann Kauf
1948 Josef Leopold Dietmann Erbe
1958 Franz Josef Dietmann Erbe
2002 Josef Michael Dietmann Übernahme
Grundbücherliche Eigentümer der "Alten Krainerhütte"
1884 Ignaz und Rosa Mössl Neubau
1901 Josef Dietmann Kauf
1948 Josef Leopold Dietmann Erbe
1958 Franz Josef Dietmann Erbe
1959 Kriegsopferverband für Wien, NÖ und Burgenland Kauf

Einzelnachweise

  1. Das Frühstück in der Krainerhütte in Wiener Zeitschrift, 9. September 1824, S. 3 (Online bei ANNO)
  2. 2,0 2,1 2,2 Grundbuch Raisenmarkt - Innerer Kaltenbeger Forst fol.125 und 126 (Lagerort Bezirksgericht Baden)
  3. Josef Schmidt (1838-1910), erzherzöglicher Stadtbaumeister in Baden bei Wien
  4. Hotel Übernahme in Badener Bezirks-Blatt, 27. Sept. 1892 S.3
  5. Alte Krainerhüttein Badener Bezirks-Blatt, 28. September 1893 S.1
  6. Concurs in Badener Zeitung, 15. April 1899 S.4
  7. Alte Krainerhütte in Badener Zeitung, 12. Mai 1900 S.3
  8. Der Brand der Krainerhütte im Helenental In Illustrierte Kronen Zeitung, 15. Juli 1908 S.4
  9. Neues Gasthaus in der Krainerhütte unweit der Stadt Baden in Wiener Zeitung, 4. Juli 1829 S.15
  10. Zeitungsnotiz 12. August 1832 in K.K. priv. Prager Zeitung vom 16. August 1832 S.1
  11. Grundbuch Heiligenkreuz C 1 Tom.2 fol.184 (Lagerort Bad Pirawarth)
  12. Pfarre Heiligenkreuz - Sterbebuch 1832-1961 fol. 42
  13. Pfarre Heiligenkreuz - Sterbebuch 1832-1861 fol. 43
  14. Pfarre Heiligenkreuz - Sterbebuch 1832-1861 fol. 45
  15. Die Krainerhütte in Badener Bezirks-Blatt, 30. Jänner 1890 S. 3
  16. Verkauf der neuen Krainerhütte in Dillinger's illustrierter Reise-Zeitung, 1. Oktober 1894 S.8
  17. Geschäftsübernahme in Badener Zeitung, 2. Jänner 1898 S.5
  18. Werbeanzeige in Badener Zeitung, 28. Juli 1900 S.13
  19. Der Brand in der alten Krainerhütte in Neues Wiener Journal, 14. Juli 1908 S.8

Weblinks

Fotos zum Schlagwort Krainerhütte in der Topothek der Gemeinde/Region Heiligenkreuz (Urheberrechte beachten)