Lackfabrik Ludwig Marx
Die Lackfabrik Ludwig Marx war ein Hersteller von Lacken in Gaaden in Niederösterreich.
Die Lackfabrik in Gaaden wurde von den Brüdern Karl, Ludwig und Hugo Marx, deren Familie bereits 1836 in Mainz in Deutschland die erste Lackfabrik des Kontinents eröffnete, im Jahr 1873 als Zweigwerk errichtet. Der Grund lag im Harz, das in den umliegenden Föhrenwäldern gewonnen wurde. Im Jahr 1911 trennte sich das Werk als eigenständiges Unternehmen von dem in der Zwischenzeit unter dem Enkel des Gründers zum bedeutendsten aufgestiegenen Lackhersteller Europas. Niederlassungen des Gaadner Werkes wurden in Milkendorf im Mährisch-Schlesischen Kreis, Domžale in Slowenien und in Budapest errichtet.[1]
Die drei Brüder traten auch als Mäzen der Evangelischen Gemeinde in Mödling in Erscheinung.[2]
Die Betriebsgebäude liegen entlang des Mödlingbaches und dem Waldgebiet. Auf der anderen Seite des Baches führt die Mödlinger Straße B11 vorbei. Die Gebäude wurden durch den engen Raum zweizeilig ausgeführt. Die Produktionsräume waren eingeschoßig, während das Hauptgebäude dreigeschoßig ausgeführt wurde. Große Teile des Gebäudes wurden Anfang des 21. Jahrhunderts abgeriseen.
Während der Zeit des NS-Zeit war das Unternehmen Deutsches Eigentum.[3]
Ab dem Jahr 1956 bestand eine Betriebsfeuerwehr. Wann diese aufgelöst wurde, ist nicht bekannt. Aber bereits im Jahr 1910 wurde von einem Brand in der Fabrik berichtet, der aber durch die FF Gaaden beherrscht werden konnte.[4]
Bis ins Jahr 1959 wurde der Betrieb unter dem Namen Marx geführt, bevor es von Egon Wildschek & Co[5], ebenfalls einen Lackhersteller, übernommen wurde. Diese schloss das Werk im Jahre 1990[6] und die Arbeiter wurden im Wildschek's Hauptwerk in Wien Atzgersdorf weiterbeschäftigt. Im Jahr 1998 fand in dem desolaten Gebäude ein Atemschutzlehrgang für die Feuerwehren des BFKDO Mödling statt.[7]
Unmittelbar neben dem Werksgelände befindet sich die denkmalgeschützte Villa, die sich schon im Katastralgebiet von Weissenbach bei Mödling befindet. Sie wurde von der Familie Marx (namentlich Hugo Marx) im Jahr 1893 durch den Architekten Julius Deininger errichtet.
Während des Zweiten Weltkrieges befand sich das Wehrmeldamt in der Villa. Dadurch wurde sie nach dem Krieg auch als Deutsches Eigentum von den sowjetischen Truppen beschlagnahmt.
Danach kam die Villa in den Besitz der Familie Liewers des gleichnamigen Autohauses in Wien. Im Jahr 2002 war die Villa auch Drehort des TV-Thrillers Todesengel, der später unter dem Titel Die schöne Braut in Schwarz ausgestrahlt wurde.[8]. Als eine der Hauptdarstellerinnen wirkte in dem Film auch Iris Berben mit.
Auch Grundstücke in der Umgebung waren im Besitz der Familie, wie beispielsweise jenes in der Hinterbrühl, wo später die Sauerstiftung errichtet wurde.
Adolf Marx, einer der Besitzer, wird erwähnt als Besitzer des Schiele Gemäldes Die dämmernde Stadt.[9]
Literatur
Gerhard A.Stadler: Das industrielle Erbe Niederösterreichs: Geschichte-Technik-Architektur, 2006, Verlag Böhlau ISBN 3-20577460-4, S.195 (Online)
Einzelnachweise
- ↑ Roman Sandgruber: Traumzeit für Millionäre: Die 929 reichsten Wienerinnen und Wiener im Jahr 1910 (Online)abgerufen am 22. April 2018
- ↑ Hans Kretz: Evangelische Unternehmer im Raum Mödling in Heimatkundliche Beilagen zum Amtsblatt der BH Mödling, Ausgabe 4/2004
- ↑ Stefan Eminger: Niederösterreich im 20. Jahrhundert: Politik, 2008, S.213, ISBN 9783205781974 Online
- ↑ Festschrift zum 140-jährigen Gründungsfest, S.31, 7. November 1910
- ↑ Chronik der Firma Wildschek abgerufen am 23. April 2018
- ↑ Informatiion von Herbert Haihsig, einem ehemaligen Mitarbeiter der Lackfabrik Egon Wildscheck & Co
- ↑ Festschrift zum 140-jährigen Gründungsfest, S.152, 17. April 1993
- ↑ Aufzeichnungen der FF Weissenbach von 06/2002
- ↑ Leopold Museum Privatstiftung LM Inv. Nr. 482 Seite 10 abgerufen am 6. März 2015
Weblinks
Lackfabrik Ludwig Marx – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
48.07076616.218356Koordinaten: 48° 4′ 15″ N, 16° 13′ 6″ O