Editha Senekovitsch

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Editha Senekovitsch war von 1924–1927 Lehrerin der zweiklassigen Volksschule Kaisersteinbruch.

Die Geschichte des Steinmetzhandwerkes im kayserlichen Steinbruch am Leithaberg, die privilegierte Stellung des Steines und besonderer Meister, ihr Untergang bis zur Auflösung und Zerstörung des Ortes, bis zur "Auferstehung" des heutigen Kaisersteinbruch, wurde genau beobachtet und aufgeschrieben: vom Schulmeister und Notar Johann Wimmer[1] 1895, von der Lehrerin Editha Senekovitsch 1925, vom Bürgermeister Josef Wolf[2] 1966 und zuletzt vom (Wiener) Lehrer Helmuth Furch.

Werk

  • Ein Bündel an Schriftstücken aus dem Jahre 1925
Die Siedlungsverhältnisse meines Schulortes, ihre Auswertungsmöglichkeiten in meinem Unterricht.

Ein maschinschriftliches Exemplar befindet sich im Archiv des Stiftes Heiligenkreuz.

Die Arbeitslosen von Kaisersteinbruch

„Aus einem reichen Steinmetz-Dorf ist mit einem Schlage eine Gemeinde Arbeits- und Besitzloser geworden. Die Erfindung des Kunststeines hat dem Steinmetzgewerbe ein jähes Ende bereitet“, so schrieb 1925 die Lehrerin Editha Senekovitsch. „Dem Volk, das seiner Erwerbsquelle beraubt ist, Arbeitsmöglichkeit und damit Verdienst zu schaffen, ist eine dringende Notwendigkeit.“

Einige Jahre später hat sich Marie Jahoda mit den Folgen der Arbeitslosigkeit in der Arbeitersiedlung Marienthal im nahegelegenen Gramatneusiedl intensiv beschäftigt, die zur passiven Resignation führen, wie es auch in Kaisersteinbruch nachzuweisen ist. Dieses "schwächste Glied in der Kette" wurde ja von den staatlichen Stellen für einen großen Truppenübungsplatz, für das Anhaltelager Kaisersteinbruch, und in der Folge das Kriegsgefangenenlager Kaisersteinbruch bestimmt.

Erfindung des Kunststeines

Lehrerin Editha Senekovitsch schreibt 1925: Früher schon hat die immer häufigere Verwendung von Ziegeln beim Häuserbau den Verkauf von Bausteinen beeinträchtigt, es war aber der einträgliche Handel mit Werksteinen und Erzeugnissen der Steinmetzerei, wie Stufen, Tür- und Fensterstöcken, Brunnentrögen, Steinplatten zum Pflastern von Gängen, Küchen und Kellern ungeschmälert geblieben. Jetzt erzeugt man überall aus Zement und Sand Stufen, Mauern und Fußböden, in welcher Form man sie immer benötigt.

Wenn man in Erwägung zieht, dass dabei die Arbeitslöhne für Brechen und Bearbeiten der Steine und nicht zuletzt die Spesen ihres teuren Transportes entfallen, wird jedermann den Verzicht auf den, freilich bedeutend schöneren Naturstein einsehen. Noch dazu ist der Kunststein infolge seiner chemischen Zusammensetzung ebenso dauerhaft, als der Kalkstein. So ist es ihm leicht gelungen, diesem den Rang abzulaufen. So ist es gekommen, dass die vielen Brüche, in welchen tagaus, tagein, lustig die Steinhämmer erklangen und ein Sprengschuss dem anderen folgte, von emsiger Arbeit zeugend, öde liegen. Die Werkstätten stehen zerfallen da, halbfertige Pfeiler u. Tröge liegen zwischen noch unbehauenen Steinen und stimmen das wehmütige Bild noch düsterer. Viele der Arbeiter, die so geschickt Meißel und Hammer zu führen verstanden, verbringen müßig und in Sorgen ihre Tage, nehmen jeweils als Taglöhner die Holzaxt und Säge oder Schaufel und Jäthaue zur Hand, um kümmerlich sich und ihre Familie zu nähren. Andere scheuen nicht die beschwerliche Fahrt nach Schwechat oder Himberg, um als Fabriksarbeiter tätig zu sein.

Wo ist der Reichtum der Steinmetze? Kapital ist durch die Geldentwertung verloren gegangen, Felder und Wiesen besaßen die Steinmetze wenig, da sie zu ihrer Bearbeitung ja keine Zeit hatten; ja selbst die Steinbrüche hatten sie nur in Pacht und viele auch das Stückchen Grund, auf dem ihr Haus stand. Die Häuser freilich, die sind geblieben, samt ihrer steinernen Protzigkeit. Aber Wind und Wetter haben vielen schon arg mitgespielt, da die Leute, die aus Schilf oder Schindel bestehenden Dächer wegen Geldmangels nicht ausbessern können. So hat sich Kaisersteinbruchs sonnige Vergangenheit in eine traurige Gegenwart gewandelt und die Zukunft – wie wird sie sich gestalten?

Kulturelle Besonderheiten

Steinmetzmeister Elias Hügel

Ausflugsziel Kaisersteinbruch

Häuser bezeugen den Reichtum vergangener Zeiten

Vom großen Reichtum zeugen die Häuser der damaligen Zeit. Aus allen diesen ragt hervor das mit Steinfiguren reich geschmückte Pansipp-Haus der Steinmetzmeister Pansipp[3], nach 1800 erbaut. Aber auch die Häuser der Familien Amelin und Krukenfellner sind Zeugen vergangener Pracht. Die Torbogen der hohen Gartenmauern sind mit Steinurnen geziert, zu den Hauseingängen führen drei- bis achtstufige Steintreppen, die manchen Häusern ein besonders vornehmes Gepräge geben.

Ihr Vertrag wird nicht verlängert

Pfarrer Clemens Lissy 1926: Die provisorische Lehrerin Editha Senekovitsch wirkt hier sehr gut, schmückt mit den Kindern … Leider steht die Gemeinde diesen vornehmen Bestrebungen feindlich gegenüber, sodass die Lehrerin 1927 nicht mehr aufgenommen wurde.

Archivalien

  • Archiv Stift Heiligenkreuz Rubr. 51/Kaisersteinbruch, handschriftliche Aufzeichnungen von Pater Clemens Lissy, Pfarrer in Kaisersteinbruch 1925–1939 bis zur endgültigen Auflösung.
  • Landesarchiv Burgenland, Johann Wimmer Lehrer in Kaisersteinbruch. Gedenkbuch der Gemeinde Kaisersteinbruch 1895, handschriftliches Exemplar.
  • Archiv des Steinmetzmuseums Kaisersteinbruch, Konvolut von maschinschriftlichen Texten, eine Ortsgeschichte Kaisersteinbruchs des ehem. Bürgermeisters Josef Wolf, allesamt von Frau Albine Hummel, seiner Tochter, für Forschungen zur Verfügung gestellt.

Literatur

Diese Archivalien wurden in wesentlichen Teilen veröffentlicht, in:

  • Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. Band 1 A–H, Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch, Bruckneudorf-Kaisersteinbruch 2002.[4]
  • Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. Band 2 I–Z, Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch, Bruckneudorf-Kaisersteinbruch 2004.[5]