Lienhard Neithart
Lienhard Neithart (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, um / nach 1513[A 1]), auch Lienhard Neydhart, war im 15. Jahrhundert Gerichtsvertreter der Grafschaft Tirol für ein Gericht im heutigen Bundesland Tirol.
Herkunft und Familie
Die Familie Neithart ist seit Anfang des 14. Jahrhunderts in Stans belegt. Sie dürfte dort über beachtlichen Grundbesitz verfügt haben, der zum Teil dem Stift Georgenberg-Fiecht (heute Teil der Gemeinden Vomp und Stans) gehörte, besaß aber auch Eigengüter.[1]
- Im Verzeichnis der landesfürstlichen Leute aus dem Jahr 1427 findet sich in der Rubrik "Freundsberg" ein Jakob Neithart ("Jekl Neithart") mit seiner Ehefrau und seinen Kindern. Er dürfte mit jenem Jakob Neithart ident sein, der bei der Verleihung der Alpe Tagetlan (Weerberg) 1434 durch den Kirchenpropst zu Kolsass als einer der Zeugen urkundlich genannt wird. Diese Urkunde siegelte Hans Protmann, damals Richter von Rettenberg (heute Teil der Gemeinde Kolsassberg) siegelte.[1]
- Ein Ulrich Neithart, vielleicht der Vater von Lienhard Neithart, ist seit den 1460er-Jahren einige Male als Zeuge in Urkunden genannt, die Rechtssachen und wirtschaftliche Angelegenheit des Stiftes Georgenberg-Fiecht betreffen. 1480 ist er als Vormund der Kinder von Martin Schärb von Heuberg (heute Teil der Gemeinde Stans]] belegt. 1481 vertrat er das Stift mit anderen auf einem Rechtstag, wo die Ansprüche der Einwohnerschaft von Stans auf die Guflalm (heute Teil der Gemeinde Tulfes) geklärt wurden.[1]
- Lienhart Neitharts Schwester Barbara war mit Heinrich Penberger verheiratet.[2]
Leben
Lienhard Neithart, der vielleicht im Besitz des Neithartgutes war, das noch um 1804 unter diesem Namen bekannt war, wird erstmals 1481 auf dem Rechtstag, wo die Besitzansprüche von Stans auf die Guflalm verhandelt wurde, genannt. Er gehörte dort zu jenen Stansern, die auf ihre Ansprüche verzichteten. Wie auch Ulrich Neithart dürfte in einem Naheverhältnis zu Stift Georgenberg-Fiecht gestanden haben. 1481 ist er als letztgenannter Zeuge in einem Revers des Stiftes um eine Hofstatt mit dazugehörigen Baurechten genannt. 1485 vermietete oder verpachtete er an Jakob und Anna Koch aus Stans ein Grundstück für eine Hofstätte und einen Garten mit der Auflage dort ein Haus zu errichten, das nach ihrem Tod zwischen der Laurentiuskirche und der Bruderschaft zu Stans geteilt werden sollte.[1] 1486 vermietete oder verpachtete er ein Grundstück zur Errichtung einer Hofstelle mit Garten, das zuvor als Obstgarten genutzt worden war, seiner Schwester und ihrem Ehemann. 1490 verkaufte er Konrad Goderl und Balthasar Eberl, beide damals Pröpste der Ulrichs- und Laurentiuskirche zu Stans, Zinsgeld aus einem Viertel des Niederhofes zu Stans mit einem (ewigen) Rücklösungsrecht.[2] Am 3. Februar 1496 wurde er gemeinsam mit Ulrich Kargenhuber von den Hauptleuten des Landgerichtes Freundsberg (heute Teil der Gemeinde Schwaz), darunter Andre Stollprock, zu ihren Prokuratoren für den Landtag zu Innsbruck bestellt.[3] 1500 entschied er zusammen mit weiteren Rechtsprechern in Gegenwart des Abtes einem Erbschaftsstreit.[1]
Literatur
- Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500 (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 41). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 339
- ↑ 2,0 2,1 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 340
- ↑ vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 288 und 338
Anmerkungen
- ↑ Nach Hinweisen in Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 340