Mattersdorfer Israelitischer Feuerwehrverein

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Der Mattersdorfer Israelitische Feuerwehrverein war eine der Freiwilligen Feuerwehren in Mattersburg (damals Mattersdorf). Sie war die einzige Feuerwehr der jüdischen Siebengemeinden.

Der Israelitische Feuerwehrverein wurde offiziell im Jahr 1890 gegründet. Das fiel in die Zeit, als auf Grund einer Verordnung aus dem Jahr 1888 in allen burgenländischen Orten eine Feuerwehr gegründet werden musste. Neben dem Verein in der autonomen politischen Judenansiedlung Mattersdorf wurde im gleichen Jahr auch die heute noch bestehende Feuerwehr Walbersdorf gegründet.

Eine Entwicklung zur Gründung der Feuerwehr lag schon weiter zurück. Auch die Regierungserlässe 1808 und 1857, sowie die Feuerpolizeiverordnungen von Palatin Joseph aus dem Jahr 1838 regelten schon die Löscharbeiten, jedoch noch keine zur Gründung von Feuerwehren. Die Mattersdorfer Gemeinde hatte jedoch kaum Steueraufkommen und konnte kaum den Erhalt der Schule leisten und noch viel weniger einer Feuerwehr.

Über die Feuerwehrinternas selbst ist wenig bekannt, da die verschiedenen Aufzeichnungen wie Protokollbücher oder Mannschaftslisten spätestens im Jahr 1938 nach dem Anschluss vernichtet wurde. erhalten blieb noch der Entwurf der Vereinsstatuten, der großteils auch dem genehmigten aus dem Jahr 1890 aus Sopron entsprach. Amtssprache war ungarisch.

Erster Präsident des Vereines war der Bezirksarzt Josef Max. Er übte die Funktion mindestens 15 Jahre aus. Nachdem in den Statuten lt. §10 zur Ausschreibung einer außerordentlichen Versammlung 20 Mitglieder, in der Neufassung von 1904 jedoch nur mehr zehn notwendig waren, ist von einer Abnahme der Mitglieder auszugehen. Belegt sind für das Jahr 1930 22 Mitglieder, im Vergleich zur christlichen Feuerwehr, die 34 Mitglieder zählte.

Ausgerückt wurde nur zu Brandeinsätzen mit einer Uniformierung, die den üblichen jeweils zeitgemäßen in Westungarn, bzw. im Burgenland entsprach. Als erstes wichtigstes Einsatzgerät stellte eine Spritze dar, deren Doppelkolbenpumpe von vier Männern bedient wurde. Da sie allerdings noch kein Druckwerk besaß, musste diese mit einer Eimerkette befüllt werden. Erst 1893 konnte eine moderne Handdruckspritze mit Saug- und Drucklinie angeschaffte werden. Bemerkenswert ist dabei, dass diese, wie jene der christlichen Feuerwehr von der Wiener Firma Kernreuther und nicht wie vermuten lässt, von der 1816 gegründeten und im naheliegenden Ödenburg Firma Fritz Seltenhofer & Söhne angekauft wurde.

Nach der Statistik aus dem Jahr 1930 hatte die Wehr eine Motorspritze neben der Handdruckspritze mit 400 Meter Hanfschlauch.

Als strenggläubige Judengemeinde, zu denen Mattersdorf zählte, durften im Gegensatz zu christlichen Wehren keine Feuerwehrfeste im weltlichen Sinn abhalten, fehlten diese Einnahmen im Gegensatz zu den anderen Wehren. Aus diesem Grund ist anzunehmen, dass es sich eher um eine ärmlich ausgerüstete Wehr handelte. Ihre Einnahmen bestanden einerseits aus den Haussammlungen und auch Belohnungen für rasche Hilfeleistungen auch außerhalb ihres Bereiches. Auch den Versicherungen trugen neben den Gemeinden zur Finanzierung der Wehren sowohl im Allgemeinen als auch für die jüdische Wehr im Speziellen bei. Auch Traditionspflege wie Bestandsjubiläen, die es üblicherweise in liberalen jüdischen Gemeinschaften schon gab, fehlten bei den konseravativen. Die Aufnahme in die Wehr wurde allerdings schon mit Eid und Handschlag besiegelt. Übungsmärsche dienten daher nicht der Geselligkeit, sondern wie Wettkämpfe der besseren Zusammenarbeit.

Im Jahr 1903 wurde die politsche jüdische Gemeinde aufgelöst und mit der christlichen Mattersdorf zusammengelegt, nachdem die jüdische durch Epidemien und Feuersbrünste bereits einige Male vor einem Ruin stand. Im Gegensatz dazu ließ man die beiden Feuerwehren nebeneinander weiter bestehen, da sie sich besonders bewährte. So ist in der Folge eine jährliche Subvention der Marktgemeinde von 100 Kronen zur Anschaffung von Löschrequisiten belegt.[1]

Durch den Bezirksfeuerwehrinspektor und späteren Landesfeuerwehrinspektor Michael Postl und seinen Organen wurden bis zum Ersten Weltkrieg wie in den anderen Wehren Inspektionen und Kontrollen zur Überprüfung der Einsatzbereitschaft durchgeführt. Kommandant im Jahr 1914 war Isidor Deutsch. Diese Überprüfungen erhielten regelmäßig gute Bewertungen. Einzig die Lage des Feuerwehrhauses, das schwer erreichbar und selbst brandgefährdet stand, wurde immer wieder bemängelt.

Im Jahr 1921 nach der Volksabstimmung, als das Burgenland zu Österreich kam, wurden die Wehren im Burgenland auch vom ungarische Landes- und Komitatsfeuerwehrverband losgelöst und unter Josef Rauhofer zum Landesfeuerwehrverband für Feuerwehr- und Rettungswesen vereinigt.

Im Jahr 1935 wurden die Wehren im Burgenland insgesamt als Vereine aufgelöst und in Körperschaften des öffentlichen Rechts umgewandelt. Dies änderte aber nichts am Weiterbestand der Feuerwehr.

Als im Jahr 1938 allerdings die Feuerwehren in der Feuerschutzpolizei des deutschen Reiches aufgingen, bedeutete es das Ende der gesamten jüdischen Gemeinde, die damals aus 511 Mitgliedern bestand und somit auch deren Feuerwehr. Einer der prominenten Mitgleider der Wehr war der jüdische Arzt Richard Berczeller (1902-1994).

Da die Gebäude alle abgerissen und demoliert wurden besteht als einziges Andenken nur mehr eine eine alte Handdruckspritze dar, deren Eigentümer duch Übermalen unkenntlich gemacht wurde.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Sitzungsprotokoll der Gemeindesitzung vom 7. September 1904 im Stadtarchiv Mattersburg