Burgruine Araburg
Die Burgruine Araburg, ursprünglich Arberg, ist eine im Wienerwald gelegene frühere Höhenburg. Sie gilt als die am höchsten gelegene Burgruine im heutigen Niederösterreich.
Lage
Die Burgruine Araburg ist Teil der Gemeinde Kaumberg. Sie befindet sich am südöstlichen Ende eines mit Wäldern bedeckten Bergrückens in einer Höhe von ca. 800 Metern. Im Norden und Osten wird sie durch Steilhänge geschützt.[1]
Das Bauwerk
Erhalten ist die gotische Burgkapelle aus dem 14. Jahrhundert. Sie ist hat drei Geschosse und ist dem Heiligen Georg geweiht. Auf ihren überputzten Bruchsteinwänden sind noch Farbreste einer früheren Bemalung zu erkennen. Die Burgreste verweisen auf mehrere Bauphasen. So dürfte die ursprüngliche Burganlage um 1200 erbaut worden sein. Die Gebäude um die inneren Höfe sind aus dem 14. Jahrhundert, die Vorburg wurde um 1600 erbaut.[2]
Historische Eckdaten
Die Burg, die ursprünglich Arberg genannt wurde, dürfte im 12. Jahrhundert erbaut worden sein. Als einer ihrer ersten Besitzer gilt ein Konrad von Arberg ("Chunradus de arberc"). Die Burg dürfte ursprünglich ein "freies Eigen" einer Adelsfamilie gewesen sein, welche sich nach ihr benannt haben könnte. 1287 verkaufte ein Arberger ein Viertel der Araburg an Herzog Albrecht (I.) von Österreich. In den Jahren danach dürfte die Araburg, die ursprünglich ein "freies Eigen" war, zu einem landesfürstlichen Lehen des Herzogtums Österreich geworden sein[A 1] 1310 verpfändete Herzog Friedrich (I.) von Österreich ("Friedrich der Schöne") die Araburg an den Juden Abraham Wurisch. Auch in den Jahren danach gab es mehrere Pfandnehmer, daneben scheint es, dass die Araburg auch weiterhin von Mitgliedern der Familie der Arberger bewohnt wurde.[3]
Anfang des 15. Jahrhunderts kam die Araburg vorübergehend in den Besitz der Adelsfamilie der Ruckendorfer, die sich selbst als "Herren von Arberg" ("domini de Arberg") bezeichneten. Dann gehörte sie der Adelsfamilie der Ebersdorf-Tiernsteiner und danach der Freiherrenfamilie von Reifenstein. 1580-1621 befand sich die Araburg im Besitz der protestantischen Adelsfamilie Jörger. Der "Adlerberg" war unter ihnen eine Zufluchtsstätte für der Protestanten. Nach dem Sturz der Jörger im Jahr belehnte Kaiser Ferdinand II. 1621 die Freiherrenfamilie von Hoyos mit der Araburg. Bereits 1626 kam sie als Lehen an das Stift Lilienfeld. 1633 erhielt sie dieses als "freies Eigen". 1683 diente sie als Fluchtburg vor den Osmanen. Diese konnten sie jedoch erstürmen und zerstören. Danach wurde sie nicht mehr aufgebaut. Bis 1780 wurde aber noch am Tag des Heiligen Georg, den 23. April, in der Burgkapelle Messen gelesen.[3]
1945 wurde die Araburg durch Kriegseinwirkung und 1948 durch Blitzschlag schwer beschädigt. Die meisten dieser Schäden wurden allerdings 1956 behoben.[3] Auf der Ruine ist heute eine eine Lokalität untergebracht, das "Burgstüberl". Im 21. Jahrhundert wurde sie im Rahmen eines Großprojekts der Marktgemeinde Kaumberg mit Unterstützung von Firmen, Vereinen und Freiwilligen renoviert. Heute wird sie als Veranstaltungszentrum genutzt. Der frühere Pferdestall ist jetzt ein moderner Veranstaltungssaal. Eine Panoramaterrasse dient Aussichtspunkt. Inzwischen wurde auf der Ruine ein Geschichtemuseum eröffnet, das eine perfekte Mischung aus moderner und historischer Kulturvermittlung bietet.[4]
Die "Familie" der Arberger
Die Herkunft der Adelsfamilie der Arberger ist nicht eindeutig geklärt. In der Forschung wird davon ausgegangen, dass die Araburg im 12. Jahrhundert von ihnen erbaut wurde. Die Familie der Arberger war mit mehreren Familien verwandt, die auf Burgen der näheren Umgebung ihren Sitz hatten, darunter die Familie der Hohenstauf-Altenburger, die Stiefern-Gaaden und die Arnsteinern. Um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert erlosch das Gründergeschlecht der Araburg.[5]
Personen aus der "Familie" der Arberger
- Wolfger von Arberg ("Wolfgerus de Araperich") wird um 1190 genannt. Sein Wappen zeigt den Hals und den Kopf eines Adlers.[3]
- Albero von Arberg ("Albero der Ältere"): Die Familie der Arberger war oft in Konflikte mit dem Stift Lilienfeld verwickelt. Der Hauptstreitpunkt war gewöhnlich die Pfarre Kaumberg, die vermutlich um 1200 von Konrad von Arberg gegründet worden war. Sie unterstand dem Hochstift Passau und wurde von diesem zunächst an das Kloster Mariazell (heute Klein-Mariazell) verliehen, was einen Rechtsstreit zwischen diesen und den Arbergern zur Folge hatte. Erst 1256 unterzeichnete Albero der Ältere eine Verzichtserklärung zu Gunsten des Klosters. Sein Konflikt mit dem Stift Lilienfeld endete damit, dass er diesem als Ersatz für Schäden, die ihm angelastet wurden, Einkünfte in Spielbach zu schenken plante, diese Zusage aber letztlich nicht einhielt. Erst nach seinem Tod erhielt das Stift diese Einkünfte, verlor sie aber wenig später wieder an seinen Erben.[5]
- Albero von Arberg ("der Jüngere"): Er war der gleichnamige Bruder von Albero dem Älteren und dessen Erbe. 1267 wurde er zur Herausgabe der Einkünfte verurteilt, wodurch diese wieder an das Stift Lilienfeld kamen.[5]
- Ein weiterer Nachfahre, Osso (oder Offo) von Arberg, setzte den Streit mit Stift Lilienfeld fort. Erst 1281 wurde dieser endgültig durch einen "gütlichen Vergleich" beendet.[5]
- Rudolf von Arberg ("Ruedolf von Arbuerch") ist 1330 als Zeuge für das damalige Bündnis zwischen dem "Böhmenkönig" Johann ("Johann dem Blinden") und Herzog Albrecht (II.) von Österreich ("Albrecht dem Lahmen") genannt.[5]
Personen aus der "Familie" der Ruckendorfer, Herren von Arbing
Offensichtlich wurde die die Adelsfamilie der Arberger von der Adelsfamilie der Ruckendorfer beerbt. Durch die Heirat von Georg von Ruckendorf dmit Kunigunde von Arberg erbte dieses Burg und Herrschaft.[6]
- Georg von Ruckendorf: Er soll von Herzog Wilhelm von Österreich mit Araberg belehnt worden sein. 1418 wird er in einer Urkunde als Herr der Araburg ("Dominus de Arberg") bezeichnet.[6]
- Margreth von Arberg († im 15. Jahrhundert, vor 1422), Ehefrau von Christoph von Arberg
- Leonhard von Arberg († um 1450/51),
- Gertrud von Arberg († im 15. Jahrhundert), Ehefrau von Leonhard von Arberg
- Ein weiterer Georg von Arberg, der als Nachfolger Leonhard von Arberg gilt, nahm an kleineren Raubzügen, so zum Beispiel in die Markgrafschaft Mähren teil, stand aber bei Kaiser Friedrich III. offensichtlich in Gunst.[6]
- Wolfgang von Ruckendorf, der auf der Burg Arberg lebte, sich aber nach Rukendorf benannte, war dagegen ein erbitterter Feind des Kaisers, was zur Folge hatte, dass der Kaiser ihn nötigte, ihm schriftlich "Urfehde" zu schwören.[6]
- Als Wolfgang von Ruckendorf Anfang des 16. Jahrhunderts starb, ohne einen Erben zu hinterlassen, führte seine Tante Barbara seit 1504 mehrere Prozesse mit der Grafenfamilie Starhembeg um sein Erbe. 1513 wurde das Erbe Barbara von Eberstorff zugesprochen.[6]
Die Araburg in Sage und Legende
Ursula von Araburg
In der Sage geht es um eine verhängnisvolle Liebesgeschichte mit tödlichen Ausgang. Die Tochter von Helmhardt Jörger, der hier als der letzte (protestantische) Schlossherr der Araburg bezeichnet wird, verliebt sich bei einer festlichen Veranstaltung auf der Burg Merkenstein in den jungen Junker von Rechberg, der allerdings für ihren reichen und adelsstolzen Vater kein erwünschter Bewerber ist. Als er verreisen muss, kommt es zwischen ihm und Ursula zu einem heimlichen Abschiedstreffen, bei welchem sie der Junker verführt. Ursula wird schwanger. Als sie von seiner inzwischen geschlossenen Ehe mit einer anderen erfährt, vergiftet sie sich mit Schirling, worauf ihr Vater den Junker zum tödlichen Duell fordert.[7] Der historische Helmhard (VIII.) Jörger von Tollet hatte aus seiner dritten Ehe mit Katharina von Zelking, einer Tochter des Freiherren Karl von Zelking und Urenkelin von Ladislaus Prager tatsächlich eine Tochter namens Ursula († vor 1595).[8]
Die Araburg
Es geht um eine wunderbare Rettung, ein von Räubern verfolgtes Mädchen stürzt sich vom Turm der Araburg in die Tiefe und überlebt dank diesen. Außerdem soll es auf der Araburg Schätze, Geister, ein heimliches Gericht und einen unterirdischen Gang geben.[9]
Literatur
- Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0
Weblinks
Burgruine Araburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 190
- ↑ vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 192
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 191
- ↑ vgl. Araburg, Szenarium-Araburg.AT, abgerufen am 7. August 2020
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 vgl. Auszug aus der Diplomarbeit von Sandra Panzenböck, abrufbar der Website zenarium-Araburg.AT, Link, Szenarium-Araburg.AT, abgerufen am 7. August 2020
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 vgl. Auszug aus der Diplomarbeit von Sandra Panzenböck, abrufbar der Website zenarium-Araburg.AT, Link, Szenarium-Araburg.AT, abgerufen am 7. August 2020
- ↑ vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 192-195
- ↑ vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. Eine Spurensuche. Melk, 2016, S. 453
- ↑ vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 195
Anmerkungen
- ↑ Eine weitere Möglichkeit, die allerdings noch wissenschaftlich zu überprüfen wäre: Da die Araburg noch im 13. Jahrhundert von den Arbergern bewohnt wurde, aber auch vom Landesfürsten verpfändet war, wäre vorstellbar, dass sie teilweise freies Eigen und teilweise landesfürstliches Lehen war, wozu auch der Umstand, dass Herzog Albrecht I. einen Teil der Burg kaufte, passen würde.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Burgruine Araburg behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |