Otto Furch

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Margarethe und Otto Furch, 1968 hatten beide den 70. Geburtstag

Otto Furch (* 12. Juni 1898 in Troppau/ Opava in Schlesien, heute Tschechien[1]; † 5. September 1970 in Wien.[2]) war österreichischer Schuhmachermeister in Troppau, von dort wurde er 1945 zwangsweise ausgesiedelt.

Familie und Ausbildung

Otto erlernte das Schuhmacherhandwerk in Wigstadl, Bezirk Troppau bei Meister Josef Lang vom April 1912 bis April 1915. Als Gehilfe arbeitete er bis 8. Feber 1917.

Kriegsmarine

Das war sein Einrückungstermin zur österreichischen Kriegsmarine nach Pola. 1919 kam er wieder zurück in die Heimat. Hier arbeitete er bei den Meistern Johann Hanke und Jan Ficek bis 1923.

Otto Furch legte die Meisterprüfung ab und machte sich im September 1923 in Troppau, Ottendorfergasse 11, selbständig. In den Jahren stellte er Maßschuhe her und - so das Familiengedächtnis - war in seinem Fach der "Erste" in Troppau, hatte die Fußleisten seiner Kundinnen und Kunden in Regalen, und beschäftigte an die zehn Handwerker, Gehilfen, Lehrbuben.

Anmerkung

Wie ein "süßes Wiener Mädel" einen Jungunternehmer in Troppau kennenlernte, bleibt ein Geheimnis. Selbst ihre sehr alt gewordenen und verstorbenen "Kinder" wußten das nicht. Oder doch?

Heirat

Im Mai 1924, am Pfingstsonntag, heirateten Otto Furch, Schuhmachermeister in Troppau und Margaretha Westhoff von Wien, Döbling. Ihre Eltern waren Julius Westhoff, Tischler bei Baron Rothschild, und Antonia, geb. Wladasch. In den folgenden Jahren, ab Juni 1925 wurden drei Kinder geboren, Alfred, Gretl und Helmut.

Die Kinder wurden in den Zeiten, eines nach dem anderen zur Familie in Wien geschickt. Alfred Furch erzählte später, es gab eine Verbindung von Troppau nach Brünn und dort umsteigen nach Wien. Die Busfahrer kannten sie gut, und brachten sie wohlbehalten hin und auch wieder zurück. In Wien lebte Anna (Tante Adi) die jüngere Schwester von Margarethe (* 1905), sie heiratete den Spenglermeister Franz Trauer (den Franz Onkel), beide arbeiteten in ihrem Betrieb mit einem Installateur als Kompagnon, hatten ein Geschäft auf der Döblinger Hauptstraße. Sie selbst waren kinderlos, Dort wurden sie verwöhnt. Der Franz Onkel hoffte, dass Helmut, der jüngste Sohn den Beruf des Spenglers erlernt, aber daraus wurde nichts.

Bildergalerie

Schärding 4.+5.Aug. 1945 Blatt 1/6[3]

Nach dem Krieg

1945, nach dem Zweiten Weltkrieg und den Jahren des Nationalsozialismus, wurden die deutschen Bewohner aufgrund der Beneš-Dekrete - als bis heute gültige Konsequenz der Kriegsereignisse - ausgesiedelt und vertrieben. In einem Brief Otto Furchs wird offenkundig, die Familie war auseinander gerissen, Otto schrieb an seine Frau Margarethe und Tochter Jetty (handgeschriebene 6 Blätter, nur auszugsweise)

„...Es ist das Ganze so schwer, werden wir noch einmal zu unserem Eigentum kommen? Kannst Du dich nicht erkundigen, wie es in dieser Frage steht. Es ist so schwer hier so allein umherzuirren wo so viele Fragen auf Antwort warten – und die Sehnsucht nach Euch, Ihr meine Lieben – - Ich muss so unseren Herrgott bitten, dass er Euch dieses Schreiben bekommen lässt. -- Wie ich erfahren habe ist vorläufig wegen unserem Eigentum fast nichts zu unternehmen, wir müssen da noch warten und während dem ist das letzte Bißerl dann eventuell auch weg. -- Ich gehe in der alten Volkssturm Uniform, was Du noch gesehen hast, nur die Bluse haben sie mir auch gestohlen wie ich noch beim Bauern war.“

Otto Furch, Schärding 4.+ 5. August 1945

Taschen-Kalender 1945

Eine kleine Auswahl seiner Eintragungen (Bildergalerie)[4]

  • 26. März - Frau und Tochter 6 h abends nach Wien evakuiert
  • 29. März bis 1. April (Ostersonntag) - Troppau gebrannt
  • 9. bis 10. Mai - Ankunft Karlsbad - nach Eger
  • 11. Mai - Ankunft Eger Lager: Flugplatz im Freien gelagert, Bunker gebaut mit Fr.... aus Salzburg
  • 12. bis 15. Mai - kein Essen, gehungert
  • 16. bis 19. Mai - erste Verpflegung Mehlsuppe, erstes Brot gefasst 7 Mann 1 Brot. Lager
  • 20. Mai (Pfingstsonntag) - 1/2 4 vor 21 Jahren getraut mit meiner Gretl, 1 Teller Suppe aus gekochten Kartoffeln
  • 21. bis 23. Mai - Lager, Hunger, Disteln, Brennesseln unsere Nahrung
  • 23. bis 26. Mai - wir sollen heim!!! -- mit heim zu meinen Lieben ist es nichts — keine Aussicht.
  • 7. bis 10. Juni - 3 Mann 1 Brot, heute unangemeldet nach Salzburg vielleicht komme ich früher dann zu Euch - mir wird mein Brot während der Nacht gestohlen - wir liegen und warten und Wien wird nicht freigegeben.
  • 30. Juni bis 4. Juli - Gott sei Dank, ich soll entlassen werden, bei der nächsten Vernehmung - Nun geht es von dem Lager in die Heimat - wir sind in Schladming - wir sind satt der Hunger hat ein Ende.
  • 5. bis 8. Juli - Ich gehe auf Arbeitssuche und komme in Taufkirchen zu Hr. .... als landwirtschaftlicher Arbeiter unter - mir obliegt die Pflege der Pferde und des Ochsenstalls. Es geht schwer aber mit Gottes Hilfe werde ich mich wohl eingewöhnen - heute zum Dank wieder beim Gottesdienst und bei der Andacht.

In Wien

Sie sind dann bei ihren Eltern in Döbling, Sollingergasse untergekommen. Am 4. September 1945 kam er durch Vermittlung des Arbeitsamtes zur Firme Chvatik, Schuherzeugung in der Seidengasse.

„Da ich Österreicher bin, hätte ich noch den großen Wunsch, mich selbständig machen zu können“

Otto Furch Döbling Hackenberggasse 32, Lebenslauf für die Meisterprüfungskommission 23. September 1949

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Familienarchiv Furch, Lebenslauf vom 23. Sep. 1949
  2. Partezettel
  3. Familienarchiv Furch, Brief von Otto Furch an Frau Margaretha und Tochter Jetty (Grete) vom August 1945. Es sind 6 handgeschriebene, stark vergilbte A4 Blätter. Ob dieses Dokument tatsächlich mit der Post verschickt wurde, oder ob es eine Art von "Tagebuch" war, ist unbekannt. Erst ca. 50 Jahre nach seinem Tod im Archiv gefunden.
  4. Familienarchiv Furch, Taschenkalender 1945 mit Otto Furchs Eintragungen, zuerst mit Füllfeder, dann Bleistift
  5. In der Nelkengasse, Seitengasse zur Mariahilferstraße, errichtete Otto Furch seine Werkstätte für maßgefertigte Modellschuhe, hatte alsbald die Fußleisten prominenter Kundinnen und Kunden im Regal. Er hatte einen Pachtvertrag, daraus ergaben sich Streitigkeiten, jedenfalls war er nach einem Schlaganfall sieben Jahre halbseitig gelähmt.