Rohrmühle (Pfaffstätten)
Die Rohrmühle, auch Hurbenmühle genannt war eines der ältesten Mühlen am Badener Mühlbach und befand sich in Pfaffstätten, hart an der Grenze zu Baden und Tribuswinkel. Ihre erste Erwähnung geht auf das Jahr 1251 zurück. Im Jahr 1870 errichtete Friedrich Wüste auf diesem Standort ein Fabriksgebäude.
Chronik
Bereits im Jahr 1251 wird die Mühle genannt, als diese in diesem Jahr Abt Berthold I. vom Stift Heiligenkreuz erhält – von wem, bleibt im Dunkel der Geschichte verborgen. Zehn Jahre später im Jahre 1261 war die Mühle ein Streitpunkt zwischen dem nächsten Heiligenkreuzer Abt Pilgrim und Wulfing von Puechberg. Anno 1310 taucht zum ersten Mal der Name Rohrmühle auf, als im Juli d. J. Heinrich der Maze von Rohr zu Baden der Abtei Heiligenkreuz einen Weingarten und einen Acker bei Baden, zwischen Pfaffstätten und der Rohrmühle in Leesdorf gelegen, überlässt. Die nächste Erwähnung der Rohrmühle findet 1312 statt, als diese im Kaufbrief der Herrschaft Leesdorf - Verkäufer war Sigmund Kastner, der Käufer sein Vetter Erhart von Leutfaringer – als Rormül bezeichnet wird. Als der Badener Mühlbach 1357 saniert und verbessert wurde, wird als letzte der Badener Mühlen die Rohrmühle genannt.
Laut Kontrakt vom 19. April 1423 wird die Herrschaft Rohr, zu der auch die Rohrmühle gehörte, von den Brüdern Willibald und Weikhard II. von Pohlheim an den Landesfürsten verkauft. Bei der Stadterhebung Badens im Jahr 1480, findet sich in der Grenzbeschreibung des "Badener Burgfriedens" die Rohrmühle, da sich dort ein Gemarch, also ein Fixpunkt der Grenzbestimmung befand. Im Jahr 1665 hatte die Mühle bereits drei Mahlgänge. Im Mühlenverzeichnis „1661 – das Viertel unter dem Wienerwald vom Jahre 1665“ werden auch die Abgaben der Mühle angegeben: 20 Muth für die Herrschaft und 46 Muth 22 Metzen für die Zeche.
Anno 1870, also ein paar Jahrhunderte später, erwirbt der in Quakenbrück im Hannoverischen (Deutschland) geborene Friedrich Wüste (1819-1897) die schon lange stillgelegte Rohrmühle, baute diese um und errichtet darin eine "Buch- und Steindruckfarben-Fabrik" ein, die, da viel Ruß verarbeitet wurde, im Volksmund alsbald die „Rußbude“ genannt wurde. Wüste ließ auch eine neue „Jonval-Turbine“ einbauen und verwendete einen Teil der Anlage als Produktion für Druckerschwärze und Farben, für welche er in Wien eine eigene Verkaufsniederlage einrichtete.
Nachdem Friedrich Wüste eine zweite „Jonval-Turbine“ einbauen ließ, verlegte er sich damit auch auf die Vermahlung von Gewürzen und zählte in Europa alsbald zu den ersten ihrer Art und war die größte in der k.k. Monarchie.
Im Jahre 1885 setzte sich Friedrich Wüste zur Ruhe und übergab sein Unternehmen seinem Sohn Floris Wüste und seinen beiden Schwiegersöhnen Friedrich und Karl Rupprecht von Virtsolog. Letzterer errichtete 1896 daneben noch eine Akkumulatoren-Fabrik unter dem Firmennamen „Wüste & Rupprecht“. Aber schon ein paar Jahre später wurde die gesamte Fabrik im Jahr 1900 verkauft, gehörte danach einigen Zwischenbesitzern bis 1951 das Wasserrecht erlosch und der Betrieb eingestellt wurde. Heute sind kaum mehr Gebäude vorhanden.
Literatur
Kurt Drescher: Die ehemaligen Badener Mühlen Baden 1990 (Online)
48.00700515723116.261388998545Koordinaten: 48° 0′ 25″ N, 16° 15′ 41″ O