Adalbert der Andächtige

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Markgraf Adalbert "der Andächtige" im "Babenberger-Stammbaum" des Stiftes Klosterneuburg

Markgraf Adalbert "der Andächtige"[A 1] (* im 12. Jahrhundert, um 1100 / 1105; † im 12. Jahrhundert, um 1138), auch Markgraf Adalbert von Österreich, war der älteste Sohn von Markgraf Leopold (III.) "dem Heiligen". Dass er seinem Vater nicht als Markgraf von Österreich nachfolgte, beschäftigt bis heute die Forschung.

Herkunft und Familie

Adalbert "der Andächtige" gilt als der älteste Sohn von Markgraf Leopold "dem Heiligen".[1] In der Forschung wurde bisher davon ausgegangen, dass er kein Sohn von dessen zweiter Ehefrau Agnes war. Die Identität seiner Mutter, die als erste Ehefrau seines Vaters gilt, war bisher nicht eindeutig geklärt.[2] Nach den ersten Ergebnissen einer um 2013 begonnenen aktuellen gerichtsmedizinischen Untersuchung des ihm zugeordneten Skelettes, vorausgesetzt, dürfte er aber, vorausgesetzt, dass dieses Skelett tatsächlich das seine ist, doch ein Sohn von Leopold und Agnes sein.[3]

Adalbert "der Andächtige" war zweimal verheiratet,

∞ in 1. Ehe mit Adelheid, vielleicht aus der Familie der edelfreien [A 2] Herren von Perg[4]
∞ in 2. Ehe mit Sophie, einer Schwester des ungarischen Königs Bela (II.) "des Blinden".[5]

Leben

Adalbert "der Andächtige" ist zu Weihnachten 1119 erstmals als Zeuge urkundlich belegt.[6] Bei der Königswahl in Mainz im Jahr 1125 nach dem Tod von Kaiser Heinrich V. erhielt er gemeinsam mit anderen Adelssöhnen die Schwertleite.[7]

Adalbert gelangte durch Erbschaft in den Besitz von Gütern und Vogteirechten, die zuvor den Herren von Perg und Machland gehört hatten.[4] Außerdem war er Vogt der Kirche von Klosterneuburg und aller weiteren Klöster, welche der Vogtei der Markgrafschaft Österreich unterstanden.[6]

Durch seine zweite Ehe wurde Adalbert in den Kampf seines Schwiegervaters Béla mit einem Prätendenten verwickelt, welcher dessen gesamte Regierungszeit überschatten sollte. Zusammen mit Bélas Schwager, dem böhmischen Herzog Soběslav I., dessen Tochter Maria später Adalberts jüngeren Bruder (oder Halbbruder) Leopold (IV.) "den Freigiebigen" heirateten sollte, unterstützte er seinen Schwiegervater militärisch, wobei er und Herzog Soběslav einen Sieg an der Waag (in der heutigen Slowakei) errangen, ehe dem Erzbischof von Salzburg eine vorübergehende Bereinigung gelang.[8]

Obwohl er als der erstgeborene Sohn gilt und es Hinweise dazu gibt, dass er von seinem Vater als dessen Nachfolger vorgesehen war, wurde nach dessen Tod nicht er, sondern sein jüngerer Halbbruder Leopold (IV.) der Freigiebige Markgraf von Österreich. Gewöhnlich wird diese Zurücksetzung zugunsten eines der Söhne aus der zweiten Ehe seines Vaters der Initiative der verwitweten Herzogin Agnes angelastet.[9]

Erinnerungsstätten im heutigen Niederösterreich

  • Klosterneuburg: Im Stift Klosterneuburg befindet sich der bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, auf dem Adalbert "der Andächtige" dargestellt ist. Gezeigt wird er in einer Schlacht an der Seite seines Schwagers. Adalbert hatte diesen 1133 gegen seinen Verwandten Borics unterstützt.[5]

Literatur

  • Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978
  • Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Walter Kleindel: ‚Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Wien / Heidelberg: Ueberreuter 1978, Stammtafel der Babenberger (im Anhang)
  2. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 221f.
  3. vgl. Babenberger-Forschung in Unruhe, Gerichtsmedizin.AT, abgerufen am 7. September 2020
  4. 4,0 4,1 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 222
  5. 5,0 5,1 vgl. Adalbert der Andächtige, AEIOU.AT, abgerufen am 7. September 2020
  6. 6,0 6,1 vgl. Karl Lechner: Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 14
  7. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 168
  8. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 177f.
  9. vgl. Karl Lechner: Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): Leopold III. und die Babenberger. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 22

Anmerkungen

  1. In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.
  2. Die Edelfreien oder Hochfreien waren innerhalb des Adels ein eigener landrechtlicher Stand. Als Edelfreie oder Hochfreie galten im Mittelalter Personen, die eine dynastische Herkunft aufweisen konnten und ihren Besitz als "freies Eigen" besaßen. Die Edel- und Hochfreien waren dem fürstenmäßigen hohen Adel gleichgestellt, rechtlich hatten sie eine Zwischenstellung zwischen den Personen, welche im Besitz der "wirklichen" alten Gaugrafschaften und Stammesherzogtümern waren und den nur ritterbürtigen Mittelfreien. Im Unterschied zu den Ministerialen verdankten sie ihren Adel nicht einem Dienst- oder Lehnsverhältnisses und waren somit keiner anderen Dynastien untergeordnet. Sie unterstanden nur dem König beziehungsweise dem Kaiser. Seit dem 11. Jahrhundert galten ihre Territorien daher als "reichsfrei", "königsfrei" oder "reichsunmittelbar". Sie führten gewöhnlich den Titel Herr oder Freiherr, im Spätmittelalter oder in der frühen Neuzeit gelang einigen der Aufstieg in den Grafenstand, während sich die meisten, nicht immer gegen ihren Willen, in die Lehensabhängigkeit mächtigerer Adelsfamilien gerieten.
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