Zeitzeugen

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Im Rahmen des Geschichtsprojektes "Rodaun Heritage" wurden zahlreiche Video-Interviews mit Menschen geführt, die einen wichtigen Teil ihres Lebens in Rodaun verbracht haben. Persönliche Erinnerungen (oral history) aus diesen Gesprächen werden hier dokumentiert.


Gertrude Djumovic (geb. Schultes / verh. Knoll)

(* 5. 22. Mai 1920 in Rodaun)

Videointerview am 29.3.2017

Das Interview mit Frau Djumovic führte Marcus Marschalek


"Die Mama war im Elternhaus in der Bäckerei Schultes am Hauptplatz in Rodaun (Hochstraße 2). Der Papa war bei Schöller-Bleckmann, das war eine Firma, eine Eisenfirma glaube ich. Wir haben immer ein Kindermädchen gehabt. Mein Bruder ist vier Jahre jünger gewesen wie ich und bis zu meinem sechsten Jahr, bin ich dauernd unter Aufsicht gewesen. Es war eine ältere Kinderfrau zur Betreuung von der Mama eingeteilt, hier im Haus. Wir waren sehr verschreckt, mein Bruder überhaupt, ich auch. Bis auf einmal, Irgendetwas hat ihr nicht gepasst, oben in der Wohnung, da haut die mir eine rein. Ich fliege hinaus an die Wand. Das war dann das Ende meiner Kindheit.

1:40

Der Papa war zufällig - wir haben die ganze obere Wohnung gehabt - zufällig einmal zuhause, oder hatte Heimarbeit, das weiß ich nicht, ich war ja ein Kind. Ich bin hinein gerannt, brüllend zum Papa. Der Papa an Ort und Stelle - wahrscheinlich hat er das gleich gesehen - an Ort und Stelle hat diese Frau rausgeschmissen. Nehmen sie ihr Klumpert und verschwinden sie von meiner Wohnung. Und was er ihr noch gesagt hat weiß ich nicht, ich war ja noch ein Kind. Von damals an war es für mich dann schön.

2:26

Ich bin dauernd dann bei der Großmutter oben gewesen in der Bäckerei, a junges Mädchen haben's dann genommen, statt der Alten. Jedenfalls war meine Mutter sehr ungehalten, dass der Papa das gemacht hat, die rausgeschmissen hat. Sie sagte, schließlich sei sie ja ich dazu da. Was ihr der Papa gesagt hat, das weiß ich alles nicht. Harmoniert haben sie beide nicht.

2:54

Jedenfalls mir ist es dann einmalig gut gegangen, wie sonst nicht. Im Geschäft haben sie zur Mama gesagt, gut dass sie die Alte hinausgeschmissen haben, die Kinder waren ja total verschreckt. Diese Anna, Anna Wunderbar, oder was weiß ich, wie die geheißen hat. Das ist ja wahr.

3:18

Das Haus war immer da, in der oberen Wohnung war ich meistens bis zu meine sechsten Lebensjahr.

3:48

Oben beim Bäckerhaus, bei der Großmutter ist es mir nur gut gegangen, bis es soweit war, in die Schule, in Rodaun. In das Pensionat, konnte man erst ab der 3. Volksschule eintreten. Oben in St. Christiana. Da haben sie gewartet, die Mama, nicht die Großmutter. Mir hat man nur gesagt, einen Satz, den weiß ich bis an mein Lebensende: “des Mensch muss weg”. Ich bin so verwöhnt worden, die zwei Jahre dann. Hinauf ins Internat. Ich bin da zuhause und musste im Internat leben, schlafen. Ich war kein braves Kind. Mehr kann ich nicht sagen. Ich war sechs Jahre im Internat. Ich kenne den Orden innen und außen und was sich abgespielt hat die Ungerechtigkeiten noch und noch und noch. Ich habe genug erlebt. Ich war kein braves Kind.

5.14

Ungerecht. Das waren so große Unterschiede. Meine Leute haben viel gezahlt für mich. Haben genug gehabt. Der Papa hat verdient, die Mama oben im Bäckenhaus, das war umsonst. Jedenfalls habe ich mich sehr gekränkt. Ich bin hier zuhause und musste da oben schlafen und leben. Das war im 9er Jahr.

5:47

In Rodaun hatte damals der Hofmannsthal gelebt. Und das wieß ich noch ganz genau. In Rodaun sind immer drei Leute gestorben. Das war der Hofmannsthal, sein Sohn der war Syphilitiker und meine Großmutter. Die drei waren damals. Die Oberin läßt mich rufen. Ich habe das Zügenglöckerl gehört. Die laßt mich rufen, Trude setz dich her, hin und her. Sag ich, sie brauchen mir gar nichts mehr sagen, die Großmutter ist tot. DIe war ganz weg. Ich war weder vorlaut. Ich habe mich sehr gekränkt über die Großmutter, für mich war das fürchterlich. Ich habe das gespürt.

6:48

Mir brauchst nichts erzählen. Ich bin römisch-katholisch. Für mich gibt es nur einen Gott. Aber für Schwestern habe ich nichts über. Ich habe meine Erlebnisse gehabt, das können sie mir glauben.

7:10

Im Hof, Spiele, ungarisch. Da waren Ungarinnen, so reiche Leute. das weiß ich heute noch. Ungarische Spiele. Ich habe ganz gut Ungarisch können, da waren meistens Ungarinnen oben. Da haben wir gespielt. Dann sonderbare Spiele auch. Zum Beispiel. Allah ist groß, da haben wir Turnübungen gemacht und Mohammed. Dann sind wir gehüpft. Turnübungen. Heute wäre das Spott. Eigentlich. Das ist wahr. Sechs Jahre Kloster sind vergangen bei mir.

8:03

Nach diesem Kloster bin ich dann nach Laxenburg in die Haushaltungsschule dasselbe in grün, geistliche Schwestern sehr lustig gewesen. Zur Strafe haben wir müssen aufwaschen, entweder in der Küche oder im Gang oder in einer Kammer, da hat mir dann eine andere gsagt, melde dich gleich für die Kammer. Dosen sind dort aufgestellt mit Keks und alles mögliche, die war selber schon dort. Ich hab das dann ausprobiert, auch gut, na dann is das vergangen, … die andere Zeit.

8:55

In Rodaun war ein Kino, in den Ferien bin ich nach Haus gekommen, ich hab mich nur erkundigt, dass ich Neuigkeiten über Rodaun höre, da hab ich dann schon meine ghabt. Da waren Zechmeister, Schwestern, Prinz Marian, Stifftermizzi, also gleichaltrig mit mir, nur i war im Internat und die waren heraußen und haben mehr gesehen wie i.

9:31

Die Plach Mizzi, mit`m was i wir, habens hinter in der hinten in der Lanche, da haben sie`s trieben, da haben sie`s trieben, na lauter so blöde sagen, Kinder halt. Hoch interessant gewesen.

9:50

Jedenfalls war das dann eh alles beendet, Laxenburg auch, na dann ist der Umsturz gekommen. Wir haben alle Deutsche geheiratet. Das ganze Regiment war bei uns im Kloster. Da in Rodaun, ich bin ja da zu Hause, das war ja auch ein Internat, da war ich ja in der Schule, das war eine Wirtschaftsschule.

11:07

Mich hat das eigentlich nie betroffen, es war sehr interessant, wir jungen Menschen, die Uniformen, hin und her. Wir waren fünfe die haben alle Deutsche geheiratet in Rodaun damals. Die Prinz Marian, die Prinz Fritzi, die Zechmeister, die Knoll Trude, die Knoll Trude war i, die haben die Deutschen geheiratet.

12:41

Der Rodauner Hauptplatz, a PDM, das Haus steht eh noch. Ich bin dann gleich in den deutschen Arbeitsdienst gekommen, als Arbeitsmaid. Das ist das Lager, da war ich in der Niederlausitz, in Brandenburg, nicht in Rodaun. Ich war ja dann sehr viel in Deutschland.

13:50

Wie es beendet war, bin ich nicht nach Deutschland, ich bin da geblieben und hab von der Kommandantur aus, der russischen eine Aufenthaltsbestätigung gebraucht, damit ich da sein kann. Hab ich auch bekommen, bin da geboren, aber das ist alles wahr ge. Und durch meinen deutschen Mann ich bin nicht weg.

Die Prinz Marian und die Stifft Mizzi die sind nach Deutschland, die Zechmeister nach München.

14:30

Mein Mann ist nach Deutschland, der war verwundet auch, mir scheint, ich weiß es nimmer genau, das ist schon so lang her.

15:00

dann haben wir, wie ich klein war, der Papa, zweimal Hunde gebracht fürs Beckenhaus oben, englische Bulle, englische, die habens dann oben, meine Verwandten haben da ganz schöne Häuser gehabt oben; das Hanglhaus, die Maierhof und heroben das Schulteshaus, was dann striegl wurde. Dann haben sie den hund ins Hanglhaus hinüber und den zweiten hat mein Papa auch gebracht, den hat ein Wehrmachtsauto direkt vorm Geschäft zusammengeführt.

16:00-16:16

16:16

Die Lina ist die Schwester von der Mama gewesen, von meiner Mama, da waren drei Kinder im Schulteshaus. Dei Mama, die Tante Lina und der Karl Onkel. Karl Onkel hat sich versoffen, damals war nicht modern Tee mit Rum, sonder Schwarzer mit Rum. Meine Großmutter hats auch, meine Großmutter, die ist ja früh gestorben.

16:54

In Rodaun gar nicht, da sind sie rauf in Kloster, ins Pensionat; keiner Schwester ein Haar gekrümmt. In Kaltenleutgeben sind angeblich Überfälle gewesen, in Rodaun nicht.

17:17

Das kleine Rodaun, ich müsste sich anlügen, harmlos.

17:30

Na das war interessant, da war eine Ausspeis, da hat können jeder hingehen essen, ob sie arm sind oder sonst was, da hab ich auch fotografien. Ich hab damals vom Papa einen Voigtländer bekommen und da hab ich die alle fotografiert. In der Mayerhofgasse war die Ausspeis, drinnen im Maierhof war einquartieren, in der Bäckerei waren auch welche einquartiert. Damals harmlos, gutmütig, so lauter Landleute waren die Soldaten, die was da waren.

18:33

Ich bin in den deutschen Arbeitsdienst, als Arbeitsmaid, was bleibt dir denn da über. Nach Deutschland bin ich

18:55

Ja, eine alte Familie oben da am Hauptplatz, ein altes Liebespaar, ich weiß es von der Bäckerei, waren eines Tages weg , da haben sie gesagt die sind im 2 Bezirk, da ist ein Haus wo sie ein paar alte Juden zusammentun, die sind dann eh umgekommen. Also von die Seper weiß ich ganz genau und dann in der Ketzergasse, wo die Greißlerei war, da war eine alte Dame, die Miss Mayer, eine alte englische Jüdin. Diese haben sie dann auch dorthin verfrachtet, die hat privat immer Klavierunterricht gegeben, eine alte liebe Dame, bei der hat die Mama schon Klavierunterricht genommen, die hat das privat gemacht.

20:34

Ja die oben, ein altes Ehepaar oben im Stock irgendwas mit Grün, na ich weiß nimmer genau.

21:37

Ich hab dann sofort eine Anstellung bekommen bei der deutschen Reichspost. Den ich war vom Amt, da hats gegeben A09, hat das geheißen, das war die telefonische Telegramm Annahme. Danach sind erst die Fernschreiber gekommen. und da hab ich mich dann nach Berlin gemeldet, nach dem Fernschreiber, aber bei A09 weiß ich ganz genau am Börseplatz, den haben sie wahrscheinlich auch schon weggerissen,da war unser A09 und da kann ich mich noch genau erinnern. Nach dem Nachtdienst haben wir frei gehabt und einen Tag und einen halben dann wieder im Dienst. Da bin ich gekommen sagen die: herst du hast was versäumt da war was los, die Mayer haben sie geholt. zwei Betriebsleiter sind gekommen zu der Mayer ihrem Platz und haben sie mitgenommen. Von der Frau Mayer hat man nie wieder was gehört.

Und zwar war der Grund der, das die hat sich über den Hitler geäußert und alle Telefonate sind abgehört worden, das weiß ich genau, ich weiß nicht was sie gesagt hat, aber das war der Grund-

23:25

Und ich hab ein anderes Erlebnis gehabt: der Betriebsleiter, sehr freundlich zu mir, auf einmal es möchte mich jemand kennenlernen. War meine Stimme sympathisch, Sie müssen sich vorstellen Name so und so und eine Nummer. Der wollte mich sehen ein Mann, ein trumm Mannsbild, im Ledermantel damals. Na sag ich, freundlich war er zu mir der Betriebsleiter und er sagt: da unten sitzt er schon in der Halle. Ich soll nur hingehen er wird mich schon sehen. Ich geh runter in die Halle und kommt so eín trumm Mannsbild auf mich zu. Ein Berliner, ein Obernazist mehr oder weniger.

24:30

Ich hab mich mit dem privat getroffen und da hab ich sehr viel gehört, was interessant war. Ich weis nicht in welchem Weinlokal ich mit ihm war, geweint hat er, da hat er getrunken und gesagt was ich gesehen hab, scheußlich, auf Karre, ich weiß nicht was er mir da alles erzählt hat, waren eh schon halbert tot und die haben sie dann auch noch. Das war in wien am Börseplatz in Wien.

25:30

Und das A09 war das erste und die Frau Mayer wurde abgehört; bei mir war das das Gegenteil der hätte mich wieder mitgenommen, aber so Gott will ich hätte können meinen Platz nicht verlieren als Schreibkraft, mit ihm. Weil der war auf Urlaub da, aber ich hab das nicht wollen. Das war eine Gabe Gottes und dann war schon im Getto, aber er hat mir erzählt im Rausch fürchterliche Sachen, obwohl er selbst dabei war.

26: 28

Solang ich in Wien war bin ich mit der Straßenbahn gefahren. Ich hab mich ja dann nach Berlin gemeldet. Manche haben sich nach Amsterdam, das war damals Holland auch gleich an der Reihe am Anfang, und ich nach Berlin.

Und wie ich in Wien war bin ich dauernd hin und her mit der Straßenbahn. Da war ja nix und manchmal auch gegangen von Mauer nach Rodaun um 11, allein und es ist nicht passiert. Das kannst heute nicht mehr machen.

27:20

Kaltenleutgeben, na das war ja eh bekannt, da hinten, hab ich gut gekannt, sind viele auch gekommen von der Stadt raus.

27:45

Ich war fast nie da, ich hab mich dann weggemeldet nach Berlin. Nach Berlin war ich im Sozialministerium, da war ich da. In einer fürchterlichen Abteilung, in der Opferfürsorge Abteilung, und da hab ich eben viel gewusst und viel gesehen.

Da war ich Jahre lang und dann bin ich in Pension.

28:27

Es hat Greislereien zu genüge gegeben. Da wiesawie Fleischhauer, gegenüber ein Milchgeschäft. Die Kosldamen, der Laden ist zu. Nach der Brücke auf der rechten Seite ist zu, heute auch, das war die 3 Koslweiber. Da hast bekommen 10 Deca Butter, 5 Deca Salami, Hefte für die Schule, Holz und Kohle zum heizen, das hat es alles gegeben, beim Kosel.

29:33

Gasthäuser, Wirtshäuser; da oben an der Ecke, wo die Straßenbahn die Biegung macht, da war ein Wirtshaus, schräg gegenüber Kaffeehaus mit Wirtshaus, auf der drüberen Seite, an der Ecke ein Gasthaus, da sind heute Italiener drinnen, mir scheint der Schneiderwirt.

30:30

Ja zum Heurigen dann schon eine Zeit lang, den Deutsch denen hat das ja gefallen. Nein, mit meinem Mann, ich war ja verheiratet mit einem Deutschen, mit dem Horn, Horn hat er geheißen.

32:06

Bei uns war ein altes Bad, die Wieselmühle, ich weiß nicht ob ihnen der Name etwas sagt, Wieselmühlbad, dann haben sie das Stelzerbad erst gemacht, wie ich ganz klein war war das die Wieselmühle. Und zwar die Wiener Gasse hinunter, wo jetzt das Kaffeehaus ist, um die Ecke und da war dann ein liebes altes Bad und das haben sie dann zugeschüttet und dann ist schon hinten gebaut worden beim Stelzergrund.

31:55

Ich erinner mich noch ans Stelzerhaus meine Verwandten haben da auch Brot hingebracht. Und wie dann die Deutschen gekommen sind wurde dort natürlich dann getanzt in der Veranda, da war so eine große Veranda, wie ein Saal, da sind wir gerne hingegangen.

32:27

Und dann haben sie drüben das große Bad, das stelzerbad, aber davor, wie ich ein Kiond war, ist dort eine Quelle gewesen und daneben die Schwab. Die Leute sind damals mit der Wäsche min Schubkarren ins die Schab geheißen, dort bei der Quelle, das ist heute verschüttet. Da steht heute die Tierhandlung steht, die haben sie zugeschüttet, die hab ich vor mir, sehr interessant. Mit Trinkwasser und gegenüber war das Hotel und da waren auch Kabinen, das war zu meiner Zeit in der Monarchie, hab ich dann gehört, kleine Bäder keine Kabinen.

Das war ein kaltes Wasser, Schwefelhaltig, das war aber ein besonders Wasser damals. Aber warum sie es zugeschüttet haben, das weiß ich ja alles nicht.

33:50

Dort war der Stelzer. Von der Monarchie hat es geheißen die Reichen sind von der stadt zum Stelzer gefahren. Das war was ganz besonderes der Stelzer. Und meine Verwandten haben auch das Brot und das Gebäck zum stelzer geliefert.

34:30

Da hab ich alleweil Rodaun ist nichts besonders. In Perchtoldsdorf das war immer sehr groß, das war immer sehr  groß, alles, in Rodaun, das war nix besonderes, ja einen kleinen Kirtag.

Aber dann hat das alles angefangen, am Kirchenplatz, aber wie ich ein Kind war, erst dann später. Da gabs einen Kirtag oder Standeln.

35:27

Also wenn ich jetzt da rauf komm ich hab das alte vor mir, was einmal Schultes war, das hat dann Striegel übernommen, der Onkel Karl war tot, Tante Lina ihr Mann, die Schwester von der Mama war die Karoline Striegel, und deren Kinder dann, der eine ist jetzt ein Friseur mir scheint, Striegel Friseur, der Bur hat Mehlallergie gehabt, da will ich mich nicht weiter äußern, da bin ich diskret. Und jedenfalls der Lina ihr Mann der ist mit drei Geschäften zu Grunde gegangen und hier die Verwandtschaft der Bur ist heute auch ein alter Mann, gleich alt gewesen, wie mein verstorbener Bruder. Das war alles Pleite, die Striegel haben auch 3 Geschäfte gehabt, in Rodaun, in Kalksburg und in Perchtoldsdorf, aber heute hörst du das Wort Schultes, was der Ursprung ist nicht mehr.

37:13

so viel weiß ich das jedes Jahr Überschwemmungen waren, herausgetreten, die Au, die Stelzau, das is ja alles verbaut, da waren nur Wiesen.; zu meiner Zeit

37:47

Ja da ist gearbeitet worden und da weiß ich nur, dass die Rodauner geschimpft haben: Die machen lauter Blödsinn, lauter Blödheiten; das weiß ich noch und dann haben sie das wieder weggerissen und dann haben sie Steine, wieder weg, lauter Blödheiten gemacht.

38:09

Und interessant war das: Die Deutsch waren da, in der Kaserne oben, dann waren die Russen da, nicht ein Haar wurde gekrümmt. Die Russen haben nichts getan, man darf ja nicht über russen schimpfen.

38:46

Al ich kleiner war, waren Pferde. Da is bei der Bäckerei, da haben wir keine Autos gehabt, da so war ein Wagen mit einer Platten und zwei Resser, da war hinten der stall oben. Wunderschöne Pferde und zwei, drei Sau waren auch und Händln und na alle möglichen Viecher, oben im Beckenhaus, hinten.

39:30

Viele Leute haben tiere auch gehabt, die Distel zum Beispiel, wird Ihnen ein Name sein, nicht nur vom Wein, da sind die Leute mit der Milch hin, mit den Scherben, 1 Liter,2 Liter; alle gelebt, Butter gemacht, Topfen, alles mögliche; das waren eine Menge

40:00

Da im Haus; die kleine Wohnung hinten da war ein Gärtner drinnen. Da haben wir ein Glashaus hinten gehabt im Garten, der hat sogar Blumen verkauft, ein großer Garten, ist noch da, mein Bruder hat zwar 3 Testamente gemacht für seinen Teil, mein Teil kann er nicht angreifen, den hab ich meiner Tochter gegeben, ich hab ja nur noch eine.

41:11

Also daneben weiß ich das war ein kleiner Elektriker, ein Geschäft man konnte Schalter kaufen, aber alles klein, aber es war alles da, das weiß ich noch ganz genau. Und gegenüber das war ein Herrschaftshaus, die Polack. Nach dem alten Stil und da waren Kinder und Kindeskinder, zum Beispiel eine Polaktochter hat wieder einen geheiratet, oder wie weiß ich, da waren dann wieder vor mir Gleichaltrige. Da war ich dann schon zu mir nach Deutschland in die Heide, in die Merksche Heide.

42:27

Seidl, heißt er, hat er geheißen, a da war ja die Hochzeit um Gottes willen. Eine Russin war da, die hat er geheiratet in Mödling und ich hab dann gefragt, oder die Rosi hat dann gefragt, na da war dann eine Tafel irgendwo, na auf einen Kaffee sind sie gegangen und dann hat sie gezahlt.

43:12

Na der Vater war auch so versoffen, ein Zeichner war das.

43:56

Also mein Großvater, Gott hab ihn seelig, Schult hat man selber, am Gieshübel ein paar Weingärten waren dort und der Großvater hat immer ausgesteckt gehabt und der Karl Onkel noch wie er gelebt hat, im August, und dann haben sie keinen Wein mehr gehabt und er hat so schön hergerichtet alles; der stall war so schön tapeziert mit Tannen und allem. Da sind Gäste aus Wien gekommen und haben gemeint, herst besorg einen Wein wenn du keinen mehr hast, aber wir wollen da nicht raus gehen.Das hör ich heute noch.

44:39

Das Hanglhaus das ist heute nix und daneben sehen Sie jetzt eine Garage, das war das Hanglhaus. Das große Gebäude am Hauptplatz jetzt, ich weiß nicht was jetzt drinnen ist. Auf der rechten seite am Hauptplatz, zwischen Wienergasse und Hochstraße, dort wo früher die alte Volksschule war.

45:46

Meine Großeltern haben allerHand Besitz gehabt und wie gesagt Karl Onkel war tot und die Kinder von der Tante Lina, der Strigl Bua hat dann auch wieder Kinder gehabt.

46:09

Ich werde Ihnen etwas sagen, der Strigl Bua, die Tante Lina ist gestorben und da waren wir gemeinsam beim Distl Heurigen da und das war 60 Jahre danach und da sagt der zu mir: Trude erinnerst du dich noch, wie du beleidigend warst zu mir? Vor 60 Jahren das hat der Bua nicht vergessen. Damals hat er mich amal vertratscht. Als Kind; und ich hab gesagt du gehörst doch da überhaupt nicht eine. Das hat mir der, ich glaube, bist zu Totenbett nicht vergessen. Das is die Wahrheit. Ihr gehörts da überhaupt nicht her und du vertratscht mich, schaum dich.

47:00

Da hab ich hinten beim Zaun irgend ein Ding gehabt, ich war ja eh nie daheim und wenn ich mal da war, in den Ferien, dann war ich halt auch ein bissi aufgeweckt. Aber er hat mich vertratscht und nach 60 Jahren hat er mir das nicht vergeben, mit dem ihr gehört da gar nicht her. ,,Schneidest du dich nicht? Ihr gehört da gar nicht her, wortwörtlich.

47:40

Ich hab keine schönen Erinnerungen gehabt, wenn ich ehrlich bin. Ich hab dann einen sehr feschen Kerl kennengelernt nachdem Erich.

48:03

Da muss ma nach Mauer zum Dannheim oder nach Perchtoldsdorf, abet´r in Rodaun selber; ja beim Schneiderwirt war einmal ein Ball, jedes Jahr, beim Schneiderwirt, was heute der Italiener ist. Geschäfte waren, Auxberger, die waren wieder verwandt mim Schneiderwirt und hin und her, aber jeder hat Geld gehabt.

48:42

Na jeder hat viel Grundstücke waren; die sind halt auch veräußert worden. Aber ich weiß, dass viele Grundstücke waren.

49:02

Na Weinbauern nicht, wenig, ein paar schon; aber manche sind arbeiten gegangen in die Zementfabrik hintere, bei Kaltenleutgeben, die is auch nicht weit weg gewesen. Oder manche sind nach Wien.

49:32

Nein die waren, was ich weiß, na manchmal war schon schotter, aber meistens waren sie asphaltiert.

49:53

Mit dem Wagen, die Pferde, die sind da mit den zwei Resser da nach Kalksburg ins Gutenbachtal nach hinten gefahren zum Doppler und haben ein Brot hingebracht, weil Schultes das Brot verlangt haben. Wir kennen heute Striegel, aber Schultes von dem das alles stammt. Der doppler war ein Gasthaus in Gutenbach, ja nach dem Bauernhof und auf der rechten Seite ist dann schon der Lainzer Tiergarten.

50:56

Da war ich ein Kind im Hofmannsthal, da haben sie gesagt, zwei Söhne waren da und der Vater. Der einen Sohn ist nach Paris und ist schwer krank wieder zurück gekommen. Der zweite ist dann mit der Titanic umgekommen. Und in dem Jahr is die Großmutter gestorben, das waren dann 3 Tote. Der alte Hoffmann und der Syphilitiker; waren auch drei in dem Jahr von meiner Großmutter. Und in Rodaun hat es geheißen auf jeden Fall sterben drei Leute, wenn dann sind es drei und das hat sich immer bewahrheitet.

51:52

Und das vergess ich auch nicht, natürlich wirst du boshaft und schlimm. Der Kirchenchor das war etwas besonderes,eine Begünstigung, da hast du Honig bekommen und Malzzucker, aber die Behandlung war anders. Da war eine zweite und ich und wir wollten auch im Chor, so schöne Stimmen haben wir auch gehabt wie die anderen, aber uns haben sie nicht genommen und da sind wir boshaft geworden. Und da war eine alte, kleine Schwester, Leonie hat die geheißen, und die hat zu mir gesagt: Trude du bist ein schlimmes Kind, aber ein gutes, da hab ich mich so darüber gefreut, dass mich einmal jemand lobt, ich bin ja sonst nie gelobt worden ich hab mich so gefreut und bin noch ekelhafter geworden und hab es noch mehr getrieben.

52:50

Blöd war ich nie, rechnen hab ich nicht können, aber für Geschichte war ich immer da, das hat mich besonders immer interessiert.

53:10

Ein Pfarrer, das Pfarrhaus oben, ich weiß nicht ob es heute noch steht, ein niederes Haus, dem Pfarrer sein Haus. Ich hab nie was zu tun gehabt mit dem. Ich war ja dauernd im Kloster und dann weg.

53:54

Die Adelheid haben nicht einmal die Russen hinausgehaut so schiarch war die. Sei konnte nichts dafür, lauter Narben hat die gehabt im Gesicht. Ich glaub da haben sogar die Russen a Angst gehabt vor der. Die war da, da waren nur noch drei, aber die war da.

54:21

Da ist mein Kind in Rodaun auf der Liesingerstraße in Rodaun gegangen, so ein Menscherl war sie und da kommt eine Klosterschwester, so eine hässliche hab ich gehört, mit einem Gesicht, und hat sie aufgehalten und gesagt: Bist du das Kind von der Knoll Trude? Des hat sie mir Jahre noch erzählt. Die hat mein Kind aufgehalten, also haben wir Ähnlichkeit gehabt im Gesicht wahrscheinlich.

55:00

Und dort wo die Apotheke war, war gegenüber der Zechmeister und das waren Fuhrwerker, alte Fuhrwerker; da ist heute noch am Haus so ein Zeichen, Fuhrwerker, früher mit Pferde, dann hat die Doni hat dann schon ein Auto gehabt. Immer die zwei Menschen, die Doni ned, haben a Deutsche geheiratet, san nach München. Das war in der Ketzergasse, Zechmeister, Fuhrwerker, keine kleinen.

56:13

In Liesing war doch die Brauerei, da war doch ein Braumeister, und der hat einen Sohn gehabt. Der hat das Kind aufgezogen. Bei der Geburt von dem Kind ist die Mutter gestorben und der Vater hat dem Burm aufgezogen und das war der Herbert. Statzberger Herbert ist zum deutschen Arbeitsdienst, zur selben Zeit wie ich, haben wir uns noch geschrieben und dann ist er sofort übernommen worden zum Militär und der erste Einsatz war in Pole und da ist er gleich umgekommen und der Vater ist narrisch geworden, den haben sie dann müssen in eine Anstalt.

57:23

Ja der Doktor Wimmer, ein bekannter Arzt. Und daneben (im wimmerhaus) war der Doktor Keckes.

57:55

Ja viel, überall waren die Fahnen. Die waren draußen, natürlich haben sie sie rausgesteckt bei irgendwelchen Wirtshäusern das es besser ausschaut. Es waren nicht so viele überzeugte Nazis in Rodaun, aber es war halt; überzeugte waren das keine glaub ich. Zwar dann hat es schon geheißen Obernazis, Obernazis.

58:37

Ein paar Leute sind verschwunden, die warnen dann weg, wie die Deutsch gekommen, wie zum Beispiel die alten Juden. Die waren dann im zweiten Bezirk in einem Heim, sind dann eh altersbedingt gestorben. Und die alte Miss Mayer, die Jüdin, das war immer di Miss Myer, obwohl Wort englisch war, bekannt.

59:34

Ein paar Halbritter, Obernazi hat es geheißen dann, die haben sich sehr hervorgetan manche, manche. Von denen hast du dann auch nix mehr gehört. Vom Halbritter, dem seine Eltern haben auch eine kleine Greißlerei gehabt, Greißlerin waren ja genug in Rodaun

01:00:33

1)

Na ich bin bestimmt, die alte Hebamme, hab ich ihnen das Bild gezeigt mit dem Hund, die alte Navatnie, die ist in die Häuser gegangen entbinden helfen.

01:00:57

Spazieren im Wald so wie bis zu meinem sechsten Jahr mit der Kinderfrau im Wald. Und die hat uns wohin gesetzt den kleinen Burm mim Wagerl und mich, hat Harz gekratzt von den Bäumen und das irgendwie veräußert, das weiß ich heute noch. Das ist streng verboten, aber sie hat es halt gemacht. Bis zu der Watschengschicht mit mir das war das Ende.

01:01:44

Viel Wald, Wald haben wir genug gehabt oben der Berg noch und noch und der Park ,der schöne Park, der Klosterpark. Steinbruch, Kletterschule war der Steinbruch, da ist sehr viel passiert, abgestürzt beim Üben, nicht einmal. In Rodaun die Kletterschule vis-a-vis vom Kloster hinein.

Rudolf Fritzsche

Videointerview am 24. 02. 2018

0.00

Rodaun war für mich immer ein kleines Paradies. Denn, wie ich ein Kind war, war unser Hauptwohnsitz Wien. Es war der dritte Bezirk am Heumarkt. Wir haben damals gewohnt in einer schönen Stadtwohnung gegenüber vom Eislaufverein, der Rückseite vom Eislaufverein. Und da stammen auch meine ersten Erinnerungen von dort her. Die Fenster meines Schlafzimmers sind auf den Heumarkt hinaus gegangen und ich kann mich als Kind erinnern, dass in der Nacht, als ich einmal aufgewacht bin,  dann hat man im Zimmer die Lichter gesehen, von den Autos die vorbei gefahren sind. Unterhalb meines Fensters sind die damaligen Taxis gestanden. Das war irgendwie ganz interessant. Wenn wir spazieren gegangen sind, dann war gleich vis-a-vis der Stadtpark. Und, ja, der hat einfach dazugehört.

1.07

Aber, wir haben den Sommer immer in Rodaun verbracht, denn Meine Großeltern haben im Jahr 1903 dieses Haus als Sommerhäuschen gebaut und sind auf Rodaun gekommen, weil das war ja eine Zeit, wo die Leute auf Sommerfrische gegangen sind und je näher es bei Wien schön war, desto interessanter war das, weil dann konnten die Männer vor allem,  in Wien ihrem Beruf nachgehen. Das war damals relativ einfach von Rodaun, denn ich habe ja zum Beispiel gefunden einen alten Fahrplan, der ist so groß, ich habe ihn dann dem Bezirksmuseum geschenkt. Da hat man gesehen, es hat vom Südbahnhof direkte Züge nach Kaltenleutgeben gegeben und man war vom Südbahnhof in einer halben Stunde am Rodauner Bahnhof.

2.12

Das ist eine Verbindung die heute die Bundesbahn kaum zusammenbringt.

2:27

Der war dort, wo die Schienen über die Hochstraße gehen. Der war dort daneben. Dieses Häuschen, dieses Bahnhofsgebäude ist noch lange gestanden bis dann einmal zu einer Zugsentgleisug gekommen ist. Der hat dann diesen Bahnhof, dieses alte Häuschen einfach weggeräumt. Den hat man also dann ganz liquidiert. Ea hat aber dabei auch, ich weiß es nicht genau, ein zwei Tote gegeben. Es war nicht so einfach.

3.00

Daher war Rodaun auch für Sommerfrischler interessant. Man hat damals sich irgendwo in einem Haus eine Sommerwohnung gemietet und hat den Sommer verbracht. Die Väter, so zu sagen, konnten sich das einteilen mit ihrem Beruf . Das war für eine bestimmte Schichte durchaus möglich. So sind sie nach Rodaun gekommen.

3.30

Nicht nur meine Großeltern, sondern schon meine Urgroßeltern haben in Rodaun Sommerfrische gemacht.

3.40

Denn ich weiß, dass mein Großvater in Rodaun verstorben ist. Und zwar hat er damals gewohnt in der heutigen Hochstraße, dort konnte ich, trotz aller Mühe, das Haus nicht herausfinden. Weil da irgendeine Unstimmigkeit zwischen dem Patezettel und den tatsächlichen Hausnummern war. Also ich bin noch nicht draufgekommen.  In der Nähe vom Haus Danzinger war es. Dadurch sind sie auf die Idee gekommen sich in Rodaun anzusiedeln. Die haben eine Zeit lange, meine Großeltern, so schräg vis-a-vis in einem Haus eine Sommerwohnung gehabt. Und haben halt herüber geschaut, haben halt gesehen, aha, da ist noch eine freie Fläche, das könnten wir doch kaufen. Die haben zuerst zwei Parzellen gekauft von der damals Mauthner-Markof-Gasse bis ungefähr zur heutigen halben Gartenlänge. Und dann später hat mein Großvater das hintere Stück, so sagen wir immer dazu, Richtung Fürst-Lichten-Steinstraße auch noch dazu gekauft und dadurch haben wir jetzt einen ziemlich großen Garten.

5.12

Ich habe natürlich immer nur die Erinnerung an diesen Garten, denn wir sind, wie ich ein Kind war, dann immer hinaus gezogen mit einem Fuhrwerk. Da wurden die wichtigsten Dinge draufgelegt und dann ist man übersiedelt. Das ging alles solange ganz gut, bis dann meine Schwester der Volksschule entwachsen ist. Sie ist hier in Rodaun in die Volksschule gegangen. Sie ist fünf Jahre älter als ich.  Sie sollte dann ins Gymnasium gehen und dann war die Frage, wie macht man das? MIt der Volksschule, das war schon schwierig genug, denn sie hat das Schuljahr in Rodaun begonnen und Rodaun war damals Niederösterreich und dann sind wir im Herbst, ungefähr zu Allerheiligen, nach Wien zurück übersiedelt. Und dann hat sie das Schuljahr weiter verbrachten bei den Ursulinen in der Stadt drinnen. Ich glaube in der Johannesgasse war es nicht und war dort bis Ostern. Zu Ostern sind wir dann wieder heraus übersiedelt. Dann ist sie wieder in Rodaun in die Schule gegangen und hat hier das Schuljahr beendet. Das ließ sich in der Volksschule machen. Ob sie dadurch irgendwelche schulischen Mängel gehabt hat, weiß ich nicht. Aber das war also möglich.  

7.03

In die Schule ist sie ungefähr 1929 gekommen. Dann war also die Frage wie machen wir das weiter. Die Eltern haben sich dann entschieden: Das Beste ist, wir ziehen ganz nach Rodaun. Sie haben die Wiener Wohnung, Gott sei Dank, muss ich sagen, aufgegeben und meine Schwester konnte also nach Mödling ins Gymnasium gehen. Das war damals mit der Straßenbahn kein Problem. Zwanzig Minuten mit dem 360er. Ja der 360er ist nach Mödling gefahren, das war keine Sache. Ich bin dann ganz normal in die Rodauner Volksschule gegangen.

7.48

Die war damals dort, wo jetzt das Fahrradgeschäft ist. Das war eine zweiklassige Volksschule. Nicht zweitklassig, ich möchte fast sagen: erstklassig. Man hat dort wirklich was gelernt. In der ersten und zweiten Klasse war der Lehrer Baumgartner. Der war ruhig und besonnen. Dann die dritte und vierte Klasse war damals der Herr Oberlehrer (Heinrich) Spendlingwimmer. Der war ein richtig guter Schulmann.

8:25

Er ist ja von Oberösterreich, von Haidershofen, ist er nach Rodaun gekommen. Ich weiß eigentlich gar nicht, warum er sich diese Stelle ausgesucht hat, aber er hatte zwei Kinder, einen Sohn das war der Ingoma, der dann in späteren Jahren medizin studiert hat und die zweite war die Ilse Spendlingwimmer, verheiratete Liedler, die heute da in der Ketzergasse wohnt, so ungefähr 2 Häuser vom Haus seinerzeitigen Bühlen entfernt.

9:11

die lebt noch die war etwas jünger. Und der DIrektor Spendlingwimmer war wirklich ein ausgezeichneter lehrer und ich muss sagen ich zehre heute noch zum Teil von dem, was er uns beigebracht hat.

9:32

Rodaun war ja damals eine kleine Welt. Das war damals eine heile Welt, wobei es interessant war, es hat verschiedene Gesellschaftsformen gegeben. Das eine das waren die Ansässigen, die alt Ansässigen, das waren die Landleute, Bauern, Weinbauern. Wobei jetzt in Rodaun es gar nicht viel Weingärten gegeben hat. Die waren entweder in Perchtoldsdorf gut oder sie waren am Mauerwerk sauer, der war richtig verschrien der Maurer Wein als richtiger Sauerampfer. Aber sie haben da ihre Heurigen gehabt und dann ein paar Felder, zB. dort Kaisersteig dort hinauf das waren Felder die dort glaub ich Blumen bewirtschaftet hat und dann 9n der Nähe, also neben der Breitenfurterstraße wenn man nach Kalksburg fährt, dort auf der linken Seite waren auch Felder und da haben die ein bissl so das Notwendigste an Getreide angebaut.

10:58

Die Gegend hier war auch sehr ausgerichtet auf die Milchproduktion, die in die stadt geliefert wurde. Also da waren zu meiner Zeit noch so 6, 7 Bauernhöfe, zu jedem könnte man ein Geschichterl erzählen, vielleicht komm ich noch dazu.

11:45

Ich bin ja in diese Rodauner Gesellschaft hinein gekommen und wollte eigentlich grad sagen, dass hier die eine Gesellschaftsform die Bauern waren. Dann waren es die kleinen Handwerker und Gewerbetreibenden. Das hat ja in Rodaun alles gegeben, es hat ja zwei Schüssel gegeben, es hat drei Fleischhauer gegeben, es hat drei, na wie sagt man da, kleine Spar gegeben und dann hat es die, ein paar so Intellektuelle gegeben. Es shat den Gemeindearzt gegeben, den Doktor Wimmer, durch viele Jahre ist auch ein Mann über den man vieles erzählen kann, den Apotheker hat es gegeben, wir haben als auch Schuhgeschäft gegeben und es hat ein Geschirrgeschäft gegeben und so weiter.

12:53

Und dann waren die Leute hier, die sich in Rodaun angesiedelt haben, das waren also die aus Wien gekommen sind und die also da im Schatten des rodauner Dorflebens ihre Häuser gebaut haben. Eine der ältesten Häuser ist ja der Gallo Rosso, heute, früher war es das Dorfwirtshaus und ich kann mich noch gut erinnern das war das Gasthaus Schneider und da hat sich eigentlich alles abgespielt. Dort hat der Gesangverein seine Bruben gehalten, dort wurden Aufführungen gemacht, also das war so das Zentrum von Rodaun. Der sportverein hat dort seinen Sitz gehabt.

14:09

Und dann eben wo verschiedene größere, das war das Haus Hofmannsthal Schlössl. Also mit dem Hofmannsthal insofern zu tun hat, dass ungefähr 20 Jahre gelebt hat und sehr viel geschrieben hat. Aber es war halt insofern interessant, dass es für so viele Künstler ein Treffpunkt war und die sind da nach Rodaun gekommen, auch Richard Strauß war  einige Male bei Hofmannsthal und die haben dann überlegt wie sie diese Opern abstimmen können sodass sie aufführung reif und interessant werden.

15:00

Dann war ja wo das heutige Kaffee Garden drinnen ist, das war auch so ein kleines Parles das hat auch die Gemeinde Rodaun dann mal gekauft und dort das Gemeindeamt eingerichtet, das vorher in dem Haus war, dass auf dem Grund gestanden ist, wo jetzt das Fahrrad Geschäft ist, nicht. Dort drinnen war also auch der Rodauner Posten der Ortspolizei, da waren also zwei, drei Polizisten. Der eine war ziemlich beleibt und da haben wir immer alle gelacht ´, der hat einen Dieb gesehen und wollte ihm nachlaufen, aber das war natürlich nicht möglich, der war zu schwer. Und dann war noch die Schwammberger und Schab, die haben ihre Großvillen gehabt in der heutigen Hochstraße, ungefähr dort, wo jetzt die Häuser 17-19 stehen.

16:13

Noch ein paar so große Villen. Und unser Nachbar war auch einer von denen der da heraus gezogen ist, und zwar war das der Karl Kapsch, einer von den drei Brüdern, die eigentlich die Begründer der Firma Kapsch waren. Die Firma Kapsch hat angefangen als Schlosserei und haben dann den Aufschwung gemacht in das moderne Zeitalter. Also sie haben angefangen Radios zu bauen und solche Dinge und sind dadurch schnell zu Wohlstand gekommen. Und der eine hat sich dann da auf der Mautner Markhofgasse 17 einen schönes Haus gebaut. Der zweite hat ein altes Barockhaus gebaut in der damaligen Hauptstraße, heute Villagasse und der dritte war in der Hinterbrühl ansässig.

17:40

Das war also wieder eine Gruppe, die so ein bisschen zusammen gehört hat, aber die hat sich alle in das Rodauner Leben eingefügt, die haben also etwas getan auch für den Ort und ich weiß meine Großeltern waren also da sehr bekannt und haben da so mitgearbeitet und so und so viel andere auch noch.

18:20

Und wenn ich daran denk, wenn Sie durch die Elisenstraße spazieren, dann diese Villen die noch da sind sobald sie nicht weggerissen sind, die sind eben auch aus dieser Zeit, wo man sich in Rodaun eben angesiedelt hat. Aber die Leute haben wieder einen Kreis einerseits unter sich, aber andererseits offen, da hat es keinerlei Probleme gegeben.

19:07

Ja die haben durchaus miteinander gespielt. Naja für die Schule hat es hinter der Schule einen Art Garten gegeben und da wurde dann während der Schule gespielt. und außerhalb der Schule da war die Situation anders. Da hat man zusammengefunden und man hat sich irgendwo getroffen. Und im Jahr 1938 war ja da ein großer Schnitt, damals wurde ja auch die Hitlerjugend hier in Rodaun eingeführt und da wurden die alle zur HJ, also der HJ einverleibt und da gab es zwei mal in der Woche, das hat Dienst geheißen, da ist man zusammen gekommen, da hat man Gesang oder solche Sachen geübt und das andere Mal gab es Geländespiel im Wald des Zugberges also dieses Waldstück, was hinter der Bergkirche liegt. Und das andere Mal war irgendeine Veranstaltung, wo man also mittun musste. Da ist dieses Lockere verschwunden durch diese Jahre, paar Jahre und das war alles mehr organisiert.

20:50

Das war vielleicht auch alles mehr eine Spaltung in Rodaun, denn es gab also eine ganze Menge von Nazis und es gab eine ganze Menge, die dagegen waren. Da hat sich also ein Gegensatz gebildet der aber nicht weiter tragisch war, der hat sich für das weitere Leben gar nicht so bemerkbar gemacht. Genauso wie es sich vorher nicht bemerkbar gemacht hat, dass so und so viele jüdische Leute mit den zugezogenen Bekannten verkehrt haben.

21:39

Ich weiß meine Eltern, vor allem meine Mutter, hat eine Reihe von jüdischen Freunden gehabt. Meistens eher Halbjuden, aber das war kein Thema

22:10

Na da hat es nicht viele gegeben, die rein jüdisch waren.Ja die sind halt dann irgendwie verschwunden, das war dann aber nicht sehr bemerkbar, es war dann eher bemerkbar umgekehrt sogar, es war eher bemerkbar, dass ganz große Nazis dann nicht bei allem mitmachen konnten, wiel sich herausgestellt hat, dass sie Halbjuden waren. Die waren sehr enttäuscht darüber und heben das die Ehegatten dann irgendwie richten können, dass die Halbjuden oder Vierteljuden da bleiben konnten und nicht all zu sehr verfolgt wurden. Ich weiß also zB. die Familie Keri die, die verwandt war mit der Familie Strigl, die Frau Keri war eine geborene Striegl war mit dem Herrn Keri verheiratete und das war ein englischer Jude.

Die Kinder waren also Halbjuden, der eine beim Burgtheater, der Ott Keri und der andere war bei der Philharmoniker und die Lisl Keri war eine sehr gute Künstlerin, eine wunderbare Malerin, die also die schönsten Kinderbilder gemacht hat. Und die wurde dann in irgendeine Fabrik gesteckt und musste dort Kisten rücken, oder ich weis nicht, nichts besonderes

24:00

Und ansonsten haben sich plötzlich; na man hat ja gewusst wer sich eigentlich in der Richtung tenduíert und der Baumeister Ilger ist plötzlich stramm herum marschiert mit einer braunen Uniform und wobei viele, wenn sie gewusst hätten was ihnen da dort, bestimmt nicht Nazi geworden wären. Vom Baumeister Ilger der Sohn ist im Krieg gefallen, also ich meine nur das ist allein schon ein Grund warum man dem lieber ausgewichen wäre, wenn man das geahnt hätte.

24:45

Ja und sonst muss man sagen es gab natürlich eine so genannte Vaterländische Front in Rodaun, aber die war nicht so ausgeprägt. Also diese verschiedenen Gruppierungen waren in s vern interessant.

15:00

Das Zentrum war letztlich ,in einem gewissen Sinne die Pahre, weil sich dort alles angelegt hatte. Es war einmal der Pfarrer da und wie ich geboren bin war das der Pfarrer Leb, der also bis zum Jahr 37 war dann ging er in Pension. Und dann kam also  dr Pfarrer Marchi, der ja im Krieg die Kirche innen renoviert hat, also man muss sich das vorstellen, er war ja stammgast im ersten Bezirk am Morzinplatz, bei der Gestapo. also die haben ihn in regelmäßigen Abständen eingeladen, also verhört, aber er war ja ein blitz gescheiter Mensch und er hat das dann immer so gemacht, dass man ihm ja nichts anhaben konnte.

26:13

Wenn ich nur denk an die Kirchenrenovierung das war ja eine große Sache, die war ja bunt, wenn man wissen will wie die früher ausgeschaut hat, dann hängt im alten Pfarraum oben ein Ölbild, das die Kirch innen zeigt, ungefähr um das Jahr 30, 35 herum. Also die war bunt in jeder Hinsicht und die wurde dann erst in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt auf weiß und Gold gefärbt, aber das war eine große Sache und während der Bauzeit im Sommer 1942, mitten im Krieg, haben die Gottesdienst stattgefunden in der Kirche des Klosters St. Christiana, die also damals noch nicht anderen Zwecken zugeführt war.

27:17

Und es war dem Pfarrer verboten zu sammeln, aber er ist das sehr gut umgangen. Bei seiner Predigt hat er dann gesagt, ja die Renovierung macht gute Fortschritte, natürlich kostet das viel Geld und ich weis ich brauch euch überhaupt nicht zu bitten um Geld, wie es kommen so viele zu mir und spenden etwas, ich brauch überhaupt nicht zu bitten. Also er hat nicht gesammelt.

27:57

Ja Geld war ja in der Kriegszeit nicht wirklich ein Problem. Die Leute konnten ja nichts kaufen, nichts besonderes und so konnte er diese Kirchenrenovierung durchführen. Die Nazi haben auch sehr auf ihn aufgepasst aus diesen Gründen.

28:20

Und ja die Schule war also wie gesagt eine zweiklassige Volksschule. die dritte und vierte Klasse, Schulstufe, wurde vom Direktor, Oberlehrer spendlingwimmer geleitet. außerdem war er in der Kirche Regenskori und Organist und dann war er beim Rodauner Männergesangsverein auch irgendwie integriert und war also eine richtige Persönlichkeit. Er hat also eine Dienstwohnung irgendwo gehabt im Schulgebäude, so hinten wenn man durchgegangen ist, oder auf jeden Fall im Schulgebäude hat er eine Dienstwohnung gehabt. Und wie die Nazi gekommen sind war er natürlich untragbar, auch umgekehrt er hat nichts angestellt gehabt, gefährliches für die Nazis, man konnte nichts bedrohliches gegen ihn tun, worauf sie ihn einfach in Pension geschickt haben, die haben ihm den Titel ,,Direktor” gegeben, haben ihn in Pension geschickt, er musste aus der Wohnung ausziehen und konnte dann eine Bleibe finden in St. Christiana und zwar steht im Park unten eine Barockvilla und zwar eine sehr große und da hat dann das Kloster ihm und seiner Familie das vermietet. Diese Villa ist also insofern interessant, dass die Kaiserin Maria Theresia, als sie die Pocken hatte, in quarantäne gegangen ist sie war dort eigentlich allein eine Magd hat sie betreut und der Leibarzt, der Franz Wietner, hat auch dort gewohnt um sie zu betreuen. Jedenfalls sie war dort edlich Wochen in Quarantäne und hat die Pocken dort gut überstanden, was damals keine selbstverständlichkeit war, sie war auch son um die 50, wie das passiert ist und sie hat also da jetzt schon Beziehungen zu Rodaun und vor allem zu Kalksburg gehabt.

31:05

Und vor allem in der Volksschule, das war alles sehr einfach. Ein Bretterboden ein geölter und eine Wandtafel und eine ABC Tafel hat es noch gegeben, ja vielleicht noch irgendwelche Landkarten und der direktor hat das eben mit staker Hand geführt, man muss sich ja überlegen wir warn nihct so viele Kinder, im einem Jahrgang waren, ich hab es jetzt überlegt, ungefähr 12 Kinder, ich glaube nicht, dass am 15 erreicht hat. Wenn man das jetzt mit 4 mulitipliziert waren das zwischen 50 und 60 Kinder in der Volksschule, anre das war aklles recht gut organisiert und sind da alle recht gut durchmischt worden, gute Klassenkommeratschaft gehabt. Das war eigentlich alles ganz normal, da hat es jetzt keine besonderen standesunterschiede gegeben, wenn man jetzt davon absieht, dass es in jeder Klasse ein, zwei Kinder gegebben habe, die also die vier jährige Volksschule mit 13 Jahren noch immer nicht abgeschlossen haben, die sind also dann irgendwo hinten gesessen und haben dort die Zeit abgesessen, aber das war jetzt nicht weiter schlimm.

33:08

Geheizt wurde mit einer art Kanonenofen, der hat halt so einen Durchmesser gehabt einen schwachen Meter und der hat also im Winter wirklich Hitze gespuckt, dass es gut war und der Herr Oberlehrer, der hat ja dadurch, dass er immer die Messe gespielt hat oben, auch im Winter, da ein bis zwei mal einen reisen Schnupfen gehabt. Er hatte die Eigenschaft gehabt, der Gedanke ist ja heute ist ja heute furchtbar, er hat seine Taschentücher immer solang es nur gegangen ist verwendet um sich hineinzuschneuzen. Und wenn sie dann nass waren hat er sie auf den Ofenschirm gehängt zum trocknen und die waren dann natürlich nach einer halben Stunde wieder trocken und dann konnte er sich weiter hinein schneuzen.

34:58

Ja das ist also auch eine Geschichte, denn meine Großmutter hat also 24 Enkelkinder gehabt und mein Großvater war ein Großkaufmann in Wien und eine sehr bekannte Persönlichkeit, die sich für das Wiener katholische Leben also sehr stark eingesetzt haben, obwohl er ja aus Deutschland, aus Dersten gekommen ist. Er war geschäftlich ganz kurz in Wien und wie es halt dann passiert, der Liebe wegen ist er dann ein Wiener geworden. War ursprünglich evangelisch, hat dann konvertiert, ist mit den Jesuiten sehr eng in verbindung gekommen. Und meine ganzen Onkel sind dann in Kalksburg ins Gymnasium gegangen und später meine Cousins auch und ich sollte diese Tradition weiter setzten, das war also das Jahr 1938, ich weiß nicht wie meine Eltern auf die Idee gekommen sind, dass das geht. Man war also damals noch blauäugiger und hat angenommen naja es wird halt ein bisschen schwieriger werden, aber es wird schon gehen.

36:42

Und da hab ich dann also im Jahr 38 die Aufnahmeprüfung, die damals ja vorgesehen war, im Kollegium gemacht. Und das war also eine neue Sache für mich, diese riesigen Räume, aber für mich war das Kollegium nichts unbekanntes für mich, weil wir dort immer meine Cousins besucht haben und wenn dort Theater gespielt wurde, dann haben wir uns das angeschaut, weil die dort mitgespielt haben. Natürlich dann ist das Kollegium im August oder so aufgehoben und ich bin also dagestanden mit meinem Zeugnis für die Aufnahmeprüfung.

37:40

Aber zu dem Zeitpunkt hat das Kollegium öffentlichkeitsrecht gehabt und es war also alles in Ordnung ich wiúrde dann in Mödling im Gymnasium angemeldet und bin dort gegangen. Ich war ja nicht der einzige der überhaupt dort hinüber gefahren ist, aus Perchtoldsdorf waren, so und so viele, die in Mödling ins Gymnasium gegangen sind und auch aus Rodaun ein paar. Die sind also alle schön brav mit dem 360 jeden Tag in der Früh nach Mödling gefahren und dann zu Mittag zurückgekommen. Das war also eine ganz interessante Sache.

38:24

Ein Schulkollege hat dann über die spätere Zeit, ungefähr 3, 4 Klasse ein buch geschrieben, dass wir schon sehr wenig zufrieden waren mit diesem totalitären Geist, der dort geherrscht hat. Und ich bin also dann also in Mödling in die Schule gegangen und damit war dann eh der Großteils des Tages ausgefüllt, denn bis man dann zu Hause waren, bis ein Uhr war der Unterricht. Dann hat man seine Aufgaben gemacht, ich hab sie wirklich gemacht. Dann war HJ zweimal in der woche und solche Schache. Un in Rodaun haben wir natürlich schon auch be irgendeiner organisierten Gruppe gespielt und das war interessanter Weise auf der Fläche, wo jetzt diese Häuser stehen, wenn man den Maurer Berg hinunter kommt.

40:03

Das war eine Geschtätten und das war die so genannte Balaverwiesn, ich weiß nicht warum und da waren also einige Gruben, auch einige Senkgruben, die von Rodaun entleert wurden oder ab und zu haben dort auch Zigeuner gecampt, wie man sagt heutzutage. Da hat man dann eben irgendwelche Spiele gemacht, wie es eben Burschen in dem Alter machen.

40:40

Da war noch etwas, ich war Ministrant, das hat auch viel Zeit benötigt. Ich bin mit etwa 7 Jahren Ministrant geworden, das hat damals auch dazugehört um ein richtiger Rodauner zu sein. Und es war auch eine ganz interessante einteilung, immer 6 Buben waren eine Mannschaft, das hat sich dann nur geändert, wenn einer aus dem Alter gekommen ist und da haben immer 2 eine woche lang alles machen müssen. also die mussten jeden Tasg in der früh ind er 7 Uhr Messe ministriere. Wenn am Nachmittag irgendeine Segensmesse, Sonntag mussten sie natürlich für die Frühmesse und für das Hochamt, das war halt dann von 10, so ungefähr, ministrieren. Ganz anstrengend war es, aber auch sehr beliebt, weil da hat man dann ein bissl Ansehen gehabt, wenn es einem dann gelungen ist die Weihnachtswoche zugeteilt zu bekommen in dem abgeschlossenen Radl, weil das war schon sehr anstrengend. Am heiligen Abend war einmal Nachmittags die Krippenandacht und dann war die Mitternachtsmesse, dann am Christtag war die Frühmesse und dann war das Hochamt und dann am Nachmittag war wieder eine Krippenandacht.

Naja da ist man dann also schon ziemlich gestresst worden, das war also für einen achtjährigen schon ganz beachtlich.

43:45

so eine besondere Ministrantenausbildung hat es nicht gegeben. Dafür haben wir aber einen ganz soliden Religionsunterricht gehabt. Wir waren natürlich auch nicht nur bei den Gottesdiensten dabei, waren auch oben haben etwa hergerichtet, haben dem Messner geholfen und haben mit dem ein sehr kollegiales Verhältnis gehabt, das war auch ein junger Mann, und zwar war er von Beruf Schuhmacher, das war sein Hauptberuf, und nebenbei dann eben Messner und hat gewohnt im Meyerhof. Da bei der Mariagrent Gasse hinein, das hat eben zum Kloster gehört, und dort hat er bewohnt ein kleines Häuschen mit seinen 2 Kindern und hat dort auch seine Schusterwerkstätte gehabt.

Er war auch zuständig fürs Leuten, das ist auch eine besondere Geschichte, das Leuten.

45:20

Beim Leuten ist einmal der Glöckel der alten Glocke gebrochen und ist durchs Fenster aufs Kirchendach hinaus gesaust und er stand daneben und der der abgebrochene Glöckel hat ihn am Kopf gestreift, zwei Zentimeter weiter und er wär natürlich tiót gewesen und er hat sein Leben lang eine kleine Narbe gehabt. Es war dann umso tragischer, er ist natürlich eingezogen worden im Krieg und ist gefallen, das war der Leopold Schick. Die Familie Schick war ja überhaupt so ein bissl in Rodaun für alles da und sein Bruder war bei der Reichskapelle.

46:15

Ja eine von diesen Organisationen war der Reichsbund, das war eine Jugendorganisation auf katholischer Basis und den hat es eben auch hier gegeben. Vor allem aber hat es eine Musikkapelle in Rodaun gegeben und das war die Reichsbund Kapelle, und die hat natürlich bei allen möglichen Gelegenheiten gespielt vor allem natürlich bei den kirchlichen Gelegenheiten, also Fronleichnam, Auferstehungsprozession und wenn sonst irgendeine kirchlich Festivität war oder ein Gemeindefest, dann hat die Reichsbund Kapelle gespielt. Die haben das ganz ordentlich gemacht.

47:29

Damit wären wir ja schon eigentlich bei déiner dieser Organisationen, aber um zurückzukommen, die Ausbildung der Ministranten ist so nebenbei gegangen und mit den Festen da wurde das dann allen erklärt. Der Pfarrer Leeb war ein sehr guter Mensch, der viel auch für Arme und so getan hat, aber wir Ministranten waren ja auch keine Lämmer, wir waren schon richtige Lausburma.

48:08

Ich kann mich nur erinnern, einmal hat da irgendeiner in der Sakristei einen unfug gemacht und da ist es dem Pfarrer Leeb zu dumm geworden und er hat den dann amal mit einem Fußtritt aus der Sakristei hinaus gefördert. Also da ist ihm sein Temperament durchgegangen.

48:42

Ich weis nicht, es waren nach mir auch noch Ministranten, ich bin j adann langsam hinausgewachsen mit dem Besuch des Gymnaiums in Mödling hat sich das dann erstens ein bisschen schlechter vereinbarn lassen und zweitens es sind ja die Jüngeren nachgerückt, das war so, und eigentlich ist dfas auch im Krieg ganz gut gegangen.

Ich weiß nur ich hab eine Zeit ausgeholfen in der Kirche, wie der Messner eingerückt war und da hab ic halt dem Pfarrer Marchi geholfen und bin halt dann in d Früh in die Kirche gegangen und hab da schnell hergerichtet und schnell mit den Glocken geläutet und dann nach 10 min bin ich gegangen und bin dann zur Straßenbahn gegeangen.

Das waren auch nur so etliche Monate, aber das hat sich irgendwie machen lassen.

50:00

Es war dann ja auch der Oberlehrer, Direktor spinglingwimmer in Pension, hat gleich daneben gewohnt und hat dann immer in der Messe unter der Woche ministriet, aber das waren ja ohne dies vielleicht 10 Leute, mehr sind da ja nicht gekommen, die mussten ja arbeiten gehen und die Frauen die haben auch was zu tun gehabt.

50:49

Naja zum Beispiel hat es ja im Krieg die Lebensmittelkarten gegeben, also man hat diese beheben müssen auf der Gemeinde, die sind für einen Monat gewesen und da waren dann so Ausschnitte drauf mit 5 Drca Wurst oder ein Viertel Liter Milch so auf die Art und Weise.

und das war das eine und wenn man irgendwelche Kleidungsstücke gebraucht hat, dann musste man sich auch einen Bezugsschein holen und das wurde auch abgewickelt im Gemeindeamt, das ist das heutige Kaffee Gartenhaus, da waren große Tische, so hab ich das in Erinnerung, abgewickelt hat das ja im großen und ganzen meine Mutter, weil ich war ja in der Schule.

52:00

Es wurden ja in der Zeit nach 34 überall Dollfuß Denkmäler gebaut und so auch eines in Rodaun und zwar hat das entworfen der Bildhauer Maler Sautner, von dem auch dieses Bild über das Innere der Bergkirche stammt, und das war eigentlich unwahrscheinlich neutral. Es ist mitten in diesem Hof gestanden, den das Haus heute bildet und das Fundament war in der Form eines Blockkreuz, Gruppenkreuzes. Und dann war es eine ca. zwei Meter hohe Vase, so ähnlich wie die Blüte einer Tulpe und dann irgendwo eine kleine Schrift, also das hätte man genau genommen ruhig stehen lassen, aber das ist natürlich auch nicht gegangen.

Das haben sie halt dann weggeräumt und einen Baum gepflanzt und der steht heute noch, oder vielleicht ist es schon der zweite oder der dritte, ich weiß es nicht genau.

53:27

Und dann hat es natürlich auch diese verschiedenen Organisationen gegeben, für die Kraftfahrer, eine eigene Sektion und für was noch alles. Es hat auch eine Wotor HJ gegeben und alle die nicht so viel von HJ mitbekommen wollten, die sind dann in diese Organisationen gegangen, da haben wir einen gehabt von der Motor SA, der hat uns dann so eingeführt, so eine Art Fahrschule, theoretische. Und dann hat es dort eine Buch 25 gegeben und dann sind wir halt einmal 10m gefahren und dann hab ich den wieder gesehen, dann war der stramm bei der SPÖ, aber er war ein ganz harmloser Fall.

54:57

Das war ja dann so ähnlich, bei der SA hat es auch so eine Motorgruppe gegeben und dann hat es eine Reitertruppe gegeben, aber nicht in Rodaun, wie sie sich sehr lustig gemacht haben über den Waldheim, naja was hätte er denn machen sollen, wo hätte er denn hingehen sollen.

55:24

Und wenn man einmal in einer solchen Gruppe war, dann war man gegenüber anderen Organisationen, vor allem eben SA, abgeschirmt, weil die durften keine Leute abwerben, weil wenn einer gesagt hat ihn interessiert das mehr, dann mussten sie es zur Kenntnis nehmen, aber direkt zur Werbetätigkeit war eigentlich nicht üblich und nicht möglich und nicht erwünscht.

55:57

Man darf ja nicht vergessen, die ´Zeit war ja relativ kurz 38- 45, die letzten Jahre, vom Jahr 44 an war ich eingerückt, war ich bei der Flugabwehr, da sind schon mal 2 von diesen 7 Jahren weggefallen und die ersten 2 Jahre da war ich noch bei der HJ. Also es war kein sonderlicher Spielraum für solche Aktivitäten.

57:04

Nein davon hab ich gar nichts mitbekommen, weil diese Angriffe waren ja alle erst ab dem Jahr 44 und da war ich also in einer Frackstellung die sich befunden hat also auf dem Autobahndamm, der damals schon im rohbau fertig war in Vösendorf. Und das war ja nur 10,5cm Flackbatterie, aber es war manchmal schon ein bisschen mulmig, weil einen schwachen km weg war die Raffinerie bei der Triesterstraße und ein Stückerl Richtung Alterlaa da waren auch irgendwelche Fabriken und es war also ungut, die sind ja in vielen Angriffswellen geflogen. Es gab ja Tage, da sind sie mit 1000 Flugzeugen von Italien nach Wien geflogen, um den Wiener Raum zu bombardieren, das wurde erzählt, dass die amerikanischen Piloten das gar nicht gern gemacht haben, weil sie gewusst haben, dass 5% kommen nicht zurück. Und darum haben sie sich um die Angriffe nach Wien nicht sehr gerissen. Vielleicht war das auch mit ein Grund, warum sie die Oper mit dem Westbahnhof verwechselt haben. Das kann alles sein, das weiß ich nicht genau, aber es war eine ziemlich große Sache, weil man darf sich nicht vorstellen die sind da geflogen und dann war da plötzlich ein weißes Wölkchen, so war das nicht, denn wenn also eine Granate in einer Entfernung von 200 m von einem Flugzeug explodiert ist, dann war das Flugzeug abgeschossen, das ist herunter gekommen, weil die Sprengkraft derart stark war, da war nichts zu machen.

59:50

Das waren aber kaum Rodauner, das war die Frau Keri, die insofern einen Sonderstatus gehabt hat als sie englische Staatsbürgerin war. Irgendwie hat man akzeptiert, dass sie nicht unter die rassengesetze fällt, man hat sie nicht angegriffen, man hat sie halt leben lassen, das hat sich so ergeben.

Und die anderen bekannten die waren eigentlich hauptsächlich aus Wien, die da also immer in Abständen gekommen sind und eine Damengure bei uns gemacht haben.

1:00:50

Wir haben dann von irgendeiner Bekannten dann gehört, ja ihre Mutter war Jüdin und die wurde dann da tatsächlich irgendwo hin exportiert, oder wie sagt man da, in ein KZ geschickt. Da hat man eigentlich nichts gehört. Da hat dann der Gemeindesekretär der Herr Haas, der hat einen Sohn gehabt der eben debil war und mongoloid und der konnte relativ lange in der Familie leben, bis dann der Punkt gekommen ist wo er, so zu sagen, gefährlich wurde und da ist er hat auch irgendwie nach Steinhof gekommen. Wie weit ich aber nicht weiß, ob dich Familie nicht ganz froh darüber war, weil er wurde von einer Tante gepflegt, und sexuell missbraucht und alles mögliche, also richtig gefährlich.

1:02:37

Aber eigentlich nicht so etwas außergewöhnliches, solche Menschen hat man ja damals auch schon in irgendwelche Anstalten gebracht. ICh muss sagen, so war Rodaun nicht sehr hervorstechend mit der jüdischen Bevölkerung. Man hat das also nicht irgendwie gespürt, das man da viserwie von dem Altenheim in der Elisenstraße da hat die Familie  Wundstein gewohnt da war er Jude und die Kinder haben sich dann relativisch abgesetzt als Halbjuden und sind nach Australien ausgewandert und dann aber auch da geblieben.

1:03:47

Da ist es seiner Frau gelungen, dass er nicht deportiert wurde und er war schon ein alter Herr und er hat dann dort weitgehend unbelästigt leben können in diesem Haus, das ist neben dem Bach bei der Pfitznergasse, dieses große schöne Haus. Das war bekannt, aber sonst ist mir nichts mehr erinnerlich.

1:05:01

Viel ist übertrieben, es gab einigen, die haben in Rodaun gar keine Rolle gespielt. Es gab in Rodaun ja keine evangelische Kirch, die nächste war irgendwo in Liesing und die haben also als Gruppe keine Rolle gespielt, ja die waren halt evangelisch.

1:05:47

Ja das war eigentlich damals schon normal, dass Zigeuner aufgetreten sind, es gab auch diese zigeunerischen Handwerker, die durch die Gassen gezogen sind, die also Kesselflicker waren, die mit dem Ruf ,,Fane Flicker, Fane Flicker” durch die Gassen gegangen sind und dann sind die Leute hinausgegangen und haben ihnen gebracht irgendwelche Pfannen oder Reindln die ein Loch gehabt haben und die haben dann eine Niete drauf gemacht und sie haben Messer geschliffen und so weiter.

Das war etwas ganz normales, das hat dazu gehört. Unn manchmal sind auc so ein, zwei Zigeuner aufgetaucht mit einem Tanzbären. Die haben einen Bären mitgehabt und er arme Kerl musste auf zwei Beinen irgendwelche Bewegungen machen und die zwei haben dazu gespielt und damit haben sie gebettelt.

Und dann gab es Zigeuner, die wenn sie zwei, drei Tage bleiben wollten dann haben sie dort unten auf der Gschtädten die Erlaubnis bekommen dort zu bleiben und dann sind sie nach zwei, drei Tagen wieder weitergezogen.

1:07:25

Das war ganz lustig, hat ja auch andere solche Freiberufler gegeben, zB. die Lavendelweiber, die sind aus der Slowakei gekommen und sind da durch die Gassen gezogen und haben gesagt ,,Lavendel, kaufts a Steißerl; frischen Lavendel ham ma da”. Mit diesem Lied sind die da durch die Gassen gezogen. Und ja, das war auch ein Teil von dem Rodauner Ortsbild, überhaupt aus dieser Gegend, das war nichts besonderes, das hat dazu gehört.

1:08:52

Man hat ja noch im Krieg angefangen, und zwar, man wollte behelfswohnungen für Ausgebombte machen, furchtbar war das, das war ein Wohnungsort, ich weiß nicht ob sie die jetzt noch zusammengelegt haben, auf jeden Fall haben diese Wohnungen ursprünglich 35 m^2 gehabt, ein wohnzimmer, ein Schlafzimmer, ein Kabinett, eine Küche, ein WC. Ich glaube aber das ist nicht fertig geworden wegen des Kriegs.

1:09:50

Die jungen Leute haben ja keine Zukunft gehabt da mit einem Bauernhof, da war ja nichts zu machen. Wenn ich denk die einen Bauernhof betreiben hat, die Frau Knittl, da wo heute der Billa ist,hat die ihren Bauernhof gehabt, das war so ein kleines Häuschen, die hat also ein Pferd gehabt und einen Wagen. Wovon sie wirklich gelebt hat, das ist mir nie wirklich bewusst geworden. Sie war eine Frau mit ungefähr 120 kg, das hat uns schon entsprechend beträgt, aber sie hat diese 120 kg jeden tag in der Früh über den Kirchberg hinauf in die Kirche geschleppt. nd sie hat auch irgendeinen Mann gehabt, der ihr die Arbeiten im Haus gemacht hat und sie hat ein Pferd gehabt, einen Wagen, mit dem man spazieren fahren konnte, weil Auto gab es ja nicht und ja aber sie hatte keine direkten Nachkommen

1:11:30

Der einzige der Nachkommen gehabt hat, das war der Distl, der Mülli Distl, der hat ein paar Kühe gehabt. Zu dem sind die Leute gekommen um die Milch und der hat Weingärten gehabt und damals schon ausgesteckt und da hat er irgendwo Wiesen gehabt, da hat er das Heu geholt und der alte Dist, jetzt ist das ca. die fünfte Generation die ich kenn, also damals der alte der war ein furchtbarer Knülcht.

1:12:16

Damals war es ja noch so, dass man am sonntag nicht gearbeitet hat und er ist dann also in seiner Alltagstracht herum stolziert mit einem Schutz und ein Kapperl am Kopf und da hat er sein Heu eingeführt. Und da sind die Leute gekommen und haben gesagt;: Herr distl warum arbeiten sie denn? Heut ist doch sonntag, was wird der Herr Gott sagen? Und der Distl hat gesagt: Der Herr Gott ist mein Bauch und hat sein Heu weiter eingeführt.

1:13:57

Ja also zB. der Lohma auf der heutigen Ketzergasse das si das Haus wo also der Bipa war daneben, der hat also eine relativ größere Landwirtschaft gehabt haben. Ganz gut muss die doch gegangen sein, denn er hat sich dann ein Motorrad gekauft und  hat sich, wie man so schön sagt, damit dastesen und ist tödlich verunglückt.

1:14:37

Und da hat dann die Frau Windberger, das war die Ecke Ketzergasse, Fürstlichen Steingasse, das war eine alte Frau, diese Landbauern die haben also auch Speditionsdienste geleistet. Dann Oppelmayer, das war so ein kleiner Landwirt auf der Letzten Gasse bei der Liesing, da wenn man richtung Norden schaut da sind so neue Häuser entstanden und dann ist ein kleines, niedriges Bauernhaus, heute noch so wie es immer war, und dort war also auch ein Kleinlandwirt. Die haben also eine Kuh gehabt und der Wagner und die Oppelmayer, die Tochter die lebt noch, die ist ein bissl älter als ich und lebt in Kalksburg im Caritasheim und hat angeblich so eine kleine Sammlung von Waagner- geräten zusammengetragen, die vielleicht noch in dem Haus sind, das ist in der Zwischenzeit, wie sie nach Kalksburg gegangen ist verkauft worden.

Das waren lauter so kleine Landwirte.

1:16:50

Da hat es in Rodaun alles gegeben, Lebensmittelgeschäfte und wenn ich jetzt anfange. Es hat einmal eines gegeben in der Hochstraße, dort wo die Kaltenleutgebener Straße einmündet. Und diese Geschäfte waren zum Teil auch gemischte Warenhandlungen, die haben nicht nur Lebensmittel geführt, sondern auch noch weis ich andere Sachen auch noch, die man halt auf einem Bauernhof braucht oder wenn man halt iene j

kleine Landwirtschaft hat.

Dann war links vom Kaffee Garten, wo dieses Durchhaus ist, da war eine Delikatessenhandlung, das war der Herr Schnattinger und der hat also die oberen Lebensmittel geführt, Salamie gehabt, Fisch gehabt und der hat Kaffee und Tee, die Kolonialwaren gehabt.

Dann am Fuß des Kirchenberges, dort wo Ordner ist mit dem großen weißen Zaun, das ist ja eine Weltfirma, also Baufirma mäßig. Das ist eine Tiroler Firma, die hat das gekauft. Da war also eine Lebensmittelhandlung. Das war der Herr Schmalz und sein Sohn war der Artur Schmalz und das war der einzige der mit dem Kapsch Sohn befreundet war.

1:19:07

Kapsch hatte sonst der Sohn, knappe 10 Jahre älter war als ich, der hat in Rodaun sonst keine Freunde gehabt. Das hat die Familie abgeschottet, aber der artur Schmalz der war wirklich befreundet und war auch oft dort bei Kapsch und der Kapsch hat ja sehr auf seine Familie geschaut. Wie der Sohn in die Volksschule gekommen ist da hat er die Schule ausmalen lassen innen. Also er hat also auch der Kirche viel gespendet, er hat soweit ich weiß den großen Luster in der Kirche gespendet und so einiges auch und hat also sich da schon seiner Verpflichtung nachgekomme; was zu tun.

1:20:30

Dort wo heute der Spar ist, da waren ja auch schon Lebensmittelgeschäfte. Da war eine Grünzeug Handlung. Obst und Gemüse, das war der Herr Schiffer mit seiner Frau; dann ist man ein paar Schritt hinunter gegangen. Dann später hat sich irgendwer anderer dieses Geschäftslokal übernommen und hat dann dort so Zwirn und Knöpfe verkauft. Aber meiner Zeit war vor allem der Herr Schiffer dort. Ja Blumen hat er auch verkauft und dann wenn man weiter gegangen ist da war der Herr Fessel der hat da auch eine Gemischtwarenhandlung gehabt.

1:21:49

Ecke Manowardagasse, damals Mautner Markhof Gasse da war der Herr Koso, dort wo heute diese Holhlbeugen sind diese etwas komischen. Die jetzige Besitzerin, eine Ärztin die wollte dann nach dem renovieren, dass diese Hohl Beugen bleiben. Dahinter war nichts.

1:22:36

Der Kosel war insbesondere insofern interessant, der hat eine sogenannte Maria Theresien Konzession, das heißt er hatte die Konzession mit allen handeln zu dürfen und so hat er es auch gemacht. Wenn man hineingekommen ist da hat er rechts so einen Glaskasten mit Schulheften und Bleistifte und solche Schane gehabt und dann wenn man weiter geschaut hat dann war da so eine Eckbuddl und oberhalb war eine Stange da sind die Würschtl gehangen und dann im Hintergrund war so ein Kessel da hat er Petroleum drinnen gehabt und dann waren Wände mit kauter so Schubladen und da war also alles mögliche drinnen, Getreide, Kuckeruzkörndln, Gerste, man konnte Hafer kaufen und so weiter. Und dann hat er natürlich auch Butter und Käse gehabt, ja vielleicht hat er auch ein paar Stoffe gehabt eine Schürze, ich weiß nicht, der hat wirklich die so ausgenutzt.

Und er hat drei Töchter gehabt, die älteste war die Fanny, die hat ein bissl einen religiösen Wahren gehabt, die war bissl komisch. Die Jüngste die war so lieb aber kein Geisteskind und die Mittlere war die Gretl die war sehr wif, die hat dann eigentlich den ganzen Laden geführt wie er dann schon sehr schlecht beisammen war, er hat sich dann nicht mehr sonderlich viel darum gekümmert. Er hat einen Sessel gehabt den hat er vor die Tür daneben gestellt und hat halt die Leute begrüßt, hat geschaut was sich auf der damals noch Liesinger Straße, Ketzergasse tut und so halt. Und seine Frau die war völlig unbedeutend, die hat halt den Haushalt geführt. Aber die Jüngste, die bissl naiv war; da war eine Bekannte von uns die hat halt eingehämmert und gesagt: Ja wissen Sie, die Sachen haben aber am Abend nicht mehr die Qualität, Klopapier das ist jetzt so schlecht. Und die hat gesagt: Ha, sind sie leicht mim Finger durchgekommen? Und sie dann nein nein nein, das hab ich nicht gesagt.

1:25:58

Dort wo man zum Kirchenberg hinaufkommt, auf dem Eck zu Villagasse hinein, dort ist ja jetzt auch ein modernes Haus. Dort war der Herr Schinkautz, das war ein ganz wichtiges Geschäft der hat nämlich alles geführt, was man für die Schule gebraucht hat, alle Schulhefte, alle Federn, alle Bleistifte, alle Buntstifte, jeden Klebeartikel und so weiter. Also was man für die Schule gebraucht hat, das hat alles der Herr Schinkautz gehabt.

1:27:25

Dann hat er Stoffe gehabt, Nähzubehör, also was man nur wollte. Das war das wichtigste Geschäft für uns junge Leute, dann aht er auch so kleine spielzeuge gehabt; der war ganz wichtig und sehr nett und freundlich immer. Das Geschäft ist eigentlich auch immer ganz gut gegangen.

1:27:58

Und dann beim Kaffee Garten rechts wo jetzt dieses Blumengeschäft drinnen ist, dort war eine Konditorei. Das war die Frau Banger, zuerst eine ältere Dame, die hat also dort diese berühmten Zuckerl gehabt, die berühmten Zuckerl Gläser mit dem Glasdeckel drauf. Und da waren dann die Seidenzuckerl, die sauren Zuckerl, die Drops und so weiter. Dann ein paar Mehlspeisen hat sie gehabt und im sommer hat sie Eis gehabt, das normale Eis im Stanitzel, aber sie hat auch die ersten Eislutscher gehabt, diese länglichen Eisgebilde an einem Staberl, die man also dann geschleckt hat.

Außerdem hat sie eine ganz wichtige Position gehabt, sie war der Vorverkauf für die Karten des Rodauner Kino.

1:29:26

Das Rodauner Kino das war ja eine Institution, dort woch der Hanauer jetzt ist, dort ungefähr war das Rodauner Kino. Das war so ein länglicher Saal mit etwa 20,25 Reihen zu 10, 11 Sitzen. Damals hat das insofern eine große rolle gespielt, weil nach Wien zu fahren in ein Theater das war nicht so normal, nein man ist ins Kino gegangen. Die haben auch zwei bis drei verschiedene Programme gespielt pro Woche. Und eben die Frau Banger hat neben ihren Zuckerl den Kartenvorverkauf für die Kinokarten gehabt. Dann später hat ihre Tochter das übernommen, die Betty Anger, das war eine sehr attraktive, sportliche, jüngere Frau.

(Dialog)

1:31:57

Die junge Frau Bangert war dann liiert mit dem Herr Mayer, der hatte eine höhere Position in der Zementfabrik gehabt, und ich weiß da war er dann verwitwet oder geschieden und dann haben die geheiratet und er hatte aus der ersten Ehe eine Tochter die war ungefähr so alt wie ich und ist mit mir in die Volksschule gegangen, meine erste Liebe.

1:33:16

Das war also die Konditorei und in der Hochstraße gab es dann noch ein Schuhgeschäft, das Postamt neben der Drogeri, der Herr Mittermeier, der hier die Drogeri gehabt hat, der aber auch einen Bruder hatte, der in Mödling wo dieses Durchhaus ist bei der Klostergasse, dort hat er die Drogeri dann gehabt mit Farbenhandel. Und er hat hier die Drogeri gehabt.

Dann gab es eben einen Maler, den Herrn Watzeg, der Anstreicher der Herr Kuffner. Dann gab es dort eine Geschirrhandlung dort in der Hochstraße, dann eben das schon erwähnte Lebensmittelgeschäft und dann wenn man hinunter gegangen ist, da wo einmal der Konsum drinnen war, wo jetzt noch immer kein Nachfolger gefunden wurde. Da weiß ich eigentlich gar nicht was da drinnen ist. Dann gab es dort einen Haarschneider, den Herrn Schwenecker und dann gab es dort ein Elektrowarengeschäft, die haben eigentlich ihr Geschäft in Mauer gehabt, ich glaub Schirm oder so haben die geheißen und die haben da in Rodaun eine Depandose gehabt. Also wenn man irgendwelche Glühlampen gebraucht hat oder so, dann ist man dahin gegangen.

1:35:52

Die Bäckerei Striegl und da ums Eck Richtung Kalksburg war der Fleischhauer Prinz, wir haben ja drei Fleischhauer gehabt, den Prinz, dann den Berl da jetzt diese Lackierfirma drinnen und dann in der Kaiser Franz Josefstraße der Happel. Der bedeutendste war der Herr Prinz und daneben war das Geschäft Striegl, dann eigentlich noch gar nicht so lang her, dass die Bäckerei zugesperrt hat. Das Pech war ja, dass der Stiegl der hat eine Mehlallergie gehabt und das ist für einen Becker ja nicht zu machen. Und die haben gesehen, wie sie e´sich geplagt haben und haben so die Kundschaft verloren. Die haben zB. ans Kloster St. Christiana geliefert, na die haben das dann von irgendeinem Lebensmittelhändler um das Halbe Geld bekommen die Semmel und das Brot. Da konnte der natürlich nicht mit, na die haben für den Großhandel geliefert. Und das merkwürdige war in der Hochstraße, Perchtoldsdorfer Straße gab es eine zweite Bäckerei, auch einen Herrn Striegel, der war also mit denen verwandt. Und die haben parallel der ihr Brot und die Semmeln durch etliche Jahre erzeugt.

Er ist dann ausgewandert nach Kanada, hat dort offenbar ganz gut gelebt und ist dann als Pensionist wieder zurückgekommen; da war aber die Bäckerei schon lange nicht mehr im Gange, die zweite.

(Dialog)

1:39:25

Woran ich mich aber sehr wohl erinnere ist an das Elektrogeschäft in der Hochstraße, der Herr Becker, der hatte allerHand elektrogeräte, vor allem Lampen und so Luster, aber auch Radios und Radioreparaturen. Der ist dann umgezogen, zu einem späteren Zeitpunkt dorthin neben der Dürren Liesing, dort war ein Lokal und dort ist er mit seinem Geschäft hingezogen und dort hater etliche Jahre dieses Geschäft betreiben.

1:40:20

Und seine Tochter hat betrieben die Woll- Lilly neben dem jetzt Chinesischem Restaurant auf der Breitenfurterstraße und das hat den Grund gehabt dieses Geschäft zu gründen, die ghat einen etwas reiferen Herren, ein sehr netten geheiratet und sie hatte 2 Töchter und beide Töchter waren nicht sehr wif und da haben sie sich gedacht sie machen dieses Wollgeschäft, damit sie eine Versorgung haben und sie haben das eigentlich auch ganz brav gemacht.

(Dialog)

1:41:39

Ich habe die Erinnerung an so ein kleines Holzhütterl, wie das auch bei der Straßenbahnstation vom 260, 360 war, das war eine ganz lustige Sache. #Die die das geführt hat die war verheiratet und sie war so ein bissl eine Hexe. Die waren nicjt miteinander bös, aber sie haben nicht miteinander gelebt, er war bei der Bundesbahn und wie dann in den 20 Jahren die große Welle der Kündigungen gekommen ist, da wurde er auch gekündigt und abgefertigt und hat eine kleine Pension von der Bundesbank bekommen und mehr brauchte er nicht, er hat noch da unten auf der Kaiser Franz Josef Straße ein Haus gehabt, dass einen kleinen Ertrag abgeworfen hat und sie hat eben die Trafik geführt. Da gab es ein paar Zeitungen und damals schon ein riesiges Sortiment an Zigaretten, Tabak Regime. Die hat man ja damals auch einzeln kaufen können; da hast hingehen können und sagen können ich krieg 3 Memphis und 5 Sport podre so ähnlich.

1:43:40

Ich glaube den Herrn Sarg; bei der Hochstraße, Perchtoldsdorfer Straße; das ist das letzte geschäft vor der Klostermauer. Der ist dann erst später gekommen, ich vermute, dass der invalide war oder sonst was, und dass er durch eine Trafik aufmachen konnte, ich glaub das Kloster dürfte ihm da geholfen haben.

1:44:05

Es war ja auch dort die Garage der Freiwilligen Feuerwehr von Rodaun. Die haben dort ihr Auto stehen gehabt was sie eben zum Feuer löschen gebraucht haben und die waren ja auch sehr wichtig, erstens zum Feuer löschen und zweitens wenn eine Verantwortung war, dass war die Feuerwehr und hat dort für Ordnung gesorgt.

1:45:10

Und eben das Postamt war dort oben, dann die Bäcker Striegl, dann um die Ecker Prinz und das wurde dann so vereint nach dem österreichischen Machtspruch ,,Due felix austria nube”, das heißt also, dass der Bäckersohn hat die Fleischhauers- Tochter geheiratet, der Karli, der ist aber auch schon in Pension, zwei Jahre älter als ich. Sie ist vor etlichen Jahren leider Gottes an Alzheimer gestorben, da hat er eine schlechte Zeit gehabt. Sie war aber Fleischhauermeister und hat also die Meisterprüfung gemacht und das war für eine Frau nicht so einfach, weil diese Fleischstücke; die hat da einen toten Ochsen hergehängt bekommen und musste den also tranchieren und ausnehmen und die Stücke zerteilen, also da hat es dann schon einen Helfer gegeben, der ihr dann den Rinderschinken runtergenommen hat, wenn die ihn freigelegt hat und das zum zerlegen war, aber schon allerHand.

(Dialog über Namen)

1:49:44

Unasphaltiert, eigentlich kann ich mich nicht erinnern. Die Rodauner Gemeinde war sehr aktiv, die hat sehr viel gemacht, also auch verstanden offenbar mit ihren finanzen umzugehen. Denn es hat zB. die haben die Feuerwehr unterstützt, sie haben die Pfarre unterstützt, ja es gibt aufzeichnungen wo ein neuer Pfarrer gekommen ist und er hatte gesagt man konnte eigentlich gar nicht leben im Pfarrhof, weil es hat überall gezogen im Winter und man hat mit Zeitungspapier die Türen stopfen müssen, dass man nicht dafriet´rt. und da hat die Gemeinde dann viel gemacht, sie hat auch was f´dafür gemacht, dass die Kirche immer wieder neue Glocken bekommt und so weiter. Und das hat also zum Beispiel die Gemeinde auch einen LKW gehabt, die Müllabfuhr hat da sehr gut funktioniert und zwar wurde das zuerst mit einem Pferdewagen gemacht und da ist der gekommen und hat mit einer Glocke geläutet, da haben die Leute auch gewusst wann der kommt und haben zhaltz so Kisstlen herausgestellt da war dann der Müll drinn. Vor allem war es ja die Asche. die man entsorgen musste, weil Zentralheizungen, Ölheizungen oder überhaupt Gasheizungen hat es ja nicht gegeben, man hat mit Kohlen geheizt und Asche musste entsorgt werden, Küchenabfälle und was wir halt sonst noch an schmutzigen Sachen gehabt haben und dann wurde das mit dem gemeindeeigenen LKW gemacht und der hat auch die Straßen geräumt und zwar kann ich mich da erinnern das war ja ganz eigenartig, da wurde unten am Auto wurde ein Holzpflock irgendwie befestigt und der hat dann den Schnee auf die Straßenseite geschoben und so hat man dann eben damals schon die Schneebeseitigung gemacht. Also in Rodaun hat das alles geklappt. Also schon vor 180 Jahren hat man schon den Friedhof aus der Ortsmitte dorthin verlegt, wo er sich auch heute noch befindet. Man hat ihn dann halt angemessen vergrößert und dadurch gibt es auch am Rodauner Friedhof eine ganze Reihe alter Grabstätten, dort wurden zwar sehr viele jetzt liquidiert, aber es sind doch noch eine ganze Menge alter Grabstätten da.

1:53:20

Es war eigentlich schon relativ früh so eine Sache in angriff zu nehmen, wo anders hat man die Gräber noch mitten im Ort gehabt.


Sr. Franziska Sucharipa


Alois Wallner

(* 5. 22. Mai 1920 in Rodaun; † 13. April 2019 in Rodaun)


Martin Wallner


Karl Fuchs


Hannes Radl


Brigitta Gisser


Inge Ambrosi


Sibylle Zangerl


Catriel Fuchs

(*15. März 1925 in Wien, )

Aus einem Brief am 13. Mai 2004

"Ich wurde im Dezember 1925 in Wien geboren, verbrachte meine ersten vier Lebensjahre in Landsee (St. Martin) im Burgenland und übersiedelte anschließend nach Rodaun, das damals noch zu Niederösterreich gehörte, wo ich auch die erste und zweite Volksschulklasse besuchte. Und damit bin ich ein G'scherter. Wir - Vater, Mutter, meine kleine Schwester Ruth und ich - waren die einzige jüdische Familie in Rodaun und lebten in ziemlich ärmlichen Verhältnissen. Ich verstand nie richtig, warum ich nicht mit allen anderen Schülern in die Bergkirche gehen durfte und hin und wieder "Gottesmörder" geschimpft wurde. Mein Vater, Frontsoldat im Ersten Weltkrieg, in dem er ein Auge verlor, war oft und länger unterwegs, und ich weiß eigentlich fast nichts über ihn. Irgendwann in den frühen Dreißigerjahren sah er sich veranlaßt oder gezwungen, aus Österreich zu fliehen; wahrscheinlich als Schutzbündler aus politischen Gründen. Ich sah ihn leider nie wieder. Da unsere Mutter uns nicht erhalten und versorgen konnte, wurden wir gnadenhalber als "Halbwaisen" in Wiener Waisenhäusern untergebracht. Ich besuchte die Schule in der Selzergasse im 14. Bezirk bis zur dritten Hauptschulklasse. Abgesehen von einigen Straßenraufereien, gelegentlichen Beleidigungen und rassistischen Demütigungen durch manche Mitschüler im Großen und Ganzen auf ganz normale Weise. Meinen damaligen Mitschülern verzeihe ich gerne, sie waren meines Alters und haben die Vorurteile und Verleumdungen von ihren Eltern gehört. Die meisten von ihnen fanden den Tod auf den Schlachtfeldern Rußlands, Frankreichs und Afrikas. Und dann - nach dem Anschluß im Jahr war alles plötzlich radikal anders. Wir wurden aus der Schule ausgeschlossen und zu "Freiwild" erklärt. "Juden und Hunden ist der Eintritt verboten", Ausgangssperre, Schindereien, das Waisenhaus wurde beschlagnahmt, wir wurden auf die Straße gesetzt und waren jugendlichen Schlägertruppen schutzlos ausgeliefert. Meine Mutter wurde aus Rodaun verbannt, welches dann stolz als "Judenrein" erklärt wurde. Sie fand nur im 2. Bezirk eine Einzimmerwohnung, die sie mit einer anderen Frau teilen mußte. Mit anderen willkürlich aufgegriffenen Frauen, älteren, oft gebrechlichen Personen und Kindern wurde sie des Öfteren gezwungen, eine der Brücken über den Donaukanal mit einer Zahnbürste zu putzen, unter dem Gespött der SA und Teilen der Bevölkerung. Ich wurde dreizehneinhalbjährig zur Zwangsarbeit eingezogen und arbeitete in einer Ziegelfabrik und bei einer Baufirma. Der "große Krieg" war schon ausgebrochen, und meine "Mitarbeiter" waren polnische und französische Kriegsgefangene. Ende 1939 gelang es der Israelitischen Kultusgemeinde - nach Bestechung und Bezahlung an die Gestapo - einer Gruppe Jugendlicher die Flucht über das Karawankengebirge zu Fuß nach Jugoslawien zu ermöglichen. Allerdings wurde ich bei Maribor in Slowenien von der Gendarmerie eingefangen und zurück in das "Großdeutsche Reich" abgeschoben. In Wien um Mitternacht angekommen, klopfte ich bei meiner Mutter an, die zuerst sicher war, daß ein so spätes Klopfen nur die Gestapo sein konnte, um sie zum Abtransport nach Osten zu holen. Als sie mich, den sie schon in Sicherheit im Ausland glaubte, sah, fiel sie fast in Ohnmacht. Ich lebte als "U-Boot" einige Monate in Wien, konnte dann noch einmal - im harten Winter abenteuerlich nur in kurzer Hose und Hemd, über Berge und durch Wälder bis Zagreb fliehen, wo mich die dortige jüdische Gemeinde sofort nach meiner Ankunft mit 40 Grad Fieber und Lungenentzündung ins Krankenhaus brachte und mich weiter betreute. Auch dort lebte ich ein illegales Untergrund-Dasein, wurde einige Male von der Polizei bei Razzien erwischt, tagelang mit Illegalen aller Arten in Zellen gesperrt, die für zehn Insassen bestimmt waren und mit wiederholter Abschiebung bedroht. Jedes Mal jedoch wurde ich von der Gemeinde gegen gehörige Bestechung befreit. Welches Glück ich eigentlich hatte! Einzelheiten würden hier zu weit führen. Mit dem letzten schon versiegelten Zug verließen wir Jugoslawien, als deutsche Truppen schon Belgrad bombardierten. Unser Zug wurde dann kurz nach der griechischen Grenze von italienischen Flugzeugen beschossen, wobei mir alle meine Familienfotos, Schulzeugnisse und Dokumente verloren gingen, als wir im Dreck neben der Böschung Deckung nahmen. Nun war es endgültig - meine offizielle Persönlichkeit war ausgelöscht, futsch - es gab mich nicht mehr. Abenteuerlich ging es weiter durch die Türkei, Syrien und den Libanon, bis ich im damaligen Palästina ankam und in einem Kibbutz aufgenommen wurde. Ich lernte eine neue Sprache (nach Serbisch) - die hebräische, arbeitete in der Landwirtschaft und gewann langsam meine Selbstachtung und mein Selbstvertrauen wieder. Kaum 18 Jahre alt, meldete ich mich als Freiwilliger zur britischen Kriegsmarine. Nach Kriegsende und meiner Demobilisierung war ich Mitglied der Untergrundorganisation "Hagana" und von 1947 bis 1950 Soldat der regulären israelischen Armee. Als ich schon in britischer Matrosenuniform war und überzeugt davon, daß ich den Krieg nicht überleben werde, beschlossen Hilde und ich 1944 zu heiraten. Ich überlebte jedoch und 1948 wurde unser Sohn Josef geboren (nach Hildes Vater benannt) und 1952 unsere Tochter Ruth-Helene (nach meiner Schwester und Mutter benannt). Von meiner gesamten Familie (Eltern, Geschwister, Onkel, Tanten, Kusinen und Großeltern) hat niemand überlebt - ich sah keinen je wieder. Nach längeren Nachforschungen meldete mir das Rote Kreuz nur, daß meine Mutter und Schwester (12jährig) im Jahre 1942 in Minsk ermordet wurden. Nun, ich meine, fürs Erste wäre es mit diesem knappen Tatsachenbericht genug. Über die Ängste, das Mutterseelenallein sein, das Gefühl des totalen Verlassenseins und die Aussichtslosigkeit damals, das langsame Wiedergewinnen von Selbstvertrauen, Dazugehörigkeit und Selbstachtung können wir uns ja in Zukunft unterhalten, sowie über alles, was euch interessieren sollte. Hoffend euch bald persönlich kennen zu lernen. Mit lieben Grüßen Catriel Fuchs.