Rudolf von Tierna

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Hans (I.) von Tierna (* vor 1346; † vor dem 17. Mai 1388, in Wien[1]), auch Jans von Tierna war Bürgermeister der Stadt Wien.

Herkunft und Familie

Hans (I.) von Tierna entstammte der Ritterfamilie von Tierna (auch Tirna, Tyrna). Er war einer der Söhne von Friedrich von Tierna aus dessen Ehe mit Anna[2] und mindestens dreimal verheiratet[3]:
in 1. Ehe ∞ mit Agnes (belegt vor 1368), der Tochter von Sieghart dem Grueber;
in 2. Ehe ∞ mit Elsbet (belegt vor 1372);
in 3. Ehe ∞ mit Anna (belegt 1368-1373).
Er hatte mindestens sieben Kinder.[1]

  • Seine Söhne Rudolf († 1389, in Wien) und Ludwig gerieten Ende des 14. Jahrhunderts in finanzielle Schwierigkeiten und mussten Teile ihrer Besitzungen veräußern. Rudolf starb an den Folgen eines Unfalls, als er vom Baugerüst des Stephansdoms stürzte. Ludwig stiftete 1395 die Margaretenkapelle in Matzleinsdorf.[2]
  • Nach den "Wiener Annalen" war es sein Sohn Paul, der am 2. Februar des Jahres 1389 oder nach dem 28. Dezember desselben Jahres im Turm von St. Stephan von einer Leiter erschlagen wurde, wonach es zwischen der Familie Tierna und seinem Schwiegervater Niklas den Pillung zu einem Streit kam, bei dem es um eine Geldsumme von ca. 20.000 Pfund ging.[4]
  • Nach den "Wiener Annalen" wurden zwei seiner Söhne im Jahr 1382 im Königreich Böhmen gefangen genommen und nach Wien gebracht, worauf sie auf Befehl von Herzog Albrecht mit dem Zopfe mehr als ein Jahr auf der Burg Kreuzenstein (bei Leobendorf) eingekerkert waren. Einer der beiden soll dabei wahnsinnig geworden sein.[5]

Ein Rudolf von Tierna ist am 20. März 1392 als landesfürstlicher Hubmeister des Herzogtums Österreich bezeugt.[6]

Leben

Hans von Tierna war 1346 Stadtrichter, 1362-1364 Bürgermeister und zwischen 1354 und 1378 mit kurzen Unterbrechungen Münzmeister. Er war außerdem zwischen 1356 und 1388 ebenfalls mit kurzen Unterbrechungen Hubmeister und 1365 Hofmeister von (Erz-)Herzog Rudolf IV. von Österreich ("Rudolf dem Stifter"). 1370-1374 gehörte er, gemeinsam mit Johann (I.) von Liechtenstein (Hans von Liechtenstein), Reinhart von Wehingen, Christian Syrfeier und Niklas Steiner[5], jenem Konsortium an, dem die Sanierung der nach Rudolfs Tod zerrütteten Landesfinanzen oblag.[2] Er streckte einige Male den Landesfürsten Albrecht mit dem Zopfe und Leopold dem Gerechten Geldmittel vor.[5] Zu seinen Besitzungen in Wien gehörte auch ein Haus am Hohen Markt, in dem er gestorben ist.[1] Nach dem Tod von Wernhard I. von Maissau spielte Hans von Tierna 1382 eine entscheidende Rolle bei jenen Aktivitäten, durch welche Herzog Albrecht (III.) "mit dem Zopfe" die Feste Wildberg, die bisher als "freies Eigen" der Maissauer gegolten hatte, als Lehen an sich brachte. Indem Hans von Tierna die Begleichung der Zahlungen, die Wernhards Familie jüdischen Geldverleihern schuldete, übernahm, erhielt er die Feste als Lehen, auf welches die Söhne von Heidenreich von Maissau sowie Konrad von Maissau und dessen Familie verzichten mussten.[7]

Belletristik

  • Anna Fuchs: Der blaue Liebesknoten. (Historische Romane im Gmeiner-Verlag). Gmeiner-Verlag 2014, ISBN 978-3839215753 (Das Schicksal des Hans von Tierna und seiner Söhne ist hier fiktiv ausgestaltet.)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 98
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Tirna. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 458.
  3. vgl. Hans von Tierna, Website Stadt Wien, Wiener Bürgermeister - Lebensdaten, eingesehen am 8. Dezember 2017
  4. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 100
  5. 5,0 5,1 5,2 vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 94
  6. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 101
  7. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990. S. 252