Fritze Lacke

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Adolf Karpellus - Fritzelack 1908

Otto Fritze kam 1846 im preußisch-schlesischen Kleinhöfel (heute Polen) zur Welt. Gemeinsam mit seinen Geschwistern betrieb er in Berlin eine Harzölfarbenfabrik, von der er Mitte der 1870er-Jahre ausschied und mit seiner Familie nach Österreich-Ungarn emigrierte. Im Jahr 1876 gründete Fritze in Wien die Hetzendorfer Lack-, Farben und Firniss-Fabrik O. Fritze[1], seit 1879 mit Firmensitz in der Stachegasse Nr. 16 im damaligen Vorort Altmannsdorf. Laut Handelsregistereintrag aus dem Jahre 1887 wurde Otto Fritze’s Gattin Elise, die Prokuristin des Unternehmens. Unter ihrer Regie erfolgte 1888 die Eröffnung einer Niederlage in der Wiener Jasomiergottstraße und 1891 am Wildpretmarkt. Niederlagen wurden 1894 auch im böhmischen Teplitz und 1895 in Czernowitz in der Bukowina[2] (heute Ukraine) bei bestehenden Farbwarenhändlern errichtet. Die gesamte Produktpalette fand in allen Teilen der Monarchie regen Absatz, auch das Kaiserhaus befand sich unter den Kunden.

Nachdem Otto Fritze im Oktober 1893 in jungen Jahren im 46. Lebensjahr verstorben war[3], wurde seine Gattin Elise 1896 Firmeninhaberin und die Prokura übernahm Sohn Paul. Im Jahre 1905 traten die beiden Söhne Otto jun. und Paul Fritze als Gesellschafter in das Unternehmen ein. In Prag, Budapest, Triest und Mailand wurden Auslieferungslager eingerichtet und die ersten Reisenden eingestellt. 1909 waren bereits sechs Vertreter für das Unternehmen tätig. 1916 verstarb Elise Fritze in Wien[4]. Im selben Jahr übernahmen ihre beiden Söhne Paul und Otto als Gesellschafter die Firma Scheibenberger & Kittler, die mit chemischen Produkten handelte. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gründete die Firma eine Zweigniederlassung in Czernowitz und erwarb im damaligen Sudetenland eine Lackfabrik im nordböhmischen Bünauburg bei Bodenbach. Nachdem im Juni 1923 Otto Fritze jun. nach langem schwerem Leiden in Leipzig, während einer Kur verstorben war[5], wurde sein Bruder Paul, Alleininhaber der Firma. In den nachfolgenden Jahren arbeiteten seine Söhne Willibald, Paul jun. und Eduard im Betrieb mit. Die Lackfabrik in Bünauburg wurde weiter ausgebaut, sodass sie schließlich 50 % der Kapazität des Stammhauses in Wien erreichte.

Im Zweiten Weltkrieg verlor Paul Fritze zwei Söhne und einige Mitarbeiter waren auch an der Front gefallen. Auch der Wiener Betrieb war durch Bombentreffer schwer beschädigt worden und die Brünauburger Fabrik wurde nach Kriegsende von den Tschechen enteignet und war damit verloren. Der Wiederaufbau der Fabrik erfolgte 1946 unter Paul Fritze sen., seinem Sohn Paul jun. und sein Neffe Heinrich Lehmann. Damals wurde der Markenname „OFRI“ für einen ölfreien Fritze Lack, der als Renovierungsanstrich im Innenbereich mit nur begrenzter Haltbarkeit diente, kreiert. 1955 verstarb im Alter von 82 Jahren Kommerzialrat Paul Fritze, der viele Jahre hindurch Präsident und Vizepräsident des Verbandes der österreichischen Lackfabrikanten gewesen sowie Mitglied der Wiener Handelskammer und des Beirates für Handelsstatistik war. Die Leitung des Unternehmens übernahm ab diesem Zeitpunkt Paul Fritze jun. und sein Cousin Heinrich Lehmann.

In den 1960er-Jahren wurde die Produktpalette der Firma Fritze Lacke erheblich erweitert, sodass die bestehenden Produktkapazitäten der Nachfrage nicht mehr gewachsen waren. So kam es zu betrieblichen Erweiterungen. 1964 erfolgte der Neubau des Labors, 1965/66 der Büroneubau sowie 1974/75 ein Lagerhallenneubau, der es ermöglichte, die Kapazität des Fertigwarenlagers auf 700 Tonnen zu erhöhen. Inzwischen arbeiteten auch Mag. Wolfgang und Uta Fritze in 4. Generation im Unternehmen mit. Gegen Ende der 1970er-Jahre veränderte sich der Markt durch die Entstehung der Baumärkte entscheidend, was zu Umsatzrückgängen bei den Farbenfachgeschäften führte. Auch die Ausfuhr von Fahrradlacken nach Polen brachen durch die erfolgte Marktöffnung nach der friedlichen Revolution von 1989 ein.

Infolgedessen übernahm der oberösterreichische Lackproduzent Ludwig Christ Lacke einen 50% Anteil des der Firma Fritze Lacke. Im Jahre 1996 kam es dann zur Veräußerung der restlichen, noch im Besitz der Eigentümerfamilie Fritze befindlichen, Anteile an die Firma Ludwig Christ Lacke. Anno 1999 erfolgte die Reorganisation der Firma mit der Stilllegung der Produktion in Wien und die Übersiedlung des Fertigwarenlagers ins oberösterreichische Asten. Die Farbenfachgeschäfte waren weiterhin die Zielgruppe des Unternehmens und das Fritze Lacke Kernsortiment wurde mit den Produkten der Firma Christ Lacke erweitert. Seit 2008 ist der Betrieb Teil der Ring International Holding AG. Im Jahre 2012 wurde Fritze Lacke, das bis dahin ein eigenständiges Unternehmen war, zu einer Marke von Rembrandtin Farbexperte. Im Jahre 2017 wurde Fritze Lacke wieder zu einem eigenständigen Unternehmen.

Firmenlogo und Slogan

Der Maler Adolf Karpellus erhielt 1908 den Auftrag, für die Firma Fritze Lacke einige Plakatentwürfe zu kreieren. Aus einem der Entwürfe wurde dann das bekannte kreisrunde Markenzeichen, der „Fritzebub“: Aus dem Logo des Unternehmens mit langer Tradition wurde ein geflügeltes Wort: Einen „Fritzelack“ zu machen bedeutet in der Wiener Umgangssprache einen spektakulären Sturz, wie bei einem Sportler, der die Kontrolle über seinen Körper verloren hat, hinzulegen und ebenso daliegt, wie der junge Handwerksbursch auf dem Reklameplakat. Das Plakat diente 2016 als Vorlage für eine Sondermarke der Österreichischen Post aus der Serie „Klassische Markenzeichen“. Der Slogan lautete: »Jedermann zum Streichen nimmt Lacke von O. Fritze, denn in Lacken steht bestimmt Fritze an der Spitze.«

Literatur

Einzelnachweise

  1. Harz - Oelfarbe. In: Gemeinde-Zeitung / Gemeinde-Zeitung. Unabhängiges, politisches Journal, 4. Mai 1876, S. 16 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gem
  2. Artikel in: Bukowinaer Post, 11. August 1895, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bup
  3. Kleine Chronik. In: Die Presse, 18. Oktober 1893, S. 15 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/apr
  4. Artikel in: Neue Freie Presse, 9. Jänner 1916, S. 28 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  5. Todefälle. In: Neue Freie Presse, 26. Juni 1923, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp