Ferdinand Schlaf
Ferdinand Peter Schlaf (* 11. Oktober 1839 in Wien, Innere Stadt; + 19. April 1911 in Wien, Wieden) war ein österreichischer Architekt und Stadtbaumeister.
Leben Ferdinand Schlaf erblickte in der Regierungszeit Kaiser Ferdinand I. als Sohn des königl. ungar. Hofkleidermachers Franz Schlaf, gebürtig aus Galizien und dessen Gattin Juliana geb. Eberle, Tochter eines Kürschnermeisters aus Hainburg, in Wien, Innere Stadt Nr. 1081 das Licht der Welt.
Nach seinem Besuch der Bürgerschule besuchte er in den Jahren 1856 bis 1860 das Wiener k.k. Polytechnische Institut und anschließend bis 1863 die Akademie der bildenden Künste, wo er von den Architekten Josef Hlávka, Sicardsburg und van der Nüll ausgebildet wurde.
Im Februar 1865 gründete er gemeinsam mit dem Architekten und Stadtbaumeister Theodor Neumayer die Baufirma Th. Neumayer & F. Schlaf in der Wiener Kettenbrückengasse Nr. 4 auf der Wieden, wo er als Architekt tätig war. Firma-Protokollierungen. In: Wiener Zeitung, 8. März 1865, S. 17 (online bei ANNO).
Eines seiner frühen Werke, das 1868 nach seinen Plänen ausgeführt wurde, ist das streng historistische sechsgeschossige Wohn- und Geschäftshaus in der Wiener Schwarzenbergstraße 8/Mahlerstraße 15.
Ebenfalls in diesem Jahr entwarf Ferdinand Schlaf für seinen Bruder, dem Schneidermeister und k.k. Hoflieferanten Franz Schlaf das Haus in der Wiener Gonzagagasse 13 Ecke Werdertorgasse 11, welches von seinem Kompagnon Theodor Neumayer ausgeführt wurde. Architekt, Bauherr und Baumeister waren auch beim gegenüberliegenden, viel aufwändiger instrumentierten Wohngebäude in der Gonzagagasse 14 die gleichen.
Anno 1870 suchte Schlaf um die Baumeisterkonzession an, wurde Mitglied in der Wiener Bau- und Steinmetzmeister Genossenschaft und gründete mit Georg Parthilla die Baufirma „Schlaf & Parthilla“, welche am Wiener Stock Im Eisenplatz Nr. 4 ihren Firmensitz hatte. Vom k.k. Handelsgerichte in Wien. In: Die Presse, 28. Juli 1870, S. 7 (online bei ANNO).
Ein Jahr später wurde er 1871 Mitglied im Österr. - und Architektenverein sowie in der Genossenschaft der bildenden Künste. Ebenfalls in streng historistischer Komposition errichtete Ferdinand Schlaf in dem Jahr für seinen Bruder Franz und sich ein Wohn- und Geschäftshaus in der Wiener Operngasse 16.
Kataster der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien: Handbuch für Ämter, Advokaten, Notare, Architekten, Baumeister, [...] https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/343459?query=%22Schlaf%20Franz%22
1872 kam es zur Gründung zu einer eher dubiosen Aktiengesellschaft mit den Namen Elementar Versicherungs-Aktienbank mit Sitz in Wien, in der Schlaf neben anderen honorigen Herrn Aktionär wurde,
Die Fruchtbörse von heute. In: Die Presse, 17. Jänner 1872, S. 18 (online bei ANNO).
und aus der er bereits ein Jahr später wieder ausstieg.
Elementarversicherungs Actienbank. In: Wiener Zeitung, 31. Jänner 1873, S. 18 (online bei ANNO). Aber schon 1875 kam es zu einer Anklage wegen des Vergehens der schuldbaren Krida in Bezug auf die Elementarbank Die Verwaltungsräthe der Elementarbank. In: Illustrirtes Wiener Extrablatt, 28. Oktober 1875, S. 1 (online bei ANNO). von der er aber freigesprochen wurde.
Im Jahre 1873 wohnte Schlaf in Wien IV., Giselastraße Nr. 4, der heutigen Bösendorfer Straße (1)
Schlaf war seit 30. Oktober 1883 verheiratet mit Aloisia geb. Pauska, einer Tochter aus Steinbach, Bezirk Kirchdorf in Oberösterreich. Die Ehe blieb aber kinderlos und somit machte Schlaf seinen Neffen dem späteren Professor Dr. Alois Schachner zum Ziehsohn. Schlaf verbrachte seine Sommerfrische samt Gattin und Dienstmädel in den Jahren 1895 bis 1904 in seiner Villa in Gmunden.
Nachdem seine Ehefrau Aloisia am 7. Oktober 1903 verstorben war, legte Schlaf 1904 seine Gewerbekonzession zurück und ging in den wohlverdienten Ruhestand. Die Baufirma Schlaf & Parthilla führte sein Kompagnon im Alleingang weiter.
Ferdinand Schlaf verstarb im April des Jahres 1911 im Alter von 71 Jahren in seiner Wiener Wohnung auf der Wieden, Mayerhofgasse 2a und wurde in der Paulaner-Kirche eingesegnet und nach einer Überführung im Familiengrab am Friedhof Himberg beerdigt.
Werke 1865 Miethaus, Wien 1, Gonzagagasse 14 1868 Miethaus, Wien 1, Gonzagagasse 13 1868 Miethaus, Wien 1, Schwarzenbergstraße 8/Mahlerstraße 15 1868-1869 Miethaus, Wien 1, Mahlerstraße 9 1871 Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 1, Operngasse 16/Nibelungengasse 2 1872 ehem. Wohnhaus Leopold Graf, Wien 1, Hegelgasse 8/Johannesgasse 27 1872 ehem. Haus Bösendorfer, Wien 9, Türkenstraße 9 (Hintertrakt) 1874 Miethaus, Wien 1, Doblhoffgasse 3 1874 Miethaus, Wien 4, Schwindgasse 9 Verschiedene Um- u. Zubauten in Wien
Einzelnachweise (1) Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger: nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/pageview/2330209?query=%22Schlaf%20Ferdinand%22
Wien I., Pfarre Sankt Stephan – Taufbuch 1838-1843 (fol.150) https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/01-st-stephan/01-113/?pg=153
Wien IV., Pfarre Wieden – Sterbebuch 1909-1911 (fol.12) https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/04-wieden/03-34/?pg=79
Wien IV., Pfarre Wieden – Sterbebuch 1902-1903 (fol.99) Aloisia Schlaf geb. Pauska https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/04-wieden/03-31/?pg=229
Trauerparte. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 20. April 1911, S. 28 (online bei ANNO).
Wien IV., Pfarre Sankt Karl Borromaeus – Taufbuch 1834-1838 (fol.187) Franz Schlaf https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/04-st-karl-borromaeus/01-10/?pg=189