Franz Anderle
Franz Karl Alois Anderle (* 2. April 1847 in Lundenburg, Mähren; † 12. September 1922 in Oberaichwald bei Latschach am Faakersee, Kärnten) war ein österreichisch-ungarischer Architekt, Baumeister und Bauunternehmer.
Leben Franz Anderle kam in mährischen Lundenburg als Sohn des gleichnamigen fürstlichen Liechtensteinischen Justiziar und dessen Gattin Nepomuccena geb. Neiser im damaligen Kaisertum Österreich zur Welt und wurde nach römisch katholischem Ritus getauft. Nach dem Besuch des Realgymnasiums absolvierte Anderle nach eigenen Angaben im Schuljahr 1863/64 ein Vorstudium an der Technischen Hochschule Brünn und studierte anschließend in den Jahren 1864 bis 1867 an der Technischen Hochschule Wien.
Um 1870 ehelichte Anderle seine erste Gattin, die aus Lindau in Bayern stammende Rosina Jochem, mit der drei Söhne hatte: Zdenko, Jaromir (*1872) Oberbaurat in Villach und Franz (*1874). Nachdem seine Gattin 1887 in Ybbs an der Donau verstorben war, ehelichte Anderle seine zweite Ehefrau Anna - eine Tochter des gräflichen Erziehers beim Grafen Traun - Friedrich Himmel und dessen Gattin Clementine Kevin de Novarre. Aus dieser Ehe entstammten die Töchter Anna (*1888-1964), verehelichte Zeissl und Helene (*1890), die später Fachärztin wurde.
Anno 1878 wurde Anderle Mitglied im Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein und ab 1882 war er Bauunternehmer. In dieser Funktion erbaute er mit dem Architekten und Baumeister Wilhelm Schimitzek sen. in den Jahren 1895 bis 1896 die beiden Häuser in Wien-Margarethen, Zentagasse Nr. 1 und Nr. 4. Ab dem Jahre 1885 kam noch die Tätigkeit als behördlich autorisierter Zivilingenieur dazu. Die Baumeisterkonzession erwarb Anderle erst 1903, wurde Mitglied bei der Genossenschaft der Bau- und Steinmetzmeister und gründete mit seinem Berufskollegen Schimitzek ein Jahr später die Bürogemeinschaft W. Schimitzek u. F. Anderle in Wien-Landstraße, Hintzerstraße Nr. 3, die bis 1914, dem Todesjahr Schimitzeks, bestand. Aber schon im Jahr 1910 scheint Anderle als Geschäftsführer des gemeinsamen Büros auf. Bis auf das Haus in Wien-Landstraße, Rudolf v. Altplatz 2, welches Anderle mit Hans Schimitzek, dem Sohn seines Partners errichtete, führte er sämtliche Werke mit seinem Partner aus. Anderle und Schimitzek sen. galten als die typischen Vertreter des „falschen Secessionismus“. Beide waren Anhänger des Späthistorismus, während sie sich bei der Wahl der Dekorationsformen als moderne Architekten verpflichtet fühlten. Anno 1914, zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde Anderle auch als Sachverständiger für Eisenbahn- und Straßenbau sowie zu einem andern Zeitpunkt als gerichtlich beeideter Sachverständiger und Schätzmeister herangezogen.
Franz Anderle verstarb im September 1922 im Alter von 75 Jahren in Oberaichwald bei Latschach am Faakersee in Kärnten an Arterienverkalkung und wurde am Latschacher Friedhof zur letzten Ruhe bestattet.
Werke Wohn- und Geschäftsbauten 1895-1896 Miethaus, Wien 5, Zentagasse 1 / Wiedner Hauptstraße 116 / Jahngasse 1 (Entwurf: W. Schimitzek, Bauherr: F. Anderle; Dekor reduziert) 1896 Miethaus, Wien 5, Zentagasse 4 (Entwurf.: W. Schimitzek, Bauherr: F. Anderle) 1904 Miethaus, Wien 7, Lindengasse 4 (mit W. Schimitzek) 1906 Wohnhäuser, Wien 14, Hütteldorferstraße 206-212 (mit W. Schimitzek) 1907 Wohnhaus, Wien 5, Vogelsanggasse 4 (mit W. Schimitzek) 1907 Miethaus, Wien 5, Zentagasse 7 / Vogelsanggasse 2 (mit W. Schimitzek) 1909 Wohnhaus, Wien 3, Rudolf v. Altplatz 2 (mit Hans Schimitzek)
Öffentliche Bauten 1904 Volksschule der Gemeinde Wien, Wien 22, Schüttaustraße 42 (mit W. Schimitzek)
Industrie- u. Gewerbebauten 1903-1905 Landmaschinenerzeugung Clayton & Shuttleworth, Wien 21, Shuttleworthstraße 8 (mit W. Schimitzek, von der ursprünglichen Anlage ist nur mehr der Wasserturm erhalten) 1906 Fabrik Samuel Meisel, Wien 10, Fernkorngasse 37-39 (mit W. Schimitzek; heute durch Wohnhaus ersetzt)
Einzelnachweise Mähren, Pfarre Lundenburg (Břeclav) – Taufbuch 1835-1849 (fol.231) https://www.mza.cz/actapublica/matrika/detail/2518?image=216000010-000253-003370-000000-002423-000000-00-B00976-01190.jp2
Wien II., Pfarre Sankt Johann Nepomuk – Trauungsbuch 1886-1890 (fol.133) https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/02-st-johann-nepomuk/02-09/?pg=137
Graz, Pfarre Münzgraben – Taufbuch 1873-1876 (fol.48) Franz Anderle jun. Sohn von Rosina https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/graz-seckau/graz-muenzgraben/677/?pg=53
Pfarre Ybbs an der Donau – Sterbebuch 1880-1890 (fol.157) Rosina Anderle aus Lindau in Bayern 1887 https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/st-poelten/ybbs-donau/03%252F10/?pg=190
Kärnten, Pfarre Latschach – Sterbebuch 1883-1963 (fol.67) https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/gurk/latschach-loce/L02_015-1/?pg=71