Adolf Kaipel im Zweiten Weltkrieg

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Der Riedlingsdorfer Adolf Kaipel, geboren am 19. Mai 1915, war einer von sechsundneunzig Riedlingsdorfer Gefallenen des 2. Weltkrieges. Seine Zeit in der Deutschen Wehrmacht ist durch eine Vielzahl von Briefen, welche die Zeit überdauert haben, gut dokumentiert.[1]

Einberufung und Ausbildung

Adolf Kaipel wurde Anfang Dezember 1938 zur 2. Kompanie des Infanterie-Regiments 131 nach Lundenburg/Breclav einberufen. Das IR 131 gehörte zur 44. Infanterie-Division, welche im Zuge der Sudetenkrise ab 1. Oktober 1938 neue Garnisonsstandorte im Sudetenland besetzte.

Am 4. Dezember 1938 schrieb Adolf Kaipel einen Brief an seine Verwandten in Riedlingsdorf.

„Meine Lieben!“

„Seid nicht bös, daß ich mir mit meinem Schreiben solange Zeit ließ. Wir sind erst am 2. an Ort und Stelle gekommen. Von Stockerau wurden wir nach Mistelbach und am anderen Tag von Mistelbach nach Lundenburg/Südmähren ehemals Tschechoslowakei gebracht, wo wir vorläufig eingestellt wurden. Es ist alles überfüllt und ich habe vielleicht Aussicht auf eine Dienstenthebung. Sollte es nicht zutreffen, so werden wir uns sicher zu Weihnachten treffen. Wir sind nun wieder gebunden und doch muß man alles leichter nehmen. Lundenburg ist eine schöne Stadt und ich freue mich schon darauf, wenn einmal der Ausgang gestattet ist. In einer ...schule sind wir untergebracht, vorläufig. Auch eine Kaserne hinterließen die Tschechen vier Stock hoch, was den Deutschen zu hoch ist, darum wird nächstes Jahr eine neue gebaut. Viel Neues kann ich Euch nicht schreiben, sondern muß den Vers in Umwandlung treffen "Tröste Dich, alles vergeht". Sollte irgendetwas Dringendes zu Hause eintreffen, so bitte ich um umgehende Weiterleitung. Seid vorläufig herzlich gegrüßt und sei nicht traurig Mutter, Gottes Auge wacht.“

„Heil Hitler. Euer Adolf Kaipel.“

Adolf Kaipel unterschrieb viele seiner Briefe mit Heil Hitler, zumal er in den 1930er-Jahren als illegaler Nationalsozialist sogar einige Wochen im Ständestaat inhaftiert war. Nichtsdestotrotz ist aus vielen seiner Briefe, vor allem in jenen die an der Front geschrieben wurden, eine große Friedenssehnsucht zu spüren.

Anfang Feber 1939 erreichte ihn ein Brief seines Bruders Samuel, in dem dieser über die Zustände in der Heimat berichtete:

„Lieber Bruder, am 9.2. haben wir unsere Musterung gehabt. Alle 13er (Anmerkung: Geburtsjahrgang 1913) sind tauglich gewesen. Wir Bauern haben bis Herbst Aufschub, die Arbeiter müssen innerhalb einer ganz kurzen Zeit einrücken. Die 14er sind auch alle eingerückt und in Oberwart und Pinkafeld ist alles voll mit Soldaten. Die werden sehr scharf hergenommen. Lieber Bruder, es wäre fast anders gekommen, denn wenn ich nicht soviel geredet hätte, hätte auch ich sofort gehen müssen, aber bis zum Herbst geht es sich sicher aus. Der Mühl Adolf ist ganz untauglich. Wir grüßen Dich nochmals auf das Herzlichste. Schreibe uns bald wieder wie es Dir geht.“

„Mit Gruß Samuel. Heil Hitler.“

Im gleichen Monat erhielt er von seinem besten Freund, Hans Nicka, einen Brief, welcher ebenfalls die Zustände in der Ortschaft Riedlingsdorf beschrieb (Inhalt gekürzt):

„Lieber Kamerad! Nach langer Zeit komme ich doch einmal dazu, Dir einige Zeilen zu schreiben....Und lieber Kamerad, das ist noch nicht die ganze Arbeit, dann habe ich in der Ortsgruppe immer zu tun und obendrauf habens mir jetzt vor 14 Tagen noch die Ortsleitung der NSV angehängt. Wenn man sich auch dagegen wehrt, bekommt man nur zur Antwort, ein Parteigenosse sagt zu nichts nein, es gibt nur ein Ja. Du wirst es ja selber wissen, wenn jemand mit einer Arbeit kommt, so sage ich selten nein. Dem K. habens die NSV entzogen, weißt es ohnehin wie er es immer gemacht hat, meistens betrunken usw. Es wäre mir lieber gewesen, wenn jemand anderer gewesen wäre, aber über diesen Beruf wagt sich niemand...Lieber Kamerad sonst ist in der Ortsgruppe ein großes Durcheinander, es sind nur immer Streitigkeiten und Raufereien. Wer früher unsere besten Kameraden waren, sind heute die schlechtesten. Näheres wird Dir ja sowieso Dein Bruder geschrieben haben. Lieber Kamerad, sei nicht bös, daß ich nicht geschrieben habe, es ging mit bestem Willen nicht. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder. Heil Hitler! Dein Kamerad Johann.“

Einzelnachweise

  1. Nachlass Adolf Kaipel