Hansy Kaffee
Die Kaffeerösterei Hansy befand sich zuletzt im Hause Baden, Erzherzog Rainer-Ring Nr. 5, geht auf den ehemaligen Leesdorfer Kaufmann Johann Mathias Odorfer Ende des 19. Jahrhunderts zurück und fusionierte im Jahr 2000 mit Santora Kaffee. Hansy-Kaffee hat damit eine über 100 Jahre alte, traditionsreiche Vergangenheit.
Chronik
Die Kaffeerösterei Hansy geht auf den Kaufmann Johann Matthias Odorfer zurück, welcher als Sohn des Stadthauptmanns von Rust Franz Odorfer und dessen Gattin Susanna geb. Seiler ebendort zur Welt kam. Johann Matthias Odorfer war mit Katharina geb. Preiß verheiratet, welche er im März 1884 in der Stiftspfarre Neukloster zu Wiener Neustadt ehelichte[1] und die ihm im Juli 1885 die einzige Tochter Katharina gebar[2], bevor sie mit nur 22 Jahren im März 1887 an einer Gehirnlähmung verstarb[3][4]. Im selben Jahr gründete Odorfer 1884 in Leesdorf, Hauptstraße Nr. 40, heute eine Katastralgemeinde von Baden, einen Gemischtwarenhandlung mit eigener Essigerzeugung[5]. Ab dem Jahr 1891 erweiterte Odorfer sein Sortiment durch den Verkauf von Kneipp’s Malzkaffee, welche die Gebrüder Ölz in Bregenz herstellten[6]. Anno 1905 heiratete Johann Matthias Odorfer’s einzige Tochter Katharina in der Stadtpfarrkirche Sankt Stephan zu Baden Hubert Hansy[7][8], einen Sohn des Ferdinand Hansy, dem Eigentümer der berühmten Hansy-Mühle in Baden. Zwei Jahre später übernahm 1907 Hubert Hansy von seinem Schwiegervater dessen Gemischtwarenhandlung sowie Essigerzeugung[9] unter dem Firmennamen „J. M. Odorfer’s Nachfolger Hubert Hansy“ und baute diese weiter aus. So wurden zusätzlich zum bestehenden Sortiment Liköre aus eigener Produktion sowie Kolonialwaren angeboten.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges erwarb Hubert Hansy 1914 das Haus am Erzherzog Rainer-Ring Nr. 5, Ecke Heiligenkreuzergasse Nr. 1, in dem vormals der Brauhof Baden mit dem Badener Bräu untergebracht war und übersiedelte seine Gemischtwarenhandlung in dieses Etablissement, das zum Stammhaus der Familie Hansy werden sollte und bis dato im Familienbesitz ist.
Mit der Errichtung einer eigenen Kaffeerösterei war Hansy im Kaffeegeschäft angekommen und die Marke Hansy-Kaffee war somit geboren. Zu diesem Behufe wurde in der Wiener Straße Nr. 46 ein Gebäude errichtet, in welchem die Kaffeeproduktion, die Likör- und Essigerzeugung sowie ein Engroshandel untergebracht wurde, dessen Verkauf bis nach Nordafrika reichte. Den Rohkaffee bezog er mittels der österreichischen Südbahn von einem Zollfreilager in Triest, welches Hansy gemeinsam mit Julius Meinl betrieb. Die Auslieferung des gerösteten Kaffees erfolgte durch das Fuhrwerksunternehmen Maglot, welches damals Handelsbetriebe, Gast- und Kaffeehäuser in nicht weniger als 33 Gemeinden belieferte.
In der Zwischenkriegszeit wandelte Hansy sein Einzelunternehmen im Jahre 1923 in eine Offene Handelsgesellschaft um, in der seine Gattin Katharina Gesellschafterin wurde[10] und die 1929 als solche wieder ausschied[11]. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm 1949 Helge Hansy, der 1922 geborene Sohn von Hubert und Katharina Hansy das Lebensmittel Detailgeschäft am Erzherzog Rainer-Ring Nr. 5 und die Kaffeerösterei, die Spirituosenfabrikation sowie die Kaffeerösterei in der Wienerstraße Nr. 46. mit dem Engros-Handel. Die diversen selbsterzeugten Edelbrände wurden als sogenannte „Casino-Brände“ vertrieben, als Flaschenlogo diente damals das Casino-Rad. Eine der Spirituosen hatte den Markennamen „17 und 4“ inne.
Anfang der 1970er Jahre, schloss Helge Hansy trotz Umstellung auf Selbstbedienung das Lebensmittelgeschäft am Erzherzog Rainer-Ring und verpachtete die Lokalität an die Creditansatl-Bankverein, die darin bis Ende der 1990er-Jahre eine Bankfiliale betrieb. Heute ist darin eine Tschibo Filiale untergebracht. Fünf Jahre später folgte 1977 die Schließung der Spirituosen- und Likörerzeugung in der Wienerstraße Nr. 46, die Kaffeerösterei wurde aber weitergeführt.
Im Jahre 1986 übernahm Helge Hansy’s Sohn Renée Hansy die Badener Kaffeefirma und es gelang ihm, mithilfe seines Vaters, die so traditionsreiche Kaffeerösterei neu zu beleben und in Folge zu einem beachtlichen Unternehmen der Branche aufzubauen. Anno 1998 gelang es Renée Hansy große Verkaufserfolge einzufahren, indem er den Hansy-Kaffee in den Export brachte. Hansy belieferte Kunden in Spanien und Übersee sowie viele Botschaften weltweit.
Auch wurden die Kaffeeverpackung neu designet und diverse Kaffee- sowie Gasthäuser mit Werbesonnenschirmen und Werbematerial versehen. Im Millenniumsjahr 2000 fusionierte Renée Hansy seinen Betrieb mit der Kaffeerösterei Santora in Münchendorf, die Marke Hansy-Kaffee war somit vom Markt verschwunden. Renée Hansy ist heute erfolgreich als Immobilienmakler unterwegs.
Einzelnachweise
- ↑ Wiener Neustadt, Stiftspfarre Neukloster – Trauungsbuch 1881-1898 (fol.53) Trauung Johann Matthias Odorfer mit Katharina Preiß
- ↑ Baden, Pfarre Sankt Stephan – Taufbuch 1883-1887 (fol.277) Katharina Odorfer (*1885 in Leesdorf Hauptstraße Nr. 40; † 11. Dezember 1968 in Baden)
- ↑ Baden, Pfarre Sankt Stephan – Sterbebuch 1887-1892 (fol.25) Katharina Odorfer geb. Preiß (1865-1887)
- ↑ Todesfälle. In: Badener Bezirks-Blatt, 12. März 1887, S. 4 (online bei ANNO).
- ↑ Firmaprotokollierungen. In: Badener Bezirks-Blatt, 24. Juni 1884, S. 3 (online bei ANNO).
- ↑ Kneipp’s-Malzkaffee. In: Badener Bezirks-Blatt, 11. Juni 1891, S. 4 (online bei ANNO).
- ↑ Baden, Pfarre Sankt Stephan – Trauungsbuch 1904-1907 (fol.85) Trauung Hubert Ferdinand Hansy (1880-1972) mit Katharina Odorfer (*1885)
- ↑ Pfarre Traiskirchen – Taufbuch 1872-1883 (fol.228) Taufeintrag Hubert Ferdinand Hansy (1880-1972)
- ↑ Firmaprotokollierungen. In: Wiener Zeitung, 7. April 1907, S. 21 (online bei ANNO). Hubert Hansy
- ↑ Änderungen und Zusätze zu bereits eingetragenen Firmen. In: Wiener Zeitung, 18. Dezember 1923, S. 10 (online bei ANNO).
- ↑ Firmaprotokollierungen. In: Wiener Zeitung, 6. Dezember 1929, S. 16 (online bei ANNO).