Mallersbach
Mallersbach ist eine Ortschaft auf dem Gebiet der gleichnamigen Katastralgemeinde der niederösterreichischen Gemeinde Hardegg im Bezirk Hollabrunn. Im 20. Jahrhundert besaß der Ort durch den Abbau und die Aufbereitung von Kaolin (Porzellanerde) eine wirtschaftliche Bedeutung.
Lage
Der nördlich von der Stadt Retz gelegene Ort Mallersbach ist heute Teil der im Waldviertel gelegenen Stadt Hardegg. Er liegt oberhalb des Manhartsberges.[1]
Ortsname
Der Ortsname wird vom slawischen Personennamen Mirin abgeleitet und gewöhnlich auf die Bezeichnung "Bach eines Mirin" zurückgeführt. [2]
Geschichte
Es wird vermutet, dass Mallersbach bzw. das Gebiet um Mallersdorf bereits vor 1000 besiedelt war.[2] Erstmals wird Mallersdorf als "Imrinsbach"1190 urkundlich genannt. Weitere urkundlich belegte Namensformen ("Mirinspach", "Milensbach", "Meilerspach", "Meilespach", "Merlespach", "Mailespach" und "Meyllerspach") zwischen 1220 und 1665 zeigen die Annäherung an die heute übliche Schreibweise.[3]
Im 13. Jahrhundert war Mallersbach der Sitz von Dienstleuten der Grafenfamilie von Plain und Hardegg. Unter dem Burggrafen Michael von Maidberg, Graf von Hardegg († 1483), dessen Familie die Grafen von Plain und Hardegg beerbt hatte, wurden zahlreiche Lehen der Grafschaft Hardegg an die Familie der Eitzinger verkauft. 1465 kaufte Stephan von Eitzing aus dieser einen Wald zu Mallersbach ("Meilespach"). 1481 übertrug Burggraf Michael von Maidburg die Grafschaft und seine weiteren Besitzungen Kaiser Friedrich III. als damaligen Landesfürsten des Herzogtums Österreich. Dessen Sohn Maximilian I. verkaufte die Grafschaft und mit dieser Mallersdorf um 1495 an die Familie Prüschenk und erhob diese zu Reichsgrafen von Hardegg.[3]Als Teil der alten Straße von Retz nach Riegersburg (heute Teil der Stadt Hardegg) besaß Mallersbach eine gewisse verkehrspolitsche Bedeutung.[4]
1848 wurde Mallersbach mit der Rosentalmühle eine selbständige Ortsgemeinde. 1875 wurde hier eine einklassige Volksschule eröffnet.[3] Aus der Rosentalmühle wurde 1920 das Elektrizitätswerk Rosental, das, 1921 eröffnet, Mallersbach und 15 weitere Orte mit elektrischen Strom versorgte, bis es 1945 zu Ende des Zweiten Weltkrieges von russischen Truppen zerstört wurde. 1963-1965 wurde in Mallersbach eine Ortswasserleitung mit eigenem Brunnen und Hochbehälter errichtet.[4] Im 20. Jahrhundert erlebte Mallersbach für einige Jahrzehnte mit dem Abbau und Export von Kaolin einen wirtschaftlichen Aufschwung.[3]
Hinweise zur Entwicklung des Ortes Mallersbach nach belegten Quellen
Nach dem Dienstbuch für die Grafschaft Hardegg aus dem Jahr 1571 bestand Mallersbach zu dieser Zeit aus 22 Ganzlehen, 17 Halblehen und einer Sägemühle in der Fugnitz, die zinspflichtig waren. Um 1665 bestand Mallersbach nach einer Pfarrbeschreibung aus diesem Jahr aus 28 Häuser. Das Grundbuch von 1726 listet 24 Ganzlehen und 14 Halblehen auf. Um 1900 bestand Mallersbach aus 78 Häusern, 1950 aus 83 Häusern.[3]
Der Mallerbacher Kaolinbergbau
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Mallersbach bis 1930 Rohkaolin abgebaut und mit Pferdefuhrwerken zur Aufbereitung nach Pleißing (heute Teil der Stadt Hardegg) gebracht. 1948 wurde in Mallersbach die "Mallersbacher Mineralverwertungsgesellschaft" gegründet und der Kaolinbergbau wieder aufgenommen. Nach dem Bau einer Aufbereitungsanlage konnte der abgebaute Rohkaolin seit 1953 vor Ort zu Feinkaolin verarbeitet werden. Dieser Reinkaolin war einige Zeit ein wichtiger Exportartikel, welcher nach Italien, Polen, Ungarn und die Schweiz exportiert wurde. Trotz einer staatlichen Unterstützung geriet die "Mallersbacher Mineralverwertungsgesellschaft" 1962 erstmals vorübergehend in finanzielle Schwierigkeiten. 1971 musste der Kaolinbergbau in Mallerdorf eingestellt werden, da das Vorkommen erschöpft war. Mit der Aufschließung eines Kaolinvorkommens in Fladnitz (heute Teil der Stadt Hardegg), dessen Qualität sogar wesentlich besser war als der Mallersbacher Kaolin, und dessen Aufbereitung in Mallersbach, konnte sich die "Mallersbacher Mineralverwertungsgesellschaft" noch einige Jahre halten. 1974 wurde sie geschlossen.[3]
Sehenswürdigkeiten
- die Mallersdorfer Kapelle
Literatur
- Konrad Jekl: Mallersbach. In: Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt. Jubiläumsfestschrift anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung Hardeggs als "Stadt". Eigenverlag, Hardegg, 1990. S. 181f.
Weblinks
Mallersbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Mallersbach, Website
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Mallersbach, Website, abgerufen am 28. Mai 2023
- ↑ 2,0 2,1 vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 181
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 182
- ↑ 4,0 4,1 vgl. Geschichte, Mallersbach.AT, abgerufen am 28. Mai 2023
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