Rudolf V. von Montfort
Graf Rudolf (V.) von Montfort-Feldkirch zu Feldkirch (* im 14. Jahrhundert; † 15. oder 17. November 1390, in Fußach auf der Burg Fußach)[A 1] war Herrscher über die im heutigen Bundesland Vorarlberg gelegene Grafschaft Feldkirch. Er war der letzte Graf von Feldkirch, gilt als Förderer der Stadt Feldkirch und ging als volkstümlicher Regent in die Vorarlberger Landesgeschichte ein.
Herkunft und Familie
Graf Rudolf (V.) von Montfort-Feldkirch zu Feldkirch war einer der Söhne des Grafen Rudolf (IV.) von Montfort-Feldkirch zu Feldkirch († 1375) und ein Enkel des Grafen Hugo (IV.) von Montfort-Feldkirch († 1310). Verheiratet war er seit 1369 mit Agnes von Matsch.[1]
Karriere und Wirken im Hochstift Chur
Rudolf (V.) von Montfort zu Feldkirch, dessen Erziehung im Wesentlichen sein gleichnamiger Großonkel († 1334), der Bischof von Chur und Konstanz, beeinflusste[2], wurde bereits 1329 Domherr von Chur.[3] Er schlug zunächst eine Klerikerlaufbahn ein.[4] Als im Jahr 1360 sein Bruder Ulrich (IV.) von Montfort-Feldkirch-Feldkirch († um 1367) in den Laienstand zurückkehrte, folgte er ihm als Dompropst von Chur nach.[3] Für das Hochstift Chur stiftete er 1368 die Kirche von Schaan (heute Teil des Fürstentums Liechtenstein) und übertrug ihm 1378 das Patronatsrecht der Pfarrkirchen in Rankweil und Götzis. Außerdem schenkte er dem Hochstift den Weinberg "Schellenberg" und bedachte es mit weiteren Natural- und Geldstiftung.[2] Nachdem Rudolf (V.) ebenfalls in den Laienstand zurückgekehrt war, war er weiterhin dem Hochstift Chur verbunden, als dessen weltlicher "Pfleger" er die Straße über den Septimer verbessern ließ. 1384 wurde er durch Wahl Bundeshauptmann der Bodenseestädte.[3]
Letzter Montforter Graf von Feldkirch
Trotz seines geistlichen Standes hatte sich Rudolf (V.) an den kriegerischen Unternehmungen seines gleichnamigen Vaters beteiligt. 1360 trat er mit diesem in Wien in einen "ewigen Bund" mit den Herzögen von Österreich (Habsburgern) ein. Nach dem Tod seines Bruders Ulrich (IV.) kehrte er 1368 in den Laienstand zurück und heiratete. 1372 unternahm er eine Pilgerreise ins Heilige Land, von der er sich vielleicht Nachkommen erhoffte. Nach dem Tod seines Vaters folgte er diesem um 1375 als Graf von Feldkirch nach. Schon zu diesem Zeitpunkt dürfte er davon überzeugt gewesen sein, dass er keine Kinder haben würde. Bereits 1375/76 verkaufte er die Grafschaft Feldkirch "auf Ableben" um ca. 30.000 Gulden an die Herzöge von Österreich (Habsburger), unter dem Vorbehalt eines Rückkaufes für den Fall, dass ihm doch noch ein ehelicher Sohn geboren würde. Nachdem 1379 die letzte Rate des Kaufpreises bezahlt war, übergab er die Grafschaft offiziell ihren neuen Besitzern.[3]
Mit dem sogenannten großen Freiheitsbrief für die Einwohnerschaft von Feldkirch aus Jahr 1376 erreichte er, dass diese dem Verkauf ihre Zustimmung erteilte.[5] Er gewährte ihnen zahlreiche Rechte: die Steuern wurden "eingefroren", die Bürgerschaft aus der Leibeigenschaft entlassen, das freie Recht zur Wahl ihres Bürgermeisters ("Stadtammanns") und Ähnliches. Diese Rechte waren für seine Rechtsnachfolger, in diesem Fall die Herzöge von Österreich (Habsburger) bindend, sollten aber erst nach seinem Tod in Kraft treten. Daher wurde der große Freiheitsbrief bis zu seinem Tod in der Reichsstadt Zürich hinterlegt.[3] Er bildete letztlich eine sehr wichtige Grundlage für die Ausbildung der Vorarlberger landständischen Verfassung.[6]
Förderer, Stifter und Wohltäter
Durch den Verkauf des Saminawaldes an Feldkirch im Jahr 1378 konnte Rudolf (V.) die Wirtschaft der Stadt entscheidend fördern. Er war wesentlich für die Stadterweiterung von Feldkirch verantwortlich, in deren Ausbau er die Geldsumme, die er für den Verkauf der Grafschaft erhalten hatte, investierte. 1379 begann er nach seinen eigenen Plänen mit dem Bau der Feldkircher Vorstadt. Noch im selben Jahr ließ er die Leonhardskirche erbauen.[3] Außerdem ließ er die Heiligkreuzkapelle erbauen und stiftete der Nikolauskirche zwei weitere Ältere.[7] 1387 folgte noch die Neuerrichtung des Brothauses, des Fleischhauses und des Salzhauses sowie die Neuregulierung des Salzbaches.[3]
Rudolf (V.) gründete 1383 das Kloster in Viktorsberg und 1388 das Kloster in Valduna (heute Teil der Stadt Rankweil).[3] Er veranstaltete erstmals Osterspiele und Ähnliches.[4] Mit der Stiftung der Feldkircher Fastnacht, die eine Speisung für bedürftige Kinder bedeutete, und der Stiftung eines Mastochsen als Bestgabe für die Feldkircher Schützen, wirkte er auch als Wohltäter.[8]
Nach seinem Tod wurde Rudolf (V.) in der Nikolauskirche in Feldkirch beigesetzt. Seine Jahrzeit wurde im Kloster Mehrerau in Bregenz, in der Domkirche von Chur und in der Bruderschaft auf dem Arlberg gefeiert.[8] Die Grafschaft Feldkirch wurde Teil des Habsburgerreiches[4] Seit Mitte des 15. Jahrhunderts war sie dauerhaft Teil von diesem. Im 19. Jahrhundert wurde sie Teil des Kronlandes Vorarlberg, seit 1918 Teil des Bundeslandes Vorarlberg.
Literatur
- Karl Heinz Burmeister: Die Entstehung und Entwicklung der Freiheiten der Stadt Feldkirch im 14. Jahrhundert. In: ders.: Die Grafen von Montfort. Geschichte, Recht, Kultur. Festgabe zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Alois Niederstätter (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv. N. F., Bd. 2). UVK Universitätsverlag Konstanz (UVK), Konstanz, 1996. ISBN 3-87940-560-3, S. 51-57, besonders S. 55f.
- Karl Heinz Burmeister: Rudolf V. von Montfort. Der letzte Graf von Feldkirch. In: ders.: Die Grafen von Montfort. Geschichte, Recht, Kultur. Festgabe zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Alois Niederstätter (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv. N. F., Bd. 2). UVK Universitätsverlag Konstanz (UVK), Konstanz, 1996. ISBN 3-87940-560-3, S. 209-211
- Karl Heinz Burmeister: Montfort, Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie. Duncker & Humblot, Berlin, 1997. ISBN 3-428-00199-0. Bd. 18, S. 51-54 digital
Weblinks
Rudolf (V.) von Montfort – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Stammtafel der Grafenfamilie von Montfort
- Rudolf V. von Montfort-Feldkirch, Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein
- Vorarlberg Chronik, APPS.VOL.AT, eingesehen am 16. Juli 2023
Einzelnachweise
- ↑ Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort. Geschichte, Recht, Kultur. Festgabe zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Alois Niederstätter (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv. N. F., Bd. 2). UVK Universitätsverlag Konstanz (UVK), Konstanz, 1996. ISBN 3-87940-560-3, S. 210 und S. 308 (Stammtafel)
- ↑ 2,0 2,1 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort. Geschichte, Recht, Kultur. Festgabe zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Alois Niederstätter (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv. N. F., Bd. 2). UVK Universitätsverlag Konstanz (UVK), Konstanz, 1996. ISBN 3-87940-560-3, S. 41
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 vgl. Karl Heinz Burmeister: Rudolf V. von Montfort, 1996, S. 210
- ↑ 4,0 4,1 4,2 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort. Geschichte, Recht, Kultur. Festgabe zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Alois Niederstätter (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv. N. F., Bd. 2). UVK Universitätsverlag Konstanz (UVK), Konstanz, 1996. ISBN 3-87940-560-3, S. 23
- ↑ vgl. Karl Heinz Burmeister: Montfort, Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie, 1997
- ↑ vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Entstehung und Entwicklung der Freiheiten der Stadt Feldkirch im 14. Jahrhundert, 1996, S. 56
- ↑ vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort. Geschichte, Recht, Kultur. Festgabe zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Alois Niederstätter (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv. N. F., Bd. 2). UVK Universitätsverlag Konstanz (UVK), Konstanz, 1996. ISBN 3-87940-560-3, S. 23 und S. 210
- ↑ 8,0 8,1 vgl. Karl Heinz Burmeister: Rudolf V. von Montfort, 1996, S. 211
Anmerkungen
- ↑ Daten nach Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 211 und S. 308 (Stammtafel)