Kammmacher
Kammmacher (teilweise auch Kammacher[1] geschrieben, auch: Strählmacher genannt) sind Handwerker eines in Österreich so gut wie ausgestorbenen Handwerks[2][3], welche Haarkämme aus Horn oder Elfenbein oder anderem Material verfertigen.[4] Sie gehören zu den Hornarbeitern, Künstler oder Handwerker, welche Horn bearbeiten.[5]
Gewerberechtliches
Die Erzeugung von Kämmen ist in Österreich seit den 1950er-Jahren ein freies Gewerbe, welches von Jedermann ausgeübt werden kann. Eine Lehre bzw. Meisterprüfung ist nicht erforderlich.
Arbeitsablauf
Grundmaterial für Kämme ist überwiegend Horn. Es wird aber auch aus Schildpatt, Elfenbein, Knochen, Buchsbaum- und Ebenholz oder Metall verarbeitet.
Auf der Örterbank (einer länglichen Bank) örtert der Kammmacher den Rohling (z. B. das Horn) indem er es zusägt (Absägung[6] der Örter, der Enden).[7] Danach wird der Rohling, soweit erforderlich, zur Hornplatte mit Hitzeeinwirkung geplättet. Die Kammmacher hauen den Kamm zu, indem sie z. B. der Hornplatte mit dem Haumesser (Behaumesser) die Grundgestalt des Kammes geben.[8] Der zugehauenen Kamm wird daraufhin mit dem Bockmesser (Schnitzer) auf dem Schabebock beschabt (geschnitzt).[9][10][11]
Mit dem Rimpler (auch Rümpler), einer breiten Säge mit zwei Blättern (auch Schneideisen[12]), werden die Zähne in die Kämme horizontal eingeschnitten, während der Rohling in der Kluppe[13] vertikal eingespannt ist. Das eine Blatt der Säge rimpelt / rumpelt[14], indem es den andern Zahn vorschneidet oder andeutet, da inzwischen das andere Blatt den Zahn gerade durchschneidet.[15] Danach werden bei Bedarf die eingeschnittenen Zähne des Kammes mit der Größerfeile ausgegrößert[16] (der Zwischenraum zwischen den Zähnen größer gemacht).[17]
Mit der Spitzfeile werden die Zähne der Kämme zugespitzt.[18] Auf der Filzgeige, einem mit Filz oder Tuch überzogenen Holz, werden die Kämme sodann poliert.[19][20]
Novelle
Der Schweizer Dichter Gottfried Keller schrieb 1855 die Novelle: Die drei gerechten Kammmacher, die bis heute zu den bekannteren Erzählungen Kellers gehört. Sie gilt als Beispiel einer realistischen Groteske. Keller beschreibt darin die Geschichte von drei deutschen Handwerksgesellen, die fleißig, sparsam, genügsam, berechnend und konfliktscheu arbeiten. Trotzdem – oder gerade deshalb – werden sie zu erbitterten Rivalen.
Webseite
- Der Kammmacher, Webseite: berufe-dieser-welt.de.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ engl.: comb maker.
- ↑ Tradition, Webseite: petz-hornmanufaktur.at, zuletzt abgerufen am 30. Dezember 2023.
- ↑ Der letzte traditionelle Hornkammmacher Österreichs, Webseite: 1133.at, zuletzt abgerufen am 30. Dezember 2023.
- ↑ Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Der Kammmacher.
- ↑ Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Der Hornarbeiter.
- ↑ Das Absägen wird auch Schroten des Horns genannt und erfolgt mit der Schrotsäge/ Örtersäge (Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Schroten. Siehe auch Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Die Schrotsäge.
- ↑ Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Örtern.
- ↑ Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Zuhauen.
- ↑ Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Der Bock.
- ↑ Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Der Schnitzer.
- ↑ Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Der Schabebock.
- ↑ Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Das Schneideeisen.
- ↑ Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Die Kluppe.
- ↑ Johann Karl Gottfried Jacobsson Technologisches Wörterbuch: oder Alphabetische Erklärung aller nützlichen Künste, Manufakturen, Fabriken und Handwerker, Webseite: google.books, S. 468 f.
- ↑ Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchwort: Rimpeln.
- ↑ Größern ist ein Kunstwort der Kammmacher.
- ↑ Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Ausgrößern.
- ↑ Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Die Spitzfeile.
- ↑ Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Die Filzgeige.
- ↑ Johann Christoph Adelung in Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart , Ausgabe Wien 1811, Suchworte: Die Geige.