Leopold V. (Österreich)

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Darstellung von Herzog Leopold (V.) von Österreich im "Liber Fundatorum Zwetlensis", genannt die "Bärenhaut" aus dem Jahr 1310

Herzog Leopold oder Liupold "der Tugendreiche" oder "Tugendhafte"[A 1] (* 1157; † 31. Dezember 1194, in Graz), auch Herzog Leopold (V.) Österreich beziehungsweise Herzog Leopold (II.) von Steier, herrschte über Gebiete im heutigen Land Österreich. Er war vor dem 21. Jahrhundert neben Markgraf Leopold "dem Heiligen" wegen seiner sagenumwobenen Teilnahme am "Dritten Kreuzzug" ("Lösegeld-Coup" mit dem englischen König Richard (I.) "Löwenherz", Entstehung der österreichischen Fahne) der vermutlich Bekannteste aus der Familie der Babenberger.

Ehe und Nachkommen

Leopold (V.) "der Tugendreiche" entstammte einer einflussreichen Herrscherfamilie, die heute als die Babenberger bezeichnet wird. Er war der ältere Sohn von Herzog Heinrich (II.) "Jasomirgott" († 1177) aus dessen Ehe mit Theodora Komnena († 1184), einer Nichte des byzantinischen Kaisers Manuel (I.). Er war der ältere Bruder von Herzog Heinrich von Mödling († 1223).

Leopold (V.) heiratete am 12. Mai 1174 die ca. gleichaltrige Ilona (Helene) (* 1158, † 25. Mai 1199), eine Schwester des ungarischen Königs Béla III..[1].[2] Aus dieser Ehe sind drei Kinder belegt:

Herrschaften

Leopold (V.) herrschte 1177–1194 über das Herzogtum Österreich. 1192–1194 herrschte er außerdem in Personalunion auch über das benachbarte Herzogtum Steier, das nach dem Tod des letzten Traungauers († 1192) unter seine Herrschaft gekommen war.[4] Den Eigenbesitz seiner Familie im Herzogtum Österreich konnte er wesentlich vergrößern, da in den 1180er-Jahren eine Reihe hochadliger Familien in "männlicher" Linie ausstarben und er ihr Erbe für sich gewinnen konnte.[5] So erbte er von der bairischen Grafenfamilie der Sulzbacher Güter südlich seiner Stadt Wien und den Burgort Hainburg[A 2]. Außerdem erbte er von den Herren von Perg Besitzungen westlich von St. Pölten und den im Machland gelegenen Ort Perg, nach dem sie sich benannt hatten. Von den bairischen Grafen von Schallaburg erbte er Gebiete an den Flüssen Pielach, Melk und Mank sowie im Weinviertel und an der Traisen, von den Burggrafen von Regensburg Gebiete in Persenbeug und bei Ybbs. Seine Machtstellung im Attergau und Traungau konnte er durch Besitzungen, die er von der Grafenfamilie von Poigen-Rebgau geerbt hatte, verbessern.[6]

Anfänge

Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Heinrich erhielt Leopold 1174 auf dem kaiserlichen Hoftag in Regensburg die "Schwertleite".[7] Am selben Tag, dem 12. Mai 1174, fand außerdem seine Hochzeit statt.[2] Nach dem Tod seines Vaters reiste er ins heutige Italien, wo Kaiser Friedrich I. "Barbarossa" ihm und seiner Familie den Herzogtitel und Länderbesitz bestätigte.[8]

Herzog Leopold (V.) war weder bei der Absetzung von Heinrich "dem Löwen" als Herzog von Baiern und Sachsen noch bei der Belehnung des bairischen Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach mit dem bairischen Herzogtum um 1180 anwesend. Die Gründe dafür sind unbekannt, möglicherweise hatte er sich selbst Hoffnungen auf das bairische Herzogtum gemacht, aus dem er nur das im Westen des heutigen Mühlviertels gelegene Gebiet zwischen dem Haselgraben und der Großen Mühl zu Lehen erhielt.[9] Langfristig sollten er und seine Nachfolger aber davon profitieren, denn das Herzogtum Steier, das ihnen später gehören sollte, entstand in diesem Zusammenhang, als die steirische Markgrafschaft vom bairischen Herzogtum gelöst und zu einem eigenen Herzogtum erhoben wurde.

1180-1190

Herzog Leopold schenkt Stift Heiligenkreuz die auf seiner Pilgerfahrt erworbene Kreuzreliquie. Bilddarstellung aus dem Jahr 1856

1181 besuchte Herzog Leopold (V.) den kaiserlichen Hoftag in Erfurt, wo sein etwa sechsjähriger älterer Sohn Friedrich mit dem Herzogtum Österreich belehnt wurde.[8] Anders als sein Vater, dessen Beziehung zu Kaiser Friedrich oft sehr angespannt gewesen war, unterhielt Leopold (V.) konsequente gute Beziehungen zum Kaiser.[10]

1182 unternahm Herzog Leopold eine Pilgerfahrt ins Heilige Land.[11] Diese verschaffte ihm in seiner Heimat einen besonderen Prestigegewinn.[12] Für den Hinweg wählte der Herzog die Route durch das Ungarische Königreich und das Byzantinische Reich.[6] In Byzanz wurde er von der Familie seiner Mutter ehrenvoll empfangen.[13] Im Sommer 1182 hielt er sich mehrere Monate im Königreich Jerusalem auf. Die Rückreise führte nach den Zwettler Annalen über das Meer nach Apulien.[14] Von dort ging es die Küste der Adria entlang. Es scheint, dass die Pilgerreise ohne besondere Zwischenfälle verlief. Ende des Jahres 1182 war Leopold (V.) wieder in seinem Herzogtum anzutreffen.[6]

Nach seiner Rückkehr von seiner Pilgerreise begleitete er 1183 Kaiser Friedrich I. ins heutige Italien, wo er mit anderen Reichsfürsten die Eidesleistung für den Vorvertrag erbrachte, welcher für den Kaiser mit den lombardischen Städten geschlossen wurde. Bei der Ausfertigung dieses Vertrages in Konstanz war er dagegen nicht anwesend. Seine Anwesenheit auf dem Pfingstfest von Mainz im Jahr 1284, wo er mit anderen Reichsfürsten um die Ehre rivalisierte, das Schwert dem Kaiser beim feierlich zelebrierten Kirchengang voranzutragen, belegt, dass er damals zum engsten Kreis der Reichsfürsten im Umfeld des Kaisers zählte.[15] Gemeinsam mit Friedrich von Schwaben († 1191), einem Sohn des Kaisers, und den Bischof Gottfried von Würzburg († 1199) war der Herzog auch für die Eidesleistung des Kaisers gegenüber einer byzantinischen Gesandtschaft um 1188/89 in Nürnberg zuständig, um ihre Bedenken gegenüber dem geplanten Dritten Kreuzzug zu zerstreuen.[16]

Der "Dritte Kreuzzug"

Kaiser Heinrich VI. verleiht Herzog Leopold (links, knieend) nach der Schlacht von Akkon sein neues rot-weiß-rotes Banner. Ausschnitt aus dem Babenberger-Stammbaum im Stift Klosterneuburg, geschaffen zw. 1489 und 1492

1190-1192 nahm Herzog Leopold (V.) am sogenannten "Dritten Kreuzzug" teil.[11] 1190-1192 nahm Herzog Leopold (V.) am sogenannten "Dritten Kreuzzug" teil.[11] Seine Aktivitäten bei den diplomatischen Vorbereitungen zu diesem waren recht signifikant.[16] Obgleich ein wichtiger Verbündeter von Kaiser Friedrich I., der dessen Teilnahme wünschte, konnte sich der Herzog aber dem kaiserlichen Kreuzfahrerheer in Wien wegen eines Konflikts mit dem ungarischen König um Grenzstreitigkeiten nicht sofort anschließen. Danach wurde seine Teilnahme beinahe dadurch verhindert, dass König Heinrich VI. († 1197) seine Heerfolge für einen Feldzug nach Sizilien forderte. Erst nachdem sein jüngerer Bruder, Herzog Heinrich, für ihn diese Heerfolge übernommen hatte, konnte Leopold (V.) im Spätherbst 1190 ins Heilige Land aufbrechen. Er wählte die Seeroute über das Mittelmeer, wobei er wegen Schwierigkeiten mit der Republik Venedig mit seinen Leuten in Zara überwintern musste. Möglicherweise war es die Wahl der Route, die durch die Anmietung von Schiffen ziemlich kostspielig war, ein Grund, weswegen Leopold mit einem relativ bescheidenen Gefolge aufgebrochen war. Erst im Frühjahr 1191 erreichte er die Hafenstadt Akkon, welche zu dieser Zeit von den Kreuzfahrern belagert wurde. Inzwischen hatte sich jedoch die politische Situation für die Kreuzzugsteilnehmer vollkommen geändert. Der Tod von Kaiser Friedrich I. hatte die Auflösung von dessen Kreuzfahrerheer zur Folge gehabt . Die Rolle, die in der Folge von den Königen Richard I. "Löwenherz" († 1199) und Philippe Auguste († 1223) übernommen worden war, verschlechterte die Lage für die Reste jener Kreuzzugsteilnehmer aus dem Heiligen Römischen Reich aus, die Akkon erreichten und die Leopold unter sich vereint haben dürfte. In einem regulären kaiserlichen Heer hätte Leopold (V.) zu den angesehensten Fürsten gehört, aufgrund der Entwicklungen befand er sich nun mit seinen ohnehin nicht allzu zahlreichen Gefolge in einer äußerst prekären Lage.[17]

Ob es vor diesem Hintergrund tatsächlich zu einem persönlichen, für den Herzog ehrverletzenden Vorfall durch den englischen König Richard I. Löwenherz gekommen ist, wird von der neuesten Geschichtsforschung seit dem 21. Jahrhundert stark angezweifelt, nicht zuletzt, da der englische Chronist Roger von Howden, der im Juni und Juli 1191 vor Ort war, darüber nichts berichtet[18]. Es dürfte allerdings Konflikte zwischen den wenigen Kreuzzugsteilnehmern aus dem Reich und dem englischen König gegeben haben, von denen die meisten wenig später abreisten. Auch Leopold (V.) kehrte noch 1191 in sein Herzogtum Österreich zurück.[19] Die Berichte späterer Chronisten seit dem 13. Jahrhundert über einen direkten Zusammenstoß zwischen dem Herzog und dem König sind durchwegs parteiisch, wobei es den Verfassern stets darum geht, der Gegenseite die Schuld zuzuweisen.[20] Während die Chronisten aus dem Heiligen Römischen Reich dem Geschehen zeitlich näherstanden und eher zurückhalten sind, finden sich bei den späteren englischsprachigen Chronisten sehr ausführliche und wesentlich parteiischer Darstellungen.[21]

Letzte Jahre

Darstellung von Herzog Leopold als Gründer der Stadt Wiener Neustadt auf der Fassade des ehemaligen Gasthauses "ZumWeißenRössl", Sgraffito des Malers Hans Vonmetz aus dem Jahr 1937

Im Gegensatz zum letztlich relativ unerfreulichen Kreuzzug waren die Jahre danach für Herzog Leopold (V.) eine sehr erfolgreiche Zeit. 1186 war die "Georgenberger Handfeste" mit dem letzten Herzog von Steier aus der Familie der Traungauer geschlossen worden, wodurch Herzog Leopold (V.) nach dessen Tod 1192 die Herrschaft über das Herzogtum Steier tatsächlich übernehmen konnte.[22] Die Gefangennahme von Richard I. Löwenherz und der herzogliche Anteil an dem Lösegeld, das dieser für seine Freilassung Kaiser Heinrich zahlen musste, verschafften dem Herzog enorme Geldmittel, die er sinnvoll und erfolgsorientiert verwendete. Mit dem Lösegeld finanzierte er den Bau einer im Grenzbereich seiner Herzogtümer Österreich und Steier gelegenen Stadt, die heute unter dem Namen Wiener Neustadt bekannt ist. Diese gewann als "Grenzfestung" und Herrschersitz im Spätmittelalter noch große Bedeutung und war im 15. Jahrhundert vorübergehend der Sitz des Kaisers. Inwieweit das Lösegeld noch für weitere Bauprojekte ausgereicht hat, ist in der Geschichtsforschung nicht eindeutig geklärt.[23]

Wegen der Gefangennahme des englischen Königs, die vielleicht mit Kaiser Heinrich (VI.) abgesprochen war, wurde Herzog Leopold allerdings exkommuniziert. Als er wenig später mit ca. 37 Jahren an den Folgen eines unglücklichen Reitunfalls starb, erlangte er noch vor seinem Tod die Aufhebung der Exkommunikation. Für die Einhaltung der Gelöbnisse, die er für die Aufhebung zu machen hatte, bürgte sein älterer Sohn und Nachfolger Friedrich, der sie nach dem Tod seines Vaters auch umsetzte.[24] Herzog Leopold hatte vor seinem Tod noch genug Zeit, die Nachfolge in seinen beiden Herzogtümern zu regeln. Obwohl die "Georgenberger Handfeste" eine gemeinsame Herrschaft für die Herzogtümer Österreich und Steier vorsah, entschied er, dass ihm sein älterer Sohn Friedrich als Herzog von Österreich nachfolgen sollte und der gleichnamige jüngere Sohn Leopold als Herzog von Steier. Diese Regelung wurde auch befolgt, wenn gleich der jüngere Leopold nach dem frühen Tod seines Bruders Friedrich 1198 auch die Herrschaft über das Herzogtum Österreich übernahm.[25]

Leopold bei seinen Zeitgenossen und in der aktuellen Geschichtsforschung

Obwohl Leopold (V.) "der Tugendreiche" in der Forschung des 21. Jahrhunderts häufig nur mehr auf eine Randnote um den Lösegeldcoup um Richard Löwenherz reduziert wird, dürfte er bei seinem Zeitgenossen sehr angesehen gewesen sein. Er soll, und dies nicht erst, nachdem er seinen Anteil am Lösegeld erhalten hatte, als reicher und liquider Fürst gegolten haben. Der Dichter Chréstien de Troyes erklärt in seinem Epos "Yvain" (um 1180) einen Bettüberwurf als so kostbar, dass selbst der Herzog von Österreich nie einen solchen sein eigen nannte. Offensichtlich war Herzog Leopold zumindest noch bei seinen Zeitgenossen noch alles andere als ein ein armer Fürst aus einem abgelegenen unbedeutenden Land.[26] In der Chronik seines Zeitgenossen Magnus von Reichersberg († um 1195) nennt ihn dieser im Zusammenhang mit seinem Tod den mächtigsten Fürst im östlichen Teil des Reiches ("Eodem anno mortuus est potentissimus princeps terrarum istarum Liupoldus dux Austriae") bezeichnet. Im Fürstenbuch von Jans Enikel († nach 1302) wird er als überaus bieder ("an mazen biderbe") bezeichnet.[27]

Bei seinen Zeitgenossen, die englischen Quellen ausgenommen, dürfte der Herzog offensichtlich recht angesehen gewesen sein. Obwohl es den Anschein hat, dass er sich, abgesehen von der Reliquie für das Stift Heiligenkreuz, nicht besonders um die Förderung von kirchlichen Einrichtungen verdient gemacht hat, erhielt Leopold nach seinem Tod von mehreren Stiften und Klöstern in seinen Herrschaftsgebieten durchaus wohlwollende Nachrufe, in denen besonders seine Frömmigkeit und Tugendhaftigkeit hervorgehoben ist. Hinweise darauf, dass er zumindest in der Zeit vor seinem Tod exkommuniziert war, fehlen zur Gänze. Die Katastrophe eines Donauhochwassers aus dieser Zeit zum Beispiel, von der die Österreichischen Annalen berichten, wird nicht etwa damit in Verbindung gebracht.[28] Mit dem Nachruf, den Reinmar von Hagenau, der als einer der angesehensten Minnesänger seiner Zeit gilt, dem Herzog widmete, hat der Herzog sogar Literaturgeschichte geschrieben. Es handelt sich um eine tief empfundene künstlerische Totenklage, welche Reinmar der verwitweten Herzogin in den Mund gelegt hat.[29]

Orte mit Bezug im heutigen Österreich

Gedenktafel für die von Herzog Leopold (V.) gegründete Wiener Münzprägestätte am Hohen Markt in Wien

Oberösterreich

  • Enns: Hier wurde am 17. August 1186 auf dem Georgenberg (heute: Schlosspark Ennsegg) die "Georgenberger Handfeste" zwischen Herzog Leopold V. und Herzog Ottokar (IV.) von Steier aus der Familie der Traungauer geschlossen, jener Erbvertrag, durch welchen das Herzogtum Steier 1192 an die Babenberger kam.[30] Enns zählt außerdem zu jenen Städten, denen nachgesagt wird, dass die Errichtung seiner Stadtmauern aus dem Lösegeld für Richard I. "Löwenherz" bezahlt wurde.[31]

Niederösterreich

Die Burg Dürnstein, auf welcher der englische König Richard Löwenherz gefangen gehalten wurde, in einer historistisch-phantasiereichen Darstellung aus dem Jahr 1880
  • Bad Fischau-Brunn: Zwischen 1192 und 1194 fand im damaligen Markt Fischau ein Landestaiding[A 3] statt, auf welcher Herzog Leopold (V.) mit seinen Ministerialen über die Gründung der späteren Stadt Wiener Neustadt verhandelte.[31] Mit der Gründung einer landesfürstlichen Stadt in einem Gebiet, wo der Herzog erst kürzlich die Herrschaft übernommen hatte, konnte er eindrucksvoll die neuen Machtverhältnisse dort demonstrieren. Daneben dürften auch militärische Überlegungen für die Gründung der "neuen Stadt" ausschlaggebend gewesen sein. Mit ihr konnte die Grenzsicherung zum ungarischen Königreich gestärkt und die Sicherung der Route über den Semmering aufgewertet werden.[32]
  • Hainburg: Es zählt zu jenen Städten im heutigen Niederösterreich, denen nachgesagt wird, dass die Errichtung seiner Stadtmauern mit dem Lösegeld für Richard I. "Löwenherz" finanziert wurde.[31]
  • Wiener Neustadt: Nachdem mit dem Herzogtum Steier 1192 die wichtigen Südrouten über die Grafschaft Pitten und den Semmering unter die Herrschaft von Herzog Leopold (V.) gelangten, ließ dieser zur Sicherung in der "Pittner Mark" eine neue Stadt und Feste gründen: Wiener Neustadt.[30] Nach dem 4. Februar 1194 wurde (angeblich) ein Teil des Lösegeldes für König Richard Löwenherz für die Finanzierung dieses Bauprojektes aufgewendet.[33] Wiener Neustadt sollte außerdem die Sicherung einer neuen Fernstraße übernehmen, welche vom Wiener Kärntnertor aus nach Süden führte.[31]

Steiermark

  • Friedberg: Die Stadt wurde unter Herzog Leopold (V.) gegründet. Angeblich wurde ihre Errichtung und ihre Befestigung aus dem Lösegeld für Richard I. "Löwenherz" finanziert.[31]

Wien

  • Wien, das unter Leopolds Vater dessen Hauptsitz gewesen war, hatte nicht zuletzt durch seine Lage an der Donau für den Handel an Bedeutung gewonnen, was unter Herzog Leopold (V.) mit der feierlichen Verleihung eines wichtigen Handelprivilegs im Jahr 1292 entsprechend gefördert wurde. Die Stadt erlebte unter ihm einen enormen Aufschwung als Marktort.[34]
  • Am 18. Mai 1189 reiste Friedrich I. Barbarossa in prominenter Begleitung, der sich bereits 1165 für einige Zeit in Wien aufgehalten hatte, auf dem Weg ins Heilige Land (Dritter Kreuzzug) über Wien, das damals bereits als größte "Stadt" des Herzogtums Österreich galt. Die Kreuzfahrerheer ließ Herzog Leopold bestens versorgen, allerdings mussten angeblich ca. 500 Teilnehmer wegen unsittlichen Lebenswandels, Diebstählen und anderen Exzessen es verlassen. Am 15. August 1190 brach Herzog Leopold ebenfalls von Wien aus zu diesem Kreuzzug auf.[35]
  • Nach der Chronik von Veit Arnpeck wurde am 20. oder 21. Dezember 1192 der als Pilger verkleidete König Richard Löwenherz in Erdberg bei Wien (heute Teil des 3. Wiener Gemeindebezirks gefangen genommen.[33] Ein Teil des Lösegeldes für ihn soll für eine Befestigung von Wien verwendet worden sein.[30] Gesichert ist, dass davon die Wiener Münzstätte eingerichtet wurde.[33]
  • Nach dem 4. Februar 1194 wurde ein Teil des Lösegeldes für König Richard (I.) Löwenherz für die Errichtung einer Stadtmauer verwendet.[33] Nach Kurt Klaudy soll die Stadtmauer aber erst 1240 unter Herzog Friedrich (II.) dem Streitbaren erbaut worden sein, als vorausschauende Schutzmaßnahme gegen den "Mongoleneinfall".[36]
  • Eine Folge des "Lösegeld-Coups" war Ende des Jahres 1193 die Gründung einer in Wien gelegenen Münzstätte und des Gremiums der Hausgenossen. Das Lösegeld ermöglichte mit dem Wiener Pfennig erstmals die Prägung Währung, welche sich in den beiden nächsten Jahrhunderten im Ostalpenraum neben dem Friesacher Pfennig des Erzstiftes Salzburg zur gängigsten Münze entwickelte.[37]

Erinnerungsstätten an Herzog Leopold "den Tugendreichen" im heutigen Österreich

Niederösterreich

  • Dürnstein: Auf der Burg Dürnstein, die damals im Besitz von Hadmar (II.) von Kuenring war, soll Leopold König Richard Löwenherz gefangen gehalten haben.[38]
  • Heiligenkreuz: Im Zisterzienserstift Heiligenkreuz befindet sich bis heute ein Partikel in der Größe einer Männerhand, der angeblich vom Heiligen Kreuz stammt. Herzog Leopold (V.) brachte ihn von seiner Pilgerfahrt im Jahr 1182 aus dem Heiligen Land mit und machte ihm dem Stift zum Geschenk.[6].[39]
  • Klosterneuburg: Herzog Leopold "der Tugendreiche" ist auf dem bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, der im Museum des Stiftes besichtigt werden kann, dargestellt.
  • Melk: Ein Historienbild von Herzog Leopold "der Tugendreiche" befindet sich in der "Babenberger-Galerie" in Stift Melk.

Oberösterreich

  • Enns: Die beiden Urkunden der "Georgenberger Handfeste" befinden sich heute im Stadtmuseum von Enns.

Wien

Leopold (V.) in Legende und Sage

Um seine Teilnahme am "Dritten Kreuzzug" (Entstehung des Bindenschildes) und an der Schlacht von Akkon sowie die Gefangennahme des englischen Königs Richard haben sich mehrere Sagen gebildet, deren Entstehungszeit ins 14. Jahrhundert fällt. Sie sind keineswegs realitätsgetreu, sondern vermitteln ein Bild davon, wie sich die Menschen damals einen mittelalterlichen Kreuzzug vorgestellt haben. Der dem höfisch-ritterlichen Ideal verpflichtete Herzog mutierte dort zu einem kühnen und ritterlichen Streiter gegen die Heiden.[41]

Leopold (V.) auf der Bühne

Leopold (V.) in Literatur und Belletristik

  • Georg Schreiber: Lösegeld für Löwenherz, historischer Jugendroman (1973)

Ausstellungen

  • Welt in Bewegung. Niederösterreichische Landesausstellung, 30. März - 10. November 2019[42][43][44]

Literatur

  • Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978
  • Karl Lechner: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976–1246 (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Band 23). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 6. Auflage 1996. ISBN 978-3205982296
  • Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6

Literatur zu Teilaspekten

Weblinks

 Leopold V. (Österreich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur, 1978, S. 47
  2. 2,0 2,1 Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 86
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Walter Kleindel: ‚Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Wien / Heidelberg: Ueberreuter 1978, Stammtafel der Babenberger (im Anhang)
  4. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 235
  5. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 235
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 236
  7. vgl. [w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: Die Babenberger, 2010, S 222
  8. 8,0 8,1 vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 230
  9. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 231
  10. vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge, 2021, S. 69
  11. 11,0 11,1 11,2 Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 70
  12. vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge, 2021, S. 68
  13. vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge, 2021, S. 65
  14. vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge, 2021, S. 66
  15. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 234f.
  16. 16,0 16,1 vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge, 2021, S. 69
  17. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 248ff.
  18. vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge, 2021, S. 85
  19. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 252
  20. vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge, 2021, S. 83
  21. vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge, 2021, S. 84
  22. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 253f.
  23. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 269ff.
  24. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 197 und S. 198
  25. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 199
  26. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 33
  27. vgl. Herbert Raidl: Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz in späterer Chronistik und volkstümlicher Überlieferung. (Ungedruckte) Diplomarbeit, Universität Wien, 1998. S. 16
  28. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 264 und S. 268
  29. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 268
  30. 30,0 30,1 30,2 Walther Krenn: Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955, S. 134
  31. 31,0 31,1 31,2 31,3 31,4 vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 270
  32. vgl. Karin Kühtreiber: Burg Dunkelstein. Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen eines hochmittelalterlichen Adelsitzes im südöstlichen Niederösterreich. Dissertation (ungedruckt), Universität Wien, 2006, Bd. 1, S. 21
  33. 33,0 33,1 33,2 33,3 vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 21
  34. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 255
  35. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 20f.
  36. vgl. Kurt Klaudy: Fragment Nr. 3. Über Friedrich, den Streitbaren - Versuch einer Ehrenrettung. In: Kurt Klaudy: Das Werden Wiens und seines Stephandoms. Neues Licht zur historischen Wissenschaft. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main, 2004. ISBN 3-631-51577-4, S. 32, S. 37ff., S. 42
  37. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 271
  38. Walther Krenn: Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955, S. 133
  39. vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge, 2021, S. 66f.
  40. vgl. Johann Christoph Allmayer-Beck: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Das Museum und seine Repräsentationsräume. Kiesel Verlag, Salzburg, 1981. ISBN 3-7023-0113-5. S. 29.
  41. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 253
  42. vgl. NÖ Landesausstellung 2019, Wiener-Neustadt.AT, abgerufen am 18. Mai 2019
  43. vgl. Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN), 29. März 2019online
  44. vgl. Angelika Mandler-Saul: Wiener Neustadt. Was kann die NÖ Landesausstellung 2019? Ein Lokalaugenschein Kritik online, 29. März 2019, abgerufen am 18. Mai 2019

Anmerkungen

  1. In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen, wobei es auch Abweichungen bei der Nummerierung gibt. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.
  2. Ungeklärt ist bisher, ob mit dem Burgort Hainburg die heutige Stadt Hainburg gemeint war oder Deutsch-Altenburg.
  3. Taiding oder Landestaiding findet sich im Mittelalter als Bezeichnung für Thing in den Gebieten des heutigen Österreich. Mit Thing wurden damals Volksversammlungen und Gerichts­versammlungen bezeichnet, die regelmäßigen an einem bestimmten Ort abgehalten wurden. Sie dienten vor allem der Erhaltung des Rechtsfriedens, wobei besonders die Stellung der Grundherrschaft als ordnende Obrigkeit in ihrem Herrschaftsbereichen gestärkt wurde. Auf dem Gebiet des heutigen Österreichs haben sich aus dem ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit schriftlich ausformulierte Taidingordnungen für die Herrschaften Steyregg oder Lustenfelden (heute Teil der Stadt Linz) erhalten.
  4. Obwohl der historische Herzog Leopold (V.) zu jener Zeit, in der William Shakespeare sein Theaterstück spielen lässt, nicht mehr am Leben war, tritt er dort als einer der zweifelhaften Verbündeten des französischen Königs auf. Die Figur des Herzogs von Österreich ist neben dem Babenberger auch durch den Grafen Vidomar von Limoges beeinflusst, dem die Burg gehörte, wo König Richard 1199 bei der Belagerung den Tod fand. Sie steht für den prahlerischen, wortbrüchigen und feigen Schurken, der bis zur Karikatur überzeichnet ist. Angesichts der ziemlich negativen "Presse", die der Herzog in englischen Quellen hat, ist dies aber nicht überraschend. Vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 268f.
VorgängerAmtNachfolger
Herzog Heinrich (II.) JasomirgottHerrscher über das Herzogtum Österreich
Altösterreich Adalbert Babenberger Stammbaum.svgCoat of arms of the archduchy of Austria.svg
1177–1194
Herzog Friedrich (I.) der Katholische
VorgängerAmtNachfolger
Herzog Otakar (IV.) von SteierHerrscher über das Herzogtum Steier
Blason Ducs de Styrie.svg
1192–1194
Herzog Leopold (VI.) der Glorreiche
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