Burg Kropfsberg

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Die Ruine der Burg Kropfsberg heute

Die Burg Kropfsberg war eine romanische Höhenburg im unteren Inntal. Im 16. Jahrhundert gehörte sie zu den größten Burgen im heutigen Bundesland Tirol. Heute zählt sie zu jenen Tiroler Burgruinen, von denen einiges erhalten geblieben ist. Da sie viele Jahre lang im Besitz des Erzstiftes Salzburg war, unterscheidet sich ihre Geschichte doch wesentlich von der anderer Tiroler Burgen, die seit dem späten Mittelalter Teil der Grafschaft Tirol waren.

Lage

Die heutige Ruine befindet sich an der Straße ins untere Inntal bei St. Gertraudi (Teil der Gemeinde Reith im Alpbachtal). Sie liegt auf einem etwa 70 Meter hohen Felsen über dem Inn.[1]

Bauwerk

Die Burg Kropfberg, erbaut im Mittelalter, diente zu dieser Zeit der Befestigung des Zillertales für das Erzstift Salzburg. Von ihrem Standort aus lassen sich die Verkehrswege ins untere Inntal und ins Zillertal gut kontrollieren. Trotz ihrer teilweise zerstörten Teile vermittelt sie noch heute einen guten Eindruck davon, was für eine eindrucksvolle Burganlage sie in ihrer besten Zeit war. Von einer ersten romanischen Burganlage ist heute nur mehr ein freistehender Turm, der nach Westen vorgeschoben war, erhalten. Von der zweiten, ebenfalls romanischen Burg hat sich im Wesentlichen nur die unter dem Salzburger Erzbischof Eberhard von Regensberg († 1246) erbaute romanische Hochburg erhalten. Errichtet um einen sechseckigen Hof bestand sie aus zwei recht gut erhaltenen Bergfrieden, dem Palas und Wirtschaftstrakten. Erhalten sind die Umfassungsmauern und die Mauern der einstigen Wohngebäude.[1]

Unter dem Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutschach († 1519) wurde außerdem die Burg neu befestigt. Damals wurde mit dem Bau der 900 Meter langen, äußere Ringmauer mit Schießfenstern und Schießscharten und den halbrunden Basteien, die heute noch zum Teil erhalten sind, begonnen. Die Fertigstellung um 1540 sollte Erzbischof Leonhard nicht mehr erleben. Im 16. Jahrhundert hatte die Burg ihre größte Ausdehnung und gehörte zu den größtem Burgen im heutigen Bundesland Tirol. Sie umfasste eine Fläche von 26.000 Quadratmetern, die durch den doppelten Bering geschützt war. Allerdings konnten auf ihr nur 60 bis 80 Personen untergebracht werden. Der Ausbau, der unter Erzbischof Leonhard begonnen wurde, hatte weniger strategische als machtpolitische Gründe. Die Burg sollte damals die landesfürstliche Macht und Stärke des Erzstiftes Salzburg demonstrieren.[1]

Aus dem 16. Jahrhundert stammen auch die Überreste der Rupertuskapelle, von der nur mehr das Portal, der achteckige Chorschluss, die Fenster, Wandpfeiler und Rippenansätze erkennbar sind. Repräsentative Räume bzw. künstlerischen Schmuck fehlen, was wohl damit zusammenhängt, dass die Burg nie Herrschaftssitz war und lediglich von Pflegern[A 1] verwaltet wurde.[1]

In der Hofmitte befindet sich noch immer eine Zisterne von ca. 47 Metern Tiefe. Der mittlere Bergfried ist ca. 30 m hoch und hat im unteren Bereich nur Lichtschlitze. Unter Leonhard von Keutschach wurde ihm um 1500 Wohngeschosse aufgesetzt. Diese sind heute noch an den großen Fenstern und dem unterschiedlichen Mauerwerk erkennbar. Der mittlere Bergfried wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben schwer beschädigt, Nach dem Krieg wurde er zu einer Aussichtswarte ausgebaut.[1]

Anfänge der Burg Kropfsberg

Burg Kropfsberg, um 1700

Nach Funden aus der Bronzezeit und der Römerzeit war der Burgfels, vermutlich wegen seiner strategisch günstigen Lage, schon damals besiedelt. 889 erhielt der spätere Salzburger Erzbischof Pilgrim († um 923) von König Arnulf von Kärnten († 899) mehrere Waldgebiete im späteren Zillertal.[2]

1281 wurde das Zillertal (ohne die Ausübung der hohen Gerichtsbarkeit) den Salzburger Erzbischöfen überlassen. Den Schutz des Zillertales für diese übernahmen die Herzöge on Baiern (Wittelsbacher)[A 2].[3] 1281 schloss Herzog Heinrich von (Nieder-)Baiern († 1290) mit dem Salzburger Erzbischof Rudolf von Hoheneck († 1290) einen Vertrag, in welchem er ihm und seinem Nachfolgern seinen Schutz für den Fall zu sicherte, dass einer der beiden eine Burg zur Befestigung der Salzburger Besitzungen im Zillertal errichten würde. Wenig später wurde diese Burg erbaut. Dabei dürfte es sich um Kropfsberg gehandelt haben, das 1286 erstmals urkundlich genannt ist, als Bartholomäus von Lichtenwert, sein Bruder und sein Onkel, die ohne Zustimmung des Salzburger Erzbischofs eine Burg im Zillertal erbaut hatten, versprechen mussten, keine weitere Burg mehr zu erbauen und für die Brechung von dieser keinen Schadensersatz zu fordern.[2] 1296 übergab der Salzburger Erzbischof Konrad von Fohnsdorf († 1312) die Burg Kropfsberg für einige Zeit an Herzog Rudolf (I.) von Oberbayern, Pfalzgraf bei Rhein († 1319).[4]

Die Burg Kropfsberg wurde vermutlich an jener Stelle der Straße ins untere Inntal erbaut, wo ursprünglich die römische Straßenstation Masciacum gestanden hatte.[2] Die erste Burg war vielleicht nur ein von Mauern umgebener Turm.

Burg Kropfsberg im Mittelalter

Im Mittelalter sicherte die Burg Kropfsberg die Besitzungen des Erzstiftes Salzburg im Zillertal und diente den Salzburger Erzbischöfen als Gerichts- und Verwaltungssitz. Außerdem konnte sie als eine vorgeschobene Grenzfeste genutzt werden, gegen das Herzogtum Baiern[A 3] und gegen die Grafschaft Tirol[A 4].[1]

Unter dem Salzburger Erzbischof Pilgrim II. von Puchheim († 1396) wurde Burg Kropfsberg wegen finanzieller Schwierigkeiten 1381-1384 an den Bischof von Chiemsee verpfändet. Nachdem dieser von den Herzögen von Baiern gefangen genommen wurde, zog er sich nach seiner Freilassung auf Kropfstein zurück.[4]

Im 15. Jahrhundert war die Burg Kropfsberg zwei Mal der Ort von Verhandlungen, an denen sich der Salzburger Erzbischof Eberhard von Neuhaus († 1427) beteiligte. So wurde 1412 am "Fürstentag" versucht, einen Streit zwischen Friedrich (IV.) von Österreich ("Friedrich dem Älteren") († 1439) und den Herzögen von Baiern (Wittelsbachern) beizulegen. 1416 wurde hier der "Vertrag von Kropfsberg" zwischen Herzog Friedrich (IV.) und Erzherzog Ernst (I.) von Österreich ("Ernst dem Eisernen") († 1424) geschlossen.[1]

1592 begann der Niedergang von Kropfsberg, als der Sitz des Pflegers nach Zell am Ziller verlegt wurde. In den Jahren danach wurde die Burg nur mehr von wenigen Personen bewohnt und nicht mehr instandgehalten. 1673 kam es zum Einsturz erster Gebäude. 1703 konnten Tiroler Schützen während des "Bayrischen Rummels" Soldaten des Herzogtums Baiern, die sichhier kurzfristig festgesetzt hatten, wieder verjagen.

Unter Kaiser Josef II. († 1791) wurde die Burgkapelle säkularisiert.[1]

Als das Zillertal 1809 das Zillertal zum Königreich Baiern kam, wurde Kropfsberg, das zu dieser Zeit längst zu einer Ruine verkommen war, an Bauern versteigert. Diese verkauften alle noch verwertbaren Bauteile, weshalb sich von der ursprünglich 2000 Quadratmeter großen Dachfläche kein Ziegel erhalten hat. [1]

1816 kam Kropfberg endgültig unter die Herrschaft der Habsburger. Der Torturm wurde zwar um 1850 saniert und bewohnbar gemacht. Um 1905 wurden aber Teile der bis zu 8 Meter hohen und 3 Meter dicken Ringmauer abgebrochen und als Material für die Inn-Regulierung verwendet. [1]

Seit dem 20. Jahrhundert ist die Ruine in privatem Besitz. 1940 wurde der Torturm nochmals saniert. Allerdings wurde die Ruine bei der Bombardierung der benachbarten Eisenbahnlinie 1945 in Mitleidenschaft gezogen. Seit 1985 wird die Ruine konserviert und restauriert.[1]

Belegte Pfleger und Amtmänner der Burg und Herrschaft Kropfsberg

Die Burg Kropfberg war im Mittelalter Gerichts-, Pfleg- und Verwaltungsitz und wurde gewöhnlich Pflegern und Amtmännern anvertraut.[4]

  • Konrad der Kuchler, genannt 1286[5]
  • Hermann von Bergheim, genannt 1299[4]
  • Ritter Warmund Pienzenauer, genannt 1307[4]
  • Ulrich Truchsess, genannt 1315[4]
  • Diether von Velben, genannt 1318[4]
  • Marchart von Bergheim, genannt 1338[4]
  • Hans von Freundsberg, genannt 1354[4]
  • Otto von Pienzenau, genannt 1354 und 1369[4]
  • Mert von der Alben, genannt 1365[4]
  • Warmund Pienzenauer, genannt 1386[4]
  • Otto de Kräzlein, genannt 1396[4]
  • Konrad von Wißpeck, genannt 1388[4]
  • Hans von Freundsberg, genannt 1402[4]
  • Ulrich von Weißpriach, genannt 1409[4]
  • Jörg von Thurn zu Neupeuern, genannt um 1429[4]
  • Jörg Trauner, 1435-1456[4]
  • Ambrosi Schöner, genannt 1450[4]
  • Ulrich von Freundsberg, genannt 1458, hatte die Pflege auf Lebenszeit[4]
  • Jakob von Thurn, genannt 1468[4]
  • Hans Schöner, genannt 1480[4]
  • Wolfgang von Preysing, genannt 1486[4]
  • Simon Enzler, genannt 1489[4]
  • Simon Hell, genannt 1493[6]

Burg Kropfsberg in Sage und Legende

Die Ruine Kropfsberg zählt zu jenen Ruinen, die Schauplatz einer Sage sind, wo es um eine Schatzhebung geht. Hier ist es ein "Glasherr" aus Brixlegg, der mit Hilfe eines "Venedigers" Teile des Schatzes aus der Ruine heben und auf einem Wagen fortbringen lässt. Ein altes Ehepaar, das in der Nähe der Ruine wohnt und das beobachtet hat, möchte daraufhin ebenfalls auf eine so bequeme Art reich werden. Die Frau bittet einen Kapuzinerpater um Hilfe. Dieser warnt sie davor, dass Geld, welches einem Schatzhüter abgezwungen wird, nie Glück bringt. Wenig später hilft sie einem "Venediger" bei ihr übernachtet hat, den Schatz zu heben, was aber nicht gelingt.[7]

Literatur

  • Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Nordtiroler Unterland (= Tiroler Burgenbuch XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 97-124

Weblinks

 Burg Kropfsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 vgl. Kropfsberg, Burgen-Austria.COM, abgerufen am 13. April 2024
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 105
  3. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 105f.
  4. 4,00 4,01 4,02 4,03 4,04 4,05 4,06 4,07 4,08 4,09 4,10 4,11 4,12 4,13 4,14 4,15 4,16 4,17 4,18 4,19 4,20 4,21 4,22 4,23 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 106
  5. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 105 und S. 106
  6. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 107
  7. vgl. Der Schatz auf Kropfsberg, Sagen.AT, abgerufen am 13. April 2024

Anmerkungen

  1. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
  2. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen bairischen Königs eingeführt. Da es in diesem Artikel um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird hier die alte Schreibweise mit i verwendet.
  3. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um das "Stammesherzogtum" bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  4. Das Gebiet der Grafschaft Tirol umfasste neben dem heutigen Bundesland Tirol (ausgenommen den Städten Rattenberg, Kitzbühel und Kufstein sowie Osttirol) auch Südtirol|Südtirol
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