Der Brocknerjack

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Der Brocknerjack war ein Zauberer und Übeltäter, der der Sage nach gemeinsam mit seinem Weib, der schönen Binderin im Mölltal in Kärnten und im Pustertal in Tirol sein Unwesen getrieben haben soll.

Leben nach der Beschreibung in den Sagen

Der Brocknerjack und sein Weib[A 1] treiben im Mölltal in Kärnten und im Pustertal in Tirol ihr Unwesen. Mehrmaligen Verhaftungen und einer Hinrichtung, die in Lienz stattfinden soll, kann sich der Brocknerjack dank seiner Zauberkräfte entziehen. Diese kann er stets nutzen, sobald er nur ein wenig die Erde berührt. Doch ist er nicht gänzlich unverwundbar. Als er in Bärengestalt einem reichen Bauern auf dem Grafenberg (heute Teil der Gemeinde Flattach) eine Kuh zerreißen will, verhindert dieser es mit Hilfe eines Steinschlags, der die Hüfte des Brocknerjacks trifft, worauf dieser den Bauern verflucht. Nachdem sein Weib als Hexe lebendig verbrannt wurde, wird der Brocknerjack jedoch unvorsichtig, und es gelingt seinen Häschern ihn endgültig zu fasse, indem sie verhindern, dass er dieses Mal die Erde berühren kann. Nachdem er einige Tage in einem eisernen Käfig gesperrt wurde, wird er auf dem Richtplatz in Lienz verbrannt. Sein Fluch gegen den Bauern erfüllt sich jedoch nach seinem Tod.[1].

Merkmale der Figur des Brocknerjacks

In den Sagen wird der Brocknerjack als Zauberer und seine Ehefrau als Hexe bezeichnet, die beide ihr Unwesen treiben und gefürchtet sind. Über ihre Herkunft oder ihren Werdegang wird nichts berichtet. Beide sind ein Gestaltwandlerpaar, wobei er sich bevorzug in einen Bären verwandelt. Bei seinem Gespräch mit den Neugierigen, die ihm auf dem Weg zu seiner Hinrichtung auf dem Richtplatz in Lienz begegnen (es handelt sich dabei um die erste Hinrichtung, die nicht zustande kommt), wird er als alter Mann bezeichnet. Dabei könnte es sich zwar auch um eine gewöhnliche Verkleidung handeln, doch im Zusammenhang mit seinem Abgang werden unbegreiflich schnelle Schritte und ausdrücklich ein gespenstiges Aussehen erwähnt. Im Zusammenhang mit der Hinrichtung seines Weibes wird erwähnt, dass er damals bereits alt war.

Die "schöne Binderin"

In den Sagen steht der Brocknerjack eindeutig im Mittelpunkt. Die "schöne Binderin" taucht nur im Zusammenhang mit ihm auf. Sie ist sein Weib, seine Komplizin und eine Hexe, und als solche endet sie schließlich auf Scheiterhaufen in Lienz. Doch selbst ihre Hinrichtung ist ausschließlich auf ihn bezogen, da sie offensichtlich nur dazu dient, auch sein Ende einzuleiten.

Die üblen Taten des Paares

Die Sagen beschränken sich meistens darauf, dass das "üble" Paar sein Unwesen treibt, ohne dass konkrete Übeltaten näher beschrieben werden. Einmal versucht der Brocknerjack in Bärengestalt eine Kuh zu reißen, ansonsten werden noch Schadenszauber, der gegen das Vieh gerichtet ist, Wetterzauber gegen die Ernte (Hagel, Überschwemmungen) und das Verursachen von Bränden erwähnt. Auf die Opfer des Paares, die aus der bäuerlichen Bevölkerung sein dürften, wird nicht näher eingegangen, direkt erwähnt wird nur der Bauer vom Grafenberg. Die Motivation für die Untaten des "üblen" Paares wird nicht gegeben.

Übeltäter oder auch Volksheld?

Die Figur des Brocknerjack ist in den Sagen auf der Erzählebene eindeutig negativ besetzt. Er ist ein böser Unhold, den letztlich sein verdientes Ende ereilt. Eine gewisse Ambivalenz lässt sich aber im Zusammenhang mit seiner ersten Hinrichtung entdecken: < br>"Auf der Höhe des Berges kam den Leuten[A 2] ein unbekannter, alter Mann nachgeeilt und frug einen nach dem andern, wohin er gehe, und auf den Bescheid: "nach Lienz, um den berüchtigten Brocknerjack verbrennen zu sehen", sagte der Fremde mit höhnischem Lächeln, da müsse er auch dabei sein; denn ohne ihn könne das interessante Schauspiel nicht stattfinden."[2] Gegen den Strich gelesen könnte die Sage um die schief gegangenen Hinrichtung auch als dreister Streich gegen die Obrigkeit gedeutet werden, der bei einem Volkshelden durchaus positiv besetzt ist. Auch was die Mölltaler (Kärntner) wenig später auf dem Richtplatz in Lienz erleben, würde eine solche Deutung zu lassen: < br>"In Lienz auf dem Richtplatze angekommen, fanden sie wohl einen schönen Scheiterhaufen, doch keinen armen Sünder; die Tiroler selbst aber standen mit langen Gesichtern und offenen Mäulern vor dem Gerichtshause, und die Häscher und Schließer, der Scharfrichter und seine Knechte krochen umsonst vom tiefsten Kerker bis auf den Dachboden und in die Rauchfänge. Der Brocknerjack war und blieb verschwunden."[3] Daneben sind hier vielleicht auch "nationale" Untertöne auszumachen, als Düpierte werden hier eindeutig Tiroler gezeigt, die Mölltaler (Kärntner) sind dagegen nur die Augenzeugen.

Motive mit Assoziationen zu anderen Stoffen

  • "<...> denn er durfte nur ein klein wenig die Erde berühren, und die Freiheit war ihm durch seine Zauberkünste gewiss."[4] Das Motiv
  • Der eiserne Käfig hat hier wohl auch dramaturgische Gründe, ... Assoziationen zur Täuferbewegung

Historische Hinweise?

  • Die Zeitangabe in den Sagen "vor einigen hundert Jahren"[5] verweist auf das späte Mittelalter bzw. die frühe Neuzeit.
  • Das geographische Umfeld, in dem die Sagen um den Brocknerjack und seine Ehefrau stattfinden, sind Teile in den österreichischen Bundesländern Kärnten und Tirol, die im Spätmittelalter die meiste Zeit unter der Herrschaft der Grafen von Görz standen. Bei der Stadt Lienz, für das "üble" Paar der zuständige Gerichtsort, befand sich das Schloss Bruck, das einer ihrer wichtigsten Herrschaftssitze war.

Primärliteratur

Texte in Buchausgaben

  • Anonym: Der Brocknerjack und sein Weib die schöne Binderin. Eine Sage vom Ursprünge der Gieß am Klausenkofel. In: Der Brocknerjack und sein Weib die schöne Binderin. Eine Sage vom Ursprünge der Gieß am Klausenkofel. In: Carinthia I / 65, 1875, S. 233-236; online unter http://www.zobodat.at/pdf/Car-I_65_0233-0236.pdf (Carinthia I) abrufbar, eingesehen am 24. Juni 2017
  • Leander Petzoldt (Hrsg.): Sagen aus Österreich. Wiesbaden: MarixVerlag 2007, ISBN 978-3-86539-118-6, S. 50ff.
  • J. Rappold: Sagen aus Kärnten. Graz, 1887, S. 116f. und S. 122[A 3]
  • Christa Tuczay: Die Darstellung der Hexe in der österreichischen Sage. In: Marion George - Andrea Rudolph (Hrsg.): Hexen. Historische Faktizität und und fiktive Bildlichkeit. Dettelbach: J. H. Röll 2004, ISBN 3-8[[]]9754225-2, S. 112f. (Hier ist nur ein längerer Ausschnitt aus der Sage abgedruckt.)

Texte online

Einzelnachweise

  1. Zusammenfassung im Wesentlichen nach der Textausgabe von Leander Petzoldt (Hrsg.): Sagen aus Österreich, S. 50. Die Auswirkungen dieses Fluches werden nur in der Textausgabe in Carinthia I / 65, 1875, S. 233-236 erzählt.
  2. vgl. Leander Petzoldt (Hrsg.): Sagen aus Österreich, S. 50
  3. vgl. Leander Petzoldt (Hrsg.): Sagen aus Österreich, S. 50
  4. vgl. Leander Petzoldt (Hrsg.): Sagen aus Österreich, S. 50
  5. vgl. Leander Petzoldt (Hrsg.): Sagen aus Österreich, S. 50

Anmerkungen

  1. Der Begriff Weib findet sich in den Primärtextfassungen und wurde deshalb in diesem Artikel ebenfalls verwendet.
  2. Es handelt sich dabei um Leute aus dem Mölltal in Kärnten die auf dem Weg nach Lienz sind, um sich dort die Hinrichtung des Brocknerjack anszusehen.
  3. Quelle für die Texte unter http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/kaernten/.