Siegmund (Österreich-Tirol)
(Erz-)Herzog Siegmund von Österreich, Graf von Tirol, auch Sigismund, Sigmund oder Siegmund der Münzreiche, (* 26. Oktober 1427, in Innsbruck; † 4. März 1496, in Innsbruck) herrschte im 15. Jahrhundert als "Tiroler Landesfürst" über Teile der heutigen Republik Österreich.
Herkunft und Familie
Erzherzog Siegmund von Österreich stammte aus der "älteren" Tiroler Linie, einer Nebenlinie des Leopoldinischen Familienzweigs der Herzöge und Erzherzöge von Österreich (Habsburger)[A 1]. Er war das einzige Kind des "Tiroler Landesfürsten" Herzog Friedrich IV. von Österreich († 1439) aus dessen (zweiter) Ehe mit Herzogin Anna von Braunschweig-Göttingen († 1432), welches die Kindheit überlebte.
Siegmund war 1430-1445 mit Prinzessin Radegunde († 1445), einer der beiden älteren Töchter des französischen Königs Charles VII. verlobt.[A 2] und insgesamt zweimal verheiratet,
∞ in erster Ehe seit 1449 mit Eleonore von Schottland (Eleanor Tudor) († 1480), einer Tochter von König Jakob I. von Schottland,
∞ in zweiter Ehe seit 1484 mit Katharina von Sachsen (* 1468; † 1524), einer Tochter des Herzogs Albrecht von Sachsen ("Albrecht des Beherzten" und Enkelin von des böhmischen Königs Georgs. Nach seinem Tod heiratete sie um 1496/97 Herzog Erich (I.) von Braunschweig(-Calenberg-Göttingen) (den Älteren).
Aus beiden Ehen hatte er keine Kinder. Von seinen unehelichen Kindern soll er ca. 40 anerkannt haben.
Herrschaften - Überblick
Siegmund der Münzreiche herrschte 1446-1490 über die Grafschaft Tirol[A 3], 1458-1461 und 1463-1490 mit Unterbrechungen über die meisten Teile der Vorderen Lande ("Oberösterreich").
Relevante Geschehnisse für die österreichischen Bundesländer
- 1439-1446 unter der Vormundschaft von seinem Cousin, dem späteren Friedrich III.
- 1451 Kauf der Hälfte der Grafschaft Bregenz[A 4] von Gräfin Elisabeth von Hachberg, der Erbtochter des Grafen Wilhelm (VII.) von Montfort-Bregenz († 1422).
- 1453 Eroberung des Kleinen Walsertals mit Tannberg und Mittelberg
- 1458-1464 Konflikt mit dem Heiligen Stuhl beziehungsweise Nikolaus Cusanus, dem Bischof von Brixen, um die Herrschaft über das Inntal, das Eisacktal und w:Pustertal, 1440 Verhängung des Kirchenbanns
- 1474 Kauf der Grafschaft Sonnenberg von Graf Eberhard I. von Waldburg-Sonnenberg
- 1477 offizielle Erhebung zum Erzherzog von Österreich durch Kaiser Friedrich III.
- 1484 Verlegung der landesfürstlichen Münzprägestätte Tirols von Meran nach Hall, damals Zentrum des Tiroler Salzhandels und westliche Kopfstation der Inn-Schiff-Fahrt
- 1486 Erstmalige Prägung des Guldiners, dem Vorbild für die gesamte europäische Talerprägung vom 16. bis 18. Jahrhundert wurde.
- 1490 Abdankung zugunsten seines Neffen, des späteren Kaisers Maximilian I.
Erinnerungsstätten in Österreich
- Siegmund wurde nach seinem Tod in der Herzogsgruft im Österreichischen Grab im Stift Stams beigesetzt.
Literatur
- Wilhelm Baum: Sigmund der Münzreiche. Zur Geschichte Tirols und der habsburgischen Länder im Spätmittelalter. Athesia, Bozen 1987. ISBN 88-7014-449-6
- Günther Hödl: Habsburg und Österreich 1273-1493. Gestalten und Gestalt des österreichischen Spätmittelalters. Verlag Böhlau, Wien / Köln / Graz, 1988, ISBN 3-205-05056-8
- Karl-Friedrich Krieger: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 2., aktualisierte Auflage 1994, ISBN3-17-018228-5
Literatur zu Teilaspekten
- Eva Bruckner: Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter. phil. Dissertation, Wien, 2009digital
Lexikonartikel
- Franz Krones: Sigmund, Erzherzog von Oesterreich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Duncker & Humblot, Leipzig 1892, Band 34, S. 286–294 digital (inhaltlich von der neueren Forschung überholt, historiographisch interessant)
- Peter Schmid: Sigmund "der Münzreiche". In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, Band 24, S. 362f. [https://www.deutsche-biographie.de/gnd118614215.html#ndbcontent digital) (gute, informative Zusammenfassung)
- Constantin von Wurzbach: Habsburg. Sigismund von Tirol. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien, 1861, 7. Theil, Nr. 282, S. 146–148 digital (inhaltlich von der neueren Forschung überholt, historiographisch interessant)
Einzelnachweise
Anmerkungen
- ↑ Als Folge der 1379 im Vertrag von Neuberg an der Mürz vereinbarten Länderteilung hatte sich das Haus Österreich (Habsburg) in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in zwei (gleichberechtigte) Familienzweige aufgeteilt, die "Albrechtinische" und die "Leopoldinische" Linie. Die Letztere spaltete sich eine Generation später in zwei weitere Linien auf, die nach ihrem wichtigsten Herrschaftsgebieten als "Steirische" und "Tiroler" Linie bezeichnet werden.
- ↑ Obwohl die Ehe letztlich durch den Tod Radegundes nicht mehr geschlossen wurde, wurde sie später in vielen historiographischen "Habsburger-Stammbäumen" meistens zusammen mit seinen beiden Ehefrauen dargestellt.
- ↑ Das Gebiet der Grafschaft Tirol umfasste damals neben dem heutigen Bundesland Tirol (ausgenommen den Städten Rattenberg, Kitzbühel und Kufstein sowie Osttirol) auch Südtirol
- ↑ Die andere Hälfte kaufte sein Urgroßneffe Herzog Ferdinand I. von Österreich 1523.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Siegmund (Österreich-Tirol) behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |