Franz von Haag (Söldnerführer)

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Franz von Haag, auch Franz Haag oder Franz von Hag[1] (* um / vor 1420, vermutlich im damaligen Königreich Böhmen; † 1466, Baden, damals Herzogtum Österreich) war ein Söldnerführer, der im 15. Jahrhundert das Herzogtum Österreich unter der Enns (Teile des heutigen Bundeslandes Niederösterreich) heimsuchte. Er soll zu den "Böhmischen Brüdern" (bzw. "Ungarischen Brüdern"), einer Räuberbande, gehört haben und galt späteren Generationen als einer der Schlimmsten unter den "Gesetzlosen", die im Spätmittelalter das Herzogtum unsicher machten.[2]

Herkunft

Die Herkunft des Franz von Haag ist unbekannt. Angeblich soll er ein "Böhme" gewesen sein.[2] Es gibt Hinweise dafür, dass er zu einer hussitischen Gruppe gehört haben könnte. (Die Räuberbande des Sluha wird zumindest in der Sage als die "Böhmischen Brüder" bezeichnet, was auch der Name einer religiösen "hussitischen Bewegung" war. Zudem findet sich auf mehreren Internetseiten zur Burgruine Rauheneck die nicht belegte Angabe, sie wäre 1461 von Hussiten erobert worden[3], was mit Blick darauf, dass die Hussitenkriege seit ca. 1436 beendet waren, nicht sehr glaubwürdig ist. Zwar soll Franz von Haag die Burg Rauheneck erst 1463 eingenommen haben, doch ist ein früherer Zeitpunkt nicht gänzlich auszuschließen.[4]

Leben

Franz von Haag hatte sich mit der Räuberbande von Sluha, den "Böhmischen Brüdern", zusammengeschlossen, die den Ort Baden und dessen Umgebung heimsuchten. Ihr Schlupfwinkel soll zunächst eine felsigen Bergschlucht zwischen dem Kalvarienberg und dem Mitterberg gewesen sein.[5] Gemeinsam mit dem Räuberhauptmann Sluha und dessen Leuten brachte er 1463, angeblich mit einer List, die Veste Rauheneck in seine Gewalt.[2] Ende Mai 1463 gelang es ihnen, angeblich wieder mit einer List, die Burg Weikersdorf einzunehmen, wobei sie fast die gesamte Besatzung töteten. Nur der Schlossherr Siegmund Hager wurde zusammen mit seiner Frau und vier Waffenknechten am Leben gelassen und daraufhin in das Verlies auf der Burg Rauheneck gesteckt, aus dem er erst ein halbes Jahr später von Erzherzog Albrecht VI. von Österreich und dessen Leuten befreit wurde.[6]

1466 wurden die Burgen von Georg von Pottendorf im Auftrag von Kaiser Friedrich III. zurückerobert und Franz von Haag mit Sluha und dessen Leuten gefangen genommen. Sie wurden zum Tode verurteilt und auf dem Hühnerberg[A 1] bei Baden hingerichtet.[7]

Franz von Haag in Legende und Sage

Die Vernichtung der "Böhmischen Brüder"

Diese Sage erzählt im Wesentlichen von den Unternehmungen von Franz von Haag und Sluha zwischen 1463 und 1466, wobei sagenhafte Elemente vorkommen. So soll Sluhas Räuberbande aus 400 Böhmen bestanden haben und Franz von Haag soll sich vor seiner Hinrichtung ausbedungen haben, dass er auf sechs Schimmeln zur Hinrichtungsstätte gebracht werde. In der Sage wird die Einnahme einer Burg Baden erwähnt, die mit dem späteren Schloss Weikersdorf ident sein dürfte. Ehe es Haag und Sluha gelang, die Veste Rauheneck zu übernehmen, sollen sie ihren Schlupfwinkel in der Putschanerluke, die als felsige Bergschlucht zwischen dem Kalvarien- und Mitterberg beschrieben wird, gehabt haben. Der Name Putschanerluke soll von dem "böhmischen" Wort für Räuberhöhle abgeleitet sein. Die Richtstätte, der Hühnerberg, soll 1480, als der Ort Baden eine eigene Gerichtsbarkeit erhielt, zum ständigen Hinrichtungsplatz ernannt worden sein, wodurch Baden sein drittes sogenanntes Wahrzeichen erhielt, nämlich, den höchsten Galgen zu besitzen, der erst 1788 niedergerissen wurde. Außerdem soll Baden deshalb das Vorrecht gehabt haben, seine Delinquenten mit sechs Schimmeln zum Galgen ausführen zu lassen.[5]

Zeitgenössische Quellen

  • Der Dichter Michel Behaim berichtet über die Besetzung von Schloss Weikersdorf durch Franz von Haag in einer seiner Reimchroniken.[2]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. zum Beispiel in Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463). Ein Fürst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 38). Böhlau, Köln u. a. 2015, ISBN 978-3-412-50139-6, S. 591 (digital)
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 82
  3. so zum Beispiel auf Wehrbauten, eingesehen am 27. August 2017
  4. vgl. Ruinendreieck Rauheneck-Rauhenstein-Scharfeneck, eingesehen am 27. August 2017
  5. 5,0 5,1 vgl. [Vernichtung der Böhmischen Brüder, eingesehen am 27. August 2017
  6. vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 82f.
  7. vgl. Johannes Sachslehner: Sagenhafter Wienerwald, 2007, S. 83

Anmerkungen

  1. Der Hühnerberg wird auch der Richtberg genannt. Hier befindet sich heute die Theresienwarte