Lucius Hanni

Aus ÖsterreichWiki
Version vom 24. November 2020, 15:01 Uhr von Karl Gruber (Diskussion | Beiträge) (→‎Einleitung)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Lucius Hanni (auch: Luzius Hanni, * 31. März 1875 in Göfis in Vorarlberg); † 16. März 1931 in Waltendorf bei Graz) war ein österreichischer Bibliothekar, Autor und Mathematiker. Er wuchs in Göfis auf, lebte und arbeitete später in Wien und Graz.[1]

Leben und Ausbildung

Lucius Hanni wurde als Sohn von Franz Xaver Hanni (1836–1906), Landwirt, und Maria Kreszentia Hanni, (geborene Schöch, 1838–1911) geboren, die erst 1874 geheiratet hatten. Aus der Ehe entstammt noch ein Mädchen, Katharina (* 1879, verheiratete Lampert).

Er und seine Schwester galten als aufgeweckt und wissbegierig, er selbst jedoch war lebenslang kränklich. Er erlangte am Gymnasium in Brixen die Hochschulreife.[2]

Hanni verstarb an einem Herzschlag in seiner Wohnung in Waltendorf bei Graz und wurde auf seinen Wunsch in Göfis beigesetzt.[2]

Universität und Beruf

Hanni studierte 1893 auf Wunsch seiner Mutter Theologie, wechselte dann aber 1894 bis 99 in die Fächer Mathematik und Physik an der Universität in Innsbruck. Er finanzierte sein Studium unter anderem als Hauslehrer beim Innsbrucker Bezirkshauptmann Ludwig von Sarnthein[2]

Er erlangt 1900 durch die Promotion den Titel eines Doktor der Philosophie (Dr. phil.).[3] Er arbeitet von 1899 bis 1900 als Assistent an der Technischen Hochschule in Wien und dann als Assistent für Mathematik und an der Bibliothek der Technischen Hochschule.[4] 1906 habilitierte er sich für Mathematik an der Universität Wien. Ab 1906 war er Privatdozent[5] an der Universität in Wien tätig.[2][6][7][8] Im Wintersemester 1908/1909 hörte u.a. Erwin Schrödinger bei ihm über die Theorie der ganzen tranzendenten Funktionen.[9] 1911 wurde er vom Bibliothekar zweiter Klasse zum Bibliothekar erster Klasse befördert.[10] Seit 1922 war er an der Universitätsbiliothek in Graz als Oberbibliothekar und Regierungsrat und 1923 auch außerordentlicher Professor für Mathematik an der Universität in Graz bis an sein Lebensende.[2][7][8]

Publikationen

  • Über Borel's Verallgemeinerung des Grenzbegriffes, in: Monatshefte für Mathematik und Physik, Band 12, S. 265–289, 1901.
  • Zurückführung der allgemeinen Mittelbildung Borel's auf Mittag-Leffler'sn-fach unendliche Reihen, in Monatshefte für Mathematik und Physik, Band 14, S. 105–124, 1903.
  • Beziehungen zwischen der Darstellung eines eindeutigen Zweiges einer monogenen Funktion durch Mittag Leffler, Borels Mittelwertsmethode und der Transformation Lindelöfs, in: Acta mathematica, Stockholm, 29, 1904;
  • Kinemat. Interpretation der Maxwellschen Gleichungen mit Rücksicht auf das Reziprozitätsprinzip der Geometrie, in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl., Bd. 116, 1907, 117, 1908, 120, 1911.
  • Zusammenhang zwischen den Cauchy-Riemannschen und Maxwellschen Differentialgleichungen in: Tohoku Mathematical Journal 5, 1914.
  • Einführung der Maxwellschen Gleichungen in der Wellenlehre in: Tohoku Mathematical Journal 20, 1922.
  • Grundlagen einer allgemeinen Theorie der zeitlich veränderlichen Vektorfelder und ihrer Relativitätstheorie, in: Tohoku Mathematical Journal 22, 1923.
  • Energie-Impulssatz und der Energie-Impulstensor, in: Tohoku Mathematical Journal 25, 1925.
  • Transversale Bewegungen in homogenen isotropen Medien, , in: Tohoku Mathematical Journal 26, 1925.
  • Verwendung des Energie-Impulstensors bei der Darstellung eines beliebig symmetr. Tensors, in: Tohoku Mathematical Journal 27, 1926.

und andere mehr.

Literatur

  • Georg Kantz: Lucius Hanni, Mathematiker in Neue deutsche Biographie, Herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 7: Grassauer – Hartmann, Berlin 1966, Duncker & Humblot, S. 622.
  • Lucius Hanni. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 180.

Mitgliedschaft

Hanni war Mitglied im Verein der Vorarlberger in Wien.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Persönlichkeiten, Webseite der Gemeinde Göfis.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Meinrad Pichler, Vom Amanuensis zum Professor in Vorarlberger Nachrichten vom 24./25. Oktober 2020, S. D4.
  3. Dissertation: Über Borel's Verallgemeinerung des Grenzbegriffes.
  4. Ernennung vom Praktikanten zum Amanuensis 1903, Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst IX. Jahrgang, 17. Jänner 1903, Heft 3, Titelseite.
  5. Bestätigung der Zulassung als Privatdozent durch den Minister für Kultus und Unterricht 1906, siehe Grazer Tagblatt vom 18. Mai 1906, S. 2.
  6. Siehe auch: Hof- und Staats-Handbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie: für das Jahr 1918, S. 550.
  7. 7,0 7,1 Hanni, Lucius (1875-1931), Mathematiker, Webseite: Österreichisches Biographisches Lexikon.
  8. 8,0 8,1 Hanni, Lucius, Webseite: deutsche-biographie.de.
  9. Vorlesungsmitschrift von Erwin Schrödinger, Webseite: europeana.eu. Download der Vorlesungsmitschrift, Webseite der Universität Wien.
  10. Zeitschrift des österreichischen Vereines für Bibliothekswesen, II. Jahrgang, (Ganzer Reihe XV.) 1911 S. 236. Gleichzeitig wurde Robert Musil, der mit Lucius Hanni kurz zusammenarbeitete, vom Praktikanten zum Bibliothekar zweiter Klasse ernannt (Salzburger Volksblatt, 21. Dezember 1911, S. 8).