Konrad III. von Wallsee

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Die spätere Probstei Piber, einst Zentrum der Pfarre Piber, von Georg Matthäus Vischer (1628–1696) aus dem Jahr 1681. Sie wurde um 1414 erbaut, als die Pfarre Piber zur Propstei erhoben worden war. Heute befindet sich an dieser Stelle das Schloss Piber.

Konrad (III.) von Wallsee oder Walsee (* im 13. Jahrhundert; † im 14. Jahrhundert, um 1311)[A 1] war Pfarrer von Piber (heute Teil der Gemeinde Köflach). Seine unrühmliche Amtszeit diente dem Apostolischen Stuhl mehr als ein Jahrhundert als Begründung, um das alleinige Recht für die Neubesetzungen der Pfarre Piber zu beanspruchen.

Herkunft und Familie

Die Familie von Wallsee (Walsee) war eine Ministerialenfamilie[A 2] und stammte aus der Reichslandschaft Schwaben. Eberhard (I.) von Wallsee († 1288) kam als Gefolgsmann von König Rudolf I. ins Herzogtum Österreich, wo ihm der Aufstieg in den höheren Landesadel gelang. Konrad (III.) von Wallsee, der eine Klerikerlaufbahn einschlug, war einer seiner jüngeren Söhne aus der Ehe mit Adelheid.

Leben

Konrad (III.) von Wallsee war im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts Pfarrer von Piber, wobei der Eindruck entsteht, dass die Pfarre für ihm nur eine Versorgung bedeutet haben dürfte. Der genaue Zeitpunkt seiner Einsetzung und deren konkreten Hintergründe sind unbekannt, diese erfolgte nach 1300 und vor dem April 1311. Auch zu Konrads tatsächlichen Wirken als Pfarrer gibt es keine Belege. Urkundlichen Belege, die zumindest seine Einsetzung als Pfarrer von Piber bestätigen, existieren erst seit dem April 1311. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits nicht mehr Pfarrer von Piber. Nach späteren päpstlichen Provisionsbullen ließ Konrad sich innerhalb der gesetzten Jahresfrist weder zum Priester weihen, noch befolgte er jene Bestimmungen, mit denen die Pfründenkumulation eingeschränkt worden war. Nach der Urkunde, mit welcher Abt Heinrich von St. Lambrecht Mitte April 1311 in Avignon Friedrich von Glojach, einen Kleriker des Erzbistums Salzburg, als Konrads Nachfolger präsentierte, war die Pfarre zu dieser Zeit wegen eines Mordes vakant. Nach der sprachlichen Formulierung konnte in der historischen Forschung bisher nicht eindeutig entschieden werden, ob Konrad das Mordopfer war oder der für den Mord Verantwortliche.[1] Für die weiteren Besetzungen der Pfarre Piber hatte Konrads Zeit als Pfarrer insofern Folgen, als der Apostolische Stuhl sie in den Jahrzehnten danach mehrmals als Vorwand nutzte, um diese nach eigenen Gutdünken zu entscheiden, wobei die bestehende Rechte des Stiftes St. Lambrecht und des Bistums Gurks weitgehend ignoriert wurden.[2]

Konrad von Wallsee in zeitgenössischen Quellen

Eine negative Darstellung von Konrad findet sich auch in einer zeitgenössischen Chronik. In der steirischen Reimchronik, die Konrads Zeitgenossen Ottokar aus der Gaal zugeschrieben wird, findet sich eine Auflistung der Sohn von Eberhard (I.) von Wallsee. Sie endet mit Konrad, der hier als Pfarrer von Piber bezeichnet wird und als solcher das "Landvolk" ausgebeutet haben soll. Sie bestätigt [2]

Literatur

  • Annelies Redik: Zwischen St. Lambrecht und Avignon. Zur Besetzung der Pfarre Piber im 13. und 14. Jahrhundert. In: Meinhard Brunner - Gerhard Pferschy - Gernot Peter Obersteiner (Hrsg.): Rutengänge. Studien zur geschichtlichen Landeskunde. Festgabe für Walter Brunner zum 70. Geburtstag (= Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark. Bd. 54) (= "Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark. Sonderband 26). Eigenverlag, Graz, 2010. ISBN 978-3-901251-34-4). S. 71-85

Einzelnachweise

  1. vgl. Annelies Redik: Zwischen St. Lambrecht und Avignon, 2010, S. 72
  2. 2,0 2,1 vgl. Annelies Redik: Zwischen St. Lambrecht und Avignon, 2010, S. 73

Anmerkungen

  1. Angaben nach Hinweisen von Annelies Redik. Vgl. Annelies Redik: Zwischen St. Lambrecht und Avignon, 2010, S. 73f.
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.