Maria Elisabetha Hügelin

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Marienstatue aus Kaiserstein, von Elias Hügel, Modell Ehefrau Maria Elisabetha, 1718

Maria Elisabetha Hügelin (geborene Ferrethin; * 1662 in Kaisersteinbruch, Westungarn, heute Burgenland; † 5. September 1728 ebenda) war italienisch-deutsche Steinmetzmeisterin und Richterin, war Witwe von Steinmetzmeister Martin Trumler und nach dessen Tod Ehefrau des Hofsteinmetzmeisters Elias Hügel.

Biografie

Kindheit

Hofburg, Leopoldinischer Trakt, kaiserlicher Auftrag des Vaters
Abt Clemens Schäffer

Maria Elisabetha Ferrethin war Tochter von des Steinmetzmeisters Ambrosius Ferrethi und seiner zweiten Frau Maria N. Seine erste Ehefrau Agatha war eine geborene Bregno, aus der Steinmetzfamilie Bregno – Onkel Antonius ein kaiserlicher Hofsteinmetz, Vater Hieronymus ein Meister der Wiener Bauhütte. Auch der 1653 verstorbene Pietro Maino Maderno, nobilitierter Hofbildhauer und Kaisersteinbrucher Richter gehörte zur Familie. Durch diese Verbindungen zum kaiserlichen Hofbauamt erhielt ihr Vater Ambrosius Ferrethi als junger Meister Steinmetzaufträge beim „Neuen Trakt“, dem Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg. Der Vater wurde 1680 von der Herrschaft Königshof und den Bewohnern zum Richter Richters im kaiserlichen Steinbruch gewählt.

Erste Ehe

Martin Trumler aus ihrer italienischen Heimat wurde 1665 Lehrling beim Vater Ferrethins. 1670 erfolgte seine Freisprechung zum Gesellen. Spätestens nach dem Großen Türkenkrieg von 1683 suchte Richter Ferrethi für seine Töchter geeignete Ehemänner, hervorragende Steinmetzen, mit denen er gemeinsam große Aufträge erfüllen konnte. 1684 wurde Maria Elisabetha dem Martin Trumler verheiratet, 1686 Schwester Anastasia dem Giovanni Battista Passerini. Der Ferrethi-Clan arbeitete für den Palatin Paul I. Esterházy, danach viele Jahre für den Fürsten Liechtenstein in seinen Wiener Palästen, auch im Hauptsitz Schloss Eisgrub.

Tod des Vaters

Der Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi, Richter im Steinbruch, starb am 22. Februar 1696. Im August 1694 hatte er den Knaben Elias Hügel aus dem Frankenland als Lehrling aufgenommen. Er hatte die Kaisersteinbrucher Bruderschaft umsichtig geleitet. Die naheliegenden Nachfolg war einer seiner Schwiegersöhne.

In diesen Jahren hatten bedeutende Änderungen stattgefunden, der Nachwuchs an italienischen Steinmetzen hatte stark abgenommen. Deutsche und Österreicher kamen als Lehrlinge und Gesellen. Das Richteramt übergab man als Kompromiss dem Eggenburger Steinmetz Reichardt Fux, nach etwa 150 Jahren italienisch-schweizerischer Gemeindeverwaltung erstaunlich.

Witwen-Vertrag von 1682

Es war der Witwe anheimgestellt, das Gewerbe weiterzuführen, oder es aufzugeben. Mit dem Tag, an dem sie einen berufsfremden Mann heiratete, verlor sie das Recht zur Gewerbeausübung. Nach Jahr und Tag musste die Witwe im Falle, dass eine Verehelichung mit einem Steinmetzmeister, oder wenigstens mit einem tauglichen Gesellen ausblieb, die Ausübung des Gewerbes einstellen.

Heirat von Catharina Ferrethin

Die dritte Frau ihres Vaters, sozusagen ihre Stiefmutter, hätte als Witwe leben und durch den Verkauf des Handwerks reich werden können, es gab keine Kinder zu versorgen. Mit ihren 56 Jahren wurde der 25-jährige Eggenburger Geselle aus bester Steinmetzfamilie, Johann Georg Haresleben, am 18. November 1696 ihr Ehemann.

Martin Trumler, ihr Ehemann, Epitaph, Kartusche mit Freimaurer-Symbol, 1705

Nachkommen

Am 20. März 1705 starb Martin Trumler mit 54 Jahren. Maria Elisabetha war 43 Jahre alt, der älteste Sohn Franz 18, Maria Regina 15, Ambrosius 13, Thomas 3 und Maximilian wurde am 6. Oktober 1705 geboren. Maria Elisabetha, jetzt die Steinmetzmeisterin, hatte sich nach der Zunftordnung wieder zu verheiraten. Einige Jahre später hätte sie das Handwerk ihrem Sohn übergeben können, aber er war noch Lehrling.

Zweite Heirat

Sie wählte den Gesellen Elias Hügel, der aus Gemünden am Main im Frankenland zugewandert war. Am 14. November 1706 heirateten beide. Der junge deutsche Handwerksgeselle heiratete in eine italienische Familie, aber Elias war darauf vorbereitet, denn seine Bezugspersonen waren Ferrethi, Trumler und Passerini. Sein erster uns bekannter Auftrag war 1713/1714 eine großangelegte Dreifaltigkeitssäule in Neusiedl am See. Sein weiterer beruflicher Weg war eng mit Haresleben verbunden.

Heirat des Meisters Haresleben

Die alte Hareslebin starb im August 1707, Meister Haresleben arbeitete für den Hof und den Adel in Wien. Der Witwer, 37 Jahre alt und auf dem besten Weg, der Erste im Kaisersteinbruch zu werden, erwählte Maria Regina, ihre 19-jährige Tochter, zu seiner neuen Ehefrau. Am 1. Mai 1708 heirateten sie in der Kaisersteinbrucher Kirche.

Karlskirche, Auftrag ihres Ehemannes

Mit 45 Jahren starb Haresleben am 24. Juli 1716. Elias Hügel war mit 35 Jahren ein junger Steinmetzmeister und hatte diese Organisationsaufgaben zu übernehmen. Damit begann die Karriere eines Kaisersteinbrucher Handwerker-Künstlers.

Richterin Maria Elisabetha

Seine Frau Maria Elisabetha wusste aus ihrer Kindheit von der Haushaltsführung eines kaiserlichen Hofsteinmetzmeisters und Richters, war längst eine vollwertige Meisterin und unterstützte den aufstrebenden Meister und werdenden Künstler. Eine seiner Bildhauerarbeiten ist die Marienstatue (obiges Bild), nach Maria Elisabetha modelliert. Als Nachfolger von Johann Paul Schilck übte er ab 1722 das Richteramt aus.

Taufpaten

Maria Elisabetha Hügelin war im Steinbruch eine oft erbetene Taufpatin.[1]

Tod

Am 5. September 1728 starb Maria Elisabetha Hügelin, ihr Epitaph ist in der Seitenkapelle der Kaisersteinbrucher Kirche neben dem des Meisters befestigt. In der Inschrift steht:

… LIG DA BEGRABEN TUGENDSAM, FRAU MARIA ELISABETHA HÜGELIN WAR MEIN NAM, GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN ALHIER …

Archivalien

  • Stift Heiligenkreuzer Archiv, Rubrik 51: Kirchenbücher, Register, Steinmetz.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hier ein auswärtiges Beispiel im Taufbuch der Pfarre Purbach:
    Am 19. August 1722 ist Elias, des Michael Reichardt und Ursula, seiner Ehewirtin Söhnlein getauft worden. Gefattersleith Elias Hügel, Steinmetz aus dem Steinbruch und Maria Elisabeth, seine Haufrau.
    Dazu Hans Kietaibl: Michael Reichardt war ein Halblehensbauer. Wieso er den Steinmetzmeister Hügel gekannt hat? Vielleicht hat er Wein bei ihm gekauft.